wbv   Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen e.V.

 

 

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 bwp@ Ausgabe Nr. 10 | Juli 2006
Lernfirmen

Entwicklung einer Schülerfirma

 

 

 

1.  Vorbemerkung

Wirtschaft-Live-Projekte werden zunehmend an Bedeutung gewinnen. Dafür gibt es gute Gründe: komplexe und dynamische Prozesse, ganzheitlicher Lernansatz, handlungs- und projektorientierte Vorgehensweise, reale Geld- und Güterströme und somit Ernstcharakter und Authentizität vieler Lernsituationen, konstruktive Zusammenarbeit mit Unternehmen und Institutionen, hohes Motivationspotential bei Schülerinnen und Schülern und Lehrerinnen und Lehrern.

Mit der Young Together Company (YTC) wurde mit Beginn des Schuljahres 2002/03 das erste Wirtschaft-Live-Projekt an den berufsbildenden Schulen II in Stade gegründet. Das Projekt wird seitdem in der einjährigen Berufsfachschule – Wirtschaft – (Höhere Handelsschule) durchgeführt. Mittlerweile existieren eine Vielzahl verschiedener Wirtschaft-Live-Projekte an unserer Schule (Eine Übersicht der Schülerfirmen mit den jeweiligen Kurzbeschreibungen befindet sich auf www.reduhn.de .). Dieser Bericht ist ein Praxisbericht, der auf eine wissenschaftliche Systematisierung oder auf theoretische Bezüge verzichtet. (Selbstverständlich können nicht alle Entwicklungsschritte dieses langjährigen Projektes im Einzelnen dargestellt werden Die Entwicklung in den ersten beiden Geschäftsjahren wurden in Erfahrungsberichten festgehalten, die unter www.reduhn.de aufzurufen sind.)

2.  Schulorganisatorische Rahmenbedingungen

Die BBS II Stade ist eine kaufmännische Kreisberufsschule mit ca. 2.300 Schülerinnen und Schülern. Der Anteil jener Schülerinnen und Schüler, die eine Vollzeitschulform besuchen, ist – wie an anderen Schulstandorten auch - in den vergangenen Jahren ständig gestiegen. Diese Schülerinnen und Schüler haben einen Anspruch auf eine qualitativ hochwertige berufliche Grundbildung, die ihre Ausbildungsfähigkeit und damit ihre Chancen auf dem derzeit angespannten Ausbildungsplatzmarkt erhöht.

Vor dem Hintergrund der Rahmenrichtlinien und im Sinne des Schulprofils der BBS II Stade arbeiten die Lehrkräfte intensiv an neuen didaktischen Konzepten und handlungsorientierten Methoden, um Schülerinnen und Schüler auf das Berufsleben durch die Vermittlung beruflicher Handlungskompetenz vorzubereiten.

Mit der YTC wurde vor vier Jahren das erste Wirtschaft-Live-Projekt an den BBS II Stade gegründet. Heute existieren insgesamt sieben Projekte, die von vielen engagierten Lehrerinnen und Lehrer begleitet werden. Diese Projekte erweisen sich nicht nur als überaus sinnvolle Referenzmodelle für den systematisierenden Fachunterricht, sondern bereichern darüber hinaus das Schulleben in vielerlei Hinsicht.

Selbstverständlich ist die Unterstützung der Schulleitung bei der Realisierung eines oder mehrerer Wirtschaft-Live-Projekte von besonderer Bedeutung. Grundsätzlich entscheidet die Schulleitung, ob Wirtschaft-Live-Projekte an der Schule durchgeführt werden. In nicht unerheblichem Maße hängt die Bereitschaft zur Gründung, Fortführung und Weiterentwicklung dieser Projekte davon ab, welchen Freiraum die Schulleitung den verantwortlichen Lehrkräften zugesteht und wie die Teilnahme an besonderen Veranstaltungen wie Wirtschaft-Live-Messen oder Fortbildungen gefördert wird. Auch die Berücksichtigung spezifischer Anforderungen der Wirtschaft-Live-Projekte bei curricularen Vorgaben wie den schulinternen Lehrplänen und bei der Stundenplanung können die Entwicklung dieser Projekte fördern.

