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 bwp@ Spezial 4 | September 2008
Hochschultage Berufliche Bildung 2008
WS 13 Digitale Medien

Rahmenbedingungen und Nutzung digitaler Medien in beruflichen Schulen in Frankfurt am Main

   

Abstract

Es herrscht mittlerweile breiter Konsens darüber, dass der Einsatz digitaler Medien im Unterricht einen wichtigen Stellenwert einnimmt und Schülerinnen und Schüler grundlegende Kompetenzen im Umgang mit dem Computer erlernen müssen. Aus den meisten Lernfeldern im beruflichen Bereich sind IT-Systeme nicht mehr wegzudenken. Um eine Grundlage zu schaffen, haben die kommunalen Schulträger ihre Schulen in den letzten Jahren umfangreich mit digitalen Medien ausgestattet. Doch wie häufig und in welcher Form werden die vorhanden digitalen Medien in den Schulen überhaupt eingesetzt? Findet die Integration in den Fachunterricht, die selbstständige Nutzung des Computers als weiteres Medium neben dem Buch statt oder beschränken sich die Schulen auf die Vermittlung grundlegender Bedienkompetenzen? Werden digitale Medien im Klassenraum zur Unterstützung interaktiver Lernprozesse mit den Schülerinnen und Schülern oder zur Binnendifferenzierung eingesetzt oder ist der Computer in Verbindung mit einem Beamer nur ein Ersatz der Tafel für den lehrerzentrierten Unterricht? Welche Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden, um die Integration in den Unterricht möglich zu machen oder weiter zu verbessern? Auf der Basis einer Umfrage und begleitenden qualitativen Interviews in beruflichen Schulen in Frankfurt im Rahmen eines Forschungsprojektes zur Analyse der Medienentwicklungsplanung wurden erste empirische Erkenntnisse gewonnen.

1.  Einleitung

Es herrscht mittlerweile breiter Konsens darüber, dass der Einsatz digitaler Medien im Unterricht einen wichtigen Stellenwert einnimmt und Schülerinnen und Schüler grundlegende Kompetenzen im Umgang mit dem Computer erlernen müssen.

Die Stadt Frankfurt am Main hat mit fortlaufend getätigten Investitionen im Rahmen des „IT-Plans für die Schulen der Stadt Frankfurt am Main“ aus dem Jahr 1999/2000 und durch die Beteiligung an der Landesinitiative Schule@Zukunft bezüglich der IT-Ausstattung von Schulen bereits umfangreiche Anstrengungen unternommen (Siehe Link).

Im Rahmen der Umsetzung des IT-Plans ist es gelungen, die Ausstattung der Schulen sukzessive zu erweitern sowie die Netzinfrastruktur durch den Anschluss an ein breitbandiges Stadtnetz an die Bedarfe der Schulen anzupassen. Zudem wurden Unterstützungssysteme für die Betreuung der Endnutzer und den Betrieb der IT-Infrastruktur entwickelt, erprobt und etabliert. Im Rahmen eines Forschungsprojektes sollte der Planungsprozess mit Hilfe einer Bestandsaufnahme aus Sicht der Lehrkräfte evaluiert werden. Daher wurden alle Lehrkräfte an allgemein bildenden und beruflichen Schulen in Frankfurt dazu befragt, wie sie digitale Medien im Unterricht einsetzten, welche Rahmenbedingungen sie für den Einsatz vorfinden und welche Optimierungspotentiale aus ihrer Sicht vorhanden sind.

Dieser Artikel reflektiert den theoretischen Hintergrund der Untersuchung, die methodische Umsetzung und setzt sich detailliert mit den spezifischen Ergebnissen aus den beruflichen Schulen auseinander.

2.  Theoretischer Bezugsrahmen

Der Einsatz digitaler Medien ist innerhalb kurzer Zeit zu einem wichtigen Bestandteil des Schulalltags geworden und tangiert nahezu alle Bereiche des Lehrens und Lernens. Es wird immer wieder darauf hingewiesen, dass trotz hohem Investitionsvolumen in die IT-Infrastruktur in Schulen der Nutzen nur schwer erkennbar sei (u.a. KOZMA 2003, SCHULZ-ZANDER 2004, FUCHS 2004, HERZIG 2006, WAGNER 2006). Wir gehen davon aus, dass die Wirksamkeit des Einsatzes digitaler Medien im Unterricht nur indirekt und vermittelt mess- und bewertbar ist und nehmen daher vielmehr an, dass wir es mit einem mehrschichtigen Wirkungsgefüge zu tun haben, an dessen letzter Stelle erst die Wirksamkeit also der Nutzen im Sinne eines nachweisbaren Zuwachses im Lern- und Lehrprozess steht (vgl. Abb. 1 ).

