Projekt "Port of Hamburg"
aus dem Lernfeld "Export- und Importgeschäfte"
Die Staatliche Handelsschule Holstenwall (H14) bildet als kaufmännische
Berufsschule für die Berufe "Speditionskaufmann/-frau",
"Kaufmann/-frau für Verkehrsservice", "Servicekaufmann/-frau
im Luftverkehr", "Kaufmann/-frau im Eisenbahn- und Straßenverkehr"
und die "Fachkraft im Brief- und Frachtverkehr" aus. Des Weiteren
werden an der H14 sieben Klassen mit Berufsfachschüler/innen im Berufsfeld
'Wirtschaft und Verwaltung' geführt. Die H14 hat gegenwärtig
1600 Schüler/innen. Im Speditionsbereich werden zurzeit 1000 Berufsschüler/innen
unterrichtet.
Das Projekt "Port of Hamburg" ist eingebunden in das Lernfeld
"Aufträge für Export- und Importgeschäfte abwickeln"
des Rahmenlehrplans für Speditionskaufleute von 1996. Mit Einführung
dieses Rahmenlehrplanes wurde der Unterricht in Richtung Lernfeldkonzept
umgestellt.
Die zentrale Zielsetzung dieses Projektes liegt in der Verzahnung von
Fach- mit Fremdsprachenkenntnissen einerseits, sowie mit Methoden-, Personal-
und Sozialkompetenzentwicklung andererseits. Darüber hinaus steht
auch diese Lernsituation im Kontext der Handlungsorientierung mit den
Phasen Planen, Durchführen, Bewerten. Die Planungsphase bestimmen
vorrangig die Lehrerinnen und Lehrer durch Festlegen der lernfeldadäquaten
Kompetenzen, damit die Lernenden ein berufsrelevantes Produkt erarbeiten
können. Die Lehrenden legen die Rahmenbedingungen wie Teambildungsverfahren,
Zeitrahmen, Reflexionsablauf, Umfang der Strukturpapiere (Handouts), Lehrereinsatz
und Einladung an die Ausbilder/innen zu den Präsentationen fest.
Je nach Vorbildung, zeitlicher Verfügbarkeit und Motivation wird
angestrebt, die Schüler/innen in diese Phase einzubeziehen. Für
die Auszubildenden bedeutet Planung u.a. Arbeits- und Informationsquellen
erschließen und Präsentationsplanung erstellen. Die Durchführungsphase
umfasst die Informationsbeschaffung und -auswertung, Strukturierung, Präsentationsvorbereitung
und Präsentation durch die Auszubildenden. Die Lehrer/innen sind
in dieser Phase u.a. Berater/innen und Moderator/innen. Die Evaluationsphase
ist gekennzeichnet durch eine Reflexion im Anschluss an jede einzelne
Teampräsentation der Auszubildenden und durch eine Gesamtreflexion
zum Abschluss mit der gesamten Klasse, in der noch einmal die angestrebten
Ziele, die erreichten Ergebnisse und der Prozess betrachtet werden, um
daraus Schlussfolgerungen für die Gestaltung zukünftiger Lern-
und Arbeitsprozesse zu ziehen.
1 Inhaltliche Aspekte
Nachfolgend skizzieren wir den Ablauf des Projektes, das heute in vielen
Klassen (nicht immer in englischer Sprache) durchgeführt wird. Als
Grundlage haben wir eine Planung aus dem Jahr 1996 genommen, weil wir
damals das Projekt überarbeitet haben und Aussagen auch über
den zeitlichen Aufwand für die Planungsphase machen können.
Eine Gegenüberstellung der Durchführung in zwei Klassen soll
zeigen, wie unterschiedlich in Lerngruppen dieselben Aufträge bearbeitet
werden und welche Schlussfolgerung wir hinsichtlich möglicher Veränderungen
zogen.
1.1 Planungsphase (Juli bis August)
Die Lehrer arbeiteten das Projekt zum Thema "Port of Hamburg".
Da es sich um ein englischsprachiges Projekt handelt, lag die Federführung
bei den beiden beteiligten Englischlehrern, die in Absprache mit dem Klassenteam
die Intentionen und Rahmenbedingungen aushandelten. Als Zielsetzungen
stand der Erwerb folgender, nachfolgend in Stichworten skizzierter Kompetenzen
im Vordergrund:
·
Fachkompetenz (siehe auch Anlage 2): Struktur des Hamburger Hafen, Schiffstypen,
Fahrtgebiete, Containerverkehr, Hinterlandverkehre und Wettbewerber
des Hamburger Hafens, Englischkenntnisse u.a.
