HOLGER REINISCH
(Universität Jena)
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Zu einigen curriculumtheoretischen Implikationen
des Lernfeldansatzes -
Überlegungen anlässlich der Beiträge von CLEMENT,
KREMER, SLOANE und TRAMM in bwp@ Ausgabe 4
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1.
Vorbemerkungen |
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Die Diskussion ( Für einen Überblick zur Verwendung
des Lernfeldbegriffs in der Erziehungswissenschaft siehe KUTSCHA
(1995, 531 ff).) um das Für und Wider einer "lernfeldorientierten"
Strukturierung der Curricula für den berufsbezogenen
Unterricht der Berufsschule hält weiterhin an, obwohl
seit der Vorlage der ersten Fassung der Handreichungen der
KMK sieben Jahre ins Land gegangen sind, eine Vielzahl von
BLK-Modellversuchen zum Thema durchgeführt wird und mittlerweile
eine kaum noch zu übersehende Flut an einschlägigen
Veröffentlichungen zum Thema vorliegt. Der Beleg für
die These, dass innerhalb der berufs- und wirtschaftspädagogischen
science community die diskursive Auseinandersetzung zwischen
Protagonisten und Antagonisten einer "lernfeldorientierten
Didaktik" weiterhin um "grundsätzliche Fragen"
kreist, findet sich in der einschlägigen Literatur. So
wird selbst in Sammelwerken, die von ihren Herausgebern als
praktisch-normative und somit didaktisch-konstruktive Beiträge
zur Realisierung der Lernfeld-Programmatik verstanden werden
(vgl. BADER/ SLOANE (Hrsg.) 2000 und 2002) häufig - allerdings
eher abwehrend und selektiv - auf kritische Argumente Bezug
genommen, wie sie etwa von GERDSMEIER, HUISINGA und REINISCH
in HUISINGA/ LISOP/ SPEIER (Hrsg.) (1999) oder tendenziell
moderater von DUBS, HANSIS und LIPSMEIER in LIPSMEIER/ PÄTZOLD
(Hrsg.) (2000) vertreten werden. Das jüngste Beispiel
hierfür ist die Ausgabe Nr. 4 der online-Zeitschrift
bwp@ vom Mai 2003. Dort wird das Thema "Lernfeldansatz
zwischen Feiertagsdidaktik und Alltagstauglichkeit" zunächst
in der Form "theoretisch-konzeptioneller Beiträge"
bearbeitet (vgl. z. B. TRAMM 2003, KREMER 2003, CLEMENT 2003),
aber selbst in Beiträgen dieser Ausgabe, die in der genannten
Rubrik unter der Überschrift "Von der Konzeption
zur Unterrichtspraxis - die Implementationsperspektive"
angeordnet sind, finden sich didaktische Reflexionen (vgl.
z. B. SLOANE 2003, 4 ff, KUZMANOVIC 2003), die als curriculumtheoretische
eingestuft werden können (Mithin scheinen die Befürworter
des Lernfeldansatzes nunmehr an dem Punkt angekommen zu sein,
von dem die Kritiker gestartet sind, nämlich bei der
didaktisch-curricularen Diskussion der 1960er und 1970er Jahre,
und dies obwohl beispielsweise SLOANE (2003, 1) wenig Sinn
darin sieht, dort "zu landen", denn in seiner Kritik
an GERDSMEIER (1999, 276 f), HUISINGA (1999, 65 ff), LISOP
(2000, 206 f) und REINISCH (1999, 116) macht er deutlich,
dass für ihn "eine Orientierung an Anforderungen,
die seit der Curriculumreform der 70er Jahre an eine
Lehrplankonstruktion gestellt werden' (ebd., 1; Zitat im Zitat:
HUISINGA/ LISOP 2000, 43), geradewegs zu einem "trivialen
Curriculummodell" führt. Hierauf wird noch einzugehen
sein (vgl. unten 5.).).
Diese Tendenz deute ich positiv, und zwar als Anzeichen dafür,
dass auch die Protagonisten des Lernfeldansatzes innerhalb
unserer science community an einer konsistenten Konzeptualisierung
der didaktisch-curricularen Fragestellung innerhalb der Berufs-
und Wirtschaftspädagogik nachhaltig interessiert sind.
In meiner Wahrnehmung verfehlt der aktuelle Diskurs jedoch
genau dieses Interesse, was sich letztlich ganz wesentlich
darauf zurückführen lässt, dass etliche Beiträge
zum Thema zu einem nicht unbeträchtlichen Teil durch
das Interesse motiviert sind, das eigene Tun als Wissenschaftler
zu legitimieren. Mithin ist der Diskurs aber auch in einem
besonderen Maße dadurch gekennzeichnet, dass auf der
Basis eines unterschiedlichen Verständnisses von Wissenschaft
und wissenschaftlichem Handeln argumentiert wird (Aus meiner
Sicht handelt es sich dabei um eine spezifische Variante der
"zwei Kulturen", die ROEDER (1990) glaubt, in der
Erziehungswissenschaft identifiziert zu haben. Die von ihm
ausgemachten "konträren Orientierungen auf Forschung
und Theorie einerseits, praktische Aufgaben bzw. Praxisrelevanz
andererseits" (ebd., 656) spiegeln sich in den aktuellen
Kontroversen um die "richtige Linie" in der Unterrichtsforschung
einerseits (vgl. z. B. MINNAMEIER 2001, KREMER 2001 und 2003)
und der Modellversuchsforschung andererseits (vgl. z. B. BECK
2003, EULER 2003 sowie als Überblick TRAMM/ REINISCH
2003). Während sich in diesen Kontroversen Wissenschaftler
gegenüberstehen, die entweder einem kritisch-rationalen
oder einem praktisch-normativen Verständnis von wissenschaftlicher
Arbeit verpflichtet sind (vgl. auch REINISCH 1999a), geht
es in der hier betrachteten Variante darum, dass die Kontrahenten
die Bedeutung theorieorientierter, kritischer Analysen für
die praktischen Arbeiten der Curriculumrevision unterschiedlich
gewichten (vgl. dazu auch REINISCH/ STRUVE 2002).). Dies führt
dann schnell dazu, dass die Intentionen, Motive, Analyseschritte
und Argumente der Teilnehmer am Diskurs gegenseitig nur verkürzt
wahrgenommen und entsprechend der eigenen Deutungsmuster interpretiert
werden, wodurch dann bei Dritten leicht der Eindruck der Unfruchtbarkeit
und Zirkularität des Diskurses entstehen kann.
Hier soll der Versuch unternommen werden, einen Beitrag zur
Überwindung des aufgezeigten Dilemmas zu leisten. Dazu
gehe ich erstens von der Überlegung aus, dass der überwiegende
Teil der an Universitäten lehrenden und forschenden Berufs-
und Wirtschaftspädagogen einen Typus von Forschung präferiert,
der als "konstruktiv-entwickelnd" bzw. "handlungsanleitend"
(vgl. VAN BUER/ KELL 1999, 88) bezeichnet werden kann (BAUMERT/
ROEDER (1990, 109 ff) sprechen in diesem Zusammenhang von
einer "praktisch-klinischen Orientierung", die sie
bei immerhin 82,8 % der von ihnen befragten Professoren der
Erziehungswissenschaft als vorherrschende wissenschaftliche
Orientierung identifizieren konnten. Die Autoren folgern daraus,
dass "eine die Pädagogik tragende Grundüberzeugung
die Idee einer praktischen Wissenschaft ist. Dem liegt die
Vorstellung zugrunde, dass eigene pädagogische Erfahrungen
die Forschung stimulieren und diese zu einer unmittelbaren
Verbesserung pädagogischer Handlungsvollzüge führen"
(ebd., 112).). Die Basis dieser Präferenz bildet die
bekannte Auffassung, dass Erziehungswissenschaft und somit
ihre Teildisziplin Berufs- und Wirtschaftspädagogik "von
der Erziehungspraxis her zu bestimmen (sei, H. R.)" (OELKERS
1984, 19), also eine Wissenschaft von der Praxis für
die Praxis zu sein habe. Statt von diesem Postulat der untrennbaren
Einheit von Erziehungspraxis und Erziehungstheorie auszugehen,
wird hier zweitens auf die Differenz zwischen Theorie und
Praxis der (Berufs-) Erziehung abgehoben. Dabei geht es mir
hier weder darum, diese Differenz als reales Phänomen
zu beschreiben und zu erklären noch betrachte ich die
Existenz dieser Differenz als Ärgernis, das es, wenn
irgendwie möglich, auszumerzen gilt (Für beide Blickrichtungen
finden sich auch in der neueren erziehungswissenschaftlichen
Literatur eine Fülle von Beispielen. So beruht m.E. das
in den 1990er Jahren gewachsene Interesse an der Untersuchung
der Verwendung erziehungswissenschaftlicher Theorien in der
pädagogischen Praxis (vgl. KÖNIG/ ZEDLER (Hrsg.)
1989) letztlich auf der impliziten Prämisse, dass ein
wahrscheinlich geringer Grad der Verwendung des im Studium
erlernten Theoriewissens durch praktizierende Pädagogen
ein Ärgernis sei. Dass es dabei nur noch selten zu einseitigen
Schuldzuweisungen an die praktizierenden Pädagogen kommt,
das verdanken wir auf der einen Seite insbesondere Arbeiten
zur Lehrerkognition (vgl. BROMME 1990, als Überblick
zum Forschungsstand siehe EBNER/ TEUFFER 2002, zum Lehrerbild
dieser Forschungsrichtung siehe SHULMAN 1992) sowie auf der
anderen Seite professionstheoretischen Analysen zur Logik
des professionellen Handelns in pädagogischen Feldern
(siehe insbesondere DEWE/ FERCHHOFF/ RADTKE 1992 a und b).
