1. Welche Faktoren beeinflussen die Berufs- und Bildungswahl?
1.1 Das Bildungssystem ist hochgradig selektiv
Österreichs ständisches, hoch selektives Bildungssystem zwingt SchülerInnen zu einer im internationalen Vergleich sehr frühen Berufs- und Bildungswegentscheidung. Im Alter von 14 bzw. 15 Jahren müssen Entscheidungen getroffen werden, die sich sehr wesentlich auf den zukünftigen Lebensweg der Jugendlichen auswirken. Dazu kommt, dass die SchülerInnen sich gerade in einem einschneidenden psychischen und körperlichen Entwicklungsprozess befinden, in dem sich Interessen und Neigungen schnell verändern können.
1.2 Bildung wird vererbt
Ein weiterer bestimmender Faktor ist der Zusammenhang zwischen Schultyp, sozialem Hintergrund und Bildungswegentscheidungen. In einer Studie des Österreichischen Instituts für Berufsbildungsforschung (ÖIBF 2004) über Motive und Hintergründe von Bildungswegentscheidungen konnte man klar sehen, dass in der HS/KMS (Hauptschule/ kooperative Mittelschule) die Eltern viel geringere Bildungsaspirationen haben als Eltern in der AHS (allgemeinbildende höhere Schule). Der Bildungsstatus in Österreich hängt sehr stark mit dem Sozialstatus der Eltern zusammen. Bemerkenswert ist der Faktor, dass die Berufsbildenden Schulen in ihrer sozialen Zusammensetzung fast ident sind mit der HS/KMS, die AHS Oberstufe auf der anderen Seite eine große Übereinstimmung mit der AHS Unterstufe (vgl. ÖIBF 2004) haben.
1.3 Traditionelle Rollenbilder
Noch immer überwiegen bei der Berufswahl traditionelle Rollenbilder. Diese führen zu einer Konzentration der Mädchen auf wenige Lehrberufe und einem hohen Mädchenanteil bei kaufmännischen und humanberuflichen Schulen. Nach Abschluss der Ausbildung sind oft Benachteiligungen am Arbeitsmarkt zu beobachten.
1.4 Eltern
Im Alter von 14 bzw. 15 haben vor allem die Eltern großen Einfluss auf die Entscheidungen bezüglich des weiteren Bildungswegs. Oft verfügen sie aber nicht über ausreichende Informationen über die Entwicklungen des Arbeitsmarkts und der Berufswelt. Eigene, unerfüllte Wünsche spielen sicher zusätzlich eine gewisse Rolle.
1.5 Arbeitsmarkt
Trotz der derzeit guten Konjunktur ist der Arbeitsmarkt für Jugendliche weiterhin angespannt. Die Berufswahlentscheidungen werden maßgeblich vom regionalen Arbeitsmarkt beeinflusst. Gibt es regional in einem Bereich ein bestimmtes Angebot an Lehrstellen, so treten die tatsächlichen Interessen und Neigungen in den Hintergrund. Berücksichtigen muss man auch die Tatsache, dass eine Lehrstelle eine finanzielle Entlastung für manche Familien darstellt.
1.6 Peer Group
Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss und die Informationsquelle der Peer Group. Häufig sind die Einschätzungen des Arbeitsmarkts und der Berufswelt der Gleichaltrigen von Modeströmungen und zeitgeistigen Rollenbildern geprägt.
2. Stellenwert der Berufsorientierung für die AK
Die Erwerbsarbeit nimmt noch immer einen zentralen Stellenwert in unserer Gesellschaft ein. Die meisten Menschen verbringen einen großen Teil ihrer Lebenszeit mit Erwerbsarbeit. Sie ist nicht nur Existenzgrundlage, sondern auch identitätsstiftend und bestimmend für das Sozialprestige. Mit der Berufswahl wird eine entscheidende Weichenstellung für die wirtschaftliche Existenz, das soziale Milieu und die Lebensform vorgenommen. Sie entscheidet über die künftige Lebensqualität. Daher haben sich die Arbeitnehmerinteressensvertretungen für eine verpflichtende und flächendeckende Berufs- und Bildungswegorientierung eingesetzt.