· Methodenkompetenz: Präsentationstechniken u.a.
· Personalkompetenz: vor einer Gruppe präsentieren, selbstständige
Informationsbeschaffung und -auswertung, Ausdauer, Frustrationstoleranz
u.a.
· Sozialkompetenz: Teamarbeit u.a.
Ferner war
für die Erarbeitung dieses Projektes Folgendes erforderlich:
·
Sichtung von Informationsmaterial (Printmedien) zum Thema
· Internetrecherche zur Vorbereitung und Informationssammlung
auf den Homepages der verschiedenen Häfen (s.u.)
· Konzipierung eines Einstiegs in das Thema in Form eines Hörspiels
(hierzu u.a. Aufnahme von verschieden Hafengeräuschen) [vgl. Anlage
1]
· Erarbeitung einer Projektstruktur [vgl. Anlage 2]
1.2 Durchführungsphase in der Klasse 99/81EU(September)
Das fertig konzipierte Projekt wurde in der Klasse 99/81EU erstmals eingesetzt,
einer Berufsschulklasse für den Ausbildungsberuf "Speditionskaufmann/-frau"
mit 20 Auszubildenden im Teilzeitunterricht. Der Unterricht erstreckt
sich auf 8 Unterrichtsstunden pro Tag, wobei die Auszubildenden in einer
geraden Woche über zwei und in einer ungeraden Woche über einen
Unterrichtstag verfügen.
Es folgten die Einführung in das Projekt "Port of Hamburg",
Gruppenbildung und Vorstellung der Rahmenbedingungen.
Pro Teilthema [vgl. Anlage 2] konnten sich die Auszubildenden frei zuordnen
- jedoch mit der Maßgabe an die Klasse, dass jedes Teilthema mit
mindestens 3 Auszubildenden besetzt werden müsse.
Ergebnis der Zuordnung:
·
Teilthema "Competitors": vier Auszubildende
· Teilthema "Structure": fünf Auszubildende
· Teilthema "Containers": drei Auszubildende
· Teilthema "Types of ships": vier Auszubildende
· Teilthema "Hinterland": vier Auszubildende
Folgende
Rahmenbedingungen waren zu berücksichtigen:
·
4 Schultage für die inhaltliche Erarbeitung (fächer- und stundenübergreifend)
· 2 Schultage zur Präsentation der Ergebnisse (Präsentationsdauer
max. 45 Minuten mit anschließender Reflexion in der Gruppe zusammen
mit den Lehrern)
· Anfertigung von Strukturpapieren (1bis 2 Seiten in englischer
Sprache) mit dazugehöriger Vokabelliste
· Projektnote findet Eingang in die Fächer Englisch, FAL
und Verkehrsgeographie.
Während der Erarbeitung stand jeder Gruppe ein separater Arbeitsraum
mit Internetzugang sowie ein Notebook zur Verfügung. Außerdem
gab es einen Handapparat (beinhaltet aktuelle Fachliteratur, Atlanten,
Broschüren, Lexika u.a.) mit Basisinformationen sowie Metaplantafeln
mit dem dazugehörigen Material und Flipcharts.
Den Auszubildenden war es darüber hinaus gestattet, die Schule für
Vor-Ort-Erkundungen zu verlassen und z.B. bei der Hamburger Hafen Werbe-
und Verkaufsförderung oder verschiedenen Reedereien Informationen
zu beschaffen. Folgende Internet-Adressen wurden von den Auszubildenden
schwerpunktmäßig genutzt:
·
www.mainport-hamburg.de
· www.portofrotterdam.nl
· www.portofantwerp.be
· www.bremen-ports.de
· www.hapag-lloyd.com
· www.maersk.com
Uns Lehrern
fiel dabei auf, dass die hier zur Verfügung gestellten Informationen
für einen Einstieg und Überblick in das jeweilige Teilthema
gut geeignet waren, jedoch für eine tiefer gehende Informationsbeschaffung
auch noch auf Printmedien zurückgegriffen werden musste. Die Auszubildenden
beschränkten sich allerdings überwiegend auf die auf den Internetseiten
angebotenen Informationen. Ebenso wurde von der Möglichkeit der Vor-Ort-Erkundung
nur selten Gebrauch gemacht.
