ZORANA DIPPL,
FRANK ELSTER (Universität der Bundeswehr Hamburg) |
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Eine etwas andere Form der Lernortkooperation
- Virtuelle Vernetzung in der kaufmännischen Berufsausbildung
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1.
Einleitung |
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Die kaufmännische Berufsbildungspraxis
steht mit dem Einzug neuer Informations- und Kommunikationstechnologien
in die Arbeitswelt vor neuen Anforderungen. Insbesondere durch
die Entwicklung des Geschäftsfeldes E-Business (Wir
folgen der Definition von DORN u.a. (2001, 11), die E-Commerce
als die "Nutzung von Internet-Technologie zur Durchsetzung
oder Verbesserung von Transaktionen und Geschäftsbeziehungen',
die zwischen Unternehmen (z.B. Beziehungen mit Zulieferern),
mit Kunden oder unternehmensintern stattfinden können"
betrachten. Diese recht allgemein gehaltene Beschreibung erlaubt
eine synonyme Verwendung der Begriffe E-Commerce und E-Business.),
das kaufmännische Geschäftsprozesse grundlegend verändert
und beschleunigt hat, wird deutlich, dass die Berufsausbildung
neue Ansätze und Konzepte bieten muss, mit denen Auszubildende
befähigt werden, berufliche Arbeitsaufgaben in der Zukunft
zu bewältigen. Das Problem der nur schwer kalkulierbaren
Qualifikationsanforderungen stellt die Berufsbildung vor die
Schwierigkeit "Ausbildungsinhalte auszuwählen, die
erst in Zukunft ihre Bedeutung erweisen müssen" (vgl.
RAUNER 1998, 13). Kaufmännische Berufsausbildung mit der
Ausrichtung E-Business muss Auszubildenden den Erwerb von Arbeitsprozesswissen,
unternehmerischem Denken und Handeln und der Fähigkeit
zu virtueller Kooperation ermöglichen, um sie fit für
die Zukunft zu machen. Mit dem letztgenannten Anspruch gewinnt
vor allem das Thema der Lernortkooperation zusätzlich an
Aktualität und Gewicht in der Berufsausbildung.
Mit dem Modellversuch Junior Enterprise Network (Der (Zwillings-)Modellversuch
- Kurzform JeeNet - wird vom Bundesinstitut für Berufsbildung
aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung,
der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und
Forschungsförderung, der Hansestadt Hamburg und dem Otto
Versand gefördert.), wird der Versuch unternommen,
ein Ausbildungskonzept für die kaufmännische Berufsausbildung
zu entwickeln und zu erproben, das den genannten Forderungen
Rechnung trägt. Der folgende Beitrag legt seinen Fokus
vor allem auf die Chancen und Grenzen der Lernortkooperation
im Rahmen des Modellversuchs.
Zunächst wird auf die Notwendigkeit von Kooperationen in
der Arbeitswelt eingegangen (Kapitel 2), um im Anschluss die
Potenziale der Juniorenfirma sowie des virtuellen Netzverbundes
zu erörtern (Kapitel 3 und 4). Kapitel 5 fragt nach dem
spezifischen Gewinn, den die Lernortkooperation in diesem Konzept
verspricht und Kapitel 6 nach der konkreten Bündelung der
jeweiligen Potenziale. Abschließend folgt ein kurzer Ausblick
(Kapitel 7).
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2. Berufliche Handlungskompetenz im E-Business - eine neue Rolle
für die Lernortkooperation?
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Die kaufmännischen Geschäftsprozesse
verändern sich durch die zunehmende Einführung von
E-Business-Anwendungen dahin gehend, dass sie an Komplexität
gewinnen und dabei zugleich zusammenwachsen. Ebenso verhält
es sich mit den Kompetenzen, die für die erfolgreiche Gestaltung
des E-Business vonnöten (An dieser Stelle kann weder
auf die Fülle der neuen oder veränderten Tätigkeitsfelder,
die sich aus der Einführung von E-Business Lösungen
für kaufmännische Beschäftigte ergeben, noch
auf die hieraus resultierenden Kompetenzanforderungen genauer
eingegangen werden. Vgl. hierzu DORN u.a. 2001; DORN 2002; ELSTER
2002; REIN 2002.) sind. Der Einzelne muss komplexere Aufgaben
bearbeiten und zugleich in Kooperation mit Anderen treten, um
seine Aufgaben bewältigen zu können. Der Erwerb von
Medienkompetenzen verlangt nach Kommunikationspartnern. Virtuelle
Kommunikation kann nur über Inhalte erfolgen, diese wiederum
müssen durch Selbstlernkompetenz erschlossen werden. Schließlich
steht über allem Kundenorientierung als "betriebliche
Querschnittsaufgabe" (DORN u.a. 2001, 102), die sich durch
alle Tätigkeitsfelder und Aufgaben des E-Business hindurchzieht.
