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EDITORIAL
zur Ausgabe 3:
Kooperation in der beruflichen Aus- und Weiterbildung
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Anspruch und Realität einer Reformbedingung
KARIN BÜCHTER & FRANZ GRAMLINGER
Die berufliche Aus- und Weiterbildung gehört zu denjenigen
Bereichen, an die eine Reihe von Reformerwartungen geknüpft werden,
und zwar auf ihren unterschiedlichen Ebenen: der institutionellen, organisatorischen,
professionellen, curricularen und didaktischen. Die Realisierung von Veränderungsvorschlägen
in der beruflichen Bildung hängt im Wesentlichen von der Kooperation
ab, genauer: von den beteiligten Kooperationspartnern, ihren materiellen
und politischen Ressourcen, ihren Kompetenzen, Interessen und Zielsetzungen,
ebenso wie von den Formen und Inhalten von Kooperation.
Mit dieser Ausgabe von bwp@
wollen wir einen Einblick in die derzeitige Auseinander-setzung mit Fragen
zur Kooperation und in empirische Ergebnisse zur Kooperationspraxis in
der beruflichen Bildung geben der Fokus soll dabei nicht nur auf
inter-, sondern gezielt auch auf intrainstitutionelle Zusammenarbeit gerichtet
sein. Auf diesen Call for Papers sind bei uns im letzten Sommer
eine Reihe von Beitragsvorschlägen eingegangen, von denen wir für
die Ausgabe 3 von bwp@
insbesondere diejenigen berücksichtigt haben, die unserem Interesse
an praktizierter Kooperation, vor allem bei der Durchführung von
Projekten bzw. der Implementation von Reformkonzepten auf den unterschiedlichen
Ebenen beruflicher Aus- und Weiterbildung entgegenkommen. Somit beschreiben
die meisten Beiträge Kooperationserfahrungen im Rahmen von Modellversuchen,
andere liefern empirische Befunde zur Kooperationspraxis in der Aus- und
Weiterbildung. Daneben setzten sich Autorinnen und Autoren auch mit dem
Kooperationsproblem in der Berufsbildung selbst auseinander.
Die verbindende Klammer aller Beiträge ist, dass Kooperation als
eine wesentliche Innovationsressource in der beruflichen Aus- und Weiterbildung
begriffen wird, dass je nach Projekt Kooperationsmodi und -strategien
der unterschiedlichen Akteure variieren, dass Kooperationsanspruch und
-realität zum Teil stark divergieren und dass die Ergebnisse von
Koopera-tionen insbesondere auch vom Ausmaß und der Art der Prozessbegleitung
abhängen.
Bevor wir in aller Kürze die einzelnen Beiträge vorstellen werden,
möchten wir uns an dieser Stelle bei den Autorinnen und Autoren ganz
herzlich für die Mitwirkungen am Zustandekommen dieser Ausgabe bedanken.
Ein ganz besonderer Dank geht an unseren unermüdlichen und kreativen
Webmaster Markus Holzweber, der selbst die Nachtschichten mit uns
verbracht hat.
In der aktuellen Ausgabe erlauben wir uns, den Anfang zu machen und nehmen
die berufsschulische Kooperation als Analysekategorie in den Blick. Hierbei
geht es darum, den Kooperationsbegriff selber mit Inhalt zu füllen,
indem Beziehungen, strukturelle Momente, sozial-konstituierende Prozesse
ebenso wie der mikropolitische Gehalt von Kooperation thematisiert werden.
Anhand des Projektansatzes von CULIK soll die Kooperationskomplexität
veranschaulicht werden.
In dem Beitrag von Wolfgang Jütte wird einerseits die Kooperations-
bzw. Netzwerkanalyse als Methode zur Untersuchung von Kooperationsstrukturen
in der Weiterbildung vorgestellt, anderseits werden empirische Befunde
einer Netzwerkstudie in einer norddeutschen Stadt präsentiert.
Im Mittelpunkt des Beitrags von Christoph Schweers steht die Kooperation
in regionalen Bildungsnetzwerken. Auf der Basis der Befunde aus dem Modellversuch
ANUBA werden Kooperationserfahrungen und -perspektiven der Teilnehmer,
insbesondere bezogen auf die Entwicklung von Lernfeldern und Zusatzqualifikationen,
vorgestellt.
Ulrike Buchmann geht es um die Frage, wie berufliche Bildungsprozesse
angelegt werden können, damit Wissensintegration zum Umgang mit gesellschaftlicher
Komplexität geleistet werden kann. Hierzu beleuchtet die Autorin
beispielhaft inter- und intradisziplinäre Kooperationsbeziehungen
in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik.
Der zweite Beitrag zur Kooperation in Modellversuchen kommt von Thomas
Vollmer und Thomas Berben. Gegenstand des Beitrags ist der
Modellversuch FÖRAK ein Projekt, in dem Schüler
zweier Bildungsgänge, Lehrerinnen und Lehrer zweier Abteilungen und
Aus-bilder verschiedener Untenehmen miteinander kooperieren.
Bernadette Dilger, Eva Hertle und H.-Hugo Kremer
gehen in ihrem Aufsatz der Frage nach, welche Potenziale virtuelle Wissensforen
für die Kooperation der Berufsbildungspartner im Dualen System haben.
Anhand von WISLOK einem exemplarischen Modellversuch
geben sie einige Antworten hierauf.
Über Erfahrungen aus dem Zwillingsmodellversuch JEENET
berichten Zorana Dippl und Frank Elster. Ziel des Modellversuchs
ist die Erprobung und Entwicklung eines didaktischen Konzeptes zum Erwerb
von EBusiness- und Entrepreneurkompetenzen im Rahmen eines virtuellen
Netzwerkes von Juniorenfirmen.
Jürgen van Buer und Olga Troitschanskaja thematisieren
das Betriebspraktikum als Lernort im Lernortverbund. Im Rahmen
der wissenschaftlichen Begleitung des Modellversuchs VERONIKA des
Berliner Oberstufenzentrums Bürowirtschaft & Dienstleistungen
kommt der empirisch gestützten Beantwortung der Frage, welche Funktionen
diesem Praktikum zugeschrieben werden und welche es tatsächlich erfüllt,
ein zentraler Stellenwert zu.
Sehr wahrscheinlich ist es auch bei dieser Ausgabe von bwp@
wieder, dass ein oder zwei Beiträge noch zu einem späteren Zeitpunkt
dazukommen wir wollen die Möglichkeiten des virtuellen Publikationsmediums
auf jeden Fall zum Vorteil der Leserinnen und Leser ebenso wie der Autorinnen
und Autoren nutzen!
Wir wünschen den Leserinnen und Lesern von bwp@
viele Anregungen bei der Lektüre dieser Beiträge insbesondere
auch für die Diskussion in unserem Forum.
Karin Büchter und Franz
Gramlinger
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