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Inhalt:
1 Schulische Situationsanalyse
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Wir leben in einer Informations- und Wissensgesellschaft, deren Regeln
und Anforderungen erkannt und umgesetzt werden müssen. Die Tragweite
der Orientierungsschwierigkeiten in einer sich wandelnden Gesellschaft
ist seit Mitte der 1980er-Jahre vor allem von BECK ausreichend beschrieben
worden. Offene Lernformen in Netzwerken und Kooperationen, Kompetenzorientierung
mit entsprechenden Formen der Erfassung und Bewertung, Ausbildungsvorbereitung,
mögliche sinnstiftende Beschäftigungsformen außerhalb
der Erwerbsarbeit, herkunftsunabhängige Chancengleichheit, Beschaffung
von und Umgang mit Informationen, Übergänge und Förderung
des lebenslangen Lernens, Lernen lernen, Lust am Lernen, Reflexionskompetenz,
Standortbestimmung, Planungsvermögen, Präsentation, Soft Skills
sind die Themen, denen sich die Schule aktuell stellen muss und soll.
Was fehlt, ist die didaktische Anpassung. Schulische Leistungen und Prüfungen
müssen sich anpassen.
WINTER vertritt die These, dass didaktische Reformen heute durch die
traditionellen Muster schulischer Leistungsbewertung (praktisch und konzeptionell)
stark behindert werden (2002, 129). ULICH weist auf die Bedeutung der
impliziten Persönlichkeitstheorien hin. Soziale Schichten der SchülerInnenherkunft
werden bei Beurteilungs- und Selektionsentscheidungen nicht berücksichtigt;
LehrerInnen konstruieren sich mit mittelschichttypischen Maßstäben
Zusammenhänge zwischen Schichtzugehörigkeit und Schulabschlussmöglichkeiten.
Kinder aus der oberen Mittelschicht sind daher die geeigneteren Gymnasiasten.
Implizite Persönlichkeitstheorien "bergen (...) die Gefahr in
sich, eine letztlich ungerechte und wenig objektive Auslesepraxis festzuschreiben.
Deshalb besteht der erste und entscheidende Schritt zu einer Änderung
darin, sich diese Wahrnehmungs- und Beurteilungsmechanismen bewusst zu
machen und die eigenen Urteile - nicht nur, aber gerade - bei Übertrittsempfehlungen
sorgfältig zu überdenken." (ULICH 2001, 170)
Bezogen auf Leistung und Versagen, Beurteilung und Auslese hat ULICH zwei
Forderungen an die zukünftige Schule:
· " Wir müssen dringend "unser Konzept von Schulleistung neu fassen und Leistung als etwas sehr viel Breiteres anschauen, als dies heute der Fall ist". Die immer größere (auch kulturelle) Heterogenität der Schüler/innen verlangt von der zukünftigen Schule ein differenzierteres Lern- und Förderungsangebot. - Es liegt auf der Hand, dass dies bei den heute üblichen Klassengrößen kaum zu realisieren ist.
· Die Schule der Zukunft muss "dringend einen neuen Umgang mit der Selektion finden (...) und sie muss von ihrer Bewertungssucht geheilt werden, will sie ihren Wert steigern.
Kein einziger Erwachsener würde so viel permanente Bewertung ertragen,
wie wir sie Kindern zumuten. Selbstverständlich wird auch die kommende
Schule die Paradoxie ihres gesellschaftlichen Auftrags nicht auflösen
können, zugleich fördern und auslesen zu müssen."
Dabei ist nach meiner Überzeugung die Rangfolge entscheidend: erst
fördern und dann auslesen." (ebd., 171, nach KELLER/WIRTH 1999)
Neue Lern- und Leistungsformen in einer neuen Lern- und Bildungskultur
sollen erreicht werden. Ausbildungsvorbereitung soll in diesem Zusammenhang
ebenso ein stärkeres Gewicht bekommen und regional koordiniert werden.