Berufsorientierung (BO) soll Jugendlichen jene Hilfestellungen anbieten, die sie für ihre Lebensplanung und -gestaltung benötigen. Im Hinblick auf das Ziel der Verbesserung von Chancengleichheit ist sie auch eine wichtige soziale und interessenspolitische Aufgabe.
2.1 Voraussetzungen für eine sinnvolle Berufs- oder Bildungswahlentscheidung
Mangelndes Bewusstsein über die eigenen Fähigkeiten und Neigungen, geringes Wissen um die Vielfalt der Berufe und des Berufsalltags verhindern eine rationale Berufsentscheidung. Die vorher genannten Einflussfaktoren bei der Berufs- und Bildungswahl wirken noch sehr stark. In vielen Fällen bleibt vor allem die Wahl der Lehrberufe bzw. der „Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen“ auf einige wenige Ausbildungen beschränkt. Nach der Lehrzeit/Schule ist ein Ausweichen in berufsfremde Hilfstätigkeiten oder Arbeitslosigkeit die Folge. Eine Berufsorientierung sollte diese Probleme bewusst machen. Darüber hinaus ist es Aufgabe der Politik, schon sehr früh (zwischen 9-13) spezielle Mädchen- und Frauenförderungsprogramme zu implementieren um den Weg in naturwissenschaftliche und technische Berufe zu ermöglichen.
Um die Berufsfindung bewusster und reflektierter vornehmen zu können und Fehlentscheidungen zu minimieren, benötigt man eine geeignete Grundlage:
Die Reflexion der eigenen Wünsche und Neigungen, das Erkennen der eigenen Fähigkeiten sowie ungefilterte Informationen über die Berufswelt und den Arbeitsmarkt. Erst das Wissen, welche Berufe mit welchen Tätigkeiten, Anforderungen, Ausbildungswegen, Arbeitsbedingungen, Einkommen und Beschäftigungschancen verbunden sind, ermöglicht eine sinnvolle Entscheidung.
2.2 Entwicklungen und Trends in der Arbeitswelt – Konsequenzen für den BO-Unterricht
Ausgehend von der Forderung, die Jugendlichen möglichst gut auf die Arbeitswelt vorzubereiten, stellt sich die Frage auf welche Berufswelt wir die Jugendlichen vorbereiten sollen. Die SchülerInnen sollen ein realitätsgerechtes Bild der derzeitigen Situation am Arbeitsmarkt erhalten. Folgende Trends sollten angesprochen werden:
2.2.1 Fachkräftemangel
Aufgrund der guten Konjunktur wird in einigen Branchen ein Fachkräftemangel registriert. Nun ist diese schon vor Jahren viel beschworene und gefürchtete Situation eingetreten, zugleich ist anzunehmen, dass sie aufgrund der Bevölkerungsentwicklung anhalten wird. Die Interessensvertretungen der ArbeitnehmerInnen haben schon vor Jahren auf diese Entwicklung hingewiesen und die Betriebe aufgefordert mehr Lehrstellen anzubieten. In Wirklichkeit ging die Zahl der Ausbildungsbetriebe (vor allem der kleinen) in den letzten zehn Jahren trotz Fördermaßnahmen (siehe Blum Bonus) zurück. Auch das Modell eines Ausbildungsfonds konnte sich, außer in einigen wenigen Branchen, nicht durchsetzen.
Wir sind daher in der paradoxen Situation, dass wir einen Fachkräftemangel haben, aber mehr Lehrstellensuchende als Lehrstellen sowie einen Mangel an Plätzen an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen.
Viele Betriebe klagen über die mangelnde Grundbildung der SchülerInnen. Für den BO-Unterricht bedeutet diese Situation eine verstärkte Hinwendung zu Realbegegnungen und Berufspraktischen Tagen. Die Jugendlichen sollen sich ein Bild darüber machen, welche Kompetenzen erwartet werden und welche Anforderungen die Berufe an sie stellen.