Die einzelnen Kompetenzbausteine, die der E-Business-Markt nachfragt,
sind nur im Rahmen eines "Kompetenznetzwerkes" zu
erwerben und in der Praxis anzuwenden. Der Erwerb vollständiger
beruflicher Handlungskompetenzen auf Seiten der Beschäftigten
steht hier im Mittelpunkt (vgl. ZIMMER 1998).
Wenn also die sinnvolle Verknüpfung der Kompetenzbausteine
in Form einer allumfassenden Handlungskompetenz gefordert wird,
so stellt sich als nächstes die Frage, wie dieser Anspruch
in ein Qualifizierungskonzept "E-Commerce" zu integrieren
ist - und hier setzt der kooperative Modellversuch Junior Enterprise
Network - Juniorenfirmen im Netzverbund - an.
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3.
Didaktisch-methodisches Potenzial der Juniorenfirma |
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Um das Szenario des Modellversuchs besser erschließen
zu können, wird zunächst erläutert, warum das
didaktisch-methodische Konzept der Juniorenfirma als Ausgangspunkt
gewählt wurde.
In der Berufsbildungspraxis ist zunehmend festzustellen, dass
funktionsorientierte betriebliche Organisationsformen zugunsten
prozessorientierter Formen in den Hintergrund geraten (vgl.
RAUNER 1998, 15). Damit verbunden ist die Beobachtung, dass
sich streng segmentierte und begrenzte Arbeitsschritte zugunsten
ganzheitlicher und übergreifender Arbeitsfelder auflösen
(vgl. ELSTER 2002, 166). Um diesem Wandel Rechnung zu tragen,
bedarf es eines anderen Leitgedankens in der beruflichen Bildung:
Im Vordergrund muss die Fähigkeit zur "Gestaltung
aller Bestandteile bzw. Faktoren eines Prozesses" stehen
(ZIMMER 1998, 128). Dabei bedeute Gestaltung, dass "alle
Prozessteile in Bezug auf das Prozessziel bzw. -ergebnis in
allen Aspekten - von den ökonomischen bis zu den subjektiven
- optimal aufeinander abzustimmen" sind (ebd.).
Das Konzept Juniorenfirma - entwickelt als eine Ergänzungsmethode
der betrieblichen Ausbildung (vgl. ausführlich KUTT 2002,
FIX 1989) - trägt diesem Trend in besonderem Maße
Rechung. Ausgehend von realen Aufträgen sowie realen
Waren- und Geldströmen (vgl. KUTT 2002, 81ff.) sind die
ablaufenden Arbeits- und Lernprozesse von den vorliegenden
Realaufträgen abhängig und daher nur zu einem geringen
Teil planbar. Juniorenfirmen zeichnen sich somit durch eine
Dominanz der Prozess- gegenüber der Strukturebene aus
(vgl. TRAMM/GRAMLINGER 2002, 106). Die Dominanz der Prozessebene
bedingt wiederum ein hohes Maß an Projektorientierung
und Flexibilität. Um Flexibilität zu ermöglichen,
bietet das Konzept einen größeren Handlungsspielraum,
der wiederum Eigeninitiative und Verantwortungsübernahme
voraussetzt. Je nach Auftrag und Projektplanung ergeben sich
wiederum unkalkulierbare Lernbedarfe, die von den Junioren
selbstorganisiert recherchiert, verarbeitet und angewandt
werden müssen. Die Juniorenfirma bietet Auszubildenden
einen Arbeits- und Lernort, in dem komplexe Arbeitsprozesse
- von der Auftragsanfrage über die Auftragsbearbeitung
bis zur Reflexion des Arbeitsprozesses - in hoher Eigenverantwortung
bearbeitet werden.
Ein Vorteil des Konzeptes ist seine hohe Flexibilität.
In der Praxis sehr unterschiedlich realisiert, ermöglicht
es sowohl Schulen als auch Betrieben, Juniorenfirmen unter
verschiedenartigsten Rahmenbedingungen umzusetzen. Das Konzept
Juniorenfirma erweist sich aber auch im Hinblick auf sich
ständig verändernde Anforderungen in der Arbeitswelt
als sehr nützlich und flexibel. Die Aktualität der
Realaufträge, die ein zentrales Moment in dem Konzept
darstellen, ermöglicht ein offenes Curriculum, das sich
kontinuierlich weiterentwickelt und den Markterfordernissen
anpasst. Das Gelernte hat damit eine unmittelbare Verwertbarkeit
für zukünftige Arbeitsaufgaben.
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4.
Die Vision - Juniorenfirmen im virtuellen Netzverbund |
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Kernidee des Zwillingsmodellversuchs JeeNet ist der Aufbau
eines virtuellen Netzwerkes zwischen räumlich getrennten
schulischen und betrieblichen Juniorenfirmen. Ziel ist es,
durch die kooperative lernortübergreifende Bearbeitung
von Realaufträgen im Geschäftsfeld Onlinehandel
und Webdesign E-Commerce-Kompetenzen zu erwerben und unternehmerisch
zu denken und zu handeln. (Für einen umfassenden Überblick
über Ziel und Vorgehensweise im Modellversuch JeeNet
vgl. GAVRANOVIC u.a. 2002.)
