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bwp@ Spezial 3 - Österreich Spezial
Berufs- und Wirtschaftspädagogik in Österreich. Oder:
Wer „macht“ die berufliche Bildung in AT?


Berufspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich


Die Berufspädagogik ist in unterschiedlicher Ausprägung an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich in Form von zwei Instituten im Rahmen eines Vizerektorates verankert. Ein Institut betreut die Ausbildung, eines die Fort- und Weiterbildung. Der Bogen spannt sich von

•  dem Lehramt für Berufsschulen (Berufsschulpädagogik),

•  dem Lehramt für den technisch-gewerblichen Fachbereich an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (Technisch-gewerbliche Pädagogik),

•  dem Lehramt für den Fachbereich Information und Kommunikation an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (Informations- und Kommunikationspädagogik)

•  über die Ingenieurpädagogik, die Neulehrerausbildung bzw. das Unterrichtspraktikum für Lehrerinnen und Lehrer an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen mit abgeschlossenem Universitätsstudium

•  bis zur Fort- und Weiterbildung der Kolleginnen und Kollegen aller berufsbildenden Schulen.

Getragen wird die Arbeit der Berufspädagogik von fünf Kernkompetenzen, die das gesamte Angebot prägen:

Berufspädagogische fachdidaktische Kompetenz bedeutet, dass die berufsspezifischen Kenntnisse und Fähigkeiten so aufbereitet werden können, dass sie im Ausbildungsprozess angewandt werden können.

Berufsspezifische Fachkompetenz bedeutet die Beherrschung der fachspezifischen Systematik, die auf einer fundierten fachwissenschaftlichen Ausbildung basiert.

Berufspädagogische Kommunikationskompetenz beinhaltet, dass mit den Lernenden gemäß den Ausbildungszielen – auch in einer Fremdsprache – kommuniziert und kooperiert werden kann.

Berufspädagogische Methodenkompetenz umfasst die Fähigkeit, Lernende zu produktivem und selbstständigem Lernen motivieren zu können.

Berufspädagogische schulpraktische Kompetenz bedeutet wahrzunehmen, was im Unterrichtsgeschehen vorgeht und welche situationsadäquaten Handlungsweisen erforderlich sind.“ (KRAKER 2005, 7)

Als zentrales Ziel der Arbeit in der Berufspädagogik wird die Verbesserung der Professionalität von Lehrerinnen und Lehrern betrachtet. Domänen sind

•  Reflexions- und Diskursfähigkeit , das Teilen von Wissen und Können

•  Professionsbewusstsein , sich als Expertin/Experte wahrnehmen

•  Personal Mastery , die Kraft individueller Könnerschaft

•  Differenzfähigkeit , der Umgang mit großen und kleinen Unterschieden

•  Kollegialität , die Produktivität von Kooperation

(vgl. AG EPIK 2006)

 

1.  Zur Ausbildung

1.1  Lehramtsstudien

Die Lehramtsstudien im Bereich der Berufspädagogik an der Pädagogischen Hochschule OÖ vermittelt den Studierenden fundierte, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende Befähigungen und Kompetenzen und werden unter Beachtung der gesellschaftlichen, pädagogischen, wirtschaftlichen, technologischen und bildungspolitischen Entwicklungen als praxisgeleitete und berufsfeldbezogene Hochschulbildung gestaltet.

Neueste unterrichts- und erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse, fundiertes Fachwissen sowie von neuesten methodisch-didaktischen Erkenntnissen begleitete Unterrichtspraxis sind Garant für eine umfassende Vorbereitung auf den zukünftigen Beruf als professionell agierende Pädagoginnen bzw. Pädagogen.

Im Rahmen dieses Studiums werden die Studierenden befähigt, unter Beachtung der gesellschaftlichen, pädagogischen, wirtschaftlichen, praxisrelevanten, technologischen und bildungspolitischen Entwicklungen ihren Unterricht optimal zu planen, zu gestalten und zu reflektieren. Im Studium werden insbesondere die stark ausgeprägte, hohe Differenzierung der fachtheoretischen und fachpraktischen Ausbildung und die damit zusammenhängenden speziellen Ansätze der Berufspädagogik berücksichtigt.

