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 bwp@ Ausgabe Nr. 11 | November 2006
Qualifikationsentwicklung und -forschung für die berufliche Bildung

Bildungswissenschaftliche Qualifikationsforschung als Basis für eine nachhaltig-innovative Curriculumentwicklung


 

 


1. Abstract

Unter den Bedingungen der Moderne gestaltet sich Curriculumforschung und -entwicklung als anspruchsvolle wissenschaftliche Aufgabe, gleichwohl erfolgt die (fast) tägliche curriculare Gestaltungspraxis häufig genug auf der Basis pragmatischer Überlegungen. Risikobehaftete gesellschaftliche Friktionen sind somit vorprogrammiert. Um den damit einhergehenden Risiken und Gefährdungen für die Gesellschaft wie für die Subjekte entgegen zu wirken, plädieren wir für eine wissenschaftlich fundierte Curriculumkonstruktion, indem einerseits diesbezüglich vorhandene wissenschaftliche Ergebnisse konsequent genutzt und andererseits das durchaus vorhandene methodische Repertoire eingesetzt wird, um zu prospektiv-innovativen Lösungen zu kommen. Eine solche Sichtweise erfordert die Bearbeitung von vielfältigen Teilforschungsfeldern bzw. Gegenstandsbereichen, die in ihrer Gesamtheit das notwendige Lösungspotential vereinen.

Der in Siegen praktizierte (berufs)bildungswissenschaftliche Qualifikationsforschungsansatz geht dabei von der Auffassung aus, dass die Erkenntnisperspektive der Curriculumforschung und der Curriculumentwicklung bzw. -konstruktion in der Sicherung der Subjektentwicklung und -entfaltung zu liegen habe. Diese ist jedoch ohne Rekurs auf eine empirisch gesicherte Bedarfserhebung an konkreten Arbeitsvermögen nicht zu gewährleisten und auch gesellschaftlich nicht sinnvoll zu verantworten. Die gesellschaftlich notwendigen Arbeitsvermögen ergeben sich aus komplexen Konfigurationen aufgrund technischer, technologischer, ökonomischer, juristischer und sozialer Entwicklungen. Mit dem Strukturwandel bzw. den Transformationsprozessen verändern sich bekanntermaßen die Bedarfe an Arbeitsvermögen bzw. Arbeitskraft sowie das dort inkorporierte Wissen und Können. Die berufsbildungswissenschaftliche Qualifikationsforschung setzt deshalb strategisch an den Forschungsprozessen der Freisetzung und Vergesellschaftung an, um von daher die empirische Fundierung curricularer Gestaltung zu sichern. Darin unterscheidet sie sich zentral von herkömmlichen Ansätzen.

Aufgrund der spezifischen Erkenntnisinteressen und Forschungsgegenstände im Gesamtkontext der beruflichen Bildung benutzen wir die Termini Bildungswissenschaft bzw. Berufsbildungswissenschaft statt der üblichen Bezeichnungen Erziehungswissenschaft bzw. Berufs- und Wirtschaftspädagogik (vgl. dazu auch KELL 2005; BUCHMANN 2006)