"Praktika in schulischen und außerschulischen berufsvorbereitenden
Maßnahmen sowie im Rahmen des Faches Arbeitslehre an allgemeinbildenden
Schulen sollten mit dem Ziel der Integration in die Arbeitswelt flächendeckend
mit dem Einsatz von Integrationsberatern und regionalen Leitstellen kombiniert
werden." (RÜTZEL, SEHRER, ZIEHM 2000, 189) Es bedarf also eines
koordinierten Lernortverbunds. Das Institut für berufliche Bildung,
Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik INBAS versteht darunter "einen fortgeschrittenen
Prozess der Zusammenarbeit, in dem verschiedene Partner auf horizontaler
und vertikaler Ebene kooperieren und ihre Maßnahmen bzw. ihren Unterricht
sinnvoll miteinander koordinieren." (Bundesministerium für Bildung
und Forschung 1998, 222) Der dazu nötige Dialog findet auf drei Ebenen
statt,
1. auf der administrativen Ebene,
2. auf der Leitungs- bzw. Geschäftsführungsebene,
3. auf der Ebene des Ausbildungs- und Lehrpersonals. (ebd., 223)
Hinzu kommt die gesamte gleichfalls horizontale und vertikale Vernetzung im Sinne eines umfassenden lebenslangen Lernens.
Für die genannten Ziele bedarf es der Achtung und Beachtung, der
Kommunikation und Kooperation aller aktiv wirkenden Kräfte eines
Dorfes, einer Stadt, eines Landkreises und einer Region. Die Subsysteme
des Erziehungs- und Bildungssystems, die unterschiedlichen Lernorte, Betriebe,
Beratungsstellen, Vereine, ehrenamtliche Helfer, LehrerInnen, ErzieherInnen,
PsychologInnen, SozialarbeiterInnen/-pädagogInnen etc. sollten sich
ihrer Einzelziele und der gemeinsamen Ziele bewusst werden und an einem
Strang ziehen. Darin eingeschlossen sind auch Organisationen wie Jugend-,
Sozial-/ Arbeitsämter, Verbände, Stiftungen, Kammern/Innungen,
Aus- und Fortbildungsinstitute für ErzieherInnen-/LehrerInnen-/AusbilderInnen,
Bibliotheken, Mediotheken, Schulen und Schulbehörden der unterschiedlichen
Schularten. Um entsprechende kooperative Lösungen in den unterschiedlichen
Regionen zu suchen und diese erfolgreich umzusetzen gibt es das Bundesprojekt
Lernende Regionen, das durch den europäischen Sozialfonds mit finanziert
wird. Bezogen auf die Bodenseeregion gibt es im Vergleich zu anderen Lernenden
Regionen folgende Besonderheit: Die Projektpartnerschaft bezieht sich
in der ersten Durchführungsphase auf drei Landkreise (Konstanz, Bodenseekreis
und Lindau) aus zwei Bundesländern (Baden-Württemberg und Bayern)
und soll künftig durch die stärkere Einbeziehung der Bodenseeanrainergebiete
Österreichs, Liechtensteins und der Schweiz internationale Ausmaße
annehmen. Die Menschen rund um den Bodensee sollen sich als eine Region
verstehen mit einem vielseitigen transparenten Angebot an Lern-, Bildungs-
und Beschäftigungsmöglichkeiten. Die regionalen Ziele sind:
· Unterstützung des formellen und informellen lebenslangen/lebensbegleitenden Lernens und damit die Erhöhung der Lernchancen aller BürgerInnen und aller Gäste der Region,
· Förderung und Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit der BürgerInnen der Region,
· Abbau von Lernbenachteiligung und Vermeidung von Ausgrenzungen,
· Entwicklung und Erprobung von erweiterten Lernmöglichkeiten und Lernformen,
· Schaffung von Transparenz im Bildungsbereich und eine
· möglichst umfassende (vertikale und horizontale) Vernetzung.