Lernförderung, Persönlichkeitsförderung von Schülerinnen und Schülern, Übernahme von Erziehungsmitverantwortung sowie Qualitätssicherung sind für die Studierenden, Absolventinnen und Absolventen eines Studiengangs ein Selbstverständnis. Neben den wissenschaftlich fundierten fachlichen und pädagogischen Schwerpunkten des Studiums sind Anforderungen wie lebenslanges Lernen, integrative Pädagogik, Förderdidaktik, Kompetenzerwerb im Bereich des E-Learning, Stärkung sozialer Kompetenzen, Integration von Menschen mit Behinderung, Differenzierung des Unterrichts, Begabtenförderung, Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien, lebende Fremdsprachen, Gender Mainstreaming sowie europäische und interkulturelle Bezüge ein integrierter Bestandteil des Studiums.

So finden die leitenden Grundsätze gem. § 9 Hochschulgesetz 2005 und die allgemeinen Bildungsziele der Pädagogischen Hochschule gem. § 3 Hochschul-Curriculaverordnung ihren Niederschlag.

Die Studierenden werden im Rahmen der Studien zu Spezialisten ihres Fachbereichs qualifiziert, offen für neueste wissenschaftliche Erkenntnisse unter permanenter Berücksichtigung von forschendem Weiterentwickeln der eigenen Professionalität im Rahmen des LLL, um die aktuellen erziehungswissenschaftlichen Anforderungen bestmöglich erfüllen zu können. Das Prinzip des selbstverantwortlichen, vernetzten und lebenslangen Lernens wird durch den modularisierten Aufbau des Studiums unterstützt. Die modularisierten, teils studiengang- und studienfachübergreifenden Curricula fördern die Mobilität und Offenheit gegenüber internationalem Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch sowohl von Gaststudierenden an der Pädagogischen Hochschule OÖ als auch vice versa.

1.1.1  Besondere Situation der Studierenden

Die Studierenden in der berufspädagogischen Ausbildung (Berufsschulpädagogik, technisch-gewerbliche Pädagogik) haben bereits mindestens zwei bzw. drei Jahre Berufspraxis in der Wirtschaft, sind durchwegs im Dienst stehende Lehrerinnen und Lehrer, haben also eine Stammschule und unterrichten teilweise im Ausmaß einer vollen Lehrverpflichtung. Ihre Ausbildung erfolgt zum Teil berufsbegleitend. (Aufbau des Studiums siehe unten)

Das Studium der Informations- und Kommunikationspädagogik ist als Vollzeitstudium konzipiert.

Alle Studierenden haben neben der allgemeinen Universitätsreife und der allgemeinen Eignung zum Bachelorstudium besondere berufsbezogene Eignungen nachzuweisen.

1.1.2  Studienfachbereiche

In der Hochschul-Curriculaverordnung werden folgende Studienfachbereiche ausgewiesen:

•  Humanwissenschaften

•  Fachwissenschaften

•  Fachdidaktiken

•  Schulpraktische Studien

•  Ergänzende Studien

•  Begleiteter Schuldienst

•  Berufspraxis

•  Bachelorarbeit

(HCV 2006, 2. Hauptstück, 2. Abschnitt)

Das Ausbildungsziel des Studiums ist der Bachelor of Education (BEd) mit

•  der Lehrberechtigung im Bereich Berufsschulpädagogik für die Fachgruppe I (allgemein bildende und betriebswirtschaftliche Fächer), Fachgruppe II (fachtheoretische Fächer) und Fachgruppe III (fachpraktische Fächer),

•  der Lehrberechtigung im Bereich technisch-gewerblichen Pädagogik für die Fachgruppe A (fachtheoretische Fächer) und Fachgruppe B (fachpraktische Fächer)

•  und der Lehrberechtigung im Bereich der Informations- und Kommunikationspädagogik.