Teilweise mag die Kritik an der mangelnden Grundbildung der SchülerInnen berechtigt sein, im Gegensatz zu früher wollen Betriebe oft keine Erziehungs- bzw. Bildungsarbeit leisten, da diese natürlich einen finanziellen und personellen Aufwand verursacht.
2.2.2 Deregulierung und Flexibilisierung
Das traditionelle arbeits- und sozialrechtlich gut abgesicherte „Normalarbeitsverhältnis“ zeigt deutliche Auflösungstendenzen. Die neue Flexibilität bezüglich Arbeitsort und Arbeitszeit führt zu einer Aufweichung tradierter Arbeitsformen, vor allem zur Auslagerung von Arbeitsplätzen aus Betrieben und einer Deregulierung des Arbeits- und Sozialrechts. So genannte „atypische Beschäftigungen“ wie Teilzeitjobs, geringfügig Beschäftige, neue Selbständige, freie DienstnehmerInnen, Leiharbeit, nehmen zu.
Im Rahmen des BO-Unterrichts soll auf die geänderten Rahmendbedingungen am Arbeitsmarkt eingegangen werden. Basiswissen in arbeits- und sozialrechtlichen Fragen soll den Jugendlichen helfen, über ihre Rechte und Pflichten als ArbeitnehmerInnen (typisch oder atypisch) Bescheid zu wissen.
Natürlich können LehrerInnen keine ExpertInnen auf diesem Gebiet sein, aber Broschüren, Internetrecherchen und Referate von FachexpertInnen an Schulen können Abhilfe schaffen.
2.2.3 Arbeitsmarkt und Bildung
Der rasante technologische Wandel zieht eine ebenso schnelle Veränderung der Qualifikationsanforderungen an die Beschäftigten nach sich. Die Wirtschaft fordert flexible, sich ständig weiterbildende ArbeitnehmerInnen.
Die Schule kann nur den Grundstein für eine ständige Weiterbildung und ein Lebensbegleitendes Lernen legen. Eine zielgenaue Ausbildung auf den Arbeitmarkt ist kaum möglich. Die Ausweitung der Anforderungen an MitarbeiterInnen von rein fachlichen auf soziale Kompetenzen bedeutet, dass neben einer breiten Allgemeinbildung der Persönlichkeitsbildung ein größeres Gewicht zukommen wird.
Die Bildungsberatung und der Berufsorientierungsunterricht sind mit dem Problem konfrontiert, dass kaum vorhersagbar ist, welche Qualifikationen und Berufe in Zukunft benötigt werden.
Obwohl ein deutlicher Zusammenhang zwischen Bildungsabschlüssen und Arbeitslosigkeit besteht, muss festgehalten werden, dass eine höhere Qualifikation die Chancen auf einer individuellen Ebene verbessert, aber das Problem der Arbeitslosigkeit gesamtgesellschaftlich nicht lösen kann.
Vor 30 Jahren konnten männliche Schulabgänger ohne Lehrabschluss noch eine Stelle als angelernter Hilfsarbeiter finden. Heute besteht ein Überangebot an unqualifizierten Arbeitskräften. Es kommt zu einem Verdrängungswettbewerb: HandelsakademikerInnen übernehmen Jobs von LehrabsolventInnen, WirtschaftsakademikerInnen von HandelsakademikerInnen usw.
Daher ist es wichtig im Rahmen des BO-Unterrichts Themen wie Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit zu integrieren, damit Jugendliche, die auf Jobsuche sind, das Problem der Arbeitslosigkeit auch als systemimmanent erkennen und nicht als individuelles Versagen.
3. Gesetzliche Rahmenbedingungen des Berufsorientierungsunterrichts und Praxis an den Schulen - Service der Aktion für LehrerInnen „Arbeitswelt und Schule“
In der Schulorganisationsgesetz-Novelle 1998 wurde in der 7. und 8. Schulstufe die verbindliche Übung „Berufsorientierung“ im Ausmaß von 32 Stunden gesetzlich festgelegt (vgl. SchOG 1962 ). Im Rahmen der Schulautonomie können verschiedene Varianten umgesetzt werden.