Für den Bereich der Wirtschaftspädagogik sei hier
auf die einschlägigen Arbeiten von EULER 1996 und 2000
verwiesen.). Im Gegensatz zu diesen beiden Blickrichtungen
"stärke" ich die genannte Differenz, weil erst
auf dieser Basis die unterschiedlichen Handlungslogiken von
"Theorie" und "Praxis" und damit die je
eigenständige Dignität beider erkennbar werden (Siehe
dazu auch die beiden Analysen von KRUMM (1987) und KORING
(1990), die auf der Basis konträrer wissenschaftstheoretischer
Optionen letztlich ebenfalls für eine "Stärkung
der Differenz" plädieren. ). Zudem scheint es mir
auf dem Wege der Betonung der Differenz eher möglich
zu sein, die Bedingungen für einen gelungenen Praxiskontakt
der Wissenschaftler und für einen gelungenen Wissenschaftskontakt
der Praktiker zu beschreiben als auf der Basis eines Einheitspostulats.
Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen rekonstruiere
ich im ersten Schritt die didaktisch-curriculare Fragestellung,
um auf dieser Basis die unterschiedlichen Akzentsetzungen
der Diskutanten auf einer systematischen Grundlage verdeutlichen
und aufeinander beziehen zu können (vgl. 2). Im zweiten
Schritt will ich dann nochmals meine Intentionen verdeutlichen,
die ich mit der Analyse des Lernfeldansatzes aus historisch-systematischer
Sicht (vgl. REINISCH 1999) sowie mit meinem Plädoyer
für eine Intensivierung curriculumhistorischer Forschung
(vgl. REINISCH/ STRUVE 2002, 117 ff) verfolge (vgl. 3.) (Die
Begründung für diesen Zwischenschritt ergibt sich
daraus, dass meine angeführten Beiträge aus meiner
Sicht von SLOANE und TRAMM in bwp@, Ausgabe 4, verkürzt
rezipiert worden sind. Dies mag daran liegen, dass ich mich
unverständlich ausgedrückt habe, aber auch Sperren
der Rezipienten, die wiederum auf verschiedenen Ebenen angesiedelt
sein können, könnten ebenso wie eine Gemengelage
aus beiden Faktoren denkbare Ursachen hierfür sein. Da
nun allerdings - und in diesem Punkt stimme ich SLOANE (2003,
1 f) ausdrücklich zu - der Rezipient darüber entscheidet,
"was gut' und was schlecht' ist", bleibt
dem "Produzenten" in der geschilderten Situation
nichts anderes übrig, als sein von ihm ursprünglich
als "selbsterklärend" eingeschätztes Produkt
partiell nochmals in der Hoffnung zu erläutern, dass
der Rezipient es auf dieser neuen Basis, wenn schon nicht
als "gut" einschätzt, so doch zumindest unverkürzt
wahrnimmt.). Hieran anschließend werde ich dann auf
ausgewählte Aspekte eingehen, die aus meiner Sicht die
"Gegenwartsbedeutsamkeit" curriculumtheoretischer
und curriculumhistorischer Befunde verdeutlichen, und zwar
in der Weise, dass Curriculumkonstrukteure daraus für
die eigene Arbeit lernen könnten. Adressaten sind hier
diejenigen, die sich als Wissenschaftler an der "schulnahen"
Konkretisierung des Lernfeldansatzes etwa im Rahmen von Modellversuchen
beteiligen (Es soll an dieser Stelle weder diskutiert werden,
ob "Wissenschaftler" dies überhaupt "tun"
dürfen bzw. sollten noch ob sie, falls sie es doch "tun",
als "Wissenschaftler" bezeichnet werden können
(vgl. hierzu z.B. die in Anmerkung 3 angegebene Literatur).
Für die hier verfolgten Zwecke ist diese Diskussion wenig
hilfreich. Es ist nämlich von dem Fakt auszugehen, dass
Personen, die in einem soziologischen Sinne - etwa in ihrer
Funktion als Universitätsprofessoren für Wirtschaftspädagogik
- als Wissenschaftler zu bezeichnen sind, genau das "tun",
was sie aus der Sicht anderer Wissenschaftler gerade nicht
"tun" sollten, nämlich sich aus der Rolle des
nach Erkenntnis strebenden "unbeteiligten Beobachters"
in die Rolle des auf die verfolgten Ziele verpflichteten "Mitmachers"
zu begeben. Da - außerhalb des kritisch-rationalen Paradigmas
- eine Vielzahl von innerwissenschaftlichen Positionen existieren,
welche die Interpretation der Wissenschaftlerrolle im Sinne
des Involviertseins als zulässig, ja sogar als geboten
ansehen und eine entsprechende außerwissenschaftliche
Erwartungshaltung an die Wissenschaftler herangetragen wird,
gibt es weder wirkungsmächtige Gründe noch gar reale
Anzeichen dafür, dass diese Wissenschaftler von ihrem
inkriminierten "Tun" ablassen werden. Demzufolge
sollte die Betrachtung einerseits auf die Frage nach der Relevanz
der Curriculumtheorie für die praktische didaktisch-konstruktive
Arbeit zentriert werden bzw. umgekehrt auf die Frage, welche
Erkenntnisse aus der praktischen didaktisch-konstruktiven
Arbeit für die Weiterentwicklung der Curriculumtheorie
gewonnen werden könnten. Der vorliegende Beitrag ist
auf die zuerst genannte Fragerichtung fokussiert (zur zweiten
Fragerichtung siehe die bereits in Anmerkung 3 angegebenen
Beiträge von BECK und EULER).). Es handelt sich dabei
um das zentrale Problem der Curriculumentwicklung, nämlich
die Lösung der Fragen der Auswahl, Ordnung und Reihung
der Lehrziele und -inhalte (vgl. TENORTH 2000, 27), das hier
in Verbindung mit den Aspekten des nebulösen Verhältnisses
von "Fach- und Handlungssystematik" und der intendierten
Ersetzung der Unterrichtsfächer durch Lernfelder diskutiert
werden soll (vgl. 4). Den Abschluss werden einige Überlegungen
zum Verhältnis von Curriculumproduktion und Curriculumimplementation
bilden, wobei vor dem Hintergrund der in der Erziehungswissenschaft
intensiv geführten Diskussion um das bereits angeführte
sogenannte "Theorie-Praxis-Verhältnis" insbesondere
die Überlegungen von SLOANE zu einer "nicht-trivialen
Curriculumarbeit" thematisiert werden (vgl. 5).
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2. Zur Rekonstruktion der didaktisch-curricularen Fragestellung
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Die Auffassung von Erich WENIGER (81965), dass Lehrpläne
das Ergebnis der Auseinandersetzung der "gesellschaftlichen
Mächte" seien, gilt bis heute als ein herausragendes
Ergebnis der Lehrplantheorie der geisteswissenschaftlichen
Pädagogik. Mit der allerdings kritisch gewendeten Akzeptanz
dieser Annahme, die zu der Deutung führte, dass Lehrpläne
schlicht Ausdruck kultureller Willkür und Beliebigkeit
seien, beginnt eigentlich in der zweiten Hälfte der 1960er
Jahre der "Siegeszug" der "Curriculum-Bewegung"
in der westdeutschen Erziehungswissenschaft. An die Stelle
des politischen Dezisionismus staatlicher Lehrplanarbeit sollte
ein nach wissenschaftlichen Kriterien entwickelter Lehrplan,
eben ein Curriculum treten (siehe dazu auch den knappen Überblick
von KUZMANOVIC 2003, 2).
Allerdings waren mit dieser Programmatik auch Verkürzungen
des seitens der Erziehungswissenschaft in den Blick genommenen
Problemhorizonts verbunden. Während WENIGER noch erklären
- oder besser vor dem Hintergrund seines geisteswissenschaftlichen
Grundverständnisses - verstehen wollte, warum Lehrpläne
so gestaltet sind, wie sie sind und auf der Basis dieser Tradition
noch davon ausging, dass auch immanente didaktische Kategorien
und Kriterien dabei eine Rolle spielen, konzentriert sich
die "Curriculum-Bewegung" auf die Frage, wie Curricula
gestaltet sein sollen. Die Entwicklung von Curriculumtheorien
im engeren Sinne (vgl. Abb. 1), die zu empirisch gehaltvollen
Erklärungen oder zu einem aus der historisch-systematischen
Arbeit zu gewinnenden Verständnis über die Funktion
und Gestaltung von Curricula gelangen wollen, galt somit nicht
mehr oder zumindest nicht mehr als vordringliche Forschungsaufgabe
der Didaktik und wurde dementsprechend anderen Disziplinen,
etwa der Bildungssoziologie und Bildungsökonomie sowie
der "Politischen Ökonomie des Ausbildungssektors"
überlassen (vgl. den Überblick bei TENORTH 1983).
Dies hatte zur Folge, dass pädagogische und didaktische
Kategorien in den ökonomischen und soziologischen Deutungsmustern
weitgehend unbeachtet geblieben sind. Woraus TENORTH (2000,
23) zu Recht schließt, dass mit der Verabsolutierung
dieser Position "das Ende einer theoretisch ausgewiesenen
Didaktik und einer pädagogischen Theorie des Lehrplans
einher geht".
Abb. 1: Curriculumtheoretische Fragestellungen
Quelle: Eigene Darstellung auf der Basis von Kutscha (o.J.)
(Die Abbildung 1 basiert wesentlich auf einem unveröffentlichten
Manuskript von Günter KUTSCHA (o. J.), welches er in
seinen einschlägigen Lehrveranstaltungen an der Universität
Oldenburg Ende der 1970er bzw. zu Beginn der 1980er Jahre
eingesetzt hat. Ich habe die entsprechende Abbildung für
meine Zwecke überarbeitet und erweitert.)
Diese Aussage von TENORTH gilt allerdings auch für den
Fall, dass die Curriculumtheorie innerhalb der Didaktik als
ausschließlich präskriptive und konstruktive Aufgabe
gedeutet wird.
