Die Gestaltung und insbesondere die Nutzung virtueller Foren im Alltag
dualer Ausbildung ist an fast allen Standorten mit erheblichen Problemen
und Startschwierigkeiten behaftet. Auch wenn die Ausstattung an berufsbildenden
Schulen sich in den vergangenen Jahren erheblich verbessert hat, war dennoch
an verschiedenen Standorten in der Anfangsphase des Modellversuchs eine
Verbesserung der technologischen Ausstattung herzustellen, um überhaupt
arbeitsfähig im Modellversuch zu werden. Dies war auch notwendig,
wenn Schulen entsprechend der Statistik eine gute EDV-Ausstattung vorweisen
konnten. Dies soll nur kurz verdeutlicht werden: Wissensforen werden an
den verschiedenen Standorten für unterschiedliche Aufgaben verwendet.
Gemeinsam ist diesen Foren jedoch, dass Aufgaben aufgenommen werden, die
nicht gesondert ausgeführt werden, sondern eng mit anderen Arbeits-
bzw. Lernbereichen verbunden sind. Dies bedeutet, dass die Nutzung von
'Internet-Arbeitsplätzen' nicht zeitlich ausgelagert werden kann,
sondern integrativ an den verschiedenen Lern- und Arbeitsplätzen
erfolgen sollte. Im Modellversuch wurden an allen Standorten flexible
Nutzungsmöglichkeiten neuer Informations- und Kommunikationstechnologien
hergestellt. Dies ist zudem notwendig, da bestehende Räume bzw. Arbeitsplätze
mit Internetzugang in der Regel durch andere Kurse belegt sind. Es zeigte
sich, dass dieses Problem nicht nur in den berufsbildenden Schulen bestand,
sondern auch in verschiedenen Ausbildungsbetrieben ein Zugang zum Internet
bereitgestellt werden muss. Neben der Zugangsmöglichkeiten vor Ort
ist darüber hinaus eine leistungsfähige Softwareangebote zur
Einrichtung virtueller Räume bereitzustellen. Im Modellversuch wird
hierzu zentral eine Lösung angeboten. Einerseits wird kritisch angemerkt,
dass eine systematische Einführung in dieses Angebot erfolgen muss
und andererseits wird darauf hingewiesen, dass Übertragungsraten
erreicht werden sollten, die auch aus anderen Nutzungsfeldern des Internets
bekannt sind. Der erste Kritikpunkt wird mit zunehmender Nutzung des Angebots
abgeschwächt, der zweite Kritikpunkt gewinnt jedoch mit zunehmender
Nutzungsdauer an Bedeutung. Dies weist deutlich darauf hin, dass über
die einzelne Schule hinaus eine leistungsfähige informationstechnologische
Infrastruktur zu schaffen ist.
Es zeigte sich sehr schnell, beispielsweise bei der Verteilung der Computerarbeitsplätze,
dass der Modellversuch entscheidend von der Organisationsstruktur in der
Schule beeinflusst wird. Beispielsweise verlangt die Arbeit in Wissensforen,
dass Lehrkräfte auch mit externen Partnern gültige Absprachen
für den Schulbereich treffen können. Eine Netzwerkbildung im
Außenverhältnis hat damit auch Auswirkungen auf die Beziehungen
im Innenverhältnis der beteiligten Organisationen.
(In einem Forum wird dementsprechend von uns untersucht,
inwiefern Teambildung in den jeweiligen Organisationseinheiten eine Voraussetzung
für eine erfolgreiche Arbeit mit virtuellen Foren ist. )
Die Arbeit im Wissensforum findet oftmals keine Verankerung in der jeweiligen
Organisation. Damit können Wissensforen auch nicht zu Brücken
zwischen den Organisationen werden, sondern es werden Brücken gebaut,
ohne die Zufahrtswege sicherzustellen. Dies verlangt z. B., dass innerhalb
der Organisation Kommunikationskanäle und -wege existieren, die die
Arbeit in virtuellen Foren unterstützen. Ein erhebliches Problem
ist es auch, Akteure aus verschiedenen Organisationen zur Mitarbeit zu
motivieren. In diesem Falle kann festgestellt werden, dass es aus schulischer
Sicht Schwierigkeiten bereitet, Vertreter aus anderen Organisationen zu
beteiligen. Konkret könnte hier die Frage aufgeworfen werden, inwiefern
Lernortkooperation als gemeinsames Problem im dualen System angesehen
werden kann. Virtuelle Foren stellen an die jeweiligen Akteure neue Anforderungen.
In vielen Fällen wird dies zunächst als Beherrschung einer neuen
Technologie interpretiert. Es zeigt sich jedoch, dass darüber hinaus
die Akteure nicht nur von der Software den Titel 'Manager' bzw. 'Autor'
erhalten, sondern genau diese Rolle auch ausfüllen müssen. Es
stellen sich veränderte Organisationsaufgaben hinsichtlich der Beteiligung
verschiedener Personen, der zielgerichteten Steuerung virtueller Foren
und der Begleitung verschiedener Teilnehmergruppen. Manager in virtuellen
Foren sind bereits in konzeptionelle Gestaltungsfragen eingebunden und
mit verantwortlich für die Gesamtausrichtung des Forums. Eine wichtige
Aufgabe ist es hier, einen Rahmen in der Form zu gestalten, dass alle
Teilnehmer bereit sind bzw. ein Interesse haben, Informationen aus dem
Forum abzurufen und in dieses einzustellen und es damit zu einem Wissensforum
zu erwecken.
Insgesamt kann festgestellt werden, dass die Verbesserung der informationstechnologischen
Infrastrukturen vor Ort bzw. die Bereitstellung geeigneter Werkzeuge &
Tools eine wichtige Voraussetzung für die Einrichtung virtueller
Foren ist. Die Problemfelder können jedoch nicht isoliert bzw. nacheinander
bearbeitet werden, sondern stehen in einem wechselseitigen Zusammenhang.
|