Die Präsentationen erfolgten unter Einsatz von Metaplan-Tafeln und
über MS-Powerpoint erstellte Folien sowie z.T. selbst erstellte Charts
[MS-EXCEL].
Zu den Präsentationen waren auch Vertreter der Ausbildungsbetriebe
eingeladen, wovon diese jedoch leider keinen Gebrauch gemacht haben. Somit
blieben die Auszubildenden unter sich, mussten sich allerdings auch so
den recht kritischen Nachfragen ihrer Mit-Auszubildenden und Lehrerinnen
und Lehrer stellen. Innerhalb der Gruppen legten die Mitglieder für
jeden jeweils geschickt fest, welcher Part in der Präsentation übernommen
werden sollte. Zudem gaben sie jedem ihrer "Mitstreiter" während
der Präsentation Hilfestellung, wenn dies erforderlich wurde (z.B.
Vokabelhilfen, sachliche Ergänzungen).
Aufgrund der nicht tief genug gehenden Informationsbeschaffung (vgl. oben)
waren die Ergebnisse hinsichtlich der Wesentlichkeit/Vollständigkeit
(vgl. Anlage 3: Bewertungsschema Fremdsprachenprojekt) nur befriedigend.
Ebenfalls in der Richtigkeit wiesen die Präsentationen einige Mängel
auf, da Informationen nicht korrekt verarbeitet wurden. Dies ist auch
darauf zurückzuführen, dass im Vorwege nicht von der Möglichkeit,
mit den Lehrern die Informationen zu erörtern, Gebrauch gemacht wurde.
Angebotene Hilfen wurden z.T. nicht genutzt. Dennoch sind die Präsentationen
im Gesamtergebnis überwiegend mit "gut" beurteilt worden.
Dies nicht zuletzt aufgrund der doch recht sicheren sprachlichen Gestaltung.
1.3 Durchführungsphase in der Klasse 99/21 (Oktober / November)
In einem zweiten Durchlauf setzten wir das Projekt in einer anderen Speditionsklasse
(99/21) ein, die mit 24 Auszubildenden besetzt war. Die Einführung,
Gruppenbildung und die Rahmen- sowie Arbeitsbedingungen blieben hierbei
unverändert. Es bildeten sich erneut fünf Gruppen mit jeweils
vier bis fünf Auszubildenden.
Bei ihren Recherchen gingen die Gruppen aufgrund einer mangelnden Vorstrukturierung
mitunter nicht sehr zielgerichtet vor. Außerdem wurden oberflächlichere
Internetinformationen kritiklos übernommen und nicht mehr hinterfragt.
Allerdings machten in dieser Klasse die Auszubildenden von der Möglichkeit
der Vor-Ort-Erkundung intensiveren Gebrauch und beschafften u.a. Informationen
aus den eigenen Ausbildungsbetrieben. Dagegen wurden Printmedien nicht
in größerem Umfang verwendet. Bei der Vorstellung der Ergebnisse
setzten zwei Gruppen eine dynamische Powerpoint Präsentation erfolgreich
ein. Zwei andere Gruppen konnten von den angebotenen Möglichkeiten
indessen nur eingeschränkt Gebrauch machen, und dies obwohl es nicht
das erste Mal war, dass die Auszubildenden ein Projekt mit anschließender
Präsentation durchführten. Hinzu- kommt, dass die Auszubildenden
bereits am Anfang ihrer Ausbildung eine Einführung in Präsentationstechniken
erhalten hatten. Aufgrund der schwächeren sprachlichen Leistungen
decken sich die Gesamtergebnisse in dieser Klasse mit denen der 99/81EU.
2 Gesamtbewertung
und Ausblick
In der 99/21 (zweite Klasse) ergaben sich bei den Ergebnissen Probleme
in der Wesentlichkeit/ Vollständigkeit; nur zwei Gruppen konnten
gute Resultate erzielen, zwei weitere befriedigende und eine Gruppe nur
ausreichende Leistungen. Jedoch wiesen die Ergebnisse hinsichtlich der
Richtigkeit wesentlich bessere Resultate auf als in der ersten Klasse.
Dies ist sicherlich auf die intensivere Informationsbeschaffung in den
Ausbildungsbetrieben und eine bessere Kommunikation mit den beteiligten
Lehrern zurückzuführen. Angesichts der gemachten Erfahrungen
ist das Projekt richtig konzipiert. Es ist jedoch erforderlich, mit den
Auszubildenden noch stärker als dies bereits im Vorfeld geschehen
ist, die Möglichkeiten und Grenzen des Internets auszuloten. Auch
eine noch intensivere Auseinandersetzung mit modernen Präsentationstechniken
scheint angezeigt.