Im Rahmen dieses Szenarios soll auch ergründet werden,
über welches Potenzial das Konzept Juniorenfirma hinsichtlich
der Lernortkooperation verfügt, inwieweit schulische
und betriebliche Juniorenfirmen in den kooperativen Netzverbund
lernortspezifische Potenziale einbringen können und ob
die charakteristischen Probleme, mit denen die einzelnen Lernorte
zu kämpfen haben, innerhalb eines virtuellen Netzverbundes
von Juniorenfirmen einer Lösung zugeführt werden
können.
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4.1
Ebenen der Lernortkooperation |
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Kooperation im Modellversuch JeeNet findet auf zwei Ebenen
statt: auf der Ebene der Betreuer und auf der Ebene der Lernenden.
Die erste Ebene bildet das sogenannte Coach.Net, in dem Lehrer,
betriebliche Betreuer und Mitarbeiter der wissenschaftlichen
Begleitforschung miteinander kooperieren. Die Beteiligten
arbeiten sowohl in regelmäßigen, persönlichen
Arbeitstreffen als auch virtuell zusammen. Das Coach.Net verfolgt
mehrere Aufgaben: Zum einen wird das didaktisch-methodische
Konzept Juniorenfirma inhaltlich weiterentwickelt und professionalisiert,
um z.B. die Zusammenarbeit in einem Netzverbund realisieren
zu können oder um im Hinblick auf Zertifizierungsbestrebungen,
Instrumente für Bewertungsprozesse selbstorganisierter
Einzel- und Teamleistungen anzubieten (vgl. ELSTER u.a. im
Druck). Zum anderen ist es für den inhaltlichen Aufbau
der kooperativen, internetbasierten Lern- und Arbeitsplattform
JOMP verantwortlich (vgl. unten).
Die zweite Ebene der Lernortkooperation umfasst die Zusammenarbeit
der Lernenden im so genannten Enterprise.Network. Schüler
und Auszubildende, die in den jeweiligen Juniorenfirmen eingesetzt
sind, bearbeiten gemeinsam Realaufträge. Unterstützt
durch eine internetbasierte Lern- und Arbeitsplattform - von
den Lernenden selbst JOMP getauft - werden drei Intentionen
verfolgt:
(1) Durch die Bildung virtueller Projektteams zwischen den
Lernorten schulische und betriebliche Juniorenfirma und die
gemeinsame Arbeitsplattform, die allen Beteiligten zur Verfügung
steht, soll der kooperative Lern- und Arbeitsprozess initiiert
werden und die Auftragsbearbeitung erfolgen.
(2) In einer Lernbibliothek auf der Internetplattform JOMP
finden die Schüler und Auszubildenden online gestellte
Lern- und Arbeitsmaterialien (webbasierte Lernmodule, Checklisten,
Feedbackbögen etc.), die entlang eines idealtypischen
Auftragszyklus abgelegt sind. Sie sollen den Nutzern bei der
Auftragsbearbeitung und der Selbstbewertung ihres Lernprozesses
behilflich sein und dient der problemorientierten Erarbeitung
jeweils benötigten Wissens.
(3) Ebenfalls auf JOMP finden sich Kommunikationsforen und
eine "Azubibörse", die zum Austausch von Erfahrungen,
Materialien und Problemen genutzt werden kann. Hiermit wird
die Idee verfolgt, einen ersten Impuls zur Entstehung einer
Community of Practice zu setzen.
Abb. 1: Lernortkooperation im virtuellen Netzverbund
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5.
Verschiedene Lernorte - ein Konzept |
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Wenn an den verschiedenen Lernorten dasselbe Konzept umgesetzt
wird, dann ließe sich fragen: Welchen Gewinn verspricht
die Lernortkooperation? Anders gefragt: Wo ergibt sich der
Mehrwert, wenn Gleiches auf Gleiches trifft?
Das Konzept Juniorenfirma nimmt unter den unterschiedlichen
Rahmenbedingungen und Aufgabenstellungen der einzelnen Lernorte
recht verschiedenartige Gestalt an. Der Gewinn der Lernortkooperation
liegt in der Nutzung und Bündelung der Potenziale der
einzelnen Lernorte und in der Ergänzung der unterschiedlichen
Aufgaben und Rahmenbedingungen.
5.1 Aufgabenfelder
Die schulischen und betrieblichen Juniorenfirmen verstehen
sich im Netzverbund als gleichberechtigte Partner. Dies wird
durch einen gemeinsam erarbeiteten und geschlossenen Kooperationsvertrag
unterstrichen. Neben dem gemeinsamen Ziel, sich durch die
Zusammenarbeit für Formen virtueller Arbeit zu qualifizieren,
gibt es aber auch lernortspezifische Ziele und Aufgaben.