Absolventinnen und Absolventen verfügen nach erfolgreichem Abschluss des Studiums über eine fundierte wissenschaftliche Ausbildung in den erwähnten Bereichen:

Die Humanwissenschaften bieten als Basiswissenschaften grundlegende Orientierungs- und Gestaltungshilfen für die Planung, Realisierung und Reflexion von Unterricht und Erziehung. Im vernetzt konzipierten Studium ermöglichen diese Wissenschaftsbereiche die Analyse der Strukturen und Bedingungen von Erziehung und Unterricht. Die Humanwissenschaften unterstützen u. a. die berufsbiografische Entwicklung und fördern die Persönlichkeitsentwicklung.

Die fachwissenschaftliche Ausbildung vermittelt fachspezifisch wissenschaftliche Inhalte der ausbildungsrelevanten Fächer, nimmt Bedacht auf die besonderen Rahmenbedingungen – insbesondere die hohe Differenzierung der fachtheoretischen und fachpraktischen Ausbildung sowie die speziellen Ansätze der Berufspädagogik, wobei der Fokus auf die jeweils entsprechenden Lehrpläne gerichtet wird.

Die fachdidaktische Ausbildung ermöglicht die Transformation von Wissen in professionelles Handeln. Schwerpunkte sind die Auseinandersetzung mit Lehrplänen, Lehr- und Lernmaterialien, Überlegungen zur Unterrichtsplanung und Unterrichtsorganisation, zu Lernstrategien sowie zur Wissensvermittlung und Leistungsfeststellung. Die enge Verbindung und der wechselseitige Bezug von Fachwissenschaft und Fachdidaktik orientieren sich an den Anforderungen für einen handlungs-, erfahrungs- und zielorientierten Unterricht für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II sowie für Erwachsene.

Die schulpraktischen Studien qualifizieren die Studierenden im Sinne einer möglichst umfassenden Berufsausbildung für die Tätigkeit als Unterrichtende und Erziehende. Sie unterstützen einerseits die Aneignung und Umsetzung von beruflichem Wissen und Können und fördern andererseits das schrittweise Hineinwachsen in eine berufsspezifische Grundhaltung. Zentrales Ziel ist es, die berufliche Handlungskompetenz der Studierenden durch „learning by reflective doing“ professionell aufzubauen und langfristig und zielgerichtet zu fördern. Die schulpraktischen Studien befähigen Studierende zu jener Sicherheit im Planen und Bewältigen von Unterrichts- und Erziehungsaufgaben, die zur verantwortungsbewussten und selbstständigen Unterrichtsführung notwendig sind. Weiters werden die schulpraktischen Studien dem Aspekt des berufsbezogenen Handelns, den Kriterien der Aufgabenbewältigung bei steigender Komplexität und der Entwicklung der individuellen Stärken der Studierenden im Hinblick auf deren Professionalisierung gerecht.

Die absolvierte Berufspraxis erfährt in diesen Studiengängen besondere Bewertung als Voraussetzung für die praxisgerechte Umsetzung der wissenschaftlich fundierten, im Studium erworbenen Kenntnisse.

Ergänzende Studien bieten eine Möglichkeit, sich wissenschaftlich fundierte Spezialkenntnisse und vertiefende Kenntnisse aus verschiedensten aktuellen Wissensgebieten und Fächerkatalogen anzueignen, sich in Spezialbereichen zu qualifizieren und weiterzuentwickeln.

Begleiteter Schuldienst ermöglicht die Betreuung der Studierenden während ihrer Lehrertätigkeit an der jeweiligen Stammschule durch erfahrene Fachkolleginnen und Fachkollegen.

Die Berufspraxis richtet sich nach den jeweiligen Anstellungserfordernissen der Kolleginnen und Kollegen und wird als Teil der Fachwissenschaften angerechnet.