Beispiele:
Variante 1: Stundenkürzungen, um einen eigenen Gegenstand „Berufsorientierung“ im vorgeschriebenen Stundenausmaß zu ermöglichen.
Variante 2: Fächerübergreifender Projektunterricht.
Variante 3: Block oder Modulvariante.
Variante 4: Integration in einzelne Unterrichtsfächer.
Die Vielzahl der Möglichkeiten führt zu einer Situation, in der es zu erheblichen Qualitätsunterschieden bei der Vermittlung der Inhalte kommt. Verschiedene Studien belegen diese Hypothese:
Laut ENGLEITNER und SCHWARZ (2002) wird BO an 98 % der AHS und 56 % der HS integrativ umgesetzt. Die Autoren kommen nach einer Fragebogenanalyse bei SchülerInnen zum Schluss, dass die integrative Variante 4 die am wenigsten effiziente ist.
Eine Salzburger Studie (KRIEGSEISEN 2004) kommt zum Ergebnis, dass SchülerInnen, denen BO integrativ vermittelt wurde, den Einwand vorbrachten, dass sie eigentlich keine Berufsorientierung erhalten hätten.
In einer Analyse im Auftrag des bm:bwk (ENGLEITNER/ SCHWARZ 2002) wird festgestellt, dass BO auch als Prozess zu verstehen ist, und daher in einem eigenen Gegenstand besser vermittelt werden kann.
Nur 38 % der österreichischen Schulen verfügen über speziell ausgebildete LehrerInnen im Bereich BO (vgl. ENGLEITNER/ SCHWARZ 2002), obwohl 70 % der Eltern sich mehr an Berufsorientierung wünschen (vgl. KRIEGSEISEN 2004).
Ergänzt wird dieses Bild durch die Reserviertheit der AHS- LehrerInnen gegenüber Berufsorientierung (vgl. PÖLSLER / PAIER 2003). Diese Einstellung ist problematisch, weil in den Ballungszentren viele von der AHS Unterstufe in die BHS wechseln
Laut einer Studie der AK fühlen sich 42 % der AHS MaturantInnen nicht ausreichend über weitere Bildungswege informiert (vgl. ÖIBF 2004). Eine Befragung der AK Niederösterreich (2006) ergab, dass sich durchschnittlich 30 % der Schülerinnen über weitere Ausbildungswege nicht ausreichend informiert fühlen.
Die verschiedenen Studien belegen deutlich, dass eine gesetzeskonforme BO derzeit nicht durchführbar ist und SchülerInnen sehr unterschiedlich auf die Arbeitwelt vorbereitet werden: Von qualitativ sehr hochwertig (Berufsorientierte Mittelschule: BOM Projekt, Stadtschulrat für Wien) bis hin zu Schulen, die keine ausgebildete Lehrkraft haben und daher BO nur sehr eingeschränkt vermitteln können.
Bei den Jugendlichen ist die Vermittlungsform der „Realbegegnung“ (in Betrieben) sehr beliebt. Sie vermittelt den SchülerInnen aufgrund der Praxisorientierung wertvolle Erfahrungen im Hinblick auf Berufswahlentscheidungen. Die Durchführung von Realbegegnungen erfordert aber eine entsprechende Qualifikation der LehrerInnen (nämlich für die Nachbearbeitung, siehe dazu ENGLEITNER/ SCHWARZ 2002).
Jugendliche, die vor einer Berufswahlentscheidung stehen, haben im Hinblick auf einen ohnehin angespannten Lehrstellenmarkt ungleiche Startvoraussetzungen. Eine qualitätsvolle BO kann den Einstieg in die Arbeitswelt erleichtern und berufliche Fehlentscheidungen minimieren.