5.1.1 Schulische Juniorenfirma
Der Aufbau der schulischen Juniorenfirma als Lernort verfolgt
die Aufgabe, auch Schülern aus klein- und mittelständischen
Betrieben (im Folgenden KMU) die Arbeit in einer Juniorenfirma
zu ermöglichen. Während Großunternehmen ohne
viel Aufwand betriebseigene Juniorenfirmen gründen können,
bleibt diese Form des Ausbildungskonzeptes KMU aufgrund zu
geringer Auszubildendenzahlen verwehrt.
Zugleich wird das Ziel verfolgt, über die beteiligten
Schüler KMU als Kunden zu gewinnen. Mit diesem Gedanken
werden zwei Intentionen verfolgt, die auch der Lernortkooperation
dienen: Zum einen sollen die Betriebe über die Bearbeitung
ihrer Aufträge durch den schulischen Partner Einblick
in die schulischen Aktivitäten ihrer Auszubildenden gewinnen.
Zum anderen wird das Ziel verfolgt, Auszubildenden die Funktion
eines "E-Business-Pioniers" in KMU zukommen zu lassen.
Gerade KMU, die sich bisher noch nicht mit E-Business befasst
haben, könnten über ihre Auszubildenden und deren
Erfahrungen in der schulischen Juniorenfirma an das Thema
herangeführt werden.
Die schulischen Betreuer sehen ihre Aufgaben nicht nur auf
der inhaltlichen Ebene - dem Erwerb von E-Commerce-Kompetenzen
und unternehmerischen Handelns - sondern vor allem auf methodisch-didaktischer
Ebene unter Berücksichtigung schulischer Rahmenbedingungen.
Ein Hauptmerkmal der Arbeit in der Juniorenfirma ist die Bearbeitung
von Realaufträgen. Die schulischen Betreuer müssen
in die Auftragsbearbeitung aber auch teilweise festgelegte
Lehrplaninhalte "unterbringen", da die Juniorenfirma
in das Stundenbudget eines ausgewählten Unterrichtsfachs
eingebettet ist (in unserem Fall das Fach EDV).
Eine weitere Aufgabe stellt die Erprobung selbstorganisierten,
eigenverantwortlichen Arbeitens mit Realprojekten unter schulischen
Bedingungen dar. Nicht nur Schüler betreten mit dieser
Arbeitsform Neuland, sondern gerade Lehrenden wird ein hohes
Maß an Umdenken und "Loslassen" abverlangt.
Darüber hinaus wird im Kontext der Gestaltung selbstorganisierter
Lern- und Arbeitsprozesse die Entwicklung und Erprobung neuer
Methoden der Leistungsbewertung als Aufgabe gesehen. Hierbei
stehen schulische Betreuer vor mehreren Herausforderungen:
Es bedarf zum einen Methoden, die sowohl Einzel- als auch
Teamleistungen erfassen, zum anderen müssen Verfahren
entwickelt werden, die zugleich Selbst- und Fremdeinschätzungen
erlauben. Schließlich ist zu prüfen, wie die eben
genannten Formen der Leistungsbewertung zertifiziert werden
können und welchen Stellenwert sie im Vergleich zu herkömmlichen
Berufsschulnoten haben.
Die in den Schulen erarbeiteten Konzepte können aber
von den betrieblichen Partnern übernommen und den eigenen
Ansprüchen entsprechend angepasst werden. Dies betrifft
sowohl didaktische Fragen wie die neue Rolle der Lehrenden
und Konzepte zur Leistungsbeurteilung. Die Betriebe können
hier von den pädagogischen und fachlichen Kompetenzen
der Schulen profitieren.
5.1.2 Betriebliche Juniorenfirma
Betrachtet man die Ziele und Aufgaben der beteiligten betrieblichen
Juniorenfirmen, so sind durchaus andere Schwerpunkte zu erkennen.
Den Auszubildenden wird mit dem Konzept der Juniorenfirma
ein eigenverantwortlicher Raum zur Verfügung gestellt,
in dem sie sich "austoben" können. Zum ersten
Mal werden die Auszubildenden nicht von Fachbetreuern an die
Hand genommen und mit konkreten Arbeitspaketen beauftragt.
Jeder Mitarbeiter der Juniorenfirma erhält die Gelegenheit,
seine Stärken und Schwächen zu erkunden und die
Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen - mit
Erfolgen wie mit Misserfolgen. Bei der selbstständigen
Bearbeitung der von den Junioren selbst akquirierten Realaufträge
stehen Kundenorientierung und Gewinnerzielung im Vordergrund.
Als eine wesentliche Aufgabe sehen die Auszubildenden, sich
gegenseitig zu unterstützen; mit dem Konzept der ausbildungs-
und jahrgangsübergreifenden Zusammenarbeit wird dieses
Vorhaben zusätzlich gefördert.
Das Erzielen von Synergien und die Erweiterung des eigenen
Blickwinkels in der kooperativen Zusammenarbeit sind demnach
ein wichtiger Bestandteil der Juniorenfirmenarbeit. Die Zusammenarbeit
in einem virtuellen Netzwerk kann diesem Aspekt noch mehr
Raum und Gelegenheit geben. Schulische Juniorenfirmen lernen
Arbeitsweise und Organisationsformen betrieblicher Juniorenfirmen
kennen; diese wiederum können über den "Tellerrand"
ihres eigenen Betriebs blicken.