Wirtschaft-Live-Projekte werden an den BBS II Stade zunächst im Fach Wirtschaftpraxis durchgeführt. Sie ersetzen damit in diesen Klassen das traditionelle Lernbüro als Modellunternehmen. Darüber hinaus werden die Inhalte der Wahlpflichtkurse auf das jeweilige Projekt abgestimmt. Eine teamorientierte Stundenplanerstellung kann auch hier die inhaltliche Verzahnung und Abstimmung der Fächer bzw. der Lernfelder begünstigen. Beim YTC-Projekt gibt es – wie mittlerweile in anderen Projekten auch – ein festes Lehrerteam, das das mehrjährig angelegte Projekt begleitet und permanent weiterentwickelt.

3. Young Together Company

Eine gute Projektidee trägt ein Wirtschaft-Live-Projekt über ein Jahr oder über mehrere Jahre. Mehrjährig angelegte Projekte haben den Nachteil, dass die Schülerinnen und Schüler die das Projekt in nachfolgenden Jahren übernehmen, die Phasen des Projektstarts und somit die Gründungsphase der Schülerfirma nicht mehr „live“ durchlaufen. Sie haben allerdings den Vorteil, dass sie auf einen Datenkranz (Artikeldaten, Kundendaten, Daten der Finanzbuchhaltung) zurückgreifen und einen langfristig angelegten Prozess fortführen und gestalten können. Diese Projekte wirken nachhaltig und etablieren sich eher im Gesamtsystem Schule.

Die YTC arbeitet nunmehr im fünften Geschäftsjahr mit den Behindertenwerkstätten des Deutschen Roten Kreuzes Stade zusammen und seit einigen Jahren mit der Lebenshilfe Buxtehude. Die Werkstätten des DRK liefern vornehmlich Holzprodukte, während die Lebenshilfe Kerzen aus eigener Produktion liefert.

Angeregt durch das Arbeiten und Lernen in der YTC vertreibt nun auch die Abschlussklasse der Lebenshilfe Buxtehude ihre Kerzenproduktion im Rahmen einer Schülerfirma. Seit einigen Jahren finden regelmäßig Geschäftstreffen beider Schülerfirmen statt. Im Rahmen dieser Treffen werden Preise verhandelt, Bestellungen getätigt oder Ideen entworfen. Und fast ganz nebenbei wird ein wichtiges Ziel erreicht: im Umgang mit den behinderten Schülerinnen und Schülern der Lebenshilfe fallen sehr schnell die Barrieren und es kommt zu einem regen, freundlichen und konstruktiven Austausch zwischen den Schülerinnen und Schülern beider Institutionen.

Im Rahmen von Wirtschaft-Live-Projekten sind reale Außenkontakte besonders wichtig. Sofern es möglich ist, sollten alle Schülerinnen und Schüler einen Einblick in die Arbeit der jeweiligen Kooperationspartner bekommen. So besuchen die Schülerinnen und Schüler der YTC die Werkstätten des Deutschen Roten Kreuzes in Stade oder die Einrichtungen der Lebenshilfe in Buxtehude.

Um die Schülerinnen und Schüler stärker mit der Arbeit der Behinderteneinrichtungen vertraut zu machen, verbringen sie – als eine Variante einer Betriebserkundung – einen ganzen Arbeitstag in den Werkstätten. Sie sind dann in den Produktionsprozess integriert und können sich somit nicht nur ein besseres Bild von den technischen Arbeitsabläufen machen, sondern kommen auf diese Weise in direkten Kontakt mit den behinderten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die jungen Leute arbeiten mit ihnen gemeinsam auch für die Unternehmung – Young Together Company. (Der Praxistag in den Behindertenwerkstätten des Deutschen Roten Kreuzes wurde im Rahmen einer Assessorarbeit von Olivier Pott begleitet. Die Assessorarbeit steht als Download auf www.reduhn.de zur Verfügung.)

