THOMAS VOLLMER
(Universität Hamburg)
THOMAS BERBEN (TU Hamburg-Harburg)
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Inter- und intra-institutionelle Zusammenarbeit
bei der Gestaltung arbeitsprozessbezogener Lernsituationen |
1.
Einleitung und Zusammenfassung |
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Im Hamburger Modellversuch "FöraK - Förderung
arbeitsprozessbezogener Kompetenzen an den Lernorten Berufsschule
und Betrieb"( Ein Modellversuch aus dem BLK-Programm "Kooperation
der Lernorte in der beruflichen Bildung", gefördert
mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
und der Behörde für Bildung und Sport der Freien und
Hansestadt Hamburg. Weitere Informationen unter www.ibw.uni-hamburg.de/foerak.
) lernen angehende Industriemechaniker/-innen der Fachrichtung
Betriebstechnik und Technische Zeichner/-innen ( Im Folgenden
werden bei Rollen- und Berufsbezeichnungen zur verbesserten
Lesbarkeit nur die männlichen Formen verwandt.) gemeinsam
und lernortübergreifend an einer komplexen Arbeitsaufgabe.
Die Industriemechaniker (IM) absolvieren eine dreieinhalbjährige
Ausbildung im dualen Berufsbildungssystem, während die
Technischen Zeichner (TZ) über zwei Jahre in Vollzeitform
die Berufsfachschule besuchen. Die Aufgabe wird an der Gewerbeschule
17 in Hamburg-Wilhelmsburg sowie in mehreren kooperierenden
Ausbildungsbetrieben (Am Modellversuch waren die folgenden in
Hamburg ansässigen Unternehmen beteiligt: DaimlerChrysler,
Deutsche Extraktkaffee GmbH, Deutsche Shell GmbH, Holborn Europa
Raffinerie, Ispat Hamburger Stahlwerke, Phoenix AG - Conseo
GmbH, Strom- und Hafenbau.)durchgeführt. Damit arbeiten
im Projekt Ausbilder der Ausbildungsbetriebe der Industriemechaniker
sowie die Lehrer der Berufsschule und der Berufsfachschule eng
zusammen. Die Akteure kooperieren somit auf unterschiedlichen
Ebenen: auf inter-institutioneller Ebene zwischen Gewerbeschule
und Ausbildungsbetrieben und auf intra-institutioneller Ebene
zwischen der Berufsschule und der Berufsfachschule als zwei
Schulzweige einer Gewerbeschule, die dort separaten Abteilungen
zugeordnet sind und bisher nicht zusammengearbeitet hatten.
Die Kernidee der Kooperationsmaßnahme liegt darin, die
Praxisbezüge zweier Bildungsgänge zu intensivieren,
indem diese an beruflichen Arbeitsprozessen ausgerichtet werden.
Die im Zentrum des Projekts stehende Arbeitsaufgabe orientiert
sich an charakteristischen Arbeitsprozessen der beiden Berufe,
statt - wie bisher üblich - an den Fachsystematiken. Diese
didaktische Neuorientierung bot einen Anlass, die bisherigen
Abteilungs- und Lernortgrenzen zu überwinden und eine inter?
und intra-institutionelle Zusammenarbeit in der beruflichen
Bildung im Hamburger Modellversuch FöraK einzuleiten. Die
diesem Ansatz zugrunde liegende Konzeption und erste Erfahrungen
damit werden im folgenden Praxisbeitrag dargestellt.
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2. Wissenschaftsorientierte Lehrpläne und fachsystematische
Unterrichtsformen als Ausgangslage der Modellversuchsarbeit
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Ausgangslage für die Modellversuchsarbeit war die Kritik
an der einseitigen Technikorientierung und die zu geringe Bezugnahme
auf berufliche Handlungssituationen in den Lehrplänen und
folglich auch im bis dahin praktizierten Unterricht. Die Gestaltung
der Lehrpläne für den metalltechnischen Berufsschulunterricht
folgte in den letzten zehn Jahren dem Paradigma der Wissenschaftsorientierung
mit der Konsequenz, dass die Lehrplanstrukturen und ?inhalte
primär die korrespondiere Ingenieurwissenschaft Maschinenbau
abbildeten und die Bezüge zur beruflichen Facharbeit in
den Hintergrund rückten bzw. gänzlich verloren gingen
(vgl. PETERSEN 1999). Der Berufsschulunterricht beinhaltete
damit im ersten Ausbildungsjahr überwiegend abstrakte physikalische
und technische Grundlagen, um sich dann in den folgenden Jahren
allmählich konkreteren Bauteilen, Geräten, Maschinen
und Prozessen zuzuwenden (vgl. LEHRPLAN 1987; LEHRPLÄNE
1988). Im Unterschied dazu sind die Pläne für die
betriebliche Ausbildung an beruflichen Arbeitstätigkeiten
ausgerichtet. Dies führt dazu, dass ein lehrplangemäßer
Berufsschulunterricht kaum Bezüge zur parallel stattfindenden
betrieblichen Ausbildung ermöglicht. Infolge der Strukturierung
berufsschulischer Lernprozesse durch die fachwissenschaftliche
Systematik wird sowohl das Lernen selbst als auch die Anwendung
des Gelernten in der Arbeitspraxis erschwert.