Neben der fachlichen Ausbildung sind die Vermittlung sozialer und medialer Kompetenzen Studienschwerpunkte. Im Besonderen sollen kritisches und vernetztes Denken und Planen, Abstraktionsfähigkeit, interkulturelles Lernen, Gender Mainstreaming, Kommunikations- und Teamfähigkeit und ethisch verantwortungsvolles Handeln gefördert werden.

Auf die Integration der im Studium vermittelten und erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten aus den Teildisziplinen wird besonderes Augenmerk gelegt.

1.1.3  Kompetenzorientierung

Der den Studien an der Pädagogischen Hochschule OÖ zugrunde liegende Katalog von Grundkompetenzen verweist auf eine intensive Auseinandersetzung mit dem international und national eingehend diskutierten Konzept der Kompetenzorientierung und der Erforschung sowie Formulierung von Standards und Domänen in der Bildung von Lehrerinnen und Lehrern.

Besonders berücksichtigt wurde bei der Konzipierung der Curricula die Forderung nach wissenschaftlicher und organisatorischer Kooperation mit in- und ausländischen Universitäten, Fachhochschulen und anderen Bildungseinrichtungen im tertiären Bereich.

Die Gesamtkonzeption des Curriculums orientiert sich nach dem folgenden Katalog von Grundkompetenzen , der in sechs Domänen gegliedert ist:

•  Wissen, Können, Reflexion

•  Wissenschaftliche Diskursfähigkeit

•  Differenzfähigkeit und Umgang mit Heterogenität

•  Professionsbewusstsein, personale und gesellschaftliche Verantwortung

•  Diagnostizieren, Beurteilen, Beraten

•  Forschung und Innovation

1. Kompetenzbereich: Wissen, Können, Reflexion

Lehrerinnen und Lehrer können sich Wissen aneignen, in Können überführen und situationsadäquat einsetzen. Sie reflektieren ihr Fachwissen und ihre fachbezogenen Kompetenzen als ständige Lernaufgabe für ihre „life long learning“-Professionalisierung. Sie können das Spezifische der Situation erfassen und das Allgemeine im spezifischen Fall erkennen. Sie lernen sich vom eigenen Tun zu distanzieren und ein Repertoire an Alternativen zu entwickeln.

2. Wissenschaftliche Diskursfähigkeit

Lehrerinnen und Lehrer beschreiben, vergleichen und verifizieren pädagogische Forschungsfelder auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse und erarbeiten vergleichende Analysen. Sie analysieren ihre Arbeit und unterziehen sie einer systematischen Evaluierung.

Sie können ihren Unterricht fach- und sachgerecht planen und durchführen. Sie leiten Schülerinnen und Schüler zum selbst bestimmten Lernen an und fördern ihre kreative Entfaltung.

3. Differenzfähigkeit und Umgang mit Heterogenität

Lehrerinnen und Lehrer erkennen unterschiedliche Lernvoraussetzungen und Lernprozesse von Schülerinnen und Schülern. Sie fördern Stärken und arbeiten am Ausgleich von Defiziten der Lernenden. Sie können Heterogenität in ihren vielfältigen Ausprägungen verstehen und moderieren. Sie leisten einen Beitrag zur Entwicklung einer weltoffenen Haltung in einer multikulturellen und pluralistischen Gesellschaft.

4. Professionsbewusstsein, personale und gesellschaftliche Verantwortung

Lehrerinnen und Lehrer sind sich der besonderen Anforderungen ihrer Profession, ihrer Expertise sowie der Grenzen und Möglichkeiten des eigenen Gestaltungsspielraums bewusst. Sie gehen mit ihren personalen Ressourcen verantwortlich um und grenzen sich gegenüber diffusen Anforderungen ab. Sie vertreten selbstbewusst und selbstkritisch die Position ihrer Profession. Sie verstehen sich als Mitglied einer lernenden „community“, um Wissen und Können am jeweiligen Schulstandort bzw. in der Profession weiterzuentwickeln.