Der Computer ist, wie andere Unterrichtsmedien auch, zuerst Mittel und Werkzeug zum Zwecke des Lernens und Lehrens. Durch die Veränderung in Richtung eines digitalen Mediums sind allerdings weitere Eigenschaften hinzugekommen, über deren Wirkung auf Lern- und Lehrprozesse wir derzeit noch relativ wenig wissen (SCHELHOWE 2007). Alle Anstrengungen in deutschen Studien, auch im Rahmen großflächiger Untersuchungen wie PISA, die pädagogische Wirksamkeit des Einsatzes auf Basis standardisierter Leistungstests zu ermitteln, sind bislang ambivalent ausgefallen (z.B. PRENZEL 2004; BÜCHTER 2002; KLEIN 2003, SCHAUMBURG 2003, RÖSNER 2003, WENGLINSKY 1998, WIRTH 2002, FUCHS 2004).

Unseres Erachtens liegt dies zum einen an einer systematischen Überschätzung der direkten Bedeutung technischer Medien für den Unterrichtsprozess als auch an einer methodisch unklaren Anlage des Untersuchungsdesigns. Insbesondere standardisierte Leistungstests lassen nur begrenzt Aussagen über kreative Prozesse, Gruppenarbeit oder auch soziale und kulturelle Kompetenzen zu. Diese Output-Orientierung als neues Paradigma der Bildungsforschung ist wichtig, darf aber nicht den Blick auf andere Formen des Kompetenzerwerbs überlagern. Es ist anzunehmen, dass Schülerinnen und Schüler mit und über digitale Medien Kompetenzen erwerben (können), die heute noch gar nicht gemessen werden (können). In diesem Zusammenhang wird im englischsprachigen Raum auch von „21st Century Literacy Skills“ gesprochen (KOZMA 2003). Somit bleibt es bei der Schwierigkeit, den direkten Einfluss oder gar die Effektstärke des Einsatzes von digitalen Medien auf die Lernleistung zu messen.

Im Gegensatz dazu lassen sich die technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen in den Schulen, die einen Einfluss auf die Nutzung digitaler Medien durch Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler im Unterricht und darüber vermittelt auch langfristig eine Wirkung auf den Nutzen digitaler Medien haben, direkt beeinflussen. Diese Rahmenbedingungen bilden eine notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingung für die Wirksamkeit. Somit bietet die effektive und effiziente Bereitstellung und Verfügbarkeit einer IT-Infrastruktur von der Hardware über die Netzanbindung bis zur Software eine wichtige Grundlage für die Arbeit mit digitalen Medien (BREITER 2001).

3.  Methodisches Vorgehen

Im Rahmen des Projektes wurde in allgemein bildenden und beruflichen Schulen in Frankfurt erhoben, wie die Lehrkräfte mit ihren Schülerinnen und Schülern im Unterricht digitale Medien einsetzen und welche Rahmenbedingungen dafür gegeben sowie potentiell optimierbar sind. Aus diesen Ergebnissen erfolgten dann Empfehlungen für die weitere Verbesserung der Rahmenbedingungen.

Dabei werden qualitative und quantitative Methoden bei der Datenerhebung eingesetzt. Für die Betrachtung der unterrichtlichen Medienarbeit in der Breite wurde eine umfassende quantitative Kollegiumsbefragung in Frankfurter Schulen durchgeführt, bei der alle in Frankfurter Schulen unterrichtlich tätigen Lehrkräfte mittels eines Fragebogens adressiert wurden.

Ergänzend dazu wurden Fallstudien an Schulen allgemein bildender Schulformen durchgeführt. Diese sind so konzipiert, dass sie jeweils einen guten Einblick in die Schule ermöglichen, da sie die spezifische Sicht der Lehrkräfte sowie der Schulleitungen durch Gruppen- und Einzelinterviews einbeziehen.

Eine Verzahnung beider Verfahren ermöglicht sowohl die Anpassung der Instrumente aufgrund der explorativ angelegten ersten Interviewreihe mit Schulleitungsmitgliedern und IT-Beauftragten, als auch eine gezielte Vertiefung einzelner Inhaltsbereiche, die im Rahmen der quantitativen Erhebung aufgeworfen wurden. Die Interviews sind als explorative Exper-teninterviews (BOGNER 2005) ausgelegt. Dabei haben die Schulleitungsmitglieder und IT-Beauftragten in so weit eine Expertenrolle inne, dass sie einen guten Überblick über die schulische IT-Infrastruktur und –Nutzung haben, als auch über eine Einbindung in regionale Netzwerke verfügen.