· Der Nutzen sollte darin liegen:
· die Region zu einem attraktiven Bildungsstandort zu entwickeln und als innovativen Wirtschaftsstandort zu sichern,
· bisher unerschlossene Kompetenzen zu erkennen und gezielt zu fördern,
· zur größeren Transparenz und breiterem Bekanntwerden der regionalen Bildungsangebote beizutragen und
· die Bürgerinnen und Bürger der Region zu befähigen, sich in der modernen Lebens- und Arbeitswelt besser zurecht zu finden und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.
Zur aktuell gehaltenen Transparenz der formellen und informellen Lern-
und Lernserviceangebote in der Region soll die (Weiter-)Bildungsdatenbank
und direkte Information und Beratung beitragen. Es entsteht derzeit ein
Netzwerk an motivierend-beratend-vermittelnd unterstützenden Lernservice-/Lernberatungsstellen
(L-Punkte), das die jeweils anderen Kompetenzen (sowohl der Rat suchenden
als auch der anderen Akteure) nicht nur respektiert, sondern auch nutzt.
Ergänzend gibt es spezifische Modellprojekte zur Verbesserung der
Beschäftigungsfähigkeit, zum Abbau von Lernbenachteiligung und
zur Entwicklung und Erprobung erweiterter Lernmöglichkeiten und Lernformen.
Das Lern-Netz-Bodensee ist ein trägerübergreifendes offenes
Netzwerk, das dazu beitragen soll, die Lernchancen aller Bürger und
Bürgerinnen sowie aller Gäste der Region zu erhöhen und
die Beschäftigungsfähigkeit in der Region zu fördern.
Bestehende regionale Strukturen und Netzwerke werden in das Lern-Netz-Bodensee
mit eingebunden.
Schulen müssen sich in diesem Lernnetz ihrer Kompetenzen und Verantwortung
als kommunale und regionale Bildungsakteure, Begleiter der Jugend und
als Wegbereiter des lebenslangen selbstgesteuerten Lernens und möglicher
Karrieren stärker bewusst werden. Dazu gibt es auch oder gerade in
Zeiten leerer öffentlicher Kassen gute Ansätze in Einzelschulen
oder in Netzwerkinitiativen, wie der Lernenden Region Bodensee. Im Bereich
der Übergänge Schule - Ausbildung - Beruf ist das Modellprojekt
Schulnetzwerk Region Bodensee an einer beruflichen Schule (Claude-Dornier-Schule
Friedrichshafen) angesiedelt. In enger Verbindung mit den weiteren Modellprojekten
der Lernenden Region Bodensee "Prävention und Elterntraining",
"Erkundendes Lernen im Lernfeld Natur", "Schulnetzwerk
Konstanz", "Bildungslotse für zugewanderte junge Menschen",
"Stärkung von Lernorten in kleinen Gemeinden" und "Förderung
der Beschäftigungspotentiale von KMU durch übergreifenden Bildungsservice"
trägt der Autor als Schulnetzwerker seit Februar 2003 in allen drei
Landkreisen dazu bei, die Kompetenzen der gewerblich beruflichen Schule
(Aus- und Weiterbildungsinstitution und Partner der Betriebe, Kammern
und Innungen) gewinnbringend in die Suche neuer Netzwerkpartnerschaften
und in das Angebot neuer Begleitungs- und Unterstützungsoptionen
einfließen zu lassen. Die Berufliche Schule erhält durch dieses
Projekt die Möglichkeit als eine Art regionale Leitstelle Prozesse
der Zusammenarbeit verschiedener Partner auf horizontaler und vertikaler
Ebene zu unterstützen, zu initiieren und zu koordinieren. Der regionale
Arbeitskreis Schule-Ausbildung-Beruf dient dem dafür notwendigen
Dialog und Informationsfluss. Aus der Schnittstelle Schule-Beruf soll
eine Nahtstelle werden. Gute schulische Praxis soll dabei gestärkt
und verbreitet werden. Vom hochbegabten bis zum schwächeren Schüler
soll eine individuellere begleitende Förderung ermöglicht werden.
