Ein Stück weit geht diese Beschreibung, die FAULSTICH/ZEUNER auch als Regulationsmechanismen "dritter Art" betiteln, in die Richtung der qualitativen Netzwerkanalyse (3), die die Einbettung ökonomischer Transaktionen in soziale Beziehungen in den Mittelpunkt stellt. Zentral sind dabei nicht die einzelnen Akteure des Austauschs, sondern die Kontextbedingungen wie Vertrauen, Normen und Werte, eine gemeinsame Beziehungsgeschichte und ähnliches. Der vierte Ansatz ist schließlich der der Politikfeldforschung (4), der Netzwerke als leistungsstarke (auch innovative) Organisationsformen betrachtet. Unter dem Begriff der "policy networks" werden Politiknetzwerke als Instrumente der Politikproduktion betrachtet, in denen der Formwechsel vom klassischen Obrigkeitsstaat zum modernen "interaktiven" Staat diskutiert wird (vgl. WEYER 2000, 23 und WILBERS 2000, 23 f.). FAULSTICH (2002) unterscheidet die in Abbildung 1 dargestellten Netzwerkformen,
grenzt Netzwerke (als Form kontinuierlicher Interaktion) hinsichtlich
des Niveaus sozialer Koppelung von Körperschaften (juristische Institution)
und Verbünden (verbindliche Kooperation) ab und arbeitet die folgenden
fünf Wesensmerkmale von (sozialen) Netzen heraus: |
3 Ein Lehrveranstaltungs-Setting als Versuch der Netzwerkbildung | |
In Abbildung 2 sind die potenziellen Vernetzungen zwischen Lernenden
(L) untereinander, in den Kleingruppen (KGR), zwischen diesen am Standort
und zwischen den beiden Standorten - jeweils auf personaler und Gruppenebene
-, und mit dem Lernmoderator (LM; keine wirklich optimale Bezeichnung,
aber in Ermangelung eines besseren und um anzuzeigen, dass er wirklich
eine andere Rolle hat, wird der Lehrveranstaltungsleiter in dieser Abbildung
so bezeichnet) dargestellt; schließlich ist auch eine Vernetzung
mit den Inhalten des Internet möglich (dargestellt durch die Verbindungslinie
zu WWW) und das Internet selbst bildet mit seinen verschiedenen Kanälen
(den Kanten) die Basis und den Rahmen der Netzwerkbildung. |
Tabelle 2: Auswahl aus den Aussagen der Linzer Studierenden (n = 17) |
Die aus Tabelle 2 ersichtliche Auswahl aus den quantitativen Ergebnissen
bestätigt nochmals die Zustimmung zur und Zufriedenheit mit der Arbeit
in der Gruppe - auch und gerade wegen der stark internetbasierten Arbeits-
und Kommunikationsweise. Das zeigen nicht nur die Mittelwerte der ersten
drei Items, auch der Wert = 3,80 auf die Frage nach den face-to-face-Treffen
(die wurden als nicht so notwendig erachtet) und der Mittelwert von 4,07
bei Item 5 zeigen, dass die Teilnehmer mit den Modalitäten dieser Veranstaltung
(wenige synchrone zugunsten regelmäßiger asynchroner Termine
mit hohem Anteil an Eigenständigkeit und an Gruppenarbeit) zufrieden
waren. Unterstrichen wird das noch vom vorletzten Item - der Durchschnittswert
liegt deutlich beim ablehnenden Teil der Skala von 1 bis 5. Auf die Frage
nach dem Interesse und Engagement für ein Lernnetzwerk wird allerdings
eher zurückhaltend geantwortet. |
4 Fazit zum Versuch der Netzwerkbildung und Ausblick | |
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Literatur | |
BENZENBERG, I. (1997): Netzwerke als regionale Regulationsmedien der beruflichen Bildung. In: R. DOBISCHAT/R. HUSEMANN (Hrsg.): Berufliche Bildung in der Region. Zur Neubewertung einer bildungspolitischen Gestaltungsdimension. Berlin. Ed. Sigma. 173-186. DÖHLER, M. (1993): Netzwerke im politisch-administrativen System. In: D. FÜRST/H. KLIPER (Hrsg.): Effektivität intermediärer Organisationen für den regionalen Strukturwandel. Dokumentation der IAT-Tagung am 18.6.1993. Gelsenkirchen. EULER, D. (1998): Multimediale und telekommunikative Lernumgebungen zwischen Potentialität und Aktualität: Eine Analyse aus wirtschaftspädagogischer Sicht. In: Pädagogische Rundschau, Heft 6, 741-757. EULER, D. (2002): From From connectivity to community - Elektronische Medien als Katalysator einer Kultur des selbstorganisierten Lernens im Team. In: bwp@ - Berufs- und Wirtschaftspädagogik - online, Ausgabe 2; online unter: http://www.bwpat.de/ausgabe2/euler_bwpat2.html (Stand: 15-06-02) FAULSTICH, P. (2002): Wissensnetze. Vortragsmitschrift von den 12. Hochschultagen am 14.3.2002 in Köln. FAULSTICH, P./ ZEUNER, C. (2001): Kompetenznetzwerke und Kooperationsverbünde in der Weiterbildung. In: Grundlagen der Weiterbildung (GdWZ), 3, 100-103. GRAMLINGER, F. (2002): Nutzung des Internets in der Lehre. In: H. REINISCH/ K. BECK/ M. ECKERT/ T. TRAMM (Hrsg.): Didaktik beruflichen Lehrens und Lernens - Reflexionen, Diskurse und Entwicklungen. Opladen: Leske + Budrich. HELLMER, F./ FRIESE, C./KOLLROS, H./KRUMBEIN, W. (1999): Mythos Netwerke. Regionale Innovationsprozesse zwischen Kontinuität und Wandel. Berlin: Ed. Sigma. JANSEN, D.(1999): Einführung in die Netzwerkanalyse: Grundlagen, Methoden, Anwendungen. Opladen: Leske + Budrich. KREMER, H.-H./WILBERS, K. (2000): Telekooperatives Lehren und Lernen - Erfahrungen aus dem virtuellen Seminar "WiPäd München - Köln". In: G.A. STRAKA/R. BADER/P.F.E. SLOANE (Hrsg.): Perspektiven der Berufs- und Wirtschaftspädagogik. Forschungsberichte der (Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft) Frühjahrstagung 1999. Opladen: Leske + Budrich, 159-170. LEHTINEN, E./ HAKKARAINEN, K./ LIPPONEN, L./ RAHIKAINEN, M./ MUUKKONEN, H. (1998): Computer supported collaborative learning: A review. CL-Net-Project; May 98. WEGGE, M. (1996): Qualifizierungsnetzwerke - Netze oder lose Fäden? Ansätze regionaler Organisation beruflicher Weiterbildung. Opladen: Leske + Budrich. WEYER, J. (Hrsg.) (2000): Soziale Netzwerke. Konzepte und Methoden der sozialwissenschaftlichen Netzwerkforschung. München; Wien: Oldenbourg. WILBERS, K. (2000): Berufsbildende Schulen in regionalen Bildungsnetzwerken. Papier an den Arbeitskreis "Berufliche Aus- und Weiterbildung'" der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK). Köln (unveröff. Arbeitspapier des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Sozialpädagogik, online zum Download unter: http://www.karl-wilbers.de/lit.html ). |