3 Anlagen
Im Folgenden finden Sie das vom Lehrerteam konzipierte Einstiegs-Rollenspiel,
welches mit den Mitteln der H14 aufgezeichnet wurde. Auch eine live-perfomance
ist angedacht, setzt allerdings voraus, dass alle beteiligten Kolleginnen
und Kollegen zum Zeitpunkt der Einführung anwesend sein können.
Darüber hinaus zeigt Ihnen die Anlage 2 eine mögliche inhaltliche
Struktur des Projektes. Ausgewiesen sind mögliche Schwerpunkte, zu
denen die Gruppen jeweils arbeiten könnten. Entscheidend ist jedoch
die mit den Auszubildenden gemeinsam vorgenommene Analyse des Projektthemas
im Anschluss an die Einführung. Die Anlage 3 zeigt Ihnen das dem
Projekt zugrunde liegende Bewertungsschema. Die aufgeführten Kriterien
und Gewichtungen entstammen einem langen Diskussionsprozess an der H14.
Auch ein "K.O.-Kriterium" wäre an dieser Stelle denkbar.
3.1 Anlage 1: Port of Hamburg - radioplay
Place of
action: an office of a freight forwarder and the port. Some employees
are talking with each other about what is going on in the port.
Time: 20:00,
in the afternoon
Music
Commentator:
That is the transfigured romanticism about ocean voyages and ports as
handed down from the past. But what's the situation nowadays?
"Sounds
of the port"
Commentator:
In the following you'll hear some freight forwarders talking about the
Port of Hamburg.
1st employee:
[leafing through a newspaper] Well, one can read very interesting things
about the Port of Hamburg. Until the year 2005 an additional 20 million
tons shall be transshipped via the port. What I'm wondering about is -
where? Isn't there a shortage of space by now?
2nd employee:
Of course not, Joe. Just look at projects e.g. in Altenwerder and. Moorburg
Here new facilities for even the latest generation of container vessels
will be built.
3rd employee:
Oh no, George. It's still not clarified what will happen to Moorburg.
You know, Greenpeace is on the spot. I'd suggest they'd better restructure
the facilities already in operation. If you travel through the port you'll
soon see that there's nothing going on.
2nd employee:
Not a bit of it, Jane. You should come and see us at Waltershof - it's
buzzing like a beehive! We already need more space for all the containers
today.
Apprentice:
Well, I'd certainly like to come over. But, how do I get there?
Head of dept.:
Oh, come on, Dave. What the hell did you learn during your apprenticeship
by now?
Apprentice:
Excuse me, Sir. We didn't do anything on these topics at school. Nevertheless,
there is a second thing that troubles me: Containers - I've heard of them,
but what types are there?
Head of dept.:
Good god, Dave. I just can't believe it. Open your eyes, they are very
important for the Port of Hamburg. You can see this from the fact that
along with containerisation numerous additional services have been established,
which make the Port of Hamburg very attractive for shippers and shipping
lines at the same time.
But let's come back to cargo handling and the transshpiment facilities.
1st employee:
Yes, just a few days ago I had to learn that our branch office in Frankfurt
ships more and more of their consignments via Rotterdam. [short pause]
Well, well. Antwerp and Rotterdam as competitors are always wide awake.
2nd employee:
That's true, Joe. Talking about competition I think of our branch office
in Vienna, you see. They quite often argue that for consignments, which
once were shipped via Hamburg, Triest is an alternative as well. It seems
to me that even the ports in the south want to have a bigger share of
the cargo volume.
3rd employee:
Hold on a second! You shouldn't forget that Hamburg traditionally has
strong and good economic relations to Eastern and Northern Europe. Just
think of the quay shed operated by the Czechs and of the gigantic Cellpap-terminal.
Well, as far as I can see it, the Elbe as an artery of commerce will become
more and more important. And all the feeder services to Scandinavia are
well off, too.
Head of dept.:
Mmm, may be. I think the whole problem is quite complex. Dave, why don't
you work on that at school - probably during your project-oriented lessons!
3.2 Anlage
2: Project "Port of Hamburg"
3.3
Anlage 3: Bewertungsschema Fremdsprachenprojekt
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