5. Diagnostizieren, Beurteilen, Beraten

Lehrerinnen und Lehrer verwenden professionelle Methoden der pädagogischen Diagnostik unter Berücksichtigung der geltenden Rechtslage und auf der Grundlage transparenter Beurteilungsmaßstäbe als Basis für differenzierte Lernangebote. Sie fördern Schülerinnen und Schüler, beraten gezielt Lernende sowie deren Erziehungsberechtigte.

6. Forschung und Innovation

Lehrerinnen und Lehrer können berufsrelevante Forschungsergebnisse über Schule, Unterricht und Professionalisierung sowie Forschungsmethoden und Strategien aus der Bildungsforschung bzw. aus der Berufspraxis kritisch beurteilen und anwenden. Sie sind in der Lage, Forschungsmethoden und -strategien für die Analyse und Bearbeitung berufsrelevanter Fälle und zur Entwicklung eines professionellen Handelns zu nutzen. Sie sind in der Lage, an der Qualitätsentwicklung, der Evaluation von Unterricht und an Schulprojekten mitzuarbeiten, die dabei gemachten Erfahrungen zu präsentieren, umzusetzen und damit aktiv an der Qualitätsentwicklung der Schule mitzuwirken.

1.1.5  Aufbau des Studiums: Dauer, Gliederung, Stundenumfang

Das Studium besteht aus zwei Studienabschnitten und umfasst einschließlich der für die Anfertigung der Bachelorarbeit vorgesehenen Zeit eine Gesamtstudiendauer von sechs Semestern.

Der erste Studienabschnitt, der in das Studium einführt und die Grundlagen zu vermitteln hat, umfasst zwei Semester und wird im Bereich der Berufsschulpädagogik und der technisch-gewerblichen Pädagogik berufsbegleitend geführt.

Der zweite Studienabschnitt dient der Weiterführung und Vertiefung. Er umfasst vier Semester, wobei das Studium im 3. und 4. Semester als Vollzeitstudium, das Studium im 5. und 6. Semester berufsbegleitend zu erfolgen hat. Dem Selbststudium kommt in den berufsbegleitenden Abschnitten erhöhte Bedeutung zu.

Die Studienrichtung Informations- und Kommunikationspädagogik umfasst ebenfalls einen ersten zweisemestrigen und einen zweiten viersemestrigen Studienabschnitt, wird aber durchgehend als Vollzeitstudium geführt (siehe oben).

Der erste Studienabschnitt (1./2. Semester) umfasst ein Gesamtausmaß von 60 Credits, der zweite Studienabschnitt (3.-6. Semester) von 120 Credits.

1.1.5  ECTS

Im Sinne des europäischen Systems zur Anrechnung von Studienleistungen (European Credit Transfer System) sind den einzelnen Lehrveranstaltungen ECTS-Credits zugeordnet, welche den relativen Anteil des Arbeitspensums beschreiben. Das Arbeitspensum eines Credits entspricht 25 Echtstunden, das eines Semesters im Schnitt 30 Credits, also 750 Echtstunden.

Die für das gesamte Studium zur Verfügung stehenden 180 ECTS-Credits werden entsprechend dem relativen Anteil des mit den einzelnen Studienleistungen verbundenen Arbeitspensums auf die verpflichtend vorzusehenden Studienfachbereiche wie folgt aufgeteilt:

Studienfachbereiche EC

Humanwissenschaften 39

Fachwissenschaften 28

Fachdidaktiken 26

Schulpraktische Studien 18

Ergänzende Studien 18

Begleiteter Schuldienst 24

Berufspraxis 18

Bachelorarbeit 9

(HCV 2006, 2. Hauptstück, 2. Abschnitt)

 

Um die Umrechnung von im Ausland erbrachten Studien zu erleichtern, wurde die ECTS-Beurteilungsskala entworfen. Zwar wird die Leistung des/der Studierenden nach wie vor durch eine Ziffernnote dokumentiert, es wird jedoch angestrebt, eine ECTS-Beurteilungsnote hinzuzufügen. Die ECTS-Bewertungsskala gliedert die Studierenden nach statistischen Gesichtspunkten. Nach diesem Bewertungssystem erhalten erfolgreiche Studierende folgende Beurteilungen:

A die besten 10 % der Studierenden

B die nächsten 25 % der Studierenden

C die nächsten 30 % der Studierenden

D die nächsten 25 % der Studierenden

E die nächsten 10 % der Studierenden

 

FX bedeutet: „Nicht bestanden – es sind Verbesserungen erforderlich, bevor die Leistungen anerkannt werden können."