Ähnlich stellt sich die Situation für die Berufsfachschule
dar, in der die Technischen Zeichner in Vollzeitform ausgebildet
werden. Auch hier sind die Lehrpläne fachsystematisch strukturiert
und kaum Bezüge zu beruflichen Handlungen und Problemstellungen
enthalten. Zwar konnten den Schülern dieses Ausbildungsganges
in der Modellversuchsschule betriebliche Praxiserfahrungen durch
individuelle Praktika ermöglicht werden, allerdings ließen
sich diese aufgrund der eingeschränkten Planbarkeit und
der Verschiedenartigkeit der Arbeitsfelder inhaltlich nicht
unmittelbar mit dem Unterricht abstimmen. Außerdem werden
in der Berufsfachschule - wie auch in der Berufsschule - durch
die Unterrichtsfächer die Lernprozesse parzelliert und
die inhaltlichen Zusammenhänge auseinander gerissen.
Ein zentrales Anliegen des Modellversuchs FöraK ist es,
bereits im Vorweg der aktuell begonnenen Neuordnung der Metallberufe
fachsystematische Unterrichtsformen zu überwinden und mit
einer stärkeren Orientierung an beruflichen Handlungssituationen
ganzheitliches Lernen zu ermöglichen sowie die inter? und
intra-institutionelle Zusammenarbeit der Lehrenden zu verbessern
(Zur Neuordnung s.a. PAHL u.a. 2002; im Vorwege der Neuordnung
wurden im Modellversuch GAB zwischenzeitlich lernfeldstrukturierte
integrierte Rahmenpläne entwickelt, in denen gemeinsam
Bildungs- und Qualifizierungsziele für die Berufsschulen
und die Ausbildungsbetriebe ausgewiesen sind, um über diese
Form der Ordnungsmittel Lernortkooperationen zu fördern
(vgl. RAUNER u.a. 2001).)
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3.
Konzeption der Modellversuchsarbeit |
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Angeregt durch die Diskussion des Lernfeldansatzes und die
damit verbundene didaktische Neuorientierung der dualen Berufsausbildung
wurde im Rahmen des Modellversuchs FöraK eine Konzeption
entwickelt, bei der berufstypische Arbeitshandlungen im Zentrum
der gemeinsamen Lernsituation für Industriemechaniker
(Berufsschule) und Technische Zeichner (Berufsfachschule)
stehen (vgl. BADER 2000). Damit sollte nicht nur schulisches
Lernen stärker in Verbindung mit beruflichem Arbeitshandeln
gebracht und eine gezielte Förderung beruflicher Handlungskompetenzen
der Jugendlichen einschließlich ihrer Methoden- und
Sozialkompetenzen angestrebt werden. Durch die Bezugnahme
auf Arbeitsprozesse wurde zudem ein Anlass für die inter?
und intra-institutionelle Zusammenarbeit der Lehrenden geschaffen.
Bereits im Vorfeld der eigentlichen Modellversuchsarbeit wurde
ein Arbeitskreis gebildet, bestehend aus Ausbildern mehrerer
Unternehmen, die Industriemechaniker ausbilden, Lehrern der
Berufsschule und der Berufsfachschule sowie der wissenschaftlichen
Begleitung, der die Grobkonzeption gemeinsam konkretisierte.
Das zunächst entwickelte Grobkonzept sah folgenden Rahmen
vor. Umgesetzt werden sollten die Zielsetzungen des Modellversuchs
durch Lernsituationen, in denen Industriemechaniker und Technische
Zeichner gemeinsam einen komplexen lernhaltigen Auftrag bearbeiten
(vgl. JENEWEIN 1998). Diese Auftragsbearbeitung sollte für
beide Berufsgruppen phasenweise in den Ausbildungsbetrieben
und in der Modellversuchsschule erfolgen, und zwar weitgehend
selbstständig in mehreren gemischten Teams bestehend
aus Industriemechanikern und Technischen Zeichnern. Um dieses
zu realisieren, sollte dem Lehr-Lern-Arrangement ein komplexer
Gesamtauftrag zugrunde gelegt werden, der wiederum in Teilaufgaben
zerlegbar ist. Da mittlerweile die Mehrzahl industrieller
Fertigungen von Rechnern gesteuert und überwacht werden,
sollte der Arbeitsauftrag im Lernbereich Automatisierungs-
und Steuerungstechnik angesiedelt sein. Die Teilaufgaben sollten
im Ergebnis ein technisches Subsystem als Handlungsprodukt
haben, für das die Gruppen im Sinne vollständiger
Handlungen dann jeweils verantwortlich sind - von der Planung
über die Fertigung, Montage und Inbetriebnahme des Produktes
bis hin zur Dokumentation und Präsentation der Arbeitsergebnisse.
Die für sich funktionsfähigen Subsysteme sollten
abschließend zu einem mechanisch gekoppelten und datentechnisch
vernetzten Gesamtsystem integriert werden. Diese Grobkonzeption
wurde gewählt, um zum einen die Aufträge der Gruppen
überschaubar und bearbeitbar zu gestalten. Zum anderen
sollten diese Strukturen über die Teamarbeit innerhalb
der Gruppen hinaus auch die Kommunikation und Interaktion
zwischen den Teams erfordern. Insgesamt sollten so die in
der Arbeitswelt heute erwarteten Methoden- und Sozialkompetenzen
im Rahmen der Auftragsbearbeitung gezielt gefördert werden.
3.1 Lernen am Auftrag
Weil in der Betriebspraxis auf der Gegenstandsebene kaum vergleichbare
Arbeitsprozesse gefunden wurden (vgl. BERBEN/VOLLMER 2002),
die konkretere Bezugnahmen des geplanten Ausbildungsprojektes
auf die Erfahrungen aller Auszubildenden ermöglichten,
sollte dies auf der Handlungsstrukturebene über die Prozessschritte
der Auftragsbearbeitung erfolgen. Um den zugrunde liegenden
Arbeitsprozess einerseits in seinen Elementen und Dimensionen
ganzheitlich zu erfassen und andererseits die auf andere Handlungsfelder
übertragbaren Strukturen und Handlungsschritte darzustellen,
wurde die von HÄGELE (2000) entwickelte Matrix für
die Curriculumpräzisierung eingesetzt und weiterentwickelt.