Eine jüngst veröffentlichte Studie des AMS (Arbeitsmarktservice Österreich) zum Thema „AHS-MaturantInnen im Prozess der beruflichen Orientierung“ zeigt, dass selbst in der Gruppe der 18-19jährigen noch wenig an Vorstellung über die Möglichkeiten für die berufliche Zukunft besteht. So geben nur 46,7 % der Befragten an, eine konkrete Vorstellung darüber zu haben, welchen Beruf sie in ihrem Leben einmal ausüben möchten. Rund 33 % wissen überhaupt noch nicht, ob und wann sie sich für einen Beruf bzw. eine dafür erforderliche Ausbildung entscheiden. Die unspezifische fachliche Ausbildung an der AHS legt nahe, ein akademisches Studium anzustreben und so gibt die Hälfte der Befragten an, ein Studium an einer Universität aufnehmen zu wollen.
Eltern und FreundInnen sind weit vor allen institutionellen Berufsberatungsangeboten diejenigen, die die Berufs- und Ausbildungswahl entscheidend beeinflussen.
Zwar wissen ca. 80 % der MaturantInnen vom Angebot des AMS, Informationen zu Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten bereitzustellen, die Berufsinformationszentren (BIZ) des AMS sind aber nur knapp 30 % der Befragten bekannt. Jene wenigen Personen, die ein Berufsinformationszentrum persönlich aufgesucht haben, sind mit dem dort vorgefundenen Angebot nur wenig zufrieden. So hielt ein Viertel das Angebot für überhaupt nicht hilfreich und für weitere 60 % war dies nur in beschränktem Ausmaß der Fall (vgl. STEINER 2006). Zusammenfassend zeigt sich hier erneut, dass die Berufsorientierung und Berufsvorbereitung an den Schulen selbst und die Inanspruchnahme von dafür eingerichteten Institutionen weiterhin im Argen liegen.
3.1 Außerschulische Angebote
In Wien gibt es zahlreiche Beratungsstellen, in denen sich Jugendliche klassenweise oder individuell beraten lassen können. Im Bereich der LehrerInnenfortbildung kooperieren die Sozialpartner mit der Pädagogischen Hochschule (LehrerInnenfortbildungsaktion der AK und des ÖGB „Arbeitswelt und Schule“). Trotz der bestehenden Angebote (siehe auch die „L14“, die BO Messe der AK Wien mit jährlich über 7.000 jugendlichen BesucherInnen) sind viele Jugendliche nicht ausreichend informiert bzw. mit Berufswahlentscheidungen überfordert.
Ein wichtiger „Knackpunkt“ bleibt die Ausbildung der LehrerInnen. Diejenigen, die zumindest über Teilausbildungen in BO verfügen, geben das Wissen über außerschulische Beratungsstellen an die SchülerInnen weiter und bauen einen Besuch in Beratungsstellen in ihren eigenen Berufsorientierungs-Unterricht ein.
3.2 Das Serviceangebot von „Arbeitswelt und Schule“ AK/ÖGB
Das Angebot der Arbeiterkammer Wien und des Österreichischen Gewerkschaftsbundes ist schon seit den frühen 1980er Jahren fixer Bestandteil des außerschulischen Angebots für den Berufsorientierungsunterricht.
„Arbeitswelt und Schule“ bietet den LehrerInnen ein breit gefächertes Service und Fortbildungsprogramm: Angefangen von Unterrichtsmaterialien über Seminare in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule, Wirtschaftsplanspiele, Bewerbungstrainings und interaktiven Webquests für Schulen. Inhaltlich beschäftigt sich das Angebot von „Arbeitswelt und Schule“ mit Themen der Berufsorientierung, der politisch-ökonomischen Bildung, Sozialpartnerschaft und Interessenvertretung der ArbeitnehmerInnen und vielem mehr.
Ein Schwerpunkt liegt darin, die interessierten LehrerInnen zu unterstützen, ein realitätsgerechtes und kritisches Bild der Arbeitswelt zu vermitteln und dabei die Integration von arbeitnehmerInnenorientierten Themen im Unterricht zu gewährleisten.