Schüler aus allen sozialen Schichten brauchen Bildungsprogramme,
die Talente, Hoffnungen, Sorgen und Probleme gegenseitig respektvoll einbeziehen
und den jungen Menschen begleitend unterstützen, um ernst genommen
zu werden, Fortschritte zu erzielen und einen individuellen Lebensweg
zu finden. Jugendliche sollen nicht nach einer negativen Schulkarriere
in ein Nachbesserungssystem rutschen müssen. Die Nachbesserung soll
so früh wie möglich in Form von Förderung, gezielter Informationen
für SchülerInnen und LehrerInnen, Kompetenzansatz etc. erfolgen.
Schüler, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen
Ressourcen über viele Jahre ihrer Schulzeit nicht erreicht wurden,
denen keine angemessenen Angebote gemacht wurden und denen keine tatsächlich
erfüllbaren Leistungen abverlangt wurden und später ohne Schulabschluss
oder mit einem schlechten ins Berufsvorbereitungsjahr oder in Arbeitsamtsmaßnahmen
münden sind für HILLER zurecht "mehrheitlich bildungsbetrogene
Jugendliche" (HILLER 2003). Selektion durch "Sitzenbleiben"
mit allen negativen Folgen sollte nur noch in absoluten Ausnahmen praktiziert
werden und durch eine frühe individuelle Förderung nach finnischem
Vorbild ersetzt werden. So sieht es derzeit auch der baden-württembergische
SPD-Bildungsexperte Norbert Zeller im Einklang mit der Gewerkschaft GEW
(SÜDKURIER, 12.08.2003). Dieser Ansatz ist im Hinblick auf fatale
Ergebnisse von späteren nachschulischen Reparaturmaßnahmen
als richtig anzusehen. HAUNERT/LANG (1994, 14) zeigen auf, dass viele
junge Menschen aus Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen,
Bewerbungs- und Motivationskursen, ausbildungsbegleitenden Hilfen, berufsvorbereitenden
Maßnahmen etc. wieder in die Arbeitslosigkeit oder in weitere Maßnahmen
münden und dabei die Projekte wachsen und ihre Ausstattung verbessern.
Auch die Bundesanstalt für Arbeit hat diese Entwicklung kritisiert
und den Markt dieser Angebote querbeet zurzeit stark verunsichert. Dennoch
muss man sehen, dass diese Angebote auch für viele Jugendliche einen
individuellen Nutzen (kompetenzentwickelndes Lernen) bringen können
und auch eine sinnvolle Warteschleife noch sinnvoll bleibt, wenn keine
besseren Alternativen (Ausbildungsplätze oder die Aufnahme an weiterführenden
Schularten) möglich sind.
Praxisklassen in Bayern und Kooperationsklassen (kooperatives BVJ) in
Baden-Württemberg setzen für leistungsschwächere Hauptschüler
auf berufspraktischen und berufsorientierenden Unterricht außerhalb
der gewohnten Schule mit betrieblichen Praktika. Noch offener ist Schule,
wenn sie die ganze Stadt als Schulort sieht, wie es beim Berliner Modell
"Stadt als Schule" der Fall ist. Dort besteht der Unterricht
für Schüler, die in ihrer Herkunftsschule nicht klar kommen
oder die Schule verweigern, schon seit ca. 11 Jahren aus Aufträgen
und Projekten, die in öffentlichen Einrichtungen und Betrieben zu
erledigen sind. Produktionsschulen nach dänischem Vorbild sind in
den letzten Jahren in ganz Hessen aufgebaut worden.
Das Arrangieren von Lernmöglichkeiten und Lernortkombinationen wird
in der Regel noch zu wenig genutzt, könnte aber entlastend wirken.