Das Aktienbuch der YTC führt etwa 100 Aktionäre auf, die jährlich zur Hauptversammlung in die hiesige Kreissparkasse eingeladen werden. Die Hauptversammlung zum Schuljahresende stellt für die Schülerinnen und Schüler eine besondere Herausforderung dar, da sie neben einem ausführlichen Bericht ihrer Geschäftstätigkeit den Jahresabschluss (Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung) präsentieren und gleichsam das Schuljahr Revue passieren lassen. Der Zahlenspiegel gehört zum Geschäftsbericht und wird mit besonderem Interesse erstellt und gelesen:

Die Ziele der Schülerfirma ergeben sich aus der Satzung, die im ersten Jahr der YTC aufgestellt und von der ersten ordentlichen Hauptversammlung verabschiedet wurde:

Nicht nur der Paragraph 2 der Satzung macht deutlich, dass es sich beim YTC-Projekt (natürlich) nicht um eine „1:1 Abbildung der ökonomischen Realität“ handelt, sondern (in erster Linie) um ein besonderes pädagogisches Modell mit pädagogischen Inhalten unter Einbeziehung „ökonomischer Realität“ und realer Kontakte. Die YTC hat somit als schulisches Projekt keinen eigenen Rechtsstatus und die Schülerinnen und Schüler „bewegen“ sich damit im Schutzraum Schule, was insbesondere hinsichtlich versicherungstechnischer oder haftungsrechtlicher Fragestellungen von Bedeutung ist.

4.  Projektorientierung

Es liegt auf der Hand, dass die Arbeit und das Lernen innerhalb eines Wirtschaft-Live-Projektes auch projektorientiert erfolgt. Neben einigen wenigen Abteilungen wie beispielsweise der Buchhaltung, Personalabteilung oder dem Lager, werden die Schülerinnen und Schüler in vielen Projekte aktiv. Sie initiieren Projekte, sie realisieren Projekte und sie schließen diese mit einer Dokumentation und Reflexion ab.

Die Schülerinnen und Schüler finden sich im Laufe des Schuljahres in unterschiedlicher Zusammensetzung in verschiedenen Projekten zusammen. Neben den Aufgaben, die die Schülerinnen und Schüler in den festen Abteilungen wie Buchhaltung oder Personal erfüllen, arbeiten sie an unterschiedlichen Projekten wie beispielsweise die Planung, Durchführung und Auswertung einer Verkaufsaktion.

Die YTC hat mit der Erstellung des Schülerausweises ein mehrjähriges Projekt übernommen, mit dem die Schülerinnen und Schüler gleich zu Beginn des Schuljahres „konfrontiert“ werden. Die Initiierung dieses Projektes geht auf ihre Vorgänger zurück.

Bis zu den Herbstferien erstellen die Schülerinnen und Schüler weit über 1 000 Schülerausweise der BBS II und der benachbarten BBS I (Jobelmann-Schule). In diesem Projekt erlernen sie unter anderem den Umgang mit einer Bildbearbeitung und einer Datenbank. Diese Datenbank ermöglicht nicht nur die Verwaltung zahlreicher Schülerdaten, sondern ist auch Grundlage für die Erstellung der Schülerausweise und der Klassenübersichten.

Die Mehrjährigkeit eines Projektes ist allerdings die Ausnahme. In der Regel entwickeln die Schülerinnen und Schüler eigene Projektideen. In der Vorweihnachtszeit sind dies beispielsweise Verkaufsaktivitäten auf Weihnachtsmärkten, es können aber auch Werbemaßnahmen für ganz bestimmte Produkte sein.

Aufgrund der Vielzahl der Projekte kommt der Projektdokumentation eine besondere Bedeutung zu. Die Dokumentation erfolgt softwaregestützt mithilfe einer Access-Datenbank (Die Projektdatenbank wurde von Bernd-Ulrich Kühn entwickelt. ). Die Schülerinnen und Schüler sind gehalten, ihre Projektideen, einen möglichen Projektverlauf sowie die Auswertung des Projektes in dieser Datenbank zu dokumentieren.

Die Datenbank ermöglicht eine Vielzahl von Auswertungen und ist somit u.a. eine Grundlage bei den Bewertungsgesprächen, die zum Schulhalbjahr und zum Schuljahresende durchgeführt werden. Sie ist auch sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für Lehrkräfte ein wichtiges Steuerungsinstrument.