Im vorliegenden Artikel werden insbesondere die Ergebnisse der Fragebogenerhebung der beruflichen Schulen betrachtet, daher beschränken wir uns im Weiteren auf die Beschreibung der Methodik zur Fragebogenerstellung.

Der Fragebogen gliedert sich in zwei Themenblöcke. Im ersten wurden die Lehrkräfte zu vorhandenen Rahmenbedingungen, sowie deren Verbesserungspotentialen befragt und im zweiten sollten die Lehrkräfte anhand von Szenarien ihre Arbeit mit digitalen Medien in der Schule einschätzen. Beide Themenblöcke werden im Folgenden methodisch vorgestellt

3.1  Erhebung der Rahmenbedingungen

Unter Rückgriff auf Erfahrungen aus bisher durchgeführten Projekten in Frankfurt („IT-Plan für Schulen und Kindertagesstätten“ (2000) (Siehe Link), Evaluation „fraLine-IT-Schul-Service“ (2002-2003) (Siehe Link), sowie unter zu Hilfenahme der Ergebnisse der ersten Interviewreihe in allgemein bildenden Schulen sind die Rahmenbedingungen, die einen Einfluss auf die unterrichtliche Medienarbeit haben und im Rahmen eines regionalen Abstimmungs- und Medienentwicklungsprozesses veränderbar sind, durch das ifib modellhaft zusammen gefasst worden (vgl. Abb. 2 ).

 

Demnach wirken sich die vier Bereiche Support, Qualifizierung, schulische IT-Ausstattung und Schulkultur auf die Bereitschaft der Lehrkräfte aus Medien im Unterricht einzusetzen. Für alle Bereiche gilt, dass sie aus Sicht der Lehrkräfte in ausreichender Zahl und Qualität vorhanden sowie für die Lehrkräfte zugänglich sein müssen.

Alle vier Bereiche wirken sich auf unterschiedliche Weise aus und stehen in Wechselbeziehung zu weiteren Prozessen im Rahmen der Schulentwicklung. So wirkt sich beispielweise die Gewissheit, in Problemfällen schnell und unkompliziert auf technische und/oder pädagogische Beratung und Unterstützung zurückgreifen zu können, auf die intrinsische Motivation zum Medieneinsatz aus. Wenn hingegen eine Schule das Thema Medienarbeit im Schulprogramm verankert und es ein transparentes Medienkonzept gibt, welches im Rahmen von Konferenzen gemeinsam entwickelt und abgestimmt wurde, wirkt sich diese Art von innovativem Schulklima als extrinsische Motivation auf die Bereitschaft zum Medieneinsatz aus (DITTON 2000, FEND 1998, ROLFF 1999).

Sofern diese Bedingungen gegeben sind, ist es eine Entscheidung der Lehrkraft, Medien im Unterricht einzusetzen. Die Entscheidung wird dann jedoch maßgeblich dadurch beeinflusst, dass die Lehrkraft sich auch selbst kompetent fühlt, Medien einzusetzen.

Die Lehrkräften wurden im Fragebogen zunächst danach gefragt, welche digitalen Medien sie in ihrem Unterricht nutzen, wer sie beim Einsatz digitaler Medien unterstützt, an welchen Fortbildungsangeboten sie teilnehmen bzw. teilgenommen haben und wie sie die Rahmenbedingungen für den Einsatz digitaler Medien an ihrer Schule bewerten.

3.2  Erhebung der Mediennutzung

Des Weiteren wurden die Lehrkräfte gefragt, wie sie im Unterricht digitale Medien einsetzen. Im Rahmen der Befragung sollte es insbesondere darum gehen, herauszufinden in wie weit sich Zusammenhänge zwischen den Rahmenbedingungen und der Häufigkeit der unterrichtlichen Mediennutzung durch die Lehrkräfte beschreiben lassen. Ebenso wichtig war es, anhand der Befragung Hinweise auf mögliche Verbesserungen der Rahmenbedingungen zu erhalten und mit Hilfe der Antworten der Lehrkräfte die Adressaten für notwendige Veränderungsprozesse zu identifizieren.

Im Bereich der Mediennutzung wurde im Vorfeld der Erhebung versucht, ein möglichst umfassendes Modell für die unterrichtliche Nutzung digitaler Medien zu entwickeln. Den Rahmen bildet dabei das Medienkompetenzmodell von BAACKE (1975) und dessen Erweiterung durch AUFENANGER (AUFENANGER 1999 und 2003) und GROEBEN (2002). Demnach lässt sich Medienkompetenz in die vier Ebenen: Medienkunde, Mediennutzung, Mediengestaltung und Medienkritik ausdifferenzieren. Unterstellt man, dass digitale Medien im Unterricht neben einem reinen Werkzeugcharakter auch zum Medienkompetenzerwerb eingesetzt werden, so stellen die vier genannten Ebenen Elemente unterrichtlicher Medienarbeit dar (inneres Rechteck in Abb. 3: ).