Fächerübergreifende Projekte waren bislang für viele LehrerInnen
Zusatzarbeit, da sie mit ihrem Lehrplan oder mit Prüfungsvorbereitungen
gebunden waren. Kombiniert mit Projektprüfungen (derzeit möglich
in Hauptschulen, Förderschulen und im BVJ), fällt die Zusatzbelastung
weg. Die nötige Flexibilität wird durch den Bildungsplan 2004
mit seinen Bildungsstandards begünstigt. Den zeitlichen Rahmen für
Projektarbeit schaffen sich viele Schulen derzeit durch den Antrag auf
Umstellung zu einer Ganztagsschule. "Modellschulen" im Oberschulamtsbezirk
Tübingen (darunter auch die Claude-Dornier-Schule Friedrichshafen)
versuchen aktuell in dem Programm "Weiterentwicklung schulischer
Abschlussprüfungen" WESA ökonomische Inhalte in Fächerverbünde
zu integrieren und neue schulische Organisationsstrukturen zu schaffen,
die positiv auf die Förderung und Forderung der Fach-, Methoden-
und Sozialkompetenz der SchülerInnen wirken (WESA-Erklärung
der teilnehmenden Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule Bergatreute).
Die Portfolio-Methode spielt hier eine sehr wichtige Rolle. Auch andere
Schulen suchen derzeit Wege, diese Methode in neuen Unterrichtsmodellen
umzusetzen. Die Förderung eines Dialogs hilft dabei, dass das Rad
nicht ständig neu erfunden werden muss.
Ein weiterer wichtiger Punkt, dem sich der Schulnetzwerker zuwendet,
ist die Kompetenzentwicklung/ -bewusstmachung. Durch die Förderung
des Qualipasses (baden-württembergisches Kompetenzbuch für Jugendliche
im Alter von etwa 14 bis 25 Jahren) sollen Schüler ein Instrument
an die Hand bekommen, mit Hilfe dessen Lernleistungen und Engagement außerhalb
(möglicherweise auch innerhalb) der Schule dokumentiert werden sollen.
Die Auseinandersetzung mit dem Qualipass und mit den eigenen Leistungen
und Kompetenzen kann mit dazu beitragen, sich im Leben zu verorten, zu
wissen, wo man steht und wohin man weiter gehen möchte. Durch die
Besonderheit, dass sich jeder Jugendliche dazu einen erwachsenen Coach
suchen soll, dem er genügend Kompetenz zutraut und Vertrauen schenkt,
erfährt der Jugendliche Unterstützung durch Erfahrungen und
Lebenswege eines anderen Menschen. Der Qualipass kann ein wichtiges Bindeglied
zwischen dem Jugendlichen und dem jeweils selbstgewählten Coach der
älteren Generation, Schule, Vereinen, Kirchen, Verbänden, Initiativen,
Betrieben u.ä. sein.
Der Netzwerker ermittelt auch außerschulische Lernangebote im Bereich
"Persönlichkeitsentwicklung", "persönliche Standortbestimmung",
"Schulung sozialer Kompetenzen" und "Lernmotivation"
und baut entsprechende Partnerschaften mit den Schulen auf. Diese können
sowohl von professionellen Bildungsanbietern als auch von Krankenkassen,
Vereinen, Verbänden, Betrieben, Hochschulinitiativen, Bürgerbüros,
etc. angeboten werden. Im Bereich der Lebens-/Berufsplanung und der Auseinandersetzung
mit persönlichen Kompetenzen/ Ressourcen sollten dringend neue Wege
gefunden werden.
Schulen sollen auch motiviert und befähigt werden, Anlaufstellen
für SchülerInnen einzurichten bzw. feste Kooperationsstrukturen
mit Lernservice-Punkten (L-Punkten) aufzubauen, um deren Angebote zu nutzen.