5. Werteströme

Sämtliche Warenbewegungen werden mit einem professionellen Warenwirtschaftssystem (Zum Einsatz kommt das WWS-Modul von Lexware financial office pro. ) (WWS) erfasst. Die Bedienung des WWS erfolgt nach Einarbeitung durch die Schülerinnen und Schüler. Systematisierende Einblicke in die Funktionsweise des WWS sowie eine Unterweisung in projektorientierte Auswertungsmöglichkeiten (beispielsweise im Zusammenhang mit sortimentspolitischen Entscheidungen) erhalten die Schülerinnen und Schüler im Fachunterricht (Rechnungswesen/Controlling).

Der Einsatz des WWS führt zu einer Entlastung der Lehrkräfte, da sämtliche warenwirtschaftlichen Vorgänge mithilfe des WWS lückenlos nachvollziehbar sind. Zudem werden ohne großen Aufwand Berichte (z.B. Lagerjournal) und Listen (Preisliste, Kundenliste, Inventurliste etc.) erstellt. Da auch die Fakturierung über das WWS erfolgt, können diverse Umsatzstatistiken aufgerufen werden. Dieser schnelle Zugang zu wesentlichen Informationen ermöglicht aufgrund einer erheblichen Zeitersparnis die Verfolgung höherwertiger Lernziele (Daten analysieren, Ergebnisse beurteilen, Entscheidung treffen).

Die Dokumentation der Geschäftsfälle erfolgt mit dem Finanzbuchhaltungsprogramm Lexware Buchhalter. Mit diesem Programm wird auch die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung am Ende des Geschäftsjahres erstellt. Während im Rahmen der Schülerfirmenarbeit nur einige Schülerinnen und Schüler mit dem Fibu-Programm arbeiten, erfolgt eine vertiefende Einführung und die Darstellung der Zusammenhänge im Fach Rechnungswesen/Controlling.

6.  Kompetenzzuwachs

Verbindlich für den Unterricht der hiesigen einjährigen Berufsfachschule sind die „Rahmenrichtlinien für die Fächer des berufsbezogenen Lernbereichs der einjährigen Berufsfachschule – Wirtschaft – für Realschulabsolventinnen und Realschulabsolventen (Höhere Handelsschule)“, die in einem schulinternen Lehrplan umgesetzt wurden.

Ausgehend von den Anforderungen der Rahmenrichtlinien wurden für das zentrale Lernfeld 6 „Im Modellunternehmen prozessorientiert arbeiten“ sechs Kompetenzbereiche mit folgenden Überschriften ermittelt:

•  Softwaregestützte Informations- und Kommunikationsprozesse

•  Außenkontakte

•  Im Betrieb verantwortungsbewusst arbeiten

•  Arbeitsorganisation

•  Bewertung

•  Präsentation

Die konkretisierten Kompetenzbereiche sowie die Bewertungsmaßstäbe werden zu Beginn des Schuljahres eingehend mit den Schülerinnen und Schülern besprochen.

In diesem Schuljahr wird der Lernprozess durch eine systematische Reflexion der Lernprozesse begleitet. Die Schülerinnen und Schüler reflektieren und überprüfen ihren Kompetenzzuwachs und betrachten ihren eigenen Lernprozess. Für das Reflexionsgespräch, das nach Beendigung eines Projektes erfolgen kann, wurde ein Leitfaden entwickelt, der das Gespräch strukturiert. (Der vollständige Leitfaden für ein Reflexionsgespräch sowie verschiedene Übersichten und Arbeitsblätter zu diesem Thema können unter www.reduhn.de abgerufen werden. )

Der Einsatz der Portfoliotechnik und die Förderung der Reflexionsfähigkeit sind für die Projektarbeit besonders wichtig, da die Schülerinnen und Schüler metakognitive Fähigkeiten erwerben, die eine wichtige Rolle bei der Prüfung und Bewertung ihrer Handlungen im Rahmen der Projekte spielen (Eine ausführliche Betrachtung dieser Thematik wird von Sabine Stellamanns vorgenommen, die in diesem Schuljahr einen Unterrichtsversuch zur Förderung der Reflexionsfähigkeit durchführt.).