Diese Elemente sind mit Lernzielen verknüpft, die nach der „Taxonomie von Lernzielen im kognitiven Bereich“ von BLOOM (1972) hierarchisch aufeinander aufbauen. Diesen Elementen des Medienkompetenzerwerbs sowie den damit verbundenen Lernzielen lassen sich unterrichtliche Handlungen zuordnen. Schematisch ist das im Fragebogen verwendete Modell in Abb. 3 zu sehen.

Anhand dieses Modells wurde der Fragebogen für die beruflichen Schulen entwickelt und mit einem Redaktionsteam aus Mitgliedern verschiedener beruflicher Schulen abgestimmt.

Insgesamt wurde der Fragebogen an alle 1.173 Lehrkräfte in den beruflichen Schulen verschickt, von denen 621 ausgefüllt wurden. Das entspricht einem Rücklauf von 53 Prozent und liegt somit deutlich über dem Rücklauf vergleichbarer Umfragen in Bremen mit 16 Prozent (WELLING 2007) oder Gießen mit 33 Prozent (WIEDWALD 2007b).

Im Folgenden werden die Ergebnisse zunächst in Bezug auf Mediennutzung der beruflichen Schulen dargestellt und im Anschluss die vorhandenen Rahmenbedingungen erläutert, wobei die getroffenen Aussagen immer nur für die Lehrkräfte zutreffen, die sich an dieser Erhebung beteiligt haben. Für eine ausführliche Betrachtung der Ergebnisse und einen Vergleich mit den allgemeinbildenden Schulen in Frankfurt siehe WIEDWALD 2007a.

4.  Nutzung der digitalen Medien im Unterricht

Von den antwortenden 608 Lehrkräften geben insgesamt 93 Prozent an, digitale Medien im Unterricht einzusetzen. Befragt zu der zukünftigen Nutzung der digitalen Medien will die Hälfte der antwortenden Lehrkräfte die Nutzungshäufigkeit erhöhen und nur drei Prozent wollen sie zukünftig seltener einsetzten.

Die Ausprägung der Mediennutzung wurde in 21 mögliche Anwendungsfälle (WIEDWALD 2007a) ausdifferenziert, wie beispielsweise die Arbeit mit Office-Programmen oder der Einsatz von Warenwirtschaftssystem. Am häufigsten werden die digitalen Medien von Lehrkräften in beruflichen Schulen in folgenden Szenarien eingesetzt:

•  Internetrecherche durch Schülerinnen und Schüler sowie Diskussion der Ergebnisse

•  Einsatz digitaler audio-visueller Medien durch die Lehrkraft

•  Einsatz von Officeprogrammen (z.B. zur Textverarbeitung)

•  Präsentation durch Schülerinnen und Schüler sowie durch die Lehrkraft

•  Planen und Strukturieren von Arbeitsergebnissen

•  Einübung der grundlegenden Bedienung

Darüber hinaus gibt es weitere berufsspezifische Einsatzszenarien, wie beispielweise der Einsatz von Warenwirtschaftsystemen in betriebswirtschaftlichen Bereich oder die Analyse von Betriebssystemen im Informatikbereich.

Sehr wenig werden die Medien in der Schule verwendet um die Arbeit im Unterricht mit Lernprogrammen zu unterstützen oder schülerzentrierte kreative Arbeit mit digitalen audio-visuellen Medien durchzuführen.

Die Ergebnisse zeigen darüber hinaus, dass die Arbeit mit digitalen Medien in beruflichen Schulen stark vom Unterrichtsbereich abhängig ist. In Unterrichtsfächern mit direktem Bezug zum Berufsfeld (z.B. Informatik oder BWL) ist der Einsatz der digitalen Medien dann stark verbreitet, wenn der spätere Beruf dies fordert. In Unterrichtsfächern, die eher im allgemein bildenden Bereich anzusiedeln sind (wie beispielsweise Mathematik oder Deutsch) ist es stark von den einzelnen Lehrkräften abhängig ob und wie der digitalen Medien im Unterricht eingesetzt werden.

