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 bwp@ Ausgabe Nr. 10 | Juli 2006
Lernfirmen

Praxisorientierter Unterricht am Beispiel der Lernfirma TOP-KiE


 

 

 

Hinweis: Schüler und Mitarbeiter, Lehrer und Chef werden als synonyme Begriffe verwendet. Die weibliche Form ist impliziert.

1.  Lernfirma TOP-KiE

Ausgangspunkt aller Überlegungen für die Entwicklung der Lernfirma TOP-KiE mit praxisorientiertem Unterricht ist die Realität. Daher stehen die drei folgenden Fragen im Mittelpunkt der Betrachtung.

Wie sind Handelsbetriebe in der Praxis aufgebaut?

Für das Projekt wurden aus Handelshäusern der Praxis die betrieblichen Besonderheiten und auch die branchenspeziellen Ausprägungen herausgefiltert. Daraus entstand dann die Lernfirma TOP-KiE. Es ist der „Rohbau“ des Projektunternehmens.

Wie werden kaufmännische Arbeiten erledigt?

Wirtschaftlich handelnde Unternehmen, also auch Handelsunternehmen, verfügen über formalisierte Arbeitsabläufe und Hierarchien mit festgeschriebenen Kompetenzen und Verantwortlichkeiten, um den Betriebsablauf und -erfolg zu sichern. Der betriebswirtschaftliche Ablauf und die hierarchische Struktur der Praxis wurden didaktisch umgebrochen und dem Büroraum-Unterricht angepasst.

Welche kaufmännischen Arbeiten erledigt der KiE?

Als wichtigster Arbeitsbereich wurde die „einfache kaufmännische Sachbearbeitung“ gewählt, da sich viele Lernfeldthemen darunter subsumieren lassen. Die Bezeichnung ist nicht präzise, dennoch umfasst sie einen betrieblichen Arbeitsschwerpunkt innerhalb eines Unternehmens. Im Ausschluss von Tätigkeiten wird deutlich, was der KiE in der Erstausbildung nicht macht. Die KiE-Aufgaben umfassen sicherlich keine Arbeiten des Diplom-Kaufmanns und des Bilanzbuchhalters.

2.  Unternehmensaufbau

Die Leistungserbringung am Markt, also der Verkauf von Gütern, ist die wichtigste Tätigkeit eines KiE. Für diese Arbeiten ist die Lernfirma TOP-KiE in sechs Abteilungen gegliedert.

Verkauf

Auf der Verkaufsseite stehen sechs namentlich ausgewiesene Großkunden und zwei Barverkaufsvarianten (Kassenumsätze) zur Verfügung. Mit ihnen können alle betriebswirtschaftlichen Themen im Verkauf bearbeitet werden. Zwölf Lagerartikel (mit Lagerbeständen) sind im Sortiment vorhanden. Zusätzlich lassen sich bei zwei Großkunden und den Barverkäufen auch zwölf Saisonartikel (Nicht-Lager-Artikel) einrichten. Dadurch entsteht eine variable Sortimentsbreite mit den entsprechenden Möglichkeiten im Unterricht, wie z.B. Kalkulation und Werbung für einen Saisonverkauf mit dem Ziel der zunehmenden Komplexität im Unterricht.

Einkauf

Auf der Einkaufsseite gibt es vier Warenlieferer, die alle das Lagersortiment führen, zwei davon liefern zusätzlich Saisonartikel. Jeder der 25 Dienstleistungs- und Sachlieferer deckt nur ein schmales Nachfragesegment der Lernfirma TOP-KiE ab. Im Unterricht können sie variabel nach Unterrichtsthemen, Leistungsstand der Klasse und Intention der Lehrer eingesetzt werden.

Buchhaltung

Die Buchführung hat in der Praxis einen wesentlich geringeren Arbeitsanteil als im betrieblichen und schulischen Unterricht. Kleine Betriebe geben ihre Buchführung an den Steuerberater weiter, große verfügen über einen eigenen Bilanzbuchhalter. Daher wurde dieser Spezialbereich in Inhalt und Umfang reduziert. Es können maximal 35 Konten eingeführt werden. Mit dem separaten Programm SchüBaC führen die Schüler später ihre Buchführung eigenverantwortlich am Computer durch.

Lager

Die Bestände der zwölf Artikel im Lager werden per Makroknopf geführt.

Personal

In Personal wird die Gehaltsbuchung geführt. Wahlweise kann eine Gehaltsberechnung und -buchung für einen Schüler oder für die ganze Klasse eingerichtet werden.