Derzeit nehmen etwa 5000 LehrerInnen das Service in Anspruch. 7000 SchülerInnen pro Jahr werden über Planspiele, Bewerbungstrainings und den Referaten an Schulen erreicht. Das Gesamtangebot ist unter http://wien.arbeiterkammer.at/aws zu finden (Kontakt: arbeitsweltundschule@akwien.at)
4. Die Forderungen der Arbeiterkammer zur Berufsorientierung für Jugendliche
BO als eigener Gegenstand in Form einer verbindlichen Übung. Vermeidung der integrativen Umsetzungsvariante des BO-Unterrichts. Die integrative Umsetzung ist nur sinnvoll wenn ein/e koordinierende/r Lehrer/in die Inhalte mit den einzelnen Fachlehrern abspricht und koordiniert.
Bildungswegorientierung an der AHS-Oberstufe im Hinblick auf weiterführende Bildungswege.
Ausbildungsoffensive in der LehrerInnenfortbildung, damit der gesetzliche Auftrag an den Schulen erfüllt werden kann. Jede Schule benötigt ausgebildete BO LehrerInnen. BO soll es für alle Schultypen geben.
Handlungsorientierte Methoden sollen bei der Umsetzung des BO Unterrichts eingesetzt werden. Realbegegnungen zur Erkundung von Berufsfeldern stehen bei den SchülerInnen hoch im Kurs und vermitteln ein realitätsnahes Bild der Arbeitswelt. Dazu gehören auch Betriebserkundungen, Exkursionen an berufsbildende Schulen, Gespräche mit AbsolventInnen und Berufstätigen.
Bessere Vernetzung von Ausbildungsbetrieben und Schulen, um mehr Betriebsbesichtigungen anbieten zu können („Realbegegnungen“). Verpflichtende Besuche des BIZ (Berufsinformationszentren des AMS).
Bessere Zusammenarbeit der Schulen mit außerschulischen Serviceeinrichtungen. Verpflichtende Beiziehung externer ExpertInnen aus der Arbeitswelt und der Sozialpartner.
Berufsorientierung in allen Schulformen in der 9. Schulstufe, da es vor allem an den BMHS zu hohen Abbruchsquoten kommt. Viele SchülerInnen versuchen dort die Polytechnische Schule zu umgehen, die aber im Bereich Berufsorientierung großartige Arbeit leistet.
Verbesserte Ausbildung der LehrerInnen (Polytechnische Schule in den berufspraktischen Gegenständen). Bessere Kooperation zwischen Berufsschulen und Polytechnischen Schulen könnte im Hinblick auf eine qualitätsvolle Berufsorientierung Synergieeffekte bringen.
Flächendeckende, objektive und professionelle Bildungsberatung. Ausweitung der Kapazitäten in der Schulpsychologie. Aufwertung der BildungsberaterInnen an den Schulen. Kooperation zwischen BeraterInnen und BerufsorientierungskoordinatorInnen.
Literatur
AK NÖ (Hrsg.) (2006): „Wir-Alle“. Jugendstudie 2006.
ENGLEITNER, J./ SCHWARZ , W. (2002): Berufsorientierung an österreichischen Hauptschulen und AHS Unterstufen. Realisierungsvarianten und Effekte bei SchülerInnen und Eltern. Hrsg. vom BM:BWK. Wien.
KRIEGSEISEN , G. (2004) : Wirkung des Berufsorientierungsunterrichtes in der 7. Schulstufe. Eine quasi-experimentelle Untersuchung von drei Realisierungsformen. Salzburg.
ÖIBF (2004): Studieninformation und -beratung. Repräsentative Befragung von StudienanfängerInnen an der Universität Wien und Fachhochschulen. Wien
PÖLSLER , G./ PAIER , D. (2003): Determinanten der Berufsorientierung von Mädchen. Hrsg. vom BMWA. Graz.
SCHLÖGL, P./ LACHMAYR, N. ( 2004) : Motive und Hintergründe von Bildungswegentscheidungen in Österreich. Wien
SchOG (1962): Bundesgesetz vom 25. Juli 1962 über die Schulorganisation (Schulorganisationsgesetz). BGBl. Nr. 242/1962, zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 113/2006. Online: http://www.bmukk.gv.at/schulen/recht/gvo/schog.xml (20-09-2007)
STEINER, K. (2006): AHS-MaturantInnen im Prozess der beruflichen Orientierung. AMS Report 48. Wien.