5.2 Rahmenbedingungen
Die einzelnen Lernorte sind ganz unterschiedlichen Rahmenbedingungen
unterworfen, die die jeweilige Gestalt des Konzepts Juniorenfirma
prägen. Aus Sicht des Modellversuchs steht das Potenzial
des jeweiligen Partners im Vordergrund, aus Sicht der Beteiligten
mit der "Praxisbrille" sind es eher Unterschiede
und Problemfelder, die es zu überwinden gilt.
5.2.1 Ressourcenverteilung
Lenkt man den Blick auf die Ressourcenausstattung der jeweiligen
Lernorte, so lassen sich zum Teil gravierende Unterschiede
feststellen. Dies betrifft nicht nur die unterschiedliche
Ausstattung zwischen Schule und Betrieben; auch zwischen verschiedenen
Ausbildungsbetrieben variiert die Ressourcenausstattung zum
Teil sehr stark. Im Verlauf des Modellversuchs stellte sich
dieses Ungleichgewicht als ein hemmender Faktor in der Zusammenarbeit
heraus. Sowohl die Motivation der Schüler und Auszubildenden
als auch die Zusammenarbeit der Betreuer wurde hierdurch maßgeblich
beeinflusst.
Lernortkooperation ist diesbezüglich ein Weg, an den
Ressourcen der anderen Lernorte zu partizipieren und deren
Stärken zu bündeln. Dies wird deutlicher, wenn man
sich die weiteren Rahmenbedingungen genauer anschaut.
5.2.2 Räumliche Rahmenbedingungen
Während die Auszubildenden der betrieblichen Juniorenfirma
im Otto Versand z.B. über ein eigenes Großraumbüro
mit jeweils einem internetfähigen PC-Arbeitsplatz pro
Mitarbeiter nebst Besprechungstisch und Teeküche verfügen,
steht den Mitarbeitern einer beteiligten schulischen Juniorenfirma
ein kleiner Arbeitsraum zur Verfügung, in dem sich jeweils
zwei Schüler einen PC-Arbeitsplatz teilen. Allerdings
unterliegt die betriebliche Juniorenfirma einem realen Kostendruck,
da sie Miete zahlen muss, während die Schüler ihren
Arbeitsraum in der Schule kostenfrei nutzen.
Diese Unterschiede können auf dem Wege der Lernortkooperation
nur indirekt fruchtbar gemacht werden: Der finanzielle Druck
und die professionelle Ausstattung führen zu einer motivierten
Arbeitsweise der Auszubildenden und suggerieren den Kunden
eine hohe Kompetenz. Hier ist von den Betreuern der Juniorenfirmen
Fingerspitzengefühl gefordert, um diese Motivation und
die positive Kundenresonanz auf andere Juniorenfirmen übertragen
zu können, denn auch der gegenteilige Effekt ist möglich:
Schlechter ausgestattete Juniorenfirmen werden demotiviert
und fühlen sich insbesondere den Kunden gegenüber
zweitrangig.
5.2.3 Zeitliche Rahmenbedingungen
Als ein zentrales Hemmnis für die Zusammenarbeit haben
sich die Unterschiede bezüglich der zeitlichen Rahmenbedingungen
herausgestellt. Die duale Ausbildung der Schüler ist
in Blöcken organisiert; dies schließt auch die
schulische Juniorenfirma ein. Die Schüler sind jeweils
zweimal im Jahr für je sechs Wochen in der Schule, davon
ist ein Tag pro Woche Projekt- und somit Juniorenfirmentag.
Es gibt drei Blockgruppen, die an dem Modellversuch über
das Jahr teilnehmen und zeitversetzt in der Schule sind. Bei
Betrachtung der betrieblichen Seite zeigen sich ganz andere
Rahmenbedingungen: Die Auszubildenden sind in der Regel sechs
bis zwölf Wochen kontinuierlich in der Juniorenfirma
eingesetzt. Der Einsatzbeginn ist zudem individuell, sodass
nie alle zum selben Zeitpunkt kommen und gehen. Darüber
hinaus gibt es so genannte Konstanzmanager, die für ein
Jahr ausbildungsbegleitend eine Coaching- und Koordinationsfunktion
übernehmen. Die Einarbeitung neuer Azubis und die Kontinuität
in der Arbeit sind daher in der betrieblichen Juniorenfirma
wesentlich leichter sicherzustellen als in der schulischen.
Die Kooperation zwischen den Juniorenfirmen kann hier auf
zweierlei Weise dienlich sein: Einerseits kann ein Erfahrungsaustausch
zwischen den Lernenden dazu beitragen, dass erworbenes Wissen
nicht durch die hohe Fluktuation in den Juniorenfirmen verloren
geht; andererseits kann die Kontinuität vor allem schulischer
Juniorenfirmen gegenüber dem Kunden sichergestellt werden,
wenn der Auftrag im Netzverbund bearbeitet wird und somit
nicht auf den Schulblock beschränkt bleiben muss.