Controlling

In Controlling befinden sich Vorwärts- und Differenzkalkulationen der Lager- und Saisonartikel. Die betrieblichen Kennzahlen, der Betriebsabrechnungsbogen, die Umsatzliste und die Kurzfristige Erfolgsrechnung (KER) werden aus den betrieblichen Daten des Geschäftsjahres erstellt.

Die Schüler richten ihren Firmenordner nach dieser Systematik ein. Für die kaufmännischen Arbeiten gelten die G.o.B. und DIN 5007.

3.  Computerprogramm TOP-KiE

Für die Lernfirma TOP-KiE wurde ein eigenes Computerprogramm entwickelt. Die kaufmännischen Abteilungen sind als Excel-Tabellenblätter angelegt. Alle Projektdaten werden von Anfang an fortgeschrieben. Über ein Geschäftsjahr (z.B. Schuljahr) sammeln sich erhebliche Datenmengen in Buchführung, Lager und Controlling an. Die können nicht mehr per Hand oder als Datenbank geführt werden. Daher sind die Bewegungsdaten des Projektunternehmens an programmierte Makros angebunden und werden vom Anwender per Mausklick gesteuert. Durch diese Datendynamisierung entspricht die Arbeit in der Lernfirma TOP-KiE der kaufmännischen Realität.

Für eine sicherere Programmarbeit werden für die Lehrer häufig Entscheidungshilfen oder Sicherheitsabfragen als Meldefenster eingeblendet. Die Programmelemente werden als Lehrervollversion erstellt. Per Knopf können sie in eine Schülerarbeitsversion ohne variable Daten umgeschaltet und ausgedruckt werden. Die Schüler bearbeiten handschriftlich die Schülerarbeitsversion „parallel“ zu den Programmdaten in der Lehrervollversion. Da sie die Aktivitäten des Teams am Computer während des Unterrichtes miterleben und nachvollziehen, wird ihnen das Simulationsprinzip schnell klar. Die Programmdaten sind im Unterricht ständig abrufbereit. Sie helfen bei der Fehlersuche im Schülerordner und bilden auch die Grundlage für betriebswirtschaftliche Entscheidungen der Lehrer.

4.  Computerprogramm SchüBaC

SchüBaC ist ein gesondertes Programm, das extra aufgerufen wird. Mit diesem Programm führen die Schü ler B uchführung a m C omputer durch. Zunächst sollten die Azubis jedoch Buchführung per Hand auf den projekteigenen Staffelkontenblättern erlernen. Diese kleinschrittige Erfahrung zum abstrakten Thema Buchführung hilft beim Einstieg in die Arbeit mit SchüBaC. Die Bildung des richtigen Buchungssatzes bleibt weiterhin Aufgabe der Schüler. Sie müssen den Buchungssatz in den elektronischen Kontierungsstempel richtig eintragen. Die Übertragung in das Journal und Haupt- und Grundbuch wird nach der Vorgabe dieses Stempels mit JA / NEIN – Abfragen durchgeführt.

5.  Projektarbeit

Die BWL und Rewe Themenauswahl im Projekt gilt für den gesamten Einzelhandel, also unabhängig von Unternehmensgröße und -branche. Die Lehrpläne, die Lernfelder und der AKA-Stoffkatalog der Prüfungsbereiche bleiben weiterhin inhaltliche Basis des Projektes. Für die Themenauswahl in Vollzeitklassen gilt das jeweilige Curriculum.

Die Planung für die kaufmännische Arbeit in der Lernfirma TOP-KiE wird unabhängig vom Aufbau eines Curriculums durchgeführt. Die Lehrer entnehmen z.B. aus verschiedenen Lernfeldern die Elemente für einen kaufmännischen Vorgang. Daraus entsteht dann eine betriebswirtschaftliche und buchhalterische Einheit, die von Schülern häufig als Firmenarbeit bezeichnet wird. Die betriebswirtschaftlichen Unterrichtsthemen „Verkauf“ werden mit den Großkunden und Kassenumsätzen des Projektes verknüpft. Die ausgewählten Themen kann das Team in roten Kommentarecken des Programms vermerken.