Wenn man - bezogen auf die Wirtschaftspädagogik - einmal
von der insgesamt doch geringen Anzahl von Studien zur Bestandsevaluation
des Wirtschaftslehrecurriculums absieht (vgl. insbesondere
KRUMM 1973 sowie REETZ/ WITT 1973), dann hat sich der didaktisch-curriculare
Diskurs in der Tat auf die Frage "Was ist ein gutes Curriculum?",
mithin auf die "Produktionsperspektive" im Sinne
von SLOANE (2003, 1) konzentriert. Dies galt für die
Hochzeit des didaktisch-curricularen Diskurses in der Wirtschaftspädagogik
in den 1970er Jahren, der sich bekanntermaßen mehr oder
weniger deutlich auf den Verfahrensvorschlag von ROBINSOHN
(1967) stützte, zu den "großen Würfen"
von ZABECK (vgl. z. B. 1974), REETZ (vgl. z. B. 1976 und 1984)
und KUTSCHA (vgl. z. B. 1976 sowie KELL/ KUTSCHA 1977) führte
und seine Ergänzung in LISOP/ HUISINGA (vgl. z. B. 1984)
sowie in dem im Anspruch deutlich bescheideneren Ansatz einer
"praxisorientierten" Fachdidaktik von ACHTENHAGEN
(1978) fand (vgl. dazu insgesamt die Beiträge in FISCHER
(Hrsg.) (2003). Aber auch heute steht die Frage nach dem "guten"
Curriculum im Mittelpunkt des Diskurses über Lernfeldorientierung,
wobei nicht selten die damals entwickelten Konzepte die Folie
bilden, auf deren Basis die Kritik an der Lernfeldorientierung
formuliert wird. Dies wird von den Protagonisten einer Lernfelddidaktik
allenfalls als Störfaktor wahrgenommen, der geeignet
erscheint, die möglichst friktionslose "Produktion"
und "Rezeption" der neuen Curricula zu beeinträchtigen
und in dieser Form wird dann auch auf curriculumtheoretische
Beiträge im engeren Sinne reagiert, die sich letztlich
mit der Frage der Erfolgsaussichten der intendierten Reform
befassen (So richtet beispielsweise TRAMM (2003, 2) an HUISINGA
(1999) und REINISCH (1999) die Gegenkritik, dass diese mit
ihrer Kritik an der mangelnden konzeptuellen Stringenz, begrifflichen
Klarheit und theoretischen Orientierung des Lernfeldkonzepts
der KMK "ins Leere" gehen, weil die entsprechende
Handreichung der KMK (1996) eben eine "praktische Handreichung
für Curriculumkonstrukteure" sei und keine "Lernfeldtheorie".
TRAMM (2003, 2 ff) bemüht sich dann allerdings auf gleich
vier eng beschriebenen Seiten, die "Wissenschaftlichkeit"
der Handreichungen herauszuarbeiten, womit dann vielleicht
eher seine Kritik an HUISINGA und REINISCH ins Leere geht.
Zudem negiert TRAMM, dass nicht die Handreichungen als solches,
sondern das darin zum Ausdruck kommende curriculare Konzept
im Hinblick auf die Lösung des Auswahl- und Ordnungs-
sowie des Zuordnungsproblems der Lehrinhalte zu den Lehrkräften
im Mittelpunkt des Beitrags von REINISCH stehen.).
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3.
Intentionen einer Analyse des Lernfeldansatzes aus historisch-systematischer
Sicht |
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Wer sich - sei es als interessierter Laie, als professioneller
Pädagoge oder als Wissenschaftler - mit pädagogischen
und didaktischen Fragen befasst, dem dürfte sich bereits
nach relativ kurzer Zeit die Erkenntnis aufdrängen, dass
pädagogische und didaktische Interventionen, Maßnahmen,
Reformversuche etc. nicht nur scheitern können, sondern
vielleicht ebenso häufig oder gar häufiger scheitern
als das sie gelingen. "Gelungen" ist eine entsprechende
Intervention aus meiner Sicht, wenn ein Zustand erreicht wird,
der sich dadurch auszeichnet, dass eine Intervention erstens
tatsächlich in diejenige Erziehungspraxis diffundiert
ist, auf die sie sich gerichtet hat. Zweitens muss diese Diffusion
begründet als Umsetzung derjenigen Intentionen eingestuft
werden können, die für die Intervention maßgeblich
und handlungsanleitend waren und drittens muss sich die Diffusion
als in zeitlicher Hinsicht stabil erweisen. Ein "Scheitern"
läge dementsprechend einerseits dann vor, wenn die Diffusion
nicht bzw. nur kurzfristig oder nur in einem Segment der angezielten
Erziehungspraxis gelingt, aber andererseits auch dann, wenn
die Diffusion nur auf dem Wege einer Reduktion bzw. Veränderung
der verfolgten pädagogischen bzw. didaktischen Zielsetzungen
erreicht wird. Demgegenüber fasse ich die Frage, ob eine
geplante Intervention aufgrund der damit verfolgten Ziele
überhaupt in die Erziehungspraxis diffundieren sollte,
nicht unter diese Idee des Gelingens und Scheiterns. Schließlich
stellt sich die normative Frage nach dem zukünftig gewünschten
Zustand vor und unabhängig von der Frage danach, ob der
gewünschte Zustand erreicht wurde.
Wie zu Beginn dieses Abschnitts bereits erwähnt wurde,
herrscht an Beispielen für das Scheitern pädagogischer
und didaktischer Interventionen kein Mangel (siehe dazu auch
KUZMANOVIC 2003, 1). Man denke für den Bereich des Pflichtschulwesens
der Primarstufe und der beiden Sekundarstufen etwa an das
umfassende Projekt zur Reform des elementaren Mathematikunterrichts
im Zeichen der "Neuen Mathematik" und die konfliktdidaktisch
inspirierten Revisionen der Curricula für den Politikunterricht,
die vor nunmehr gut 20 Jahren mit großem Einsatz betrieben
worden sind. Für die Berufsausbildung zeigt sich das
Scheitern von umfassenden Reformvorhaben im Vergleich der
ursprünglichen Intentionen, die beispielsweise mit dem
Berufsgrundbildungsjahr und den Konzepten zur Stufenausbildung
verfolgt werden sollten und der tatsächlichen Realisierung
dieser Vorhaben. Selbstverständlich finden sich entsprechende
Beispiele auch in Bereich des Hochschulstudiums, erinnert
sei nur an die ambitionierten hochschuldidaktischen Konzepte
des Projektstudiums und des "forschenden Lernens"
(Die angeführten Beispiele stellen eine subjektive Auswahl
dar, die unter dem Gesichtspunkt getroffen wurde, dass
es sich um solche Beispiele handeln soll, bei denen wahrscheinlich
die überwiegende Zahl der Leser meinem Urteil, dass diese
Reformvorhaben gescheitert seien, zustimmen kann. Es lassen
sich jedoch auch etliche Beispiele dafür finden, dass
die Antwort auf die Frage, ob ein Reformvorhaben gelungen
oder gescheitert ist, durchaus unterschiedlich ausfällt;
man denke an die anhaltende Diskussion über die Integrierte
Gesamtschule oder die Reform der Gymnasialen Oberstufe.).
Das Scheitern dieser didaktischen Vorhaben lässt sich
mit Sicherheit nicht allein auf eine gemeinsame Ursache zurückführen.
Gerade deshalb wäre es ausgesprochen wichtig, die Forschungen
zu den Gründen des Scheiterns didaktischer Interventionen
zu verstärken und diese kontinuierlich und systematisch
durchzuführen. Ein entsprechendes Forschungsprogramm
könnte dazu führen, dass wir besser als bisher verstehen,
warum didaktische Interventionen scheitern. Dies würde
nicht nur der Befriedigung unserer wissenschaftlichen Neugier
dienen, sondern wir könnten auf diesem Wege zu Erkenntnissen
gelangen, die es ermöglichen würden, bei der Planung
der Intentionen, Anlage und Implementation zukünftiger
curricularer Reformvorhaben wahrscheinlich auftretende Probleme
bereits zu berücksichtigen, um so das Risiko des Scheiterns
zwar nicht auszuschließen, aber doch deutlich zu mindern.
Damit soll jedoch nicht behauptet werden, dass die historisch-systematische
Analyse in der Vergangenheit gescheiterter didaktischer Interventionen
der einzige Weg sei, um zu entsprechenden Hypothesen zu gelangen
(vgl. z.B. KUZMANOVIC 2003, 1 ff, die vorschlägt, die
hier verfolgte Fragestellung unter Nutzung des betriebswirtschaftlichen
und organisationstheoretischen Konzepts der Mikropolitik zu
bearbeiten).
Insgesamt habe ich mich bei der Abfassung meines Essays zur
"lernfeldorientierten" Reform der Curricula für
den berufsbezogenen Unterricht an der Berufsschule von den
hier skizzierten Überlegungen leiten lassen (vgl. REINISCH
1999); allerdings ohne damit den Anspruch zu erheben, eine
systematische Untersuchung gescheiterter didaktisch-curricularer
Reformen im Bereich der Berufsschule geleistet zu haben. Schließlich
sind insbesondere die mit einem derartigen Forschungsansatz
verbundenen methodologischen Probleme noch weitgehend ungeklärt.
Gleichwohl denke ich, starke Belege dafür gefunden zu
haben, dass in der Geschichte des didaktischen Denkens über
kaufmännischen Unterricht erstens immer wieder Argumente
auftauchen, die sich zwar auf der semantischen Ebene von denjenigen
unterscheiden, die zur Begründung des Lernfeldansatzes
vorgebracht werden, aber inhaltlich mit diesen nahezu identisch
sind (vgl. ebd., 92 ff sowie speziell für die Didaktik
des Rechnungswesenunterrichts REINISCH 1996). Zweitens konnte
in diesem Zusammenhang gezeigt werden, dass didaktische Interventionen,
die auf der Basis dieser Argumente ergriffen worden sind,
sich nicht dauerhaft in der entsprechenden Unterrichtspraxis
etablieren konnten; mithin im Sinne der oben skizzierten Überlegungen
gescheitert sind. Aus diesem Befund der historisch-systematischen
Analyse folgt nun allerdings keineswegs ein Automatismus des
Scheiterns, schließlich unterliegt auch der Bedingungsrahmen
didaktisch-curricularer Interventionen Veränderungsprozessen
im Zeitablauf, die sich auf die Erfolgsaussichten didaktischer
Interventionen positiv oder negativ auswirken können.