5.2.4 Organisatorisch-strukturelle Rahmenbedingungen
Die Motivation der lernenden Junioren wird in hohem Maße
von der Freiwilligkeit ihrer Teilnahme bestimmt. Während
sich im Betrieb die Auszubildenden für einen Einsatz
in der Juniorenfirma bewerben müssen, der aber nicht
obligatorisch im Ausbildungskonzept verankert ist, müssen
sich die Schüler für eines von drei parallel verlaufenden
Projekten (davon ist eines die Juniorenfirma) bewerben.
Ebenso bedeutsam für die Motivation und Identifikation
mit der Juniorenfirmenarbeit scheint der Unterschied, dass
die betriebliche Juniorenfirma einen hohen Bekanntheitsgrad
im Mutterunternehmen hat und sehr beliebt ist, während
der schulische Partner bisher weitest gehend unbekannt ist
und den Schülern noch wenig Identifikationsanreize bietet.
Dieser Umstand fördert auch, dass sich die Schüler
nach wie vor in der Schülerrolle sehen und im Gegensatz
zu den betrieblichen Partnern noch nicht in ausreichendem
Maße unternehmerisch denken und handeln.
Das Netzwerk bietet zwar aufgrund seiner Abstraktheit zunächst
wenig Identifikationsanreize. Andererseits kann die virtuelle
Vernetzung den Bekanntheitsgrad der schulischen Juniorenfirmen
sehr erhöhen und somit dieses Konzept auf schulischer
Seite positiv beeinflussen.
5.2.5 Administrative Rahmenbedingungen
Die schulische Juniorenfirma wird als Teil der schulischen
Ausbildung gesehen. Sie steht in Zeitkonkurrenz zu anderen
Schulfächern und muss dazu bestimmte Fachinhalte transportieren.
Insbesondere in der Zeit der Prüfungsvorbereitung fällt
sie "hinten runter", da sie keine Relevanz für
das Abschlusszeugnis hat und die Schüler sie lediglich
als Zusatzbelastung empfinden. Die betriebliche Juniorenfirma
ist weitest gehend frei von externen Vorgaben. Sie steht nicht
in Konkurrenz zu anderen Ausbildungsteilen und Prüfungszeiten,
da die Einsatzzeiten jedes Auszubildenden mit den Ausbildungsreferenten
individuell geplant werden. Die Arbeit in der Juniorenfirma
erlaubt daher viel mehr Freiräume und Gestaltungsmöglichkeiten
seitens der Auszubildenden. Allerdings vermissen die betrieblichen
Junioren gerade aufgrund ihrer teilweise immensen Einsatzbereitschaft
ein Abschlusszertifikat, das ihre Arbeit honoriert und ihnen
als Zusatzqualifikation in der Ausbildung angerechnet wird.
Die Flexibilität des Konzepts Juniorenfirma wird hier
ebenso deutlich wie die unterschiedlichen Ausprägungen,
die dieses Konzept unter den verschiedenen administrativen
Rahmenbedingungen annimmt. Diese Bedingungen determinieren
das Lernen und Arbeiten in der Juniorenfirma, sodass diesbezüglich
Lernortkooperation wenig zur Flexibilisierung beitragen kann.
Sowohl auf Seiten der Lehrenden und Betreuer als auch auf
Seiten der Lernenden kann eine verstärkte Zusammenarbeit
aber helfen, die Sensibilität für die Bedingungen
zu erhöhen, die das Handeln der Einzelnen bestimmen.
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6.
Der virtuelle Netzverbund als Schlüssel zur Kooperation |
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Lernortkooperation kann also helfen, lernortspezifische Rahmenbedingungen
und Aufgabenfelder auszugleichen. Ihre besondere Stärke
liegt aber darin, die spezifischen Potenziale zu bündeln,
die aus diesen Aufgaben und Rahmenbedingungen resultieren.
- Von welchen Potenzialen sprechen wir?
6.1 Potenziale des Lernorts Schule
Zentrale Stärken schulischer Juniorenfirmen sind die
kompetenten Fachlehrer, die die Arbeit in den Juniorenfirmen
inhaltlich und didaktisch betreuen, sowie die Einbindung von
Auszubildenden aus KMU.
Das intensive Coaching durch die Lehrenden im Sinne eines
Lernberaters dient dazu, Arbeitsprozesse zu analysieren und
Lernprozesse zu reflektieren. Beides sind Voraussetzungen,
um arbeitsprozessorientiertes Lernen optimal zu fördern.
Von diesem Potenzial können betriebliche Partner im Kontext
virtueller Vernetzung profitieren. Schüler und Auszubildende
tauschen ihre Erfahrungen aus und die Arbeit der schulischen
Betreuer fließt indirekt auch in den Erfahrungshorizont
des Auszubildenden ein, der am anderen Ende der Stadt sitzt.