Der Projektunterricht findet in einer eigenen Projektwelt statt. Daher kommen viele Aktivitäten und Impulse von Kunden, Lieferern und aus der Geschäftsleitung (das sind die Lehrer). Durch einen Mausklick auf den Makroknopf "Goldene Gans" erscheint das Arbeitsblatt des Kunden Goldene Gans auf dem Bildschirm. Das Formblatt kann dann vom Team für den Unterricht vorbereitet werden. Der gesamte Geschäftsvorgang von der Kundenanfrage über Ausgangsrechnung, Lagerbuchung, Journal- und Kontenbuchung bis zum Zahlungseingang mit oder ohne Skonto für diesen Kunden wird per Makroknöpfe wie folgt bearbeitet.

Dieses Beispiel aus dem Verkauf zeigt, dass alle Arbeiten von den Lehrern im Programm geplant und von den Schülern im Unterricht per Hand durchgeführt werden. Mit zunehmender Projektdauer können die Arbeiten je nach Lernfortschritt umfangreicher werden. So erstellen sie zunächst auf einem leeren Formblatt allen Daten der Rechnung, in einem späteren Geschäftsvorgang auf einem Blatt mit Stammdaten nur noch die Bewegungsdaten. Im Laufe des Geschäftsjahres können sie dann das fertige Arbeitsblatt, das ist die Lehrervollversion der Ausgangsrechnung, zum Bearbeiten erhalten. Die Wiederholungsarbeiten werden vereinfacht, um neue Themen einzuführen, hier am Beispiel der Ausgangsrechnung etwa Kundenskonto und Mahnverfahren. Alle Kunden und Lieferer werden nach diesem Prinzip von den Lehrern geführt.

Ein typischer Arbeitsimpuls ist die Anfrage oder Bestellung eines Großkunden. Es wird ein betriebswirtschaftlicher Vorgang (Verkaufsvorgang) initiiert und dem folgt der buchhalterische Teil (Buchung). Die Betriebswirtschaft bildet in diesem didaktischen Impuls die Lok und die Buchführung den Tender, der sachlich und zeitlich hinterher läuft. Dieses Lok-Tender-Prinzip wird weitgehend im Projekt verfolgt.

Mit den vier Warenlieferern werden die Themen „Einkauf“ bearbeitet. Die Einkaufsimpulse sind Kundenbestellungen und Barverkäufe sowie daraus resultierend die erreichten Meldebestände.

Nicht lagermäßig geführte Saisonartikel werden von Kunden angefragt und mit eigenen Anfragen, Angebotsvergleich, Kalkulation u.s.w. bearbeitet. Diese kaufmännischen Vorgänge eignen sich als Wiederholung zur Verfestigung des Wissens.

Die 25 Dienst- und Sachleistungslieferer bilden umfangreiche Impulsmöglichkeiten. So kann z.B. der Bedarf an Verpackungsmaterial über eine Anforderungsliste aus dem Lager gemeldet werden. Daraufhin werden von den Schülern Anfragen an die beiden Verpackungslieferer geschrieben, ein Angebotsvergleich durchgeführt, eine Bestellung geschrieben und die Eingangsrechnung gebucht und bezahlt. Ein Abrufauftrag für Strom wird eingesetzt, um das Thema Zahlungsverkehr zu vertiefen. Die Heizungsanlage ist defekt und muss repariert werden. Hier kann bei der Rechnungsbuchung u.U. Aktivierung eingeführt werden. Für die Arbeit im Büro werden neue Büroeinrichtungen benötigt. Hier kann als zusätzliches Thema AfA eingeführt werden.

Die Buchführung wird im Kontierungsstempel und im Haupt- und Grundbuch praktisch durchgeführt. Die Schüler haben zu Anfang der Büroarbeit häufig Probleme mit dem Fortschreiben der Buchungssätze über ein Schuljahr. Sie sind es nicht gewohnt, alle Konten fortlaufend, richtig, sauber und vollständig zu führen. Hier helfen nur Wiederholungen von kaufmännischen Geschäftsvorgängen, auch in Tischgruppenarbeit. Eine Saldenübersicht zeigt per Knopfdruck die aktuellen Kontostände. Ein Abgleich der handgeschriebenen Schülerstaffelkonten mit den Programmkonten ist jederzeit möglich und aus Erfahrung auch nötig.

In einem Schuljahr fallen etwa 70 bis 80 Buchungssätze an. Die Erfahrung zeigt, dass die 35 Konten der Lernfirma TOP-KiE ausreichen, um den Schülern das Prinzip der Buchführung klar zu machen. Sie erhalten nur die Kontenblätter, die sie zur Bearbeitung der Geschäftsvorgänge benötigen. Zunächst sind das die Konten für die Buchungen der Kassenumsätze und Rechnungsverkäufe. Im Laufe der Zeit steigt der betriebswirtschaftliche Themenumfang und damit auch die Zahl der Konten.