Weiterhin wird die Existenz eines prinzipiell positiven Zusammenhangs
zwischen der Güte des Konzepts und der Art der gewählten
Implementationsstrategie einerseits und den Erfolgsaussichten
der Intervention andererseits unterstellt. Letztlich kommt
es für die Erfolgsaussichten der Intervention - darin
stimme ich SLOANE (2003) ausdrücklich zu - entscheidend
darauf an, wie die potentiellen Nutzer und Adressaten des
Reformvorhabens, also die Lehrkräfte für den berufsbezogenen
Unterricht an Berufsschulen, diese Güte einschätzen.
Angesichts des festgestellten Scheiterns der historischen
Vorläufer des Lernfeldansatzes habe ich mich daher mit
der Frage beschäftigt, warum diese Vorläufer gescheitert
sind. Im Ergebnis bin ich zu der Auffassung gelangt, dass
einerseits konzeptionelle Mängel des didaktischen Konzepts
und andererseits die mangelnde Akzeptanz des Konzepts auf
Seiten der Fachlehrkräfte die entscheidenden Faktoren
hierfür gewesen sind. Daran anschließend habe ich
geprüft, ob der Lernfeldansatz diese Mängel ebenfalls
aufweist. Dabei habe ich im ersten Schritt die konzeptionelle
Güte und Konsistenz des Lernfeldansatzes an den praktisch-normativen
curricularen Konzepten gemessen, die in den 1970er Jahren
in der Wirtschaftspädagogik entwickelt worden sind und
habe die im Lichte dieser Ansätze vorhandenen Schwächen
des Lernfeldansatzes herausgearbeitet (vgl. REINISCH 1999,
99 ff). Im zweiten Schritt habe ich mich mit dem Akzeptanzproblem
befasst, und zwar im Hinblick auf die mit dem Lernfeldansatz
intendierte Auflösung der herkömmlichen Unterrichtsfächer
(vgl. ebd., 104 ff). Dazu habe ich zunächst darauf verwiesen,
dass Unterrichtsfächer im Rahmen schulischer Lehr- und
Lernprozesse eine doppelte Funktion aufweisen. Sie dienen
einerseits als zentrales Ordnungs- und Organisationsmittel
für die Zuordnung von Lehrstoffen zu Lehrkräften,
und andererseits handelt es sich um im historischen Prozess
entstandene und inhaltlich ausgeformte "Ordnungsschemata
für die sozial geregelte Aneignung von Wissen" (BRACHT
1995, 419). Beide Funktionen sind sowohl für die einzelne
Lehrkraft als auch für das System Schule als Ganzes im
Hinblick auf die sachgerechte Gestaltung des Schulalltags
von entscheidender Bedeutung. Didaktische Interventionen,
die auf eine "Entfächerung" der Schule (und
der Lehrerbildung) zielen, sind bisher regelmäßig
daran gescheitert, dass sie kein funktionales Äquivalent
anbieten konnten, das von den Betroffenen als zumindest ebenso
leistungsfähig wie die Schulfächer hätte eingeschätzt
werden können (Im Gegensatz zur Allgemeinen Didaktik
im deutschsprachigen Raum und zur Curriculumforschung im angelsächsischen
Raum und in Skandinavien werden die Funktionen und die Geschichte
der Fächer und der Didaktiken für den berufsbezogenen
Unterricht an der Berufsschule aktuell in der Berufs- und
Wirtschaftspädagogik kaum systematisch untersucht. Ich
verweise daher für einen Überblick zum Stand der
Forschung auf GOODSON,/ HOPMANN,/ RIQUARTS (Hrsg.) 1999 (siehe
darin insbesondere den einleitenden Aufsatz von HOPMANN,/
RIQUARTS und den Beitrag von TENORTH ); siehe auch GOODSON
(ed.) 1985.).
Auf der Basis dieser Überlegungen bin ich zu der Einschätzung
gelangt, dass das Risiko des Scheiterns der didaktisch-curricularen
Reformen, die mit dem Lernfeldansatz intendiert sind, nicht
geringer als bei dessen Vorläufern ist. Meine Trauer
über dieses Ergebnis hielt und hält sich, dies gebe
ich gerne zu, in ausgesprochen engen Grenzen, weil ich aus
den bereits 1999 angeführten Gründen der Auffassung
bin, dass der Lernfeldansatz konzeptionell mit deutlichen
Mängeln behaftet ist (Zu entsprechenden Einschätzungen
siehe auch die Beiträge von HUISINGA, KLAUSER und FISCHER
in HUISINGA/ BUCHMANN (Hrsg.) 2003.), und von den Protagonisten
dieses Ansatzes nicht hinreichend beachtet wird, dass es zwischen
Schule und Leben aus systematischen Gründen eine Differenz
gibt, die nicht aufzulösen ist. Da ich aber gleichwohl
von der Notwendigkeit didaktischer Reformen des Berufsschulunterrichts
überzeugt bin, kann meine damalige Kritik auch positiv
gedeutet werden: Die Chance des Gelingens der hier betrachteten
didaktisch-curricularen Initiative würde sich sicherlich
erhöhen, wenn die konzeptionellen Mängel "ausgebügelt"
und eine Implementationsstrategie entwickelt würde, die
als ernsthafter Beitrag zur Minderung der Akzeptanzprobleme
auf der Seite der betroffenen Lehrkräfte eingeschätzt
werden kann. In diesem Sinne soll in den folgenden Abschnitten
an Hand der genannten in bwp@ Nr. 4 veröffentlichten
Beiträge geprüft werden, ob die entsprechenden konzeptionellen
Beiträge zur inhaltlichen Ausgestaltung der Curricula
und zur Implementation in diese Richtung weisen.
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4.
Auswahl, Ordnung und Reihung des Wissens in Curricula
4.1 Curriculare Konstruktionsprinzipien als Beziehungsprobleme:
Die ungeklärten Verhältnisse von Wissenschafts- und
Situationsorientierung sowie Handlungs- und Fachsystematik |
|
Lehrpläne sind im Verständnis der Didaktik des deutschsprachigen
Raums Vorgaben für den Unterrichtsprozess, die insbesondere
auf Lehrkräfte, aber auch beispielsweise auf Schulbuchautoren
eine bindende Wirkung ausüben sollen (Bezogen auf die
für Deutschland typische Form der Berufsbildung merkt
KUTSCHA (1999, 59) zu diesem Aspekt an, dass das duale System
auf dem "Prinzip der präskriptiven Berufsbildlehre"
beruhe, während im angelsächsischen Raum allein
eine Festlegung der zu erreichenden Lernergebnisse erfolge.
Dieser Aspekt, der auf nationalstaatliche Differenzen in den
Auffassungen darüber, was ein Curriculum ist, was es
zu regeln habe, nach welchen Prinzipien es zu gestalten sei
etc., abhebt, wird nach meiner Wahrnehmung in der Lernfelddebatte
bisher nur am Rande behandelt (siehe aber DUBS 2000 und andeutungsweise
SLOANE 2003), daher soll er hier auch nicht weiter verfolgt
werden. Gleichwohl bin ich der Auffassung, dass es dringend
geboten ist, in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik
verstärkt auf dem Gebiet der historischen und international-vergleichenden
Curriculumforschung zu arbeiten, nicht zuletzt um den Anschluss
an den internationalen Stand der Forschung zu finden. Auch
wenn die berufliche Bildung (was immer dies auch in den einzelnen
Staaten auf der Systemebene bedeutet) in den entsprechenden
Forschungen allenfalls am Rande behandelt wird (siehe aber
die einschlägigen Passagen in ACHTENHAGEN/ GRUBB 2001),
so lassen sich aus den einschlägigen Studien Informationen
gewinnen, die für entsprechende Forschungsarbeiten wichtige
Impulse liefern würden; siehe bspw. die Beiträge
in HOPMANN/ RIQUARTS (Hrsg.) 1995 sowie die Beiträge
in den beiden Themenheften der Zeitschrift "Bildung und
Erziehung" zur Lehrplangeschichte (HOPMANN/ HAFT 1990)
und zur Didaktik-Renaissance (HOPMANN/ KÜNZLI 1992).,
Einen guten Überblick zur Entwicklung der Forschung
in den USA liefern weiterhin die Beiträge von JACKSON
(1992) und DARLING-HAMMOND/ SNYDER (1992). Von Interesse ist
in diesem Zusammenhang, dass mit diesen Traditionslinien auch
unterschiedliche Auffassungen über die Relationierung
von Curriculumtheorie einerseits und Didaktik bzw. Unterrichtslehre
andererseits verbunden sind (siehe dazu z. B. DOYLE 1992,
DOYLE/ WESTBURY 1992, GUDMUNDSDOTTIR/ GRANKVIST 1992 und FROMMBERGER
2000).).
Diese Sichtweise ist von der "Curriculum-Bewegung"
der 1970er Jahre übernommen worden und auch die aktuellen
Arbeiten zur Entwicklung von lernfeldstrukturierten Curricula
deuten darauf, dass diese Sichtweise weiterhin vorherrschen
wird (Allerdings verbindet sich mit dem Lernfeldansatz die
Erwartung, dass eine Lockerung der bisherigen "top-down"-Strategie
im Bereich der Lehrplanpolitik in Deutschland eintreten und
somit ein größerer Raum für eine "schulnahe
Curriculumentwicklung" eröffnet wird (vgl. z.B.
SLOANE 2003). Ich teile diese Einschätzung und die damit
verbundene positive Bewertung dieser Entwicklung ausdrücklich.
Der These SLOANES (vgl. ebd., 1 ff), dass man sich aus diesem
Grunde weniger um die Frage, wie ein "gutes" Curriculum
auszusehen habe, kümmern solle, sondern sich statt dessen
stärker um die Curriculumimplementation bemühen
müsse, kann ich hingegen nicht folgen. Schließlich
wird auch SLOANE kaum ein "schlechtes" Curriculum
implementieren wollen.).
Dementsprechend steht auch der gegenwärtige didaktisch-curriculare
Konstruktionsprozess im Rahmen der Berufs- und Wirtschaftspädagogik
vor der Aufgabe das als "vermittlungs- bzw. aneignungswürdig"
einzustufende Wissen auszuwählen, diese Selektion zu
begründen und Hinweise für die sachliche und zeitliche
Ordnung dieses Wissens zu geben. Insofern müssen auch
lernfeldstrukturierten Curricula Antworten auf die drei curricularen
Bezugsprobleme der Auswahl, Ordnung und Reihung des Wissens
geben (vgl. TENORTH 2000, 27).