F bedeutet: „Nicht bestanden – es sind erhebliche Verbesserungen erforderlich.“

1.1.6  Akademischer Abschluss

Absolventinnen und Absolventen des Studiums ist laut § 65 (1) HG 2005 der akademische Grad „Bachelor of Education (BEd)“ zu verleihen (vgl. Curriculum der Berufsschulpädagogik, Curriculum der Technisch-gewerblichen Pädagogik, Curriculum der Informations- und Kommunikationspädagogik, alle 2007).

 

1.2 Ingenieurpädagogik, Neulehrerausbildung, Unterrichtspraktikum

Diese Lehrgänge dienen der pädagogischen Ausbildung bzw. deren Ergänzung für Kolleginnen und Kollegen an berufsbildenden Schulen, die nach einem abgeschlossenen Universitätsstudium und eventueller Berufspraxis in den Schuldienst an einer berufsbildenden Schule eintreten.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in die praktische Unterrichtstätigkeit eingeführt, teilweise in ihrer Unterrichtspraxis theoretisch und praktisch begleitet und zu einer besseren Professionalisierung geführt.

Ingenieurpädagogik

Lehrende fachtheoretischer Unterrichtsgegenstände aufbauend auf ein facheinschlägiges Hochschulstudium (Technik) und die erforderliche Berufspraxis.

Unterrichtspraktikum

Absolventinnen und Absolventen von Lehramts- bzw. Diplomstudien im Bereich geisteswissenschaftlicher oder naturwissenschaftlicher Studienrichtungen, katholisch-theologischer Studienrichtungen, Studienrichtung Evangelische Theologie.

Neulehrerausbildung

Juristinnen und Juristen, Lehrerinnen und Lehrer kaufmännischer Unterrichtsgegenstände an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen.

Inhalte sind beispielsweise

•  die Konkretisierung notwendiger Lehr- und Lernziele,

•  die Planung der Lehrstoffauswahl und Lehrstoffverteilung,

•  die Beherrschung verschiedener Unterrichts- und Präsentationsmethoden,

•  die Bedeutung der fachlichen Begriffsbildung, der Herleitung von Gesetzen, der Rolle von Analogiebetrachtungen im technischen Unterricht, der Struktur kontrollierter Experimente,

•  die Formen der Laborunterrichtsgestaltung.

Weiters werden Kenntnisse der rechtlichen Grundlagen, der Leistungsbeurteilung, der Schulverwaltung und der für den Lehrberuf relevanten Inhalte der Humanwissenschaften vermittelt.

 

2.  Zur Fort- und Weiterbildung

In diesem Bereich werden Veranstaltungen in unterschiedlichem Ausmaß angeboten. Sie können von wenigen Unterrichtseinheiten (z. B. bei schulinterner Fortbildung) bis zu einer Woche (z. B. bei länderübergreifenden Veranstaltungen) oder mehrere Wochen (z. B. bei Weiterbildungslehrgängen) dauern.

Die Themen richten sich nach den Vorgaben bzw. Notwendigkeiten oder Bedürfnissen verschiedener Institutionen.

Berücksichtigt werden Anliegen des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, der Schulaufsicht, der Schulleitungen, der Lehrer-Arbeitsgemeinschaften, der Lehrerkollegien und Anregungen aus dem Haus. Die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, mit Universitäten und anderen Einrichtungen des öffentlichen Lebens gewährleistet einen aktuellen Stand der Information und Wissensvermittlung.