Abb. 2: Handlungsfeldmatrix zur didaktischen Reflexion von
Arbeitsprozessen und der Kompetenzförderung bei der Planung
von Lernsituationen
Dieses Instrument dient im Modellversuch der Visualisierung
der beruflichen Handlungsabläufe, der unterschiedlichen
Handlungsbezüge sowie der Handlungskompetenzen und bildet
die Basis für die kooperative Gestaltung und Reflexion
von Lernfeldern und Lernsituationen. Mit der Handlungsfeldmatrix
lassen sich zuvor ausgewählte berufliche Handlungssituationen
als vollständige Aufgabe in ihren Strukturen, d. h. von
der Auftragsannahme über die Auftragsplanung und ?durchführung
bis hin zur Übergabe des Handlungsproduktes an den Auftraggeber
einschließlich der zur Auftragsbearbeitung erforderlichen
bzw. verwendeten Arbeitsmittel und Methoden (Dieses Instrument
dient im Modellversuch der Visualisierung der beruflichen
Handlungsabläufe, der unterschiedlichen Handlungsbezüge
sowie der Handlungskompetenzen und bildet die Basis für
die kooperative Gestaltung und Reflexion von Lernfeldern und
Lernsituationen. Mit der Handlungsfeldmatrix) lassen sich
zuvor ausgewählte berufliche Handlungssituationen als
vollständige Aufgabe in ihren Strukturen, d. h. von der
Auftragsannahme über die Auftragsplanung und ?durchführung
bis hin zur Übergabe des Handlungsproduktes an den Auftraggeber
einschließlich der zur Auftragsbearbeitung erforderlichen
bzw. verwendeten Arbeitsmittel und Methoden beschreiben. Mit
den Zeilen "Bezugsrahmen" wird die Betrachtungsperspektive
über die sachliche Beschreibung der Handlungsstrukturen
hinaus erweitert, um auf diese Weise auch die individuellen,
kundenbezogenen, betrieblichen und gesellschaftlichen Aspekte
der Auftragsbearbeitung zu erfassen. Indem berufliches Lernen
sich nicht auf arbeitsprozessbezogene Kompetenzen im engeren
Sinne des Wortes beschränkt, sondern die Reflexion des
eigenen Handelns und die Einsicht in die Mitverantwortung
für die Gestaltung der Arbeitswelt und Gesellschaft fördert,
wird dem Bildungsauftrag der Berufsschule entsprochen (vgl.
HANDREICHUNG ... 2000). Im Weiteren lassen sich die Lernsituationen
mittels der Kompetenz-Zeilen in der Matrix systematisch als
ganzheitliche Lernprozesse planen.
Kern der Lernsituation ist die Auftragsbearbeitung. Die Lernenden
erhalten den Auftrag, ein automatisiertes Anlagensystem zu
fertigen bzw. zu modifizieren, wobei es zur Aufgabe gehört
die erforderlichen Arbeitsschritte selbst zu planen, die erforderlichen
Bauteile zu bestellen bzw. selbst zu fertigen, die Anlage
zu montieren, zu programmieren und in Betrieb zu nehmen. Abschließend
sollen sie ihre eigene Arbeit dokumentieren und die Anlage
präsentieren. Eine wesentliche Vorgabe besteht im modularen
Aufbau der Anlage, d.h., der Fügeprozess hat in sechs
Teilschritten mittels sechs separat funktionsfähigen
Modulen zu erfolgen. Diese quantitative Vorgabe ist die Voraussetzung
für die Bildung von sechs gemischt zusammengesetzten
Gruppen, die jeweils für ein Modul verantwortlich sind.
Die Module sind zum Abschluss der Arbeiten zu einer betriebsbereiten
Gesamtanlage zusammenzustellen (vgl. Abb. 3). Die gemischten
Teams bearbeiten den Auftrag gemeinsam, wobei die Industriemechaniker
primär für die technische Realisierung der Konstruktions?,
Montage? und Programmieraufgaben verantwortlich sind, während
der Schwerpunkt für die Technischen Zeichner eher in
der CAD-unterstützten Erstellung der Übersichtspläne,
Zeichnungen und Stücklisten, d. h. der technischen Dokumentation,
liegt. Die Auszubildenden der beiden Berufe kooperieren miteinander
und unterstützten sich gegenseitig entsprechend ihrer
bisher erworbenen Kompetenzen.
beschreiben. Mit den Zeilen "Bezugsrahmen" wird
die Betrachtungsperspektive über die sachliche Beschreibung
der Handlungsstrukturen hinaus erweitert, um auf diese Weise
auch die individuellen, kundenbezogenen, betrieblichen und
gesellschaftlichen Aspekte der Auftragsbearbeitung zu erfassen.
Indem berufliches Lernen sich nicht auf arbeitsprozessbezogene
Kompetenzen im engeren Sinne des Wortes beschränkt, sondern
die Reflexion des eigenen Handelns und die Einsicht in die
Mitverantwortung für die Gestaltung der Arbeitswelt und
Gesellschaft fördert, wird dem Bildungsauftrag der Berufsschule
entsprochen (vgl. HANDREICHUNG ... 2000). Im Weiteren lassen
sich die Lernsituationen mittels der Kompetenz-Zeilen in der
Matrix systematisch als ganzheitliche Lernprozesse planen.