Wie hinlänglich bekannt ist, hat in der Curriculum-Bewegung
der 1960er und 1970er Jahre das "Modell zur Curriculumrevision"
von ROBINSOHN (1967, 51981, 47 ff) als Lösungsweg für
diese curricularen Bezugsprobleme breite Akzeptanz gefunden.
Trotz der umfangreichen Kritik, die dieses Modell in den letzten
gut 30 Jahren erfahren hat, wird dessen zentralen Elementen
im wissenschaftlichen Diskurs weiterhin ein hoher Stellenwert
beigemessen. Dies gilt sowohl für die Vorstellung, dass
sich die Ermittlung, Begründung und Auswahl von Qualifikationen
und Lerninhalten an den antizipativ zu erfassenden Lebenssituationen
der Adressaten des Unterrichts ausrichten müsse, als
auch für die Idee, dass bei der "Auswahl von Bildungsinhalten
... drei z. T. überlappende Sätze von Kriterien"
(ebd.) zum Tragen kommen können. Im didaktisch-curricularen
Diskurs der Berufs- und Wirtschaftspädagogik werden diese
Kriterien in der Regel im Sinne der REETZschen Interpretation
(1984, 77) des ROBINSOHNschen Modells verwendet. REETZ unterscheidet
"bei der Ermittlung, Auswahl und Begründung von
Lernzielen/Inhalten
- das Wissenschaftsprinzip als Teilaspekt des umfassenderen
Kulturbereichsprinzips, denenzufolge die Ziel-/Inhalts-Wahl
bestimmt wird von vorliegenden wissenschaftlichen oder anderen
kulturellen Objektivationen (z. B. Kunst, Literatur usw.).
- das Situationsprinzip, demzufolge die Wahl der Ziele/Inhalte
sich danach richtet, was in jetzigen und künftigen Lebenssituationen
der betreffenden Schüler bedeutsam ist oder werden kann.
- das Bildungs- oder allgemeiner das Persönlichkeitsprinzip,
demzufolge sich die Ziel-/ Inhaltsauswahl nach dem richtet,
was im Hinblick auf die Entwicklung der Schülerpersönlichkeit
und deren "Bildung" für möglich und bedeutsam
gehalten wird." (ebd., Hervor. im Orig.)
REETZ (vgl. 1984, 108-128) nutzt diese drei Kriterien zur
Klassifikation und Bewertung didaktisch-curricularer Konzepte,
die vornehmlich im disziplinären Kontext der Berufs-
und Wirtschaftspädagogik entwickelt worden sind. Dabei
geht er von der Interdependenz der drei genannten Prinzipien
aus (vgl. ebd., 77) und kritisiert dementsprechend an den
von ihm geprüften Konzepten insbesondere die einseitige
Betonung eines Prinzips und somit die Vernachlässigung
der beiden anderen. Insofern geht Reetz davon aus, dass "Wissenschaft"
und "Situation" (hier in der Variante "berufliche
Lebenssituationen") in der überwiegenden Zahl didaktisch-curricularer
Konzepte als Gegensatz gedeutet werden, während er eine
kooperative Konstellation beider Prinzipien anstrebt (vgl.
REETZ 1976 sowie 2000 und CZYCHOLL/ REINISCH 1996). Auf diese
normative Position stützt sich auch ein Teil der Kritik
am Lernfeldansatz der KMK, weil anhand des Begründungsmusters,
das diesem didaktischen Konzept unterlegt ist, auf eine einseitige
Betonung des Situationsprinzips geschlossen werden kann (vgl.
REINISCH 1999, 99 ff).
Es liegt nahe, dass die Protagonisten des Lernfeldansatzes
- jedenfalls wenn sie sich den normativen Vorstellungen von
REETZ verpflichtet fühlen - den Nachweis zu erbringen
suchen, dass diese Kritik des Lernfeldansatzes nicht zutrifft.
So betont etwa TRAMM (2003, 8), dass "(w)ie alle Curricula
.. auch lernfeldorientierte in einem Spannungsfeld von Situations-
und Wissenschaftsorientierung (operieren), (sie, H. R.) setzen
darin allerdings deutlich andere Akzente, als die wissenschafts-
oder besser disziplinorientierten traditionellen Lehrpläne."
Genau dies war in der oben angeführten Kritik, die TRAMM
einige Seiten vorher in diesem Text als "ins Leere gehend"
zurückgewiesen hatte, ausgesagt worden, allerdings mit
einem wichtigen Zusatz: Die Behauptung, dass die traditionellen
Lehrpläne für den wirtschaftsberuflichen Unterricht
als "wissenschaftsorientiert" im Sinne der REETZschen
Auffassung gekennzeichnet werden könnten, ist auf der
Basis einer Rekonstruktion der Geschichte didaktisch-curricularen
Denkens über wirtschaftsberuflichen Unterricht zurückgewiesen
worden (vgl. REINISCH 1999, 92 ff). Im Lichte der bei einer
solchen Analyse zu erzielenden Befunde zeigt sich, dass die
didaktischen Konzepte, die Schulbücher und letztlich
auch die Lehrplaninhalte weder ausschließlich noch überwiegend
durch "Prozesse der didaktischen Transformation wissenschaftlicher
Aussagensysteme" (TRAMM 2003, 7) gewonnen worden sind,
sondern die jeweiligen, sich im Laufe der Geschichte mehr
oder minder schnell ablösenden "Produkte" beruhen
auf unterschiedlichen Einflüssen und prinzipiell ebenso
unterschiedlichen didaktischen Deutungen dieser Einflüsse
(vgl. dazu auch REINISCH 1996, REINISCH/ STRUVE 2002) (CLEMENT
(2003) kommt in ihrem Beitrag für die Ausgabe Nr. 4 der
bwp@ für den berufsbezogenen Unterricht im gewerblich-technischen
Bereich zu einem nahezu gleichlautenden Ergebnis (vgl. ebd.,
3 ff). Rätselhaft ist allerdings, wieso sie im Lichte
ihrer Darstellung zu der Einschätzung gelangt, dass "derzeit
durchaus Argumente für die These (sprechen, H. R.), dass
dieses Mal der Trend zur Situationsorientierung unumkehrbar
sei" (ebd., 1). Leider habe ich diese Argumente in ihrem
Beitrag nicht auffinden können.).
Wie etliche der hier herangezogenen historischen Analysen
zeigen, taugt eine "abbilddidaktische" Deutung des
curricularen Entwicklungsprozesses weder in der szientifischen
noch in der situationsorientierten Variante zur Erfassung
der real ablaufenden Prozesse. Schulische Curricula im Sinne
von Lehrplänen, also auch solche für den berufsbezogenen
Unterricht der Berufsschule, enthalten "Wissen eigener
Art" (TENORTH 2000, 28), für dessen Produktion die
internen Standards der jeweiligen Fachgemeinschaften von entscheidender
Bedeutung sind, ohne damit jedoch bereits sicherstellen zu
können, dass das intendierte Curriculum zum implementierten
oder gar zum in den Klassenzimmern erreichten Curriculum wird
(vgl. dazu unten Abschnitt 5).
Der Ausgangspunkt der "Produktion" dieses Wissens
eigener Art ist dabei eine bildungstheoretische Fragestellung,
die als Reflexionshintergrund auch für den gesamten "Produktionsprozess"
didaktischer Konzepte von zentraler Bedeutung ist. Im Falle
der Entwicklung curricularer Materialien für die kaufmännische
Berufsausbildung im Rahmen des deutschen Verständnisses,
dass Berufsausbildung Berufsbildung zu sein habe, geht es
dabei um die Suche nach einer Antwort auf die beispielsweise
wie folgt formulierbare Frage: Was muss eine junge Kauffrau,
was muss ein junger Kaufmann wissen und können, um im
künftigen Beruf und Leben "bestehen" und beides
im Sinne des eigenen Lebensentwurfes gestalten zu können?
In der REETZschen Terminologie verweist diese Frage auf das
"Persönlichkeitsprinzip", das aus der hier
vertretenen Sicht nicht in einem Verhältnis der Interdependenz
zu den beiden anderen Prinzipien zu stehen scheint, sondern
diesen übergeordnet ist (vgl. dazu auch REINISCH 1988,
86 ff). Dies nährt zumindest Zweifel an dem auf dem ersten
Blick plausiblen Modell der drei interdependenten Prinzipien
von REETZ, und zwar weniger im Hinblick auf dessen Eignung
als Heuristik zur Typologisierung von didaktisch-curricularen
Konzepten, sondern vornehmlich im Hinblick auf den Aspekt
der Leistungsfähigkeit des Modells als Steuerungselement
für die curriculare Entwicklungsarbeit.
TRAMM (2003, 7) geht davon aus, dass im Zentrum der konkreten
Curriculumarbeit in Abhängigkeit vom jeweils dominanten
Prinzip "Situationsanalysen, Prozesse der didaktischen
Transformation wissenschaftlicher Aussagensysteme oder bildungstheoretische
Analysen" stehen. Dementsprechend sieht er einen der
zentralen Vorteile lernfeldorientierter Curricula darin, dass
diese "die Struktur des beruflichen Handlungs- und Erfahrungsfeldes
als Ausgangs- und Bezugspunkt für die Strukturierung
des Curriculums" (ebd., 12) nehmen, wobei er unter Strukturierung
nicht allein Ordnung und Reihung der Lerninhalte, sondern
auch deren Auswahl versteht. Die Struktur des beruflichen
Handlungs- und Erfahrungsfeldes ist allerdings - hierauf verweist
TRAMM (ebd.) ausdrücklich - "keinesfalls naturgegeben,
sondern selbst Ergebnis menschlicher Analyse- und Strukturierungstätigkeit."
Dies bedeutet aber auch, dass die Struktur des jeweils betrachteten
beruflichen Handlungs- und Erfahrungsfeldes im Prozess der
Curriculumentwicklung zu erschließen ist.