Die Fort- und Weiterbildung an der PH OÖ

… “fördert soziale Kompetenzen in allen Ebenen des Bildungsbereiches unter Einbeziehung moralischer, ethischer und religiöser Grundwerte

setzt sich für ganzheitliche Bildung im Dienste der Individuums, der Gemeinschaft, der Umwelt und der Kultur ein

ist maßgeblich am Diskurs über Schulentwicklung, Entwicklung der Lehrerinnen- und Lehrerbildung bzw. Entwicklung von Bildungsinstitutionen – national und international – beteiligt

ist sich der Notwendigkeit stetiger Entwicklung der Bildung im sozialen, wirtschaftlichen und technologischen Umfeld bewusst und initiiert und begleitet entsprechende innovative Prozesse …

bietet ein breites Spektrum an pädagogischen Konzepten an …“ (LEITBILD, online)

Als derzeitige Schwerpunkte im Bereich der Fortbildung sind beispielsweise zu nennen:

•  Personalentwicklung für Führungskräfte

•  Umgang mit und Behebung von Sozialisationsdefiziten bei Schülerinnen und Schülern

•  Qualitätsverbesserung im Unterricht

•  Neue Technologien

•  Kaufmännische Unterrichtsgegenstände

•  Entrepreneurship Education

•  Leistungsbeurteilung und Unterrichtsevaluation

•  Fremdsprachen

Als Lehrgänge werden beispielsweise angeboten:

•  Kulturtouristik

•  Koordinatorinnen und Koordinatoren für Suchtprävention

•  Qualität in der beruflichen Bildung (QUIBB)

•  Ethik

•  Internationale Wirtschafts- und Kulturräume

•  Deutsch als Zweitsprache an berufsbildenden Schulen

•  Sozial- und Motivationstraining

Die enge Verbindung „unter einem Dach“ mit der Fort- und Weiterbildung soll die koordinierte Begleitung der Lehrerinnen und Lehrer während der gesamten Dienstzeit ermöglichen.

„Träges Wissen“, verstanden als Information, die zwar vermittelt und im Langzeitgedächtnis abgespeichert ist, jedoch zur Umsetzung im Schulalltag nicht verfügbar ist, soll für die Alltagsarbeit durch Angebote aus der Fortbildung nutzbar gemacht werden (vgl. HELMKE 2004, 195).

Die „Stabilität von Routinen und Gewohnheiten“ definiert als eine Reihe von Gewohnheiten, die Lehrkräfte zur Bewältigung ihres Berufsalltags entwickeln, „die schon nach wenige Jahren als Handlungsketten fest im Verhaltensrepertoire aufgehen, nicht mehr bewusst eingesetzt werden, sondern weitgehend automatisch ablaufen“ (HELMKE 2004, 197) sollen ein weiteres Betätigungsfeld für die Fortbildung sein. Ihre Diskussion und die Information über neue Erkenntnisse der Unterrichtsforschung, angelehnt an die Inhalte der Ausbildung, werden eine weitere Aufgabe sein.

 

3.  Auswirkungen auf die Institution

Die Zusammenführung der Ausbildung mit der Fort- und Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer verspricht die Nutzung von Synergien, die dadurch möglich werden. Diese werden in den Bereichen des Angebotes, des Personals und der Kosten geortet. Zahlen können verständlicherweise noch nicht vorliegen. Der derzeit laufende Start der Pädagogischen Hochschule läuft unter dem Aspekt der Kostenneutralität.

Anrechnungen von absolvierten Lehrveranstaltungen werden durch die Vergabe der Credits (s. o.) deutlich erleichtert.

Kooperationsverpflichtungen mit anderen Bildungseinrichtungen wie anderen Pädagogischen Hochschulen, in- uns ausländischen Universitäten und Fachhochschulen sind expressis verbis vorgesehen (vgl. JONAK/ MUENSTER 2005, 46 und 51).

