Der zunehmende Wandel betrieblicher Organisationen von funktionsorientierten zu prozessorientierten Strukturen hat – in Verbindung mit der verstärkten Auswirkung der neuen Technologien – zahlreiche neue und neu geordnete Ausbildungsberufe entstehen lassen. Die Ausbildungs konzepte dieser Berufe sind an den Leitbildern der Prozessorientierung , der Flexibilität und Individualität sowie der Authentizität ausgerichtet.
Derartige Veränderungen in der Berufsausbildung bringen auch Innovationen des beruflichen Prüfungssystems mit sich. Festzustellen ist die zunehmende Tendenz, auch in Prüfungen reale berufliche Anforderungssituationen zu etablieren, um dem Zusammenhang von Ausbildung, Prüfung und anschließender Berufstätigkeit stärker zu entsprechen.
Vor diesem Hintergrund wird hier die These vertreten, dass Lernaufgaben und Prüfungsaufgaben die gleiche Struktur aufweisen sollten mit dem Ziel, situiertem Lernen auch situiertes Prüfen folgen zu lassen. Deshalb sollten Prüfungsaufgaben vorherrschend als problemhaltige praxisbezogene Situationsaufgaben gestaltet werden und nicht als diagnostisch umgeformtes Surrogat. Dabei sind jedoch u.a. konzeptionelle, auf Handlungskompetenz gerichtete Qualitätskriterien einzuhalten, zu denen vor allem die Unterscheidung zwischen „echten“ und „unechten“ Situationsaufgaben gehört.