So soll für Schulen und SchülerInnen ein Beratungs-/Unterstützungsangebot
beim lebensbegleitenden selbstgesteuerten Lernen geleistet werden. Ein
L-Punkt, der den Schulen zugute kommt, wurde am 08. Oktober 2003 in der
Jugendinformation des Jugendzentrums Molke in Friedrichshafen offiziell
eröffnet Der erste schulische L-Punkt soll möglichst bald folgen.
Zu den Themenfeldern Lernen (formal und informell), Kompetenzen, Qualipass,
Schule, Ausbildung, Weiterbildung, Bewerbung und artverwandten Themen
können dort Jugendliche, LehrerInnen, Eltern und Interessierte Beratung
finden oder Unterstützungsangebote anbieten (z.B. als Lernpartner,
Mentor, Nachhilfelehrer etc.). Als verbindender Knotenpunkt, wissend über
die Kompetenzen anderer, werden hier einfache Fragen beantwortet, komplexe
Anliegen geklärt, geeignete Wege gemeinsam erarbeitet, formale und
informelle Lernorte abgestimmt und Rat Suchende an geeignete (Aus-) Bildungsanbieter
oder andere Beratungsstellen weitervermittelt. Das Schulnetzwerk Region
Bodensee stärkt den Austausch über bewährte und neue Möglichkeiten,
unterstützt oder initiiert kooperative schulische Projekte oder Initiativen,
die der Orientierung/Beratung oder den Übergängen der SchülerInnen
in betriebliche oder schulische Ausbildungsangebote dienen sowie Kompetenzen
der Jugendlichen feststellen.
Beispiele bisheriger Aktivitäten sind neben permanenter Netzwerkarbeit
(Kontaktaufbau und -pflege) die Unterstützung der Einführung
des zweijährigen kooperativen Berufsvorbereitungsjahres mit einer
Haupt- und einer Förderschule, ein Ausbildungsworkshop für SchülerInnen
mit Ausbildern und der Beruflichen Schule, Unterstützung/Mitwirkung
eines Lebens- und Berufswegeplanungsprojekts an einer Hauptschule, das
Vermitteln von Elternkursen, die Gewinnung neuer Lernservicepartner und
Experten, die Förderung des Qualipasses, die Mitwirkung am Aufbau
der Jugendagentur im Bodenseekreis sowie Orientierungs- und Kompetenzberatungen.
Außerdem wurde im April 2003 durch die Unterstützung des erfolgreichen
internationalen Weltrekordversuchs der größten synchronen Unterrichtsstunde
zum Thema 'Bildung für alle' ein Beitrag zur positiven Öffentlichkeitsarbeit
für Schule, Lernen und Bildung geleistet. In näherer Zukunft
entsteht mit dem staatlichen Schulamt Tettnang ein regionaler Hilfekompass
für den Bodenseekreis. Sowohl im Berufsschulzentrum Friedrichshafen,
als auch in anderen Schulen läuft bereits die Planung der L-Punkte.
Für das Internetportal www.lernsee.de übernimmt das Projekt
Schulnetzwerk Region Bodensee ab Ende Oktober 2003 die redaktionelle Patenschaft
für den Themenbereich Schule-Ausbildung. Eine Tagung zu innovativen
Lehr- und Lernmethoden an Schulen der Bodenseeregion wird ebenfalls vorbereitet.
Schule sucht neue Wege. Vielerorts ist sie nicht "die lieblose Lehranstalt",
wie sie in einem schweizer Artikel von GÜNTNER geschildert wird.