Berufsfeldbezogene Forschung und Entwicklung ist mit der Lehre, die auf Hochschulniveau durchzuführen und an aktuellen wissenschaftlichen Standards zu messen ist, zu verbinden. (vgl. JONAK/ MUENSTER 2005, 46)

Der akademische Grad „Bachelor of Education“ (siehe oben) ist vom Rektor bzw. der Rektorin der Pädagogischen Hochschule nach positivem Abschluss des Studiums von Amts wegen zu verleihen. (vgl. JONAK/ MUENSTER 2005, 138) Darauf aufbauend kann in Hochschullehrgängen der im jeweiligen Fach international gebräuchliche Mastergrad erworben werden. (vgl. JONAK/ MUENSTER 2005, 137) Die Lehrerinnen und Lehrer des Dualen Ausbildungssystems werden demzufolge in der Pädagogischen Hochschule im Sinne der Bologna-Erklärung 1999 auf Hochschulniveau ausgebildet.

Ein neues Dienstrecht, das alle Aufgabenbereiche der Lehrerinnen und Lehrer an Pädagogischen Hochschulen umfasst (Lehre, Forschung und Organisation) wird erwartet.

Als Instrument für die mittelfristige Planung dient ein Ziel- und Leistungsplan, der jährlich für die folgenden drei Jahre zu erstellen ist. „Er hat die Konkretisierung der strategischen Ausrichtung (Profil, Ziele und Vorhaben) und die Beschreibung der Leistungen bzw. des Leistungsangebots (Output) der Pädagogischen Hochschule zu enthalten.“ Dazu sind Indikatoren zu beschreiben, die sich auf den Zeitraum des jeweiligen Ziels beziehen und überprüf- und auswertbar sein müssen. (vgl. HPSV 2007, 2)

Begleitet wird der Ziel- und Leistungsplan von einem Ressourcenplan, der der operativen Steuerung der Pädagogischen Hochschule dient. (vgl. HPSV 2007, 3)

 

Literatur

AG EPIK (2006): Domänen der Professionalität von Lehrer/inne/n. Leitung der AG durch M. Schratz. Linz.

Curriculum für Berufsschulpädagogik (2007). Online: www.ph-ooe.at

Curriculum für Technisch-gewerbliche Pädagogik (2007).Online: www.ph-ooe.at

Curriculum für Informations- und Kommunikationspädagogik (2007). Online: www.ph-ooe.at

HELMKE, A. (2004): Unterrichtsqualität erfassen, bewerten, verbessern. 3. Aufl., Seelze.

HCV (2006): Hochschul-Curriculaverordnung. BGBL. I Nr. 30/2006.

HPSV (2007): Hochschul-Planungs- und Steuerungsverordnung. BGBl., 4. Verordnung.

JONAK, F./ MUENSTER, G. (2006): Die Pädagogische Hochschule. Hochschulgesetz 2005. Innsbruck.

KRAKER, N. (2005): Berufspädagogischer Zirkel. In: FASCHINGBAUER, R./ PONGRATZ, H. J./ KRAKER, N. (Hrsg.): Tagungsband zur Berufspaedagogica 2005. BPA Graz, 7-10.

LEITBILD (o.J.): Leitbild der Pädagogischen Hochschule OÖ. Online: http://www.ph-ooe.at/fileadmin/user_upload/Leitbild/Leitbild.pdf (10-10-2007).

LICKL, E./ KRAKER, N. (Hrsg.) (2006): Österreichisches Ingenieurpädagogisches Symposium 06. Graz.

RIEDL, A. (2004): Didaktik der beruflichen Bildung. Stuttgart.

SEYD, W./ SCHAPER, R-H./ SCHREIBER, R. (2005): Der Berufsausbilder. Lehr- und Arbeitsbuch. 8. Aufl., Hamburg.

UNTERRICHTSPRAKTIKUMSGESETZ (2006). In: DORALT, W. (Hrsg.): Kodex des österreichischen Rechts. Wien, 369-381.

 


Inhaltlich verantwortliche Herausgeber: Franz Gramlinger, Peter Schlögl & Michaela Stock

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Zuletzt verändert: 21.10.2007 1:25 PM
 
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