In diesem Zusammenhang finden sich dann bei den Protagonisten
des Lernfeldansatzes schon fast reflexartig zwei Begriffe,
nämlich Handlungs- und Fachsystematik. Der Bedeutungsgehalt
beider Begriffe ist für sich allein genommen ebenso nebulös
wie die Beziehungen, die zwischen beiden angeblich bestehen
oder nicht bestehen, aber möglichst bestehen sollten
etc. Deutlich ist aber zumindest, dass Handlungssystematik
mit einer positiven Konnotation verbunden und diese der Situationsorientierung
zugeordnet wird, während im Hinblick auf Fachsystematik
eine negative Konnotation überwiegt und eine Zuordnung
zur Wissenschaftsorientierung vorgenommen wird. Damit scheint
jedoch die Übereinstimmung bereits an ein Ende gelangt
zu sein. So heißt es bei CLEMENT (2003) "Fächersystematik"
und diese grenzt sie von Situationsorientierung ab, wobei
das Konstrukt "Fächersystematik" auf Schulfächer
verweist. Demgegenüber kann man wohl aus den Überlegungen
von KREMER (2003) zu "Handlungs- und Fachsystematik im
Lernfeldkonzept" schließen, dass "Fachsystematik",
weil auf "systematisches Wissen" (ebd., 4), eben
"Fachwissen" (ebd.), bezogen, auf die grundlegenden
Strukturen verweist, in denen wissenschaftliche Disziplinen
ihr Wissen über ihren Objektbereich ordnen. In diesem
Sinne argumentiert auch TRAMM (2003, 8 ff), wenn er auf zwei
unterschiedliche Modi der Wissensorganisation und der Strukturierung
von Lern- und Erkenntnisprozessen hinweist. Dabei unterscheidet
er "abstraktionshierarchisch organisiertes Wissen"
(ebd.) und "komplexionshierarchisch strukturiertes Handlungs-
und Sachwissen" (ebd., 10). Ersteres bezeichnet er dann
" als dominierende Inhaltsstruktur schulischen und akademischen
Wissens" (ebd., 8) und fordert, weil Menschen beide Arten
des Wissens benötigen (vgl. ebd., 10), eine verstärkte
Orientierung der didaktisch-curricularen Arbeit, aber auch
der unmittelbar auf den Unterricht bezogenen didaktischen
Handlungen auf das komplexionshierarchisch strukturierte Handlungs-
und Sachwissen. Dies ist durchaus vertretbar, löst jedoch
weder das Problem, wie denn nun Fach- und Handlungssystematik
wieder aufeinander bezogen werden sollen (siehe dazu unten
Abschnitt 4.2) noch findet sich eine hinreichende Begründung
für die Behauptung von KREMER (2003, 10), dass sich Fach-
und Handlungssystematik wechselseitig bedingen und nicht als
Gegensatzpaar zu interpretieren sind. Angesichts dieser These
fragt man sich dann allerdings, warum der ganze Aufwand betrieben
worden ist, wenn nach der sieben Jahre anhaltenden Predigt
des unbedingten Primats der Situationsorientierung als Kernelement
lernfeldorientierter Curriculumentwicklung nunmehr ein liebevoll-kooperatives
Fazit wechselseitiger Bedingtheit gezogen wird - dort war
die Curriculumdiskussion in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik
schließlich bereits vor einem Vierteljahrhundert. Immerhin
bestätigt mich dies in meiner Annahme, dass wir es bei
den Grundannahmen des Lernfeldansatzes mit einer Schimäre
zu tun haben, die letztlich auf einem Kategorienfehler beruht,
der mit dem gewählten Begriffspaar Fach- und Handlungssystematik
verbunden ist.
Aus erkenntnistheoretischer Sicht sind "Erfahrung"
vor jeder "Theorie" und Unabhängigkeit der
"Erkenntnis" vom "Erkennenden" nicht möglich.
Somit erschließen sich Situationen bzw. Handlungsfelder
nicht voraussetzungslos, daher benötigt der Curriculumkonstrukteur
hierzu Kategorien, Begriffssysteme und (gegebenenfalls subjektive)
Theorien. Genauso gehen dann auch die KMK und TRAMM (vgl.
2003, 12 ff) vor, in dem sie auf das Konstrukt (!) "Arbeits-
und Geschäftsprozessorientierung" zurückgreifen.
Dabei kommen dann allerdings keineswegs "authentische"
Situationsbeschreibungen, sondern entweder eine "neue
Wissenschaft" (vgl. FISCHER 2000 und 2003) oder eine
andere als die bisher vorherrschende Wissenschaft heraus.
Dies zeigt sich deutlich am Beispiel des Vorschlags von TRAMM
(vgl. 2003, 18 ff) für den Prozess der Curriculumentwicklung
im wirtschaftsberuflichen Bereich. Er will das bisher in der
Betriebswirtschaftslehre (!) vorherrschende "funktionsorientierte"
Beschreibungsmodell des Unternehmens durch ein "prozessorientiertes"
Modell ersetzen, um so das "Denken in Stellen und Abteilungen
durch ein Denken in Vorgangsketten abzulösen" (ebd.,
18) (Es soll hier nicht diskutiert werden, ob diese Kennzeichnung
der Betriebswirtschaftslehre zutreffend ist; allerdings begründen
u. a. die "prozessorientierte" Gliederung bereits
der traditionellen Kosten-Leistungs-Rechnung und des Industriekonten-Rahmens
jedoch gewisse Zweifel, dass diese in der von TRAMM behaupteten
Pauschalität gerechtfertigt ist.). Als Gewährsleute
für diese Forderung dienen ihm selbstverständlich
Wissenschaftler, nämlich solche Vertreter der Betriebswirtschaftslehre,
die eben dieses auch fordern. Hieran ist auch gar nichts auszusetzen.
Im Gegenteil: Die Vorgehensweise ist aus meiner Sicht durchaus
vernünftig, wenn nicht gar zwingend. Problematisch ist
aber, dass diese "wissenschaftsorientierte" Vorgehensweise
als "situationsorientiert" ausgegeben wird und positiv
mit dem Grundanliegen des Lernfeldansatzes verknüpft
wird. Für sein Vorhaben und sein auf eine "neue
Fachsystematik" rekurrierendes Denken benötigt TRAMM
den Lernfeldansatz jedoch keineswegs.
|
4.2
Überlegungen zur "Lösung" des Interdependenzproblems
mit Hilfe didaktischer Matrizen |
|
TRAMM könnte dieser Kritik entgegen halten, dass es ihm
ja gerade im Sinne der REETZschen Option darauf ankommt, die
Interdependenz von Situations- und Wissenschaftsprinzip im
Prozess der Curriculumentwicklung tatsächlich einzulösen.
Dementsprechend hat er eine didaktische Matrix entwickelt,
in der eine situations- und eine wissenschaftsorientierte
Perspektive verknüpft werden, um so "zwei parallel
laufende Suchprozesse aufeinander (zu beziehen, H. R.)"
(TRAMM 2003, 22). Diese Matrix ist hier als Abbildung 2 wiedergegeben.
Abb. 2: Matrix zur Verknüpfung situations- und wissenschaftsbezogener
Aspekte bei der curricularen Umsetzung des Lernfeldansatzes
nach Tramm;
Quelle: TRAMM (2003, 22)
Didaktische Matrizen spielen seit der Veröffentlichung
des Buches von TYLER (1950) in der Curriculumentwicklung als
heuristische Instrumente eine erhebliche Rolle. Während
TYLER in seiner Matrix Inhalts- und Verhaltensaspekte für
ein Fachgebiet bzw. Themenbereich zum Zwecke der Ermittlung,
Auswahl und Begründung von Lehrzielen aufeinander bezieht,
bleibt die Funktion, die TRAMM seiner Matrix im didaktisch-curricularen
Entwicklungsprozess zuweist, aus meiner Sicht vage. Dies hängt
primär damit zusammen, dass sich die Unterscheidung in
Wissenschafts- und Situationsprinzip für die konkrete
curriculare Arbeit der Ermittlung und Auswahl von Lehrinhalten
nicht als geeignet erweist, denn letztlich bezieht TRAMM nicht
"Situation" auf "Wissenschaft", sondern
"Wissenschaft" auf "Wissenschaft". Dabei
verknüpft er allerdings am Beispiel der Betriebswirtschaftslehre
unterschiedliche Abstraktions- und Aggregationsstufen miteinander.
Während er unter der Bezeichnung "wissenschaftsorientierte
Analyse" - ganz im Sinne des BRUNERschen (1970) Konzepts
der "structure of the discipline" - auf die Grundstrukturen
der Betriebswirtschaftslehre, wodurch deren Denken über
einzelwirtschaftliches Handeln besonders gekennzeichnet ist,
Bezug nehmen will, orientiert sich die "situationsorientierte
Analyse" an einer betriebswirtschaftlichen Deutung einzelner
Geschäftsprozesse. Welche Informationen dann im Ergebnis
die einzelnen Zellen dieser Matrix enthalten sollen bzw. werden,
erschließt sich mir allerdings zumindest gegenwärtig
nicht.
Weiterhin ist zu bedenken, dass TRAMM dieser Matrix auch eine
Funktion im Rahmen der Lehrzielplanung zuweisen will. Die
"situationsorientierte" Sicht ist für ihn nämlich
gleichzeitig eine "kompetenzorientierte" (vgl. ebd.,
22), so dass im Rahmen der situationsorientierten Analyse
danach gefragt werden soll, "für welche Geschäftsprozesse
der Lernende qualifiziert werden ... soll" (ebd.). Insofern
wird hier also das Persönlichkeitsprinzip unter das Situationsprinzip
subsumiert - eine Vermutung, die u.a. in den oben angeführten
Kritiken des Lernfeldansatzes vorgetragen, von TRAMM aber
zurückgewiesen worden ist. Allerdings sieht er durchaus
die damit verbundene Gefahr der intentionalen und inhaltlichen
Verengung nicht nur der curricularen Arbeit selbst, sondern
auch der Produkte dieser Arbeit. Er will daher dieser Gefahr
durch die Verpflichtung der Entwicklungsarbeit auf einen curricularen
Reflexions- und Gestaltungsprozess entgehen, indem er eine
dritte "Suchrichtung" einfordert, "die auf
kategoriale Begriffe und Schlüsselprobleme im Sinne KLAFKIS
(1996) hinausläuft" (TRAMM 2003, 23) und somit dem
Anliegen des Persönlichkeitsprinzips Rechnung trägt.