Kern der Lernsituation ist die Auftragsbearbeitung. Die Lernenden
erhalten den Auftrag, ein automatisiertes Anlagensystem zu
fertigen bzw. zu modifizieren, wobei es zur Aufgabe gehört
die erforderlichen Arbeitsschritte selbst zu planen, die erforderlichen
Bauteile zu bestellen bzw. selbst zu fertigen, die Anlage
zu montieren, zu programmieren und in Betrieb zu nehmen. Abschließend
sollen sie ihre eigene Arbeit dokumentieren und die Anlage
präsentieren. Eine wesentliche Vorgabe besteht im modularen
Aufbau der Anlage, d.h., der Fügeprozess hat in sechs
Teilschritten mittels sechs separat funktionsfähigen
Modulen zu erfolgen. Diese quantitative Vorgabe ist die Voraussetzung
für die Bildung von sechs gemischt zusammengesetzten
Gruppen, die jeweils für ein Modul verantwortlich sind.
Die Module sind zum Abschluss der Arbeiten zu einer betriebsbereiten
Gesamtanlage zusammenzustellen (vgl. Abb. 3). Die gemischten
Teams bearbeiten den Auftrag gemeinsam, wobei die Industriemechaniker
primär für die technische Realisierung der Konstruktions?,
Montage? und Programmieraufgaben verantwortlich sind, während
der Schwerpunkt für die Technischen Zeichner eher in
der CAD-unterstützten Erstellung der Übersichtspläne,
Zeichnungen und Stücklisten, d. h. der technischen Dokumentation,
liegt. Die Auszubildenden der beiden Berufe kooperieren miteinander
und unterstützten sich gegenseitig entsprechend ihrer
bisher erworbenen Kompetenzen.
Abb. 3: Übersicht über die schulischen und betrieblichen
Phasen der Auftragsbearbeitung am Beispiel des ersten Durchganges
Im Modellversuch wurde in den abgeschlossenen ersten beiden
sowie im bevorstehenden dritten Durchgang die Aufgabenstellung
variiert. Es werden drei verschiedene Ansätze gewählt,
die nachstehend kurz charakterisiert werden. Die dargestellten
Ziele des Projektes sind in allen drei Ansätzen gleich,
allerdings verlagern sich mit den einzelnen Aufgabenstellungen
die Schwerpunkte (vgl. BERBEN/VOLLMER 2002).
Auftrag A (1. Durchgang):
Planung, Aufbau und Inbetriebnahme eines automatisierten Fertigungssystems.
Auftrag B (2. Durchgang):
Instandsetzung, Weiterentwicklung und Wiederinbetriebnahme
eines automatisierten Fertigungssystems.
Auftrag C (3. Durchgang):
Planung, Aufbau und Inbetriebnahme je einer Anlage zur Reinigung
und Erhaltung von Kühlschmierstoffen (KSS) für den
Einsatz in Berufsschule und Betrieb.
Der Auftrag des dritten Durchgangs hat die Weiterentwicklung
und Veränderung der (eigenen) Arbeitsumgebung zum Gegenstand
und entspricht damit einer typischen betriebstechnischen Aufgabenstellung
der Industriemechaniker in den beteiligten Unternehmen.
3.2 Förderung der Sozial?
und Methodenkompetenzen
Wie in der tatsächlichen Arbeitswelt auch, müssen
die Auszubildenden bei der Auftragsbearbeitung nicht nur mit
Vertretern der eigenen Berufsgruppe, sondern mit anderen zusammenarbeiten.
Dies bietet den Jugendlichen Gelegenheit im Rahmen konkreter
Arbeit fremde Fachkulturen und die Vorteile der berufsübergreifenden
Kooperation, aber auch die damit verbundenen Schwierigkeiten,
kennen zu lernen und zu reflektieren. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit
innerhalb der Teams und zwischen den Teams erfordert eine
gute Abstimmung und Kommunikation. Das so angebahnte ganzheitliche
Lernen mit Kopf, Herz und Hand dient der gezielten Förderung
beruflicher Handlungskompetenz, die die Dimensionen Fachkompetenz,
Human- bzw. Personalkompetenz und Sozialkompetenz beinhaltet
und weiterhin Methodenkompetenz, kommunikative Kompetenz und
Lernkompetenz als integrale Bestandteile umfasst (BADER 2000,
39 ff).
Im Rahmen der berufsübergreifenden Zusammenarbeit sollen
insbesondere die folgenden Kompetenzen gefördert werden:
· Selbstständige Planung, Fertigung, Montage,
Programmierung, Inbetriebnahme und Dokumentation komplexer
Anlagen und ihrer Steuerungstechnik.
· Teamfähigkeit und Kooperationsbereitschaft sowie
Gesprächs- und Konfliktmanagement in der Zusammenarbeit.
· Kommunikationsfähigkeit bei der Gruppenarbeit
sowie bei der Inanspruchnahme von Leistungen verschiedener
Hersteller- und Servicefirmen.
· Bewusstsein von Prozess- und Systemzusammenhängen,
insbesondere Bezug der eigenen Handlungen auf betriebliche
und gesellschaftliche Kontexte.
· Befähigung zur vorausschauenden, systematischen
Arbeitsplanung und zur Gestaltung von Technik und Arbeit.
· Weitgehende Selbständigkeit der Auszubildenden
bei der gemeinsamen Organisation, Durchführung, Kontrolle,
Bewertung, Dokumentation und Präsentation ihrer Projektarbeit.
Eine berufsübergreifende Förderung beruflicher Handlungskompetenz
sowie die Reflexion und Bewertung der Kompetenzentwicklung
setzt eine gute Zusammenarbeit der Lehrenden voraus, und zwar
nicht nur innerhalb der Schule, sondern auch zwischen den
Lernorten. Dies lässt sich anhand der aktuellen Planung
des dritten Durchganges veranschaulichen.