5.  Rahmenbedingungen der Mediennutzung

Die Ergebnisse der Erhebung zeigen, dass 93 Prozent der Lehrkräfte, die den Fragebogen beantwortet haben bereits digitale Medien im Unterricht einsetzen. Trotzdem stellt sich die Frage, ob und welche Verbesserungen notwendig sind, um die Einsatzhäufigkeit zu erhöhen und um für Lehrkräfte, die noch keine digitalen Medien einsetzen, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen. Eine Optimierung der vorhandenen Rahmenbedingungen ist zwar notwendiges, nicht aber hinreichendes Kriterium für den verstärken Einsatz digitaler Medien um Unterricht. Daher wurden die Lehrkräfte auch dazu befragt welche Rahmenbedingungen an ihre Schule vorhanden sind und wo sie Verbesserungspotentiale sehen.

5.1  Kenntnistand der Lehrkräfte

Lehrkräfte können digitale Medien im Unterricht nur dann erfolgreich einsetzen, wenn sie selber über genügend Kompetenzen im Umgang verfügen. Erst dann haben sie die nötige Sicherheit vor ihren Schülerinnen und Schülern. Desweiteren ermöglicht erst eine fundierte Kenntnis das Entwickeln guter didaktischer Konzepte für den Einsatz digitalen Medien im Unterricht. Befragt nach der Einschätzung ihrer Kenntnisse in einer Skala mit fünf Abstufungen von sehr geringen Kenntnissen bis hin zu einem Expertenlevel (angelehnt an HELMKE 2003), ordnen sich immerhin fast zwei Drittel der Lehrkräfte in Stufe vier (Sichere Benutzung des Computers) oder fünf (Unterstützung anderer Lehrkräfte) ein. Auch wenn nicht davon ausgegangen werden kann, dass dieses Ergebnis repräsentativ für alle Lehrkräfte an beruflichen Schulen in Frankfurt ist, so zeigt eine statistische Korrelation zwischen Medieneinsatz und Kenntnisstand, dass der Medieneinsatz mit steigender selbst wahrgenommener Kompetenz der Lehrkräfte ebenfalls statistisch signifikant zunimmt, der eigene Kenntnisstand also eine wichtige Komponente für den Einsatz darstellt. Von den Lehrkräften die sich in der niedrigsten Kompetenzstufe einordnen, nutzen 69 Prozent digitale Medien im Unterricht, in der höchsten Kompetenzstufe sind es 100 Prozent (siehe Abb. 4 ).

Abb.4:  Abhängigkeit des Medieneinsatz vom Kenntnisstand der Lehrkräfte (n=609)

(Für eine bessere Auflösung Linksklick auf die Abbildung) 

5.2  Zugangsmöglichkeiten der Lehrkräfte zu digitalen Medien in den Schulen

Die Lehrkräfte in beruflichen Schulen in Frankfurt haben in den meisten Fällen einen Zugang zu einem Computerraum sowie zu mobilen Präsentationseinheiten (Beamer und Laptop) und immerhin zu 53 Prozent auch einen Zugang zu Rechnern im Klassenraum. Notebook-Klassensätze für den flexiblen Einsatz sind wenig verbreitet (13 Prozent). Befragt nach zukünftigen Szenarien des Medieneinsatzes geben die Lehrkräfte an in Zukunft nicht mehr so häufig wie derzeit mit ihren Klassen in einen separaten Computerraum wechseln zu wollen. Sie wollen stattdessen die digitalen Medien verstärkt flexibel auch im Klassenraum einsetzen, zum Beispiel mit Hilfe von Medienecken oder Notebook-Klassensätzen. Den Umfang und die Qualität der bisher in den Schulen vorhandenen Ausstattung bewerten die Lehrkräfte (Skala in Schulnoten, 1 = sehr gut) im Schnitt als gut bis befriedigend (Note 2,8).

5.3  Unterstützung der Lehrkräfte

Lehrkräfte benötigen neben Support im technischen Bereich (Fehler mit der Hardware, Hilfe bei der Installation von Programmen) auch pädagogische Unterstützung, beispielsweise bei der Auswahl der richtigen Software für den spezifischen Unterrichtszweck.

Sowohl technische als auch pädagogische Unterstützung erhalten die Lehrkräfte der beruflichen Schulen in Frankfurt hauptsächlich durch Kolleginnen und Kollegen, also schulintern, wobei die Bewertung der technischen schulinternen Unterstützung im Durchschnitt mit der Schulnote 2,5 relativ gut ausfällt, die pädagogische hingegen mit einem Durchschnitt von 3,2 deutlich schlechter bewertet wird.

Die von der Stadt Frankfurt zentral angebotenen Unterstützungssysteme (fraLine-IT-Schul-Service für den technischen Bereich und das Medienzentrum für den pädagogischen Bereich) werden sehr selten