An diesem Punkt der Argumentation eines Protagonisten des
Lernfeldansatzes scheint es mir nun allerdings angebracht
zu sein, auf weitere didaktische Matrizen zu verweisen, die
seit 1976 veröffentlicht vorliegen und als Planungsinstrumente
- zumindest aus meiner Sicht - genau die Ansprüche erfüllen,
die TRAMM für den curricularen Entwicklungsprozess von
Lernfeldern formuliert. Es handelt sich dabei bekanntermaßen
um die didaktischen Strukturgitter, die von der Münsteraner
Arbeitsgruppe um BLANKERTZ für das Modell einer integrierten
Sekundarstufe II (Kollegstufe Nordrhein-Westfalen; vgl. PLANUNGSKOMMISSION
KOLLEGSTUFE NW 1972) entwickelt worden sind. Das inzwischen
in verschiedenen Fassungen vorliegende Strukturgitter für
die Planung der wirtschaftswissenschaftlich-kaufmännischen
Grundbildung im integrierten Sekundarbereich II hat Günter
KUTSCHA (siehe beispielsweise 1976, 128, für eine aktuelle
Version siehe Abb. 3) entwickelt. Es handelt sich bei den
Strukturgittern letztlich um ein Produkt einer curricularen
Entwicklungsstrategie, welches für sich weder in Anspruch
nimmt, bereits ein Curriculum oder gar ein Plan für konkreten
Unterricht zu sein, sondern den Versuch darstellt, dem weiteren
Diskurs über die Curriculumentwicklung im jeweiligen
fachlichen Kontext eine rationale Basis zu verschaffen. Um
in der REETZschen Terminologie zu bleiben, basiert das Strukturgitter
auf Bedingungsanalysen, die sich auf das
Abb. 3: Strukturgitter für das politisch-ökonomische
Curriculum - Referenzpunkte der Lernzielfindung und Begründung
Quelle: KUTSCHA/ FISCHER (2003)
Wissenschafts-, Situations- und Persönlichkeitsprinzip
beziehen und letztlich diese drei Prinzipien miteinander verschränken.
Das Situationsprinzip wird dabei über eine Metatheorie
der kaufmännischen Systemleistungen in der Form der Medien
"Ware", "Geld" und "Information"
eingebracht, während das Persönlichkeitsprinzip
über die Frage berücksichtigt wird, über welche
Kompetenzen Kaufleute im Umgang mit diesen Transaktionsmedien
verfügen müssen. Die Berücksichtigung des Wissenschaftsprinzips
erfolgt ebenfalls über eine Metatheorie, die es erlaubt,
wissenschaftliche Aussagen nach dem jeweils verfolgten Erkenntnisinteresse
zu ordnen (vgl. HABERMAS 61973) und somit auf die Ebenen der
Funktionen, Probleme und Konflikte des ökonomischen Systems
zu beziehen. Auf diese Weise ermöglicht das "Strukturgitter"
- so KUTSCHA (1976, 126) - "ein auf den Diskussionsstand
der Wirtschaftswissenschaften und die Problemlagen der Wirtschaftswirklichkeit
beziehbares Fragen in folgendem Sinne (hier: Bezugskategorie
Ware'):
- Welche Kompetenzen zu ökonomischer Planung und Planrealisierung
sind erforderlich, um die materiellen Bedürfnisse innerhalb
eines Wirtschaftssystems (bzw. einer Wirtschaftseinheit)
mit einem optimalen Einsatz güterwirtschaftlicher Transaktionen
befriedigen zu können?
- Welche Kompetenzen des Sinnverstehens und der Analyse
müssen vorausgesetzt werden, damit im arbeitsteiligen
Wirtschaftssystem Handeln nach gemeinsamen Wohlfahrtskriterien
möglich wird?
- Welche Kompetenzen der Kontrolle und Kritik sind notwendig,
um Missstände bei der Verteilung von Gütern identifizieren
und Widerstand gegen dadurch verursachte Formen der Verelendung
von Bevölkerungsgruppen und Volkswirtschaften leisten
zu können?"
Diese Fragen gehen sicherlich weit über den mit dem
Lernfeldansatz auf die Geschäftprozessorientierung festgeschriebenen
Horizont hinaus; es handelt sich allerdings zweifellos um
Fragen, die inhaltlich für eine Didaktik des wirtschaftsberuflichen
Unterrichts von weiterhin zentraler Bedeutung sind. Zudem
sind diese Fragen in ihrer Struktur identisch mit denjenigen,
die TRAMM zu beantworten sucht. Insofern stellt sich die Frage,
warum er nicht selbst auf den Strukturgitteransatz zurückgreift
und statt dessen eine eigene Matrix entwirft. Liegt es an
den vielen missverständlichen Deutungen, die dieser Ansatz
in der Vergangenheit erfahren hat? (vgl. dazu KUTSCHA/ FISCHER
2003) Liegt es am REETZschen (vgl. 1984, 111 ff.)
Verdikt, der Strukturgitteransatz betone einseitig die Wissenschaftsorientierung?
Gilt ein Ansatz, der Kritikfähigkeit und Sinnverstehen
als unverzichtbare Kompetenzen junger Kaufleute betrachtet,
als nicht mehr zeitgemäß? Oder handelt es sich
gar um eine besonders ausgeklügelte Strategie durch die
Konstruktion einer eigenen Matrix die verordnete Enge des
Lernfeldansatzes zu unterlaufen?
Antworten auf diese (zugegeben rein rhetorischen) Fragen werden
allein TRAMM und die weiteren Protagonisten des Lernfeldansatzes
geben können, und sie werden weiterhin damit zu rechnen
haben, mit kritischen Rückfragen behelligt zu werden.
Wobei sie diese aus meiner Sicht allerdings nicht als "Behelligung",
sondern als "Beglückung" auffassen sollten.
Falls nämlich mein eingangs formulierter Gedanke zutrifft,
dass ein gemeinsames und anhaltendes Interesse an einer konsistenten
Konzeptualisierung der didaktisch-curricularen Fragestellung
innerhalb der Berufs- und Wirtschaftspädagogik existiert,
dann müsste es auch gelingen, derartige kritische Fragen
als Chance zu begreifen, den didaktisch-curricularen Diskurs
voranzubringen. Neben diesem gemeinsamen systematischen Interesse
dürfte es aber auch eine durchaus tragfähige normative
Position geben, auf die sich Protagonisten und Antagonisten
des Lernfeldansatzes verständigen könnten. Günter
KUTSCHA hat diese wie folgt umschrieben:
"Bildungsprozesse sind ... handlungsorientiert'.
Sie zielen ab auf die Befähigung zum selbständigen
und verantwortlichen Handeln, auf die Förderung des
mündigen Handlungssubjektes. Das Konzept der handlungsorientierten
Didaktik steht, wenn man sie nicht auf einen vordergründigen
Praxisbezug reduziert, in der Tradition bildungstheoretischen
Denkens, nicht auf dem Boden lernpsychologischer Verhaltenstheorien
oder ökonomisch orientierter Qualifikationstheorien"
(Kutscha 1995a, 270).
|
5. Von der Produktion zur Implementation oder: Über den
Spagat des involvierten Berufs- und Wirtschaftspädagogen |
|
Zum Abschluss meiner Überlegungen soll die Fiktion eingeführt
werden, dass es im Zuge der laufenden, durch Modellversuche
und deren wissenschaftliche Begleitung gestützte Curriculumkonstruktion
gelingt, die Vereinseitigungen des Lernfeldansatzes zu überwinden.
In diesem Falle könnten wir in der Tat zu dem Urteil
gelangen, dass wir nunmehr "gute" Curricula haben.
"Ein gutes' Curriculum - ja und'" wäre
die Reaktion von SLOANE (2003, 1) auf dieses Urteil, denn
- wie bereits angeführt - kritisiert er, dass sich ein
solches Urteil allein auf die Curriculumentwicklung bezieht,
während für den Erfolg oder Misserfolg eines Curriculums
die Curriculumverwendung entscheidend sei. Gleichzeitig behauptet
er, dass sowohl in der deutschen Didaktik und Curriculumforschung
seit WENIGER (81965) als auch in der staatlichen Lehrplanarbeit
diese Perspektive der Curriculumverwendung weitgehend ausgeblendet
worden sei und implizit von der Annahme ausgegangen wurde,
dass die Umsetzung der "guten" Lehrpläne durch
die Organisationen der Praxis als unproblematisch eingeschätzt
und daher als zu vernachlässigendes Handlungsfeld angesehen
wurde (vgl. ebd., 3). Dementsprechend kennzeichnet er die
bisherige Praxis und Theorie der Lehrplanentwicklung als "triviales
Curriculummodell" (ebd.).