Abb. 4: Grobplanung der ersten 3 Wochen der Auftragsbearbeitung
im
3. Durchgang
Zu Beginn der Woche werden die Industriemechaniker und die
Technischen Zeichner gemeinsam mit den Lehrern im Ausbildungsbetrieb
in das Konzept des Projektmanagements des Unternehmens eingeführt
und in diesem zugleich mit dem Auftrag "Fertigung einer
Kühlschmierstoff-Umlauf- und ?Reinigungsanlage"
konfrontiert, den sie mit Hilfe des Projektmanagementsystems
termin- und qualitätsgerecht bearbeiten sollen. Zum Verständnis
der Kühlschmierstoff-Problematik und zur Vorbereitung
der Auftragsbearbeitung sind vielfältige Erkundungen
vorgesehen. Diese Erkundungen dienen darüber hinaus als
eigenständiger Teilabschnitt im übergreifenden Gesamtprojekt,
in dem die Jugendlichen unter Anleitung erste Erfahrungen
der Gruppenarbeit und der Ergebnispräsentation sammeln
können. Die Reflexion dieser Erfahrungen ist zugleich
Ausgangspunkt der Entwicklung von Kriterien zur Bewertung
der Gruppenarbeit und der dabei eingebrachten Kompetenzen
(vgl. GÜNTHER 2002; NÖTHEN 1995). Die Bewertung
der Gruppenarbeit erfolgt insofern differenziert, als die
Selbsteinschätzung der Jugendlichen mit den Wahrnehmungen
der Gruppenmitglieder und der Lehrer konfrontiert wird. Im
Laufe der Auftragsbearbeitung wiederholt sich diese Form der
Reflexion und ist Basis für die Verbesserung der Gruppenarbeit
und die Förderung der dafür erforderlichen Kompetenzen.
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4.
Inter- und intra-institutionelle Zusammenarbeit |
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Innerhalb der schulinternen und lernortübergreifenden
Planung und Durchführung der Lehr-Lern-Arrangements durch
die Lehrenden ist ein Diskussions- und Annäherungsprozess
in Gang gekommen, der ertragreiche berufspädagogisch-didaktische
und schulorganisatorische Entwicklungen initiiert hat.
4.1 Abteilungsübergreifende
Zusammenarbeit innerhalb der Gewerbeschule
Die didaktische Konzeption des Projektes stellt zwangsläufig
neue Anforderungen an die Schulorganisation und an die abteilungsübergreifende
Zusammenarbeit des Kollegiums. Eine sich über mehrere
Wochen erstreckende gemeinsame Arbeit an einer komplexen Aufgabenstellung
bei weitreichender Selbstständigkeit der Lernenden verlangt
zunächst eine möglichst umfassende und detaillierte
Abstimmung der didaktisch-methodischen Gestaltung der Lehr-Lern-Arrangements
durch die Lehrenden. Das betrifft die Ziele und Inhalte der
einzelnen Schritte der Auftragsbearbeitung, die Methoden und
den Umfang der Unterstützung der Lernenden durch die
Lehrer, die Rahmenbedingungen der Auftragsbearbeitung (z.
B. Pausenregelung, Freiheitsgrade der Lernenden, Fristen bzw.
Meilensteine) usw.
Die Erfahrungen der bisherigen Modellversuchsarbeit haben
gezeigt, dass unterschiedliche Vorstellungen im Lehrerteam
und unzureichende Absprachen im Unterrichtsgeschehen allzu
schnell zu Irritationen, Unsicherheiten und Frustrationen
bei den Schülern führen können, die dann auch
wieder auf die Lehrer zurückwirken und dort Unzufriedenheit
mit der eigenen Arbeit auslösen. Um die erforderlichen
Absprachen zu gewährleisten, wurden wöchentliche
Teamsitzungen der am Projekt beteiligten Lehrenden anberaumt.
Die Sitzungen dienen der gemeinsamen Vorbereitung, Koordination
und Nachbereitung der Projektarbeit und sind bei allen Beteiligten
im Stundenplan fest verankert.
Im Rahmen dieser Teamsitzungen und durch zusätzliche
Workshops jenseits des Schulalltags wurde überdies eine
modellversuchsinterne Lehrerfortbildung verwirklicht. In der
bisherigen Laufzeit des Projekts standen dabei nicht nur berufspädagogisch-didaktische
Aspekte, wie der erweiterte Bildungsauftrag der Berufsschule,
die Innovationen des Lernfeldansatzes oder die auf berufliche
Handlungssituationen bezogene Gestaltung schulischer Lernsituationen
im Zentrum dieser Veranstaltungen. Außerordentlich wichtig
waren zudem Maßnahmen der Teamentwicklung (vgl. PHILIPP
2000). Insbesondere das bessere gegenseitige Kennenlernen
und Akzeptieren der individuellen Arbeitsformen und Zielsetzungen
stellte für die in der Regel als Einzelkämpfer sozialisierten
Lehrer eine große Herausforderung dar (vgl. NOETHEN
2002). Hier kommen unterschiedliche Persönlichkeiten,
Arbeitseinstellungen, aber auch - bedingt durch die intra-institutionelle
Kooperation - ein Aufbrechen der traditionellen, auf die Schulabteilungen
zentrierten Sichtweisen zum Tragen. Vor diesem Hintergrund
wurden mehrere Maßnahmen zur Reflexion der Arbeitsformen
und der eigenen Rolle im Lehrerteam durchgeführt, bei
denen auch auftretende Konflikte ausgetragen werden konnten.