7.  Evaluation der Modelle

Wie alle Wirtschaft-Live-Projekte bildet die YTC die ökonomische Realität nur in Ausschnitten ab. Wirft man beispielsweise einen Blick auf die Bilanz der YTC, so stellt man fest, dass die Aktiva kein Anlagevermögen aufweist. Es versteht sich von selbst, dass dieser Umstand dazu führt, dass das Thema Abschreibungen am Beispiel der YTC nicht sinnvoll nachvollzogen werden kann. So gibt es eine Vielzahl von Beispielen, die belegen, dass ein Wirtschaft-Live-Projekt als Referenzmodell nicht vollständig ist und die ökonomische Realität nur unzureichend abbildet.

Im Unterschied zum Lernbüro, das sehr systematisch, weitgehend vollständig und komplex modelliert werden kann, generiert sich ein Wirtschaft-Live-Projekt und damit das Modell auch im Laufe des Projektes bzw. der Arbeit. Es ist somit gewissen „Zufälligkeiten in der Modellierung“ ausgesetzt. Je nach Projektidee erlangen die Schülerinnen und Schüler ganz bestimmte Kompetenzen. Andere Kompetenzen werden vielleicht im Rahmen der Schülerfirmenarbeit weniger stark gefördert.

Um die einzelnen Wirtschaft-Live-Projekte (und das Lernbüro) vor dem Hintergrund der Kompetenzbereiche des schulinternen Lehrplans zu betrachten, haben wir einen Evaluationsbogen entwickelt, der die Stärken und die Schwächen eines Modells aufzeigt.

Ein Ergebnis dieses Evaluationsrasters kann die „Anreicherung“ des Projektes durch zusätzliche Facetten sein (bspw. die Entwicklung eines neuen Geschäftsfeldes). Grundsätzlich sollte allerdings davor gewarnt werden, Wirtschaft-Live-Projekte mit solchen „add-ins“ zu überfrachten, um sie nicht zweier wichtiger Merkmale zu berauben: Spontaneität und Kreativität. Um jene Kompetenzen zu fördern, die ein Wirtschaft-Live-Projekt nicht zu fördern vermag, sollten sinnvollerweise zusätzliche Modelle oder ergänzende Lehr-Lern-Materialien eingesetzt werden.

8.  Schlussbemerkung

Als wir im Jahr 2002 mit dem ersten Wirtschaft-Live-Projekt an unserer Schule starteten konnten wir nicht absehen, mit welchem Einsatz Schülerinnen und Schüler und mit welchem Engagement Kolleginnen und Kollegen wenig später zahlreiche Projekte mit Leben füllten.

Wirtschaft-Live-Projekte sind ein fester Bestandteil unserer Schule und ein wichtiges methodisch-didaktisches Konzept der Berufsfachschulen geworden. Sie bereichern das Schulleben und eröffnen vielerlei Möglichkeiten, die in diesem Praxisbericht nur ansatzweise erwähnt werden konnten.

Wirtschaft-Live-Projekte beinhalten ein hohes Motivationspotential und erfordern besonderen pädagogischen Einsatz der Lehrkräfte. Sie sind eine sinnvolle Methode zur Erlangung beruflicher Handlungskompetenz und bereiten Schülerinnen und Schüler durch die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen auf das Berufsleben vor.

Dennoch gibt es Verbesserungspotentiale. Wirtschaft-Live-Projekte entwickeln eine erfrischende Dynamik, die manchmal die Strukturen verwischt und die Systemperspektive vernachlässigt. Die Projekte bilden wesentliche ökonomische Aspekte nicht ab und müssen durch andere Modelle und Lehr-Lern-Materialien sinnvoll ergänzt werden.

Allerdings darf aus den positiven Erfahrungen und der konstruktiven Entwicklungsarbeit der vergangenen Jahre abgeleitet werden, dass sich zukünftig die Qualität der Wirtschaft-Live-Projekte weiter verbessern wird.