Während diese Einschätzung für die staatliche
Lehrplanarbeit mit Sicherheit zutrifft, nimmt SLOANE aus meiner
Sicht hier eine Verkürzung des Diskussionsstandes der
Didaktik vor. Bereits in der bildungstheoretischen Didaktik
nimmt die Rezeptionsfrage eine zentrale Stellung ein, wie
man etwa an KLAFKIs Didaktischer Analyse (1958) unschwer nachvollziehen
kann. Allerdings ging KLAFKI noch davon aus, dass die Auslegung
des Lehrplans durch die praktizierenden Lehrkräfte im
Zuge ihrer Unterrichtsvorbereitung zu einem Ergebnis führen
werde, dass den Intentionen der Lehrplanautoren entspricht,
weil das Denken beider Gruppen durch den gleichen kulturellen
Hintergrund angeleitet werde. Von dieser Harmonievorstellung
hat sich KLAFKI und mit ihm die Didaktik bereits in den 1960er
Jahren verabschiedet. Damit rückte die Frage danach,
wie die Lehrkräfte tatsächlich im Rahmen ihrer alltäglichen
Unterrichtsvorbereitung mit den Lehrplänen "umgehen",
in das Blickfeld der didaktischen Forschung, und zwar nicht
zuletzt im Rahmen der bereits angeführten "Wissensverwendungsforschung"
(vgl. oben Anmerkung 5). Damit soll weder behauptet werden,
dass diese Frage bereits hinreichend empirisch untersucht
worden ist, noch dass sie einen Schwerpunkt der Forschung
in den Didaktiken beruflichen Lehrens und Lernens eingenommen
hat. Es gibt jedoch zumindest Hinweise darauf (vgl. TENORTH
2000, REINISCH 1999, 112f., REINISCH/ STRUVE 2002, 117f.),
dass Lehrkräfte neue Lehrpläne und didaktische Modelle
dann akzeptieren und in der Unterrichtspraxis einsetzen werden,
wenn sie diese Innovationen erstens grundsätzlich als
"lehrbar" einschätzen und dann zweitens zu
der Überzeugung gelangen, dass die neuen Curricula das
Problem der Lehrbarkeit "nicht nur anders, sondern besser'
lösen" (TENORTH 2000, 2) (Unter diesem Blickwinkel
lassen sich m. E. die Befunde der Untersuchungen von BUSCHFELD
(1999, 2000) zu den Einstellungen von Lehrkräften zum
Lernfeldansatz rekonstruieren. Demgegenüber vernachlässigen
KREMER/ SLOANE (2001) bei ihren aus dem Lehrerverhalten und
den Einstellungen zu Lernfeldern gewonnenen Typen die spezifischen
didaktischen Aufgaben von Lehrkräften. Problematisch
scheint mir auch die Anlehnung an Kategorien, die in der betriebswirtschaftlichen
Konsumentenforschung entwickelt worden sind, schließlich
legt dies doch die Vermutung nahe, dass SLOANE heimlich die
Lehrkräfte als Konsumenten der neuen Curricula (oder
der Ideen der wissenschaftlichen Begleitung) denkt. Dies wäre
aus meiner Sicht jedoch mit einer Strategie "produktiver
Lehrplanrezeption" (SLOANE 2003, 3) kaum vereinbar.).
Abb. 4: Ebenen des Curriculums
Quelle: Gekürzte Übernahme aus ARNOLD (2001)
Am Ende des von SLOANE als Produktion bezeichneten Prozesses
steht ein intendiertes Curriculum. Das implementierte Curriculum
bezeichnet hingegen dasjenige, was tatsächlich durch
Lehrkräfte in den Schulen und Klassenzimmern gelehrt
wird und somit mehr oder weniger mit dem intendierten Curriculum
übereinstimmt. Mit Curriculumimplementation kann demnach
nur ein Prozess gemeint sein, der dazu führt, dass das
intendierte Curriculum auch zum implementierten wird. Mit
ARNOLD (2001) bezeichne ich das Produkt dieses Prozesses als
potenzielles Curriculum, auf dessen Basis eine Lehrkraft ihre
Implementationsentscheidung trifft. Das potenzielle Curriculum
kann aus einer Reihe didaktischer Materialien (Lehrplanerläuterungen,
didaktisch-methodische Handreichungen, Schulbüchern etc.)
bestehen, die das intendierte Curriculum im Hinblick auf das
Kriterium der Lehrbarkeit konkretisieren, jedoch ebenso wie
das implementierte Curriculum in einem prinzipiell ungeklärten,
aber empirisch aufklärbaren Verhältnis zum intendierten
Curriculum stehen. Das potenzielle Curriculum kann aber auch
"schulnah" in einem diskursiven Prozess der betroffenen
Lehrkräfte entwickelt werden. Auf diese Variante "setzt"
SLOANE (2003), weil diese Vorgehensweise nach seiner Ansicht
der traditionellen Vorgehensweise der Entwicklung didaktischer
Materialien durch Mitarbeiter staatlicher Lehrplaninstitute
und Schulbuchautoren überlegen ist. Als Begründung
dafür bietet er die (triviale) These an, dass Menschen
dazu neigen, sich dann am stärksten mit einem Produkt
zu identifizieren, wenn sie es selbst gemacht haben (vgl.
ebd., 19). Allerdings stellt sich nun auch bei diesem derart
schulnah entwickelten potenziellen Curriculum das Problem
des ungeklärten Entsprechungsverhältnisses zum intendierten
Curriculum.
Offensichtlich setzen SLOANEs Überlegungen zur Rolle
der wissenschaftlichen Begleitung von Modellversuchen, ja
der Wirtschaftspädagogik insgesamt, im Prozess der Curriculumimplementation
genau an diesem Problem an. Nach seiner Auffassung muss sich
die Wirtschaftspädagogik die Frage nach den Anknüpfungspunkten
in der Praxis stellen, "d.h. sie muss Argumentationshilfen
für die Interpretation von Curricula liefern und kann
sich nicht darin erschöpfen, nach objektivierbaren Lehrplänen
zu suchen" (vgl. ebd., 4). In diesem Sinne ist der Wissenschaftler
also ein "Überbrückungsgehilfe", der vor
der Aufgabe steht, einen wahrlich denkwürdigen Spagat
zu vollziehen. Einerseits soll er Argumentationshilfen für
die Interpretation von Curricula liefern, aber eben nicht
irgendeines Curriculums, sondern des intendierten Curriculums.
Dies kann er - eingedenk des oben angeführten Hinweises
von SLOANE zur Bedeutung der Identifikation mit dem Produkt
- allerdings nur dann mit vollem Engagement tun, wenn er von
der Güte des intendierten Curriculums überzeugt
ist, was einem Berufs- und Wirtschaftspädagogen im Lichte
der auch in der Ausgabe 4 der bwp@ nachzulesenden Kritik am
Lernfeldansatz schwer fallen dürfte. Andererseits soll
er die Lehrkräfte, denen er Argumentationshilfen geben
soll, als "schulische Expertengruppe" ansehen, die
"ihr Vorgehen als eine experimentell-wissenschaftliche
Arbeit begreift und i. S. der Handlungsforschung ihre eigene
Arbeit als Forschungsgegenstand auffasst" (ebd., 10).
Wenn es nun aber um schulische Experten geht, dann darf davon
ausgegangen werden, dass sich dieser Expertenstatus auf ein
Expertentum für didaktisches Handeln bezieht. Dies würde
aber auch bedeuten, dass diese gar keine Argumentationshilfen
für die Interpretation von Curricula benötigen.
Sollte dies aber doch der Fall sein, dann dürfte ihnen
der Expertenstatus nicht zugebilligt werden. Möglicherweise
sieht SLOANE jedoch ein Fehlen von Expertenkompetenz seitens
der Lehrkräfte an Berufsschulen gar nicht auf didaktischem
Gebiet, sondern auf dem Gebiet des Managements der Curriculumimplementation.
Diese Interpretation kann sich darauf stützen, dass SLOANE
(2003, 9) die Bildungsgangsarbeit, als nordrhein-westfälische
Variante der Curriculumimplementation, als "Managementtätigkeit"
und nicht primär als bildungstheoretisch angeleitete
didaktische Arbeit interpretiert, und sie würde auch
erklären, warum SLOANE in dem hier herangezogenen Beitrag
seinen Blick primär auf organisationale, denn auf didaktische
Fragen richtet (vgl. ebd., 8 ff.). Gleichwohl vermag diese
Interpretation nicht gänzlich zu überzeugen, denn
sie "beißt" sich mit der primären Aufgabenzuschreibung
an die Berufs- und Wirtschaftspädagogen, Argumentationshilfen
für die Interpretation von Curricula zu liefern. Insofern
bleibt dann doch nur die Vermutung, dass in den SLOANEschen
Überlegungen ein Rest von Misstrauen gegenüber der
pädagogischen und didaktischen Praxis an Berufsschulen
mitschwingt.
"Denn sie tun nicht, was sie wissen", lautet der
Titel eines bereits angeführten Beitrags von EULER (1996)
und in dieser Metapher kommt das hier gemeinte Misstrauen
exakt zum Ausdruck. EULER warnt zwar vor einer einseitigen
Schuldzuweisung an die Praxis und plädiert für gegenseitige
Lernprozesse, aber letztlich bleibt das Bild einer der wissenschaftlicher
Hilfe bedürftigen pädagogischen Praxis. Dies ist
ein Grundmotiv eines praktisch-normativen Wissenschaftsverständnisses,
und zwar ganz unabhängig davon, wie das "Theorie-Praxis-Verhältnis"
jeweils modelliert wird (Eine gute Übersicht zu den vorherrschenden
Modellvarianten liefern DEWE/ FERCHHOFF/ RADTKE (1992), weiterhin
sei in diesem Zusammenhang auf die Beiträge von OELKERS
(1984), MEISSNER (1987) und TENORTH (1990) verwiesen.). Dieses
Wissenschaftsverständnis selbst und die damit verbundene
Infragestellung der Dignität der pädagogischen Praxis
soll hier nicht diskutiert werden (siehe oben Anmerkung 8).
Zu fragen ist jedoch, ob es "Sinn macht", diesem
karitativen Impetus ausgerechnet auf dem Felde der Curriculumimplementation
Raum zu geben. Schließlich sind Personen, die Didaktik
als Wissenschaft betreiben, gerade keine Experten für
das, was im Mittelpunkt des Interesses der Lehrkräfte
vor Ort steht, nämlich in einem konkreten situativen
Rahmen unter alltäglichem Handlungsdruck nach dem Kriterium
der Lehrbarkeit konkrete Auswahlentscheidungen zu treffen.
Der Beitrag des einem Wahrheitskriterium verpflichteten Wissenschaftlers
kann doch keinesfalls darin bestehen, Präskriptionen
für die am Kriterium der Angemessenheit orientierten
Entscheidungen der pädagogischen Praxis zu liefern, sondern
allenfalls darin, den Bedingungsrahmen des Entscheidungsprozesses
aufzuklären. Dies bedingt aber, dass der Wissenschaftler
die Beobachterperspektive und nicht die des Involvierten einnimmt,
womit letztlich wiederum auf Differenz und nicht auf Einheit
von Theorie und Praxis verwiesen ist.
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