In diesen Sitzungen zur Teamentwicklung wurden zur Reflexion
der Veränderungsprozesse und zur Fortentwicklung der
Zusammenarbeit eigens entwickelte Fragebögen und qualitative
Verfahren wie z. B das Teamportrait und die Mannschaftsaufstellung
eingesetzt (vgl. SCHLEY 1998). Darauf aufbauend wurden dann
Maßnahmen zur Fortentwicklung der Arbeitsformen und
?bedingungen sowie der Zielsetzungen der Projektarbeit durchgeführt.
Die projektbegleitende (Selbst-)Reflexion des Teams hat wesentlich
dazu beigetragen, das gemeinsame Handeln kontinuierlich fortzuentwickeln.
4.2 Anforderungen an die Schulorganisation
Eine wesentliche Voraussetzung für die Gestaltung von
komplexen arbeitsprozessorientierten Lehr-Lern-Arrangements
ist in der Entwicklung von harmonierenden Lehrerteams zu sehen.
Diese Teams sollten eine Anzahl von drei bis vier Lehrern
je Lerngruppe nicht übersteigen. Damit kann zum einen
der unterrichtsbegleitende Abstimmungsaufwand gering gehalten
werden und zum anderen der Stundenanteil und damit die Beteiligung
und Identifikation der einzelnen Kollegen erhöht werden.
Weiterhin profitieren die Lernenden durch ein intensiveres
Betreuungsverhältnis. Dies hat notwendigerweise Konsequenzen
für die Stundenplangestaltung, die in den ersten Projektdurchläufen
des Modellversuchs im Spannungsfeld stand, einerseits für
eine erfolgreiche Projektarbeit angemessene Rahmenbedingungen
zu schaffen und andererseits bei knappen Personalressourcen
gleichzeitig die Einführung grundlegend neuer Bildungsgänge
zu bewältigen. Die sich daraus ergebenden Widersprüche
konnten trotz großer Anstrengungen nicht immer zufrieden
stellend gelöst werden. Insofern ergaben sich aus dieser
Situation außerordentliche Belastungen für die
Beteiligten und ein erheblicher Koordinierungsaufwand, da
die Lehrer zum Teil nur punktuell für einen relativ kurzen
Zeitraum im Projekt mitarbeiten und so die Fortschritte der
Auftragsbearbeitung nur eingeschränkt verfolgen konnten.
Die Verstetigung solcher Unterrichtsformen, wie sie im Modellversuch
entwickelt wurden, und ihre Ausweitung auf die alle Ausbildungsjahre
erfordern aber eine grundsätzliche Reform der Stundenplangestaltung.
Da im Projekt FöraK zwei Lehrerteams mit Schülern
zweier Bildungsgänge zusammenarbeiten, ergeben sich entsprechend
große Lerngruppen. In den ersten beiden Durchgängen
des Projektes hatte die Gesamtgruppe eine Größe
von 30 bzw. 37 Schülern (18 IM + 12 TZ bzw. 15 IM + 22
TZ). Die Planung des Lehrereinsatzes und die Betreuung der
berufsübergreifenden Schülerteams basierte in diesen
Durchgängen auf der Idee, jeden Lehrer möglichst
lange und durchgängige Teilabschnitte in der Klasse unterrichten
zu lassen (siehe Abb. 5). Über die volle Unterrichtszeit
wurde die Arbeit der Schüler von mindestens zwei Lehrern
begleitet. Dies war durch die Größe der Lerngruppe,
aber auch durch die notwendige Betreuung parallel arbeitender
Schülerteams in zwei Räumen (Projektraum und CAD-Raum)
erforderlich.
Abb. 5: Lehrer-Wocheneinsatzplan im zweiten Durchlauf des
Modellversuchs
Jeder der sechs Schülerarbeitsgruppen wurden zur Betreuung
und individuellen Lernberatung jeweils zwei Lehrer zugeordnet.
Diese konnten insgesamt jedoch maximal nur zwei Drittel der
Unterrichtszeit im Projekt verbringen. Zudem hatte jeder einzelne
Lehrer aufgrund des Einsatzes an lediglich zwei Tagen einen
unzureichenden Überblick über den Gesamtprozess.
Daraus resultierte ein hoher Aufwand an Koordination und Absprache
für die Lehrer. Der dargestellte Betreuungsrahmen konnte
überdies nur gewährleistet werden, indem die Lehrer
über ihr eigentliches Lehrdeputat hinaus zusätzliche
Stunden ableisteten. Erforderlich war dies, da nicht alle
Lehrer aus dem Lehrerteam der Berufsfachschule im Projekt
mitarbeiteten (s. o.) und die Wochenstunden der Technischen
Zeichner erhöht wurden.
Um den Einsatz der Lehrer zu reduzieren und die Betreuung
der Arbeitsgruppen zu verbessern, werden zum dritten Durchlauf
der Einsatzplan und das Organisationsschema der Lehrer grundlegend
geändert. Es werden zwei Lehrerteams (1 und 2) gebildet,
die jeweils die Betreuung von mehreren Schülerarbeitsgruppen
übernehmen. Um eine kontinuierliche Unterstützung
der einzelnen Schülergruppen zu ermöglichen, soll
immer ein Lehrer des Teams im Klassenraum vertreten sein.
Nach diesem Organisationsschema mit zwei Lehrerteams stimmen
sich in der unmittelbaren Betreuung der Lernenden nur noch
drei Lehrer ab, die zwar mehr Übergabestellen, aber durch
den Einsatz an mehreren Tagen einen besseren Überblick
über den Gesamtgeschehen haben. Darüber hinaus werden
die Abschnitte "Kernarbeitszeit" von 7.45 bis 13.00
Uhr mit intensiver Lehrerbetreuung und "freies Arbeiten"
ab 13.15 Uhr zur selbstgesteuerten Arbeit in den Lerngruppen
eingeführt. Somit soll die zusätzliche Belastung
der Lehrer reduziert werden.