Weitere Impulse bestehen in den Hausmitteilungen. Sie kommen aus der Geschäftsleitung und geben Arbeitsanweisungen an die Mitarbeiter, z.B. Informationen über Großkundenumsätze, Offene Posten Liste, Kalkulationsergebnisse u.ä. Mit diesen projektbezogen Arbeitsblättern werden betriebswirtschaftliche und buchhalterische Daten bearbeitet.

Im Projekt kann die Zeitung „Wirtschaftspraxis“ erscheinen. In einem Leitartikel stehen Informationen zu einem volkswirtschaftlichen und / oder branchenbezogenen Thema. Dazu gibt es noch zusätzliche „lockere“ Informationen. So können auch nicht oder nur schwer simulationsfähige Unterrichtsinhalte wie „Theorie der Wirtschaft“ in das Projekt partiell mit eingebunden werden.

Ein wichtiger Impuls besteht in der Kombination von Themenbearbeitung im Klassenraum mit Lehrern und im Büroraum mit Chefs. Im Fach Wirtschaftslehre werden die Themen vorbereitet und dann an einem Projektmedium, wie z.B. am Kunden Goldene Gans, im Büroraumunterricht durchgeführt.

Diese Beispiele zeigen, dass Impulse aus Situationen innerhalb der Projektwelt entstehen. Die projektbezogenen Impulse initiieren einen Geschäftsvorgang – nicht der Lehrplan, das Schulbuch, das Einführungsbeispiel oder die Tafel. Das ist gewöhnungsbedürftig für Lehrer und Schüler. Die Erfahrung zeigt, je klarer die Impulse geplant werden, desto besser führen sie durch den Büroraumunterricht.

6.  Chef und Mitarbeiter

Die Lernfirma TOP-KiE stellt eine neue Unterrichtsform mit entsprechenden Methoden dar. Daher wurden auch und gerade die Rollen der Beteiligten überdacht. Die (überspitzte) Grundaussage lautet: Im Büro gibt es keine Schüler und Lehrer, es befinden sich im Büroraum zwei Chefs und rund 25 Mitarbeiter. Die Schüler erlernen gegen viel tradierte Erfahrung eine neue Rolle, die des eigenverantwortlichen Mitarbeiters. Das bedeutet, dass sie Chefs im Büroraum erleben, die z.B. keine Unterlagen der letzten Woche für sie sammeln. Sie lernen, sich selbst darum zu kümmern und sind gegenseitig verantwortlich.

Eine Binnendifferenzierung bietet sich in der Rolle des wöchentlich wechselnden Büroleiters an. Er übernimmt Arbeiten wie Kopieren, Stempeln, Austeilen, Einsammeln u.s.w. bis hin zum Erklären von Sachverhalten. Das wird zunächst belächelt. Aber je mehr Schüler diese Funktion innehatten, desto klarer wird allen die Bedeutung dieser Dienstleistung für den Büroraumunterricht. Viele Schüler übernehmen diese Arbeit freiwillig zusätzlich zu ihrer laufenden Büroarbeit.

Die Rolle des Prokuristen bietet sich in Ausnahmefällen an. Dieser hat die Aufgabe, die Chefs von möglichst vielen kaufmännischen Arbeiten frei zu halten. Der Schüler sollte die sachlichen und persönlichen Voraussetzungen für diese Aufgabe besitzen. Seine Hauptaufgabe besteht im Erklären von Sachverhalten, also individuelle oder gruppenweise Wiederholung von Themen. Ferner führt er seinen Firmenordner als „Musterordner“ und ist daher auch regelmäßiger Ansprechpartner für viele Mitarbeiter.

Die Schüler bearbeiten einzeln oder gemeinsam zeitgleich kaufmännische Geschäftsvorgänge an ihren Schreibtischen. Jeder „Sachbearbeiter“ ist für seine Arbeit und Unterlagen selbst verantwortlich. Jeder Mitarbeiter erhält zum Bearbeiten ein Original, z.B. ein Formblatt zur Erstellung einer Ausgangsrechnung, keine zweite Kopie. Wenn er sich verschrieben hat, so muss er auf dem Original weiter schreiben. Dieser Formalismus führt zur Systematisierung der eigenen kaufmännischen Unterlagen und hilft damit bei der selbständigen Bearbeitung von analogen Büroarbeiten. Das führt die Schüler zu mehr Eigenverantwortung.