Die Einbindung von Auszubildenden aus KMU in die Arbeit schulischer
Juniorenfirmen erfährt durch die virtuelle Vernetzung
eine erhebliche Ausweitung: Diese Auszubildenden lernen die
Arbeitsweise und Organisationsformen von Großbetrieben
kennen, wodurch sich ihr Kontextwissen wesentlich vermehrt
- eine Forderung, die insbesondere hinsichtlich moderner Organisationsformen
von Arbeit häufig erhoben wird (vgl. DORN 2002, 46; REIN
2002, 59 f.). Letztlich trifft dies aber auf alle Ausbildungsbetriebe
und Schulen zu: Im virtuellen Netzverbund lernen alle Schülerinnen,
Schüler und Auszubildenden die verschiedensten Lern-,
Arbeits- und Organisationsformen kennen und erweitern auf
diese Weise ihren Wissenshorizont.
6.2 Potenziale des Lernorts Betrieb
Schulische Juniorenfirmen können im Gegenzug von den
viel größeren Ressourcen und Freiräumen der
betrieblichen Partner profitieren. Zum einen bietet sich den
Lernenden die Chance, über ihre virtuellen Partner Einblick
in die komplexe Arbeitsstrukturen eines Großunternehmens
zu erhalten. Damit verbunden eröffnet sich ihnen die
Möglichkeit, andere Lern- und Arbeitskulturen kennen
zu lernen. Zum anderen bietet sich schulischen Juniorenfirmen
die Möglichkeit, einzelne Arbeitspakete umfangreicher
Aufträge zu bearbeiten, die sie im Ganzen niemals bewältigen
könnten. Dadurch vergrößert sich der Kreis
ihrer Kunden ebenso wie die Komplexität möglicher
Arbeits- und Lernprozesse.
Schließlich ermöglicht der Netzverbund den Erwerb
von Kompetenzen für die virtuelle Kooperation und Kommunikation
- in Zeiten zunehmender digitaler Vernetzung ein zukunftsweisender
Kompetenzbaustein (vgl. ebd.).
6.3 Virtuelle Kooperation konkret
Kern der Lernortkooperation im Modellversuch JeeNet ist die
virtuelle Vernetzung der Juniorenfirmen auf der Ebene der
Lernenden. Bekanntermaßen werden zwei idealtypische
Formen virtueller Netzwerke unterschieden: virtuelle Teams
und Communities of Practice:
· "Als virtuelle Teams werden flexible Gruppen
standortverteilter und ortsunabhängiger Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter bezeichnet, die auf der Grundlage von gemeinsamen
Zielen bzw. Arbeitsaufträgen ergebnisorientiert geschaffen
werden und informationstechnisch vernetzt sind" (KONRADT/HERTEL
2002, 18; Hervorhebung Z.D./F.E.).
· "Communities of Practice sind informelle bereichsinterne
oder bereichsübergreifende Personengruppen und Netzwerke
innerhalb einer Organisation, die aufgrund gemeinsamer Interessen
über einen längeren Zeitraum miteinander kommunizieren,
kooperieren, Wissen und Erfahrungen austauschen und dabei
voneinander lernen (...). Die Mitarbeit an einer solchen Community
ist freiwillig. Die Ziele werden von der Community selbst
ausgehandelt" (REINMANN-ROTHMEIER/MANDL u.a. 2001, 92;
Hervorhebung Z.D./F.E.).
Beide Formen virtueller Netzwerke werden im Modellversuch
JeeNet angestrebt. Das Herzstück der virtuellen Kooperation
bildet die bereits erwähnte Kommunikationsplattform JOMP
im passwortgeschützten Bereich der JeeNet-Webseite auf
www.jeenet.de. Diese Plattform bietet neben einem Terminkalender,
Adressenverwaltung und Dateiuploadbereich vier Funktionen,
die beide Formen virtueller Zusammenarbeit unterstützen:
· einen Online-Marktplatz und ein Projektmanagementtool
zur Unterstützung der virtuellen Teams,
· ein Forum und eine Bibliothek zur Unterstützung
der Community of Practice.
Was heißt das konkret?
6.3.1 Virtuelle Teamarbeit
Die Junioren akquirieren selbstständig Aufträge
in den Mutterunternehmen oder in der freien Wirtschaft, die
schulischen Juniorenfirmen in erster Linie in den Ausbildungsbetrieben
ihrer Berufsschulen.
Im nächsten Schritt wird der akquirierte Auftrag hinsichtlich
seines Umfangs, der einzelnen Elemente, der benötigten
Ressourcen etc. analysiert. Die Junioren entscheiden, ob der
Auftrag angenommen, ganz bearbeitet oder nur einzelne Arbeitspakete
bewältigt werden können. Im letzteren Fall zerlegt
die Juniorenfirma den Auftrag in Teilaufträge.
Der jeweiligen Juniorenfirma obliegt es, diejenigen Arbeitspakete,
die nicht bearbeitet werden können, auf dem Marktplatz
der Juniorenfirmen - JOMP - als Teilaufträge auszuschreiben.