Abb. 6: Stundenplan im dritten Projektdurchlauf
Außerdem werden zusätzlich drei Kollegen aus dem
Bereich Maschinenzeichnen der Abteilung TZ in die Modellversuchsarbeit
integriert. Diese "Ergänzungslehrer" übernehmen
hauptsächlich die Funktion von Tutoren und haben so die
Gelegenheit, schrittweise in die Unterrichtskonzeption einzusteigen.
Insofern hat die Zusammenarbeit der Kollegen im Modellversuch
zugleich den Charakter einer praxisorientierten Lehrerfortbildung.
Als zentrale Ziele der Schulorganisation und -entwicklung
lassen sich nach den bisherigen Modellversuchserfahrungen
zwei Aufgaben ableiten: Zum einen gilt es, Rahmenbedingungen
für die Teambildung und -entwicklung zu schaffen. Dazu
sind in den einzelnen Abteilungen kleinere, weitgehend selbstständig
handelnde Lehrerteams zu bilden, die jeweils eine Lerngruppe
bzw. einen Jahrgang eines Berufes betreuen. Die Lehrenden
sollten nach Möglichkeit über einen entsprechend
hohen Stundenanteil in den Klassen verfügen und nur in
zwei Abteilungen/Bildungsgängen eingesetzt werden. Damit
hat jeder Einzelne einen entsprechenden Rahmen, um im Lehrerteam
komplexe Lehr-Lern-Arrangements zu entwickeln, umzusetzen,
zu evaluieren und weiter zu entwickeln, ohne sich zwischen
den Anforderungen mehrerer Bildungsgänge und der damit
verbundenen vielfältigen Ansprüchen aufzureiben.
Zum anderen ist die Entwicklung von ganzheitlichen arbeitsprozessorientierten
Lernangeboten stärker und frühzeitig in alle Bildungsgänge
zu integrieren. Bei deren Entwicklung und der curricularen
Verzahnung sollten dann die einzelnen Lehrerteams eine tragende
Rolle übernehmen. Auf dieser Basis wird die intra-institutionelle
Kooperation vereinfacht, da die Lehrerteams eine kooperationsförderliche
Größe haben und die Zusammenarbeit über die
beruflichen Aufgabenstellungen der jeweiligen Berufe - statt
über die abstrakten und ausdifferenzierten Fachinhalte
- erfolgen kann.
4.3 Lernortkooperation zwischen
Gewerbeschule und Ausbildungsbetrieben
Ein weiteres zentrales Ziel des Projektes ist die Intensivierung
der Lernortkooperation zwischen der Gewerbeschule und den
Ausbildungsbetrieben. Das gemeinsame Ausbildungsprojekt bietet
für Ausbilder und Lehrer die Gelegenheit sich auf Grundlage
der arbeitsprozessorientierten und lernortübergreifenden
Aufgabe in ihrer Arbeit abzustimmen und an aktuellen berufspädagogischen
Konzepten auszurichten. Innerhalb der konkreten Ausgestaltung
des Lehr-Lern-Arrangements setzt sich der dargestellte Findungs-
und Abstimmungsprozess zwischen den Abteilungen der Gewerbeschule
auf der inter-institutionellen Ebene zwischen Ausbildern und
Lehrern fort. Durch den Austausch über Ziele, Inhalte
und Methoden wird ein kollektiver und inter-institutioneller
Lernprozess initiiert. Die Aufteilung der Projektphasen zwischen
den Lernorten orientiert sich weitgehend an typischen Arbeitsprozesshandlungen
und den jeweiligen Ressourcen der Ausbildungsstätten.
Lehrer und Ausbilder begleiteten die jeweiligen Phasen nach
weitgehender Abstimmung.
Von entscheidender Bedeutung sind allerdings auch die verfügbaren
personellen Ressourcen in den beruflichen Schulen und den
Betrieben. Gerade in der Phase des Aufbaus und der ersten
Realisierung einer solchen Kooperationsmaßnahme sind
entsprechende Kapazitäten für die Planung, Vorbereitung,
und Abstimmung der Lehr-Lern-Arrangements erforderlich. In
diesem Kontext spielt auch der Stellenwert des Projektes in
den Zielsetzungen der beteiligten Bildungseinrichtungen eine
gewichtige Rolle. In der bisherigen Modellversuchszeit hat
sich gezeigt, dass neben den verfügbaren Ressourcen die
Betriebsgröße bzw. die Anzahl ihrer Auszubildenden
sowie die Beteiligung der Ausbilder an der Findung und Formulierung
der Aufgabenstellung von Bedeutung für den Erfolg der
Maßnahme sind. In den ersten beiden Durchläufen
wurde das Projekt federführend von den Lehrern initiiert.
Das lag zum einen an der Entstehungsgeschichte des Modellversuchs
und zum anderen an der Struktur der Klassen, die sich aus
Betrieben mit jeweils ein bis maximal sechs Auszubildenden
zusammensetzten. Die Beteiligung und das Engagement der Ausbilder
und ihrer Betriebe blieben demzufolge teilweise hinter den
hochgesteckten Erwartungen zurück. Zudem scheint offensichtlich
die Motivation der Ausbilder hinsichtlich einer engagierteren
Mitwirkung auch davon abzuhängen, ob das zu fertigende
Arbeitsprodukt in der Schule oder in den Ausbildungsbetrieben
verbleibt. Der anstehende dritte Durchgang, der aktuell vorbereitet
wird, wurde durch die Mitarbeit eines größeren
Betriebs und durch die gemeinsame Suche nach einer geeigneten
Aufgabenstellung getragen. Die als Arbeitsauftrag von den
Jugendlichen zu fertigenden Anlagen zur Reinigung und Umwälzung
von Kühlschmierstoffen sind für den Einsatz in Berufsschule
und Betrieb vorgesehen. Da diese Anlagen an beiden Lernorten
dauerhaft genutzt und im eigenen Arbeitsumfeld der Schüler
eingesetzt werden, erhoffen sich die Ausbilder und Lehrer
darüber hinaus auch eine noch stärkere Motivation
der Schüler.
Bereits im Rahmen der lernortübergreifenden Planung des
dritten Durchgangs haben Ausbilder und Lehrer gemeinsam intensive
didaktische Diskussionen geführt und z. B. die inhaltliche
Ausgestaltung des Auftrages, die Formen des Projektmanagements,
die Konzeption der Selbst- und Fremdbewertung und die zeitliche
Gestaltung gemeinsam geplant. Dieser schlägt sich auch
in der vorgesehenen, eng abgestimmten Projektdurchführung
nieder (vgl. Abb. 4). Darüber hinaus basiert das von
der Schule eingebrachte Bewertungskonzept zum Teil auf dem
Bewertungskonzept des Ausbildungsbetriebes (vgl. AUSBILDUNG
... 2000) und ist von einem Referendar für den Einsatz
im Modellversuch modifiziert worden (vgl. GÜNTHER 2002).
Insgesamt kann mit diesen Erfahrungen die Lernortkooperation
als gewinnbringendes und belebendes Element zur Weiterentwicklung
der Bildungskonzepte beider Partner gesehen werden.
Der dritte Durchgang wird weitere Erkenntnisse zur Gestaltung
der inter-institutionellen Zusammenarbeit zwischen Gewerbeschule
und Ausbildungsbetrieben und der intra-institutionellen Zusammenarbeit
innerhalb der Schule bringen, die für die dauerhafte
Implementation solcher lernortübergreifender Lehr-Lern-Arrangements
von Bedeutung sind. Zusammenfassend wird nach den bisherigen
Erfahrungen davon ausgegangen, dass kleinere und im Verlauf
der Ausbildungen häufiger durchgeführte Projekte
dazu beitragen, die Beteilung aller Ausbildungspartner an
solchen Maßnahmen nachhaltig zu verstetigen, zumal wenn
es auch künftig gelingt, Aufträge mit ausgeprägtem
Realitätsbezug zu finden. Gerade auch für die Einbindung
kleinerer Ausbildungsbetriebe ist sicherlich zweckmäßig,
wenn diese einen Nutzen von den Arbeitsprodukten haben. Dabei
sollte die Projektinitiative, d. h. die Idee der Aufgabenstellung
möglichst wechselseitig von allen beteiligten Institutionen
eingebracht und gemeinsam entwickelt werden.
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5.
Ausblick |
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Der dritte Durchgang wird weitere Erkenntnisse zur Gestaltung
der inter-institutionellen Zusammenarbeit zwischen Gewerbeschule
und Ausbildungsbetrieben und der intra-institutionellen Zusammenarbeit
innerhalb der Schule bringen, die für die dauerhafte
Implementation solcher lernortübergreifender Lehr-Lern-Arrangements
von Bedeutung sind. Zusammenfassend wird nach den bisherigen
Erfahrungen davon ausgegangen, dass kleinere und im Verlauf
der Ausbildungen häufiger durchgeführte Projekte
dazu beitragen, die Beteilung aller Ausbildungspartner an
solchen Maßnahmen nachhaltig zu verstetigen, zumal wenn
es gelingt, künftig Aufträge mit ausgeprägtem
Realitätsbezug zu finden. Gerade auch für die Einbindung
kleinerer Ausbildungsbetriebe ist sicherlich zweckmäßig,
wenn sie einen Nutzen von den Arbeitsprodukten haben. Dabei
sollte die Projektinitiative, d. h. die Idee der Aufgabenstellung
möglichst wechselseitig von allen beteiligten Institutionen
eingebracht und gemeinsam entwickelt werden.
Insgesamt hat das bisherige Projekt durch die Verschiedenheit
der Ansätze in den drei Durchläufen eine Vielzahl
von Ergebnissen zur inter- und intra-institutionellen Zusammenarbeit
erzielt, die bei der Verstetigung sehr hilfreich sein werden.
Neben der organisatorischen Ebene betrifft die Fortführung
auch die Etablierung von neuen Lernkonzepten an den beteiligten
Institutionen. Nach Möglichkeit sollten die Lernenden
in der Gewerbeschule nicht erst - wie jetzt üblich -
nach der Zwischenprüfung mit selbstgesteuertem und problemorientiertem
Lernen und Arbeiten konfrontiert werden, sondern schon zu
Beginn der Ausbildung solche Erfahrungen machen und entsprechende
Kompetenzen erwerben. Wenn sie erst relativ spät in der
Ausbildung mit komplexen Aufgabenstellungen und weitreichender
Selbstständigkeit bei der Bearbeitung konfrontiert werden,
kann die erstmalige Auseinandersetzung mit solchen Lernformen
die Jugendlichen überfordern. Das gleiche gilt für
die Förderung sozialer Kompetenzen und die gemeinsame
Arbeit in Gruppen. Auch in diesem Zusammenhang kann die Zusammenarbeit
der drei Partner Ausbildungsbetriebe, Berufsschule und Berufsfachschule
fruchtbare Entwicklungen in den Lernorten anregen, ein besseres
gegenseitiges Verstehen fördern und die Entwicklung zukunftsweisender
Lehr-Lern-Arrangements erleichtern.
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Literatur |
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