Die Handelsschüler schreiben Tagesprotokolle über den 4-stündigen Lernbürounterricht in der Lernfirma TOP-KiE. Diese Niederschriften vertiefen das Erlernte und dienen als Informationsquellen für Arbeitsabläufe und Präsentationen. Nicht zuletzt wird damit das Schreiben von Berichtsheften geübt.

Viele Schüler erstellen im Laufe der Zeit aus Spaß an der Projektarbeit auch noch zuhause mustergültige Unterlagen und ganze Ordner. Einige Schüler entscheiden sich wegen dieser Erfahrung für eine kaufmännische Ausbildung. Wiederum gibt es Schüler, die trotz intensiver Bemühungen ihren Ordner oder auch einzelne Unterlagen nicht nachvollziehbar führen. Auch diese negative Erfahrung mit dem „Papierkrieg“ kann zu einer entsprechenden Entscheidung führen.

7.  Projektrahmen

Das Projekt wurde entwickelt, um einen verbesserten Lernprozess für die Schüler zu ermöglichen. Es ist durch persönliche Erfahrungen gewachsen. Neue Lerninhalte müssen im Büroraumunterricht evaluiert, d.h. an ein Medium der Lernfirma TOP-KiE angebunden und vermittelt werden. In erster Linie sind das simulationsfähige Themen aus dem AKA-Prüfungskatalog und auch kaufmännische Lernfeldbereiche, wie sie jetzt zunehmend umgesetzt werden.

Die vermittelbare Stoffmenge ist in einem Langzeitprojekt wie der Lernfirma TOP-KiE geringer als im Klassenraumunterricht. Wenn ein kaufmännischer Vorgang anhand von Unterlagen durchgeführt wird, dann dauert es länger, als wenn nur anhand von Begriffen über den gleichen Sachverhalt geredet und geschrieben wird. Allerdings verspricht der Büroraumunterricht tieferen und längerfristigen Lernerfolg.

Die Lernfirma TOP-KiE kann nach dem Prinzip des Füllhorns mit zunehmender Komplexität und Kompliziertheit auf verschiedene Schulzweige übertragen werden. So kann der Leistungsbereich des Projektes sachlich rudimentär in kaufmännischen Berufsvorbereitungsklassen eingesetzt werden. Ein umfangreicherer Teil des Projektes steht für Handelsschulklassen zur Verfügung. Auf der Ebene des AKA - Prüfungskatalogs lassen sich BWL-Themenbereiche aus Lernfeldern der ersten zwei Jahre für Verkäufer herausschneiden. Schließlich ermöglicht das Projekt auch im dritten Ausbildungsjahr für KiE handlungsorientiert betriebswirtschaftliche und buchhalterische Themen zu vermitteln.

8.  Schlussbemerkungen

Mit der Lernfirma TOP-KiE wurde zeitlich und inhaltlich sequenziell in vier Berufsschulklassen KiE (nach alter Ausbildungsordnung) unterrichtet. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass viele Projektelemente den fächerübergreifenden Unterricht zumindest unterstützen, wenn nicht sogar fördern. In Handelsschulklassen ist das Projekt seit 1994 mehrfach in partieller Form durchgelaufen. Auch hier hat sich der fächerübergreifende Charakter zwischen Wirtschaftspraxis und Wirtschaftslehre als lernfördernd erwiesen.

Eine vorsichtige Beurteilung der Schülerarbeit lautet: Im Büroraumunterricht lernt es sich in der Eingewöhnungsphase schwerer, später verständlicher und dann bleibt der Stoff besser sitzen als im Klassenraumunterricht. Viele Themen werden durch Bilder (Formblätter) und durch Handeln (in der Lernfirma TOP-KiE) bei den Schülern fest verinnerlicht. Aufgrund der tendenziell positiven Einstellung zur Projektarbeit greifen die Mitarbeiter auch mit eigenen Ideen in die Gestaltung und Fortführung des Unterrichtes ein.

Die Lernfirma TOP-KiE wird verstanden als eine Ergänzung zum bestehenden Unterricht und soll das betriebswirtschaftliche Wissen und Handeln der Schüler fördern. Es beruht auf Unterrichtserfahrung und zielt auf die Überbrückung von Theorie und Praxis, um die schulische und berufliche Ausbildung zu verbessern