Schule braucht jedoch Unterstützung und Öffnung. SchülerInnen
und LehrerInnen dürfen nicht weiterhin trotz all ihrer Leistungen
Gefahr laufen, psychosomatisch zu erkranken. Lernen und Lehren sollten
wieder Spaß machen. Erziehung und Bildung sollten generell alle
Aufwertung und Unterstützung aller gesellschaftlicher Kräfte
erfahren, statt ein schlechtes Image zu erzeugen. Selektion sollte vernachlässigt
werden und eher als Differenzierung und Individualisierung des Unterrichtens
verstanden werden. Kreative Lösungen sind machbar. Die Lernende Region
Bodensee ist eine gute Plattform um Unterstützung zu finden und den
Dialog aller zu ermöglichen. Offene Situationen, Zeiten der Unsicherheit
müssen durch Leben gefüllt werden. Dazu braucht es Diskussionen,
Anregungen, innovative Ansätze, "good practice" und den
guten Willen jedes einzelnen Menschen. Die neue Situation ist eine Chance,
ein Netzwerk ist eine Bündelung der Möglichkeiten und des Know-Hows
- das Netzwerk ist offen für alle, denn nur wenn Lernen und Bildung
ein Thema aller ist, ist die Nachhaltigkeit des jetzt entstehenden kooperativen
Begleitungs- und Unterstützungssystems gesichert. Die Claude-Dornier-Schule
hat als Berufliche Schule und Know-how-Träger der beruflichen Vorbereitung
und beruflicher Aus- und Weiterbildung gute Möglichkeiten der Beratung
und Unterstützung, die sie als Wegbereiter in die Region einbringt.
Andere Institutionen sollten sich diesem Denken anschließen und
sich in irgendeiner Form, beispielsweise als Lernservice-Punkt (L-Punkt)
dem Netzwerk anschließen. Gute, innovative, motivierende, beratende,
begleitende, offene und vernetzte Schule soll Schule machen.
BRATER, M. (1997): Schule und Ausbildung im Zeichen der Individualisierung.
In: BECK, U. (Hrsg.): Kinder der Freiheit. Frankfurt a.M.
BUNDESMINISTERIUM FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG (Hg.) (1998): Berufliche
Qualifizierung benachteiligter Jugendlicher. 2. überarb. Auflage.
Bonn.
GÜNTNER, J. (2003): Die lieblose Lehranstalt. Deutschland, deine
Staatsschulen - ein eher dunkles Panorama. In: Neue Zürcher Zeitung
vom 7.7.2003.
HAUNERT, F./ LANG, R. (1994): Arbeit und Integration. Zur Bedeutung von
Arbeit in der Jugendsozialarbeit am Beispiel von Projekten freier Träger.
Frankfurt a.M.
HILLER, G.G. (2003): Nachschulische Lebensverläufe von bildungsbetrogenen Jugendlichen erkunden und begleiten - und aus den Befunden und Erfahrungen die Konsequenzen ziehen. In: VERBAND DEUTSCHER SONDERSCHULEN -
LANDESVERBAND BADEN-WÜRTTEMBERG (Hrsg.): Chancen Schaffen für
Beruf und Leben. Karlsruhe.
KELLER, H.-J./WIRTH, H. (1999): Zukunft der Schule - Schule der Zukunft.
In: Neue Zürcher Zeitung vom 28.01.1999.
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Arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit Band 3. Deutsches Jugendinstitut.
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RÜTZEL, J./ SEHRER, A./ ZIEHM, S. (2000): Zusammenfassung der wichtigsten
Ergebnisse. In: RÜTZEL, J./ SEHRER, A./ ZIEHM, S. (Hrsg.): Berufseignung
und berufliche Anforderungen. Handlungsfelder der Berufsvorbereitung und
Berufsausbildung. Alsbach/Bergstraße. 187-190.
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ULICH, K. (2001): Einführung in die Sozialpsychologie der Schule.
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WINTER, F. (2002): Zusammenarbeit an der Leistung - eine neue Lernkultur
verändert die Rolle der Lehrerinnen und Lehrer. In: BEETZ-RAHM, S./
DENNER, L./ RIECKE-BAULECKE, T. (Hrsg.): Jahrbuch für Lehrerforschung
und Bildungsarbeit Band 3. Weinheim und München.