Hat die Juniorenfirma entschieden, den Auftrag gar nicht zu
bearbeiten, so wird der gesamte Auftrag ausgeschrieben. Der
Marktplatz unterstützt die Ausschreibung und Vergabe
ganzer Aufträge ebenso wie einzelner Arbeitspakete.
Alle Juniorenfirmen im Netzverbund haben die Möglichkeit,
sich um ausgeschriebene Aufträge oder Teilaufträge
zu bewerben. Diejenige Juniorenfirma, die das beste Preis-Leistungs-Verhältnis
bietet, bekommt den Auftrag. Bei zerlegten Aufträgen
wird dieser arbeitsteilig bearbeitet und nach Beendigung der
Arbeiten zusammengefügt.
Diese arbeitsteilige Bearbeitung umfasst die eigentliche virtuelle
Teamarbeit. Die einzelnen Lernenden, die in den jeweiligen
Juniorenfirmen mit der Bearbeitung des Auftrags befasst sind,
bilden das virtuelle Team. Diejenige Juniorenfirma, die den
Auftrag akquiriert hat, stellt einen Projektmanager, dem die
Koordination der Auftragsbearbeitung, der Kundenkontakt und
damit auch die Verantwortung für die Auftragsbearbeitung
obliegt. Die einzelnen Teammitglieder verpflichten sich zur
Einhaltung bestimmter Termine und Kommunikationsregeln. Sie
bearbeiten den Teilauftrag unter Beachtung dieser Regeln,
Termine und Meilensteine. Die Zusammenarbeit wird durch ein
Projektmanagementtool auf JOMP unterstützt, das den Projektfortschritt,
die Verantwortlichkeiten, Termine und Meilensteine abzubilden
erlaubt.
6.3.2 Communities of Practice
Den Kern der Communities of Practice bildet das Prinzip des
von- und miteinander Lernens der Juniorenfirma. Die virtuelle
Kooperation mit anderen Juniorenfirmen erlaubt die Ausweitung
dieses Konzepts juniorenfirmenübergreifend. Dies findet
auf zwei Ebenen statt: einer vorstrukturierten und einer völlig
freien.
Vorstrukturiert erfolgt diese Form der Zusammenarbeit im Rahmen
der Bibliothek auf JOMP. In der Bibliothek befindet sich eine
Visualisierung des Auftragszyklus. Jedem Schritt in diesem
Auftragszyklus sind einerseits Lernhilfen zugeordnet, die
die Lehrenden den Junioren zur Verfügung stellen (beispielsweise
kurze Online-Lernsequenzen, Leitfäden, Checklisten).
Andererseits ist an jedem einzelnen Schritt den Lernenden
die Möglichkeit gegeben, selbstständig Dateien,
Dokumente oder Links aus dem Internet hochzuladen oder eigene
Erfahrungen und Tipps einzustellen, die ihnen bei der Auftragsbearbeitung
geholfen haben.
Daneben befindet sich auf JOMP ein Forum, in dem selbstständig
neue Themen eingestellt werden können. Hier können
die Lernenden in vollkommen freier Weise für sie wichtige
Themen besprechen. Sie können beispielsweise Erfahrungen
mit bestimmten Kunden, Arbeitsformen oder Software austauschen
oder sich gegenseitig bei konkreten Problemen in der Auftragsbearbeitung
helfen.
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7.
Vision oder Wirklichkeit? |
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Juniorenfirmen, die in virtueller Kooperation reale Aufträge
bearbeiten - dieses Konzept klingt sehr ehrgeizig. Ist es
überhaupt realisierbar?
Auf dem Weg zu einem funktionierenden virtuellen Netzverbund
haben sich Hürden aufgebaut, die vor allem den genannten
lernortspezifischen Rahmenbedingungen entspringen. Die genannten
Vorteile der virtuellen Lernortkooperation sind den Beteiligten
nicht immer transparent, die Probleme erscheinen oftmals übermächtig.
Trotzdem sind wir schon ein gutes Stück vorangekommen:
Der Erfahrungsaustausch zwischen den Partnern sowohl auf der
Ebene der Lernenden als auch auf der Ebene der Betreuer wird
von allen Beteiligten als sehr fruchtbar erfahren, und ein
erster arbeitsteilig von den Lernenden im virtuellen Netzverbund
zu bearbeitender Auftrag ist auf den Weg gebracht. Inwieweit
sich alle als möglich gekennzeichneten Synergien realisieren
lassen, wird sich erst im Rahmen der Evaluation erweisen -
hierzu an dieser oder anderer Stelle zu einem späteren
Zeitpunkt mehr.
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Literatur |
|
BAITSCH, C. (1998): Lernen im Prozess
der Arbeit - zum Stand der internationalen Forschung. In: ARBEITSGEMEINSCHAFT
QUALIFIKATIONS-ENTWICKLUNGS-MANAGEMENT (Hg): Kompetenzentwicklung
'98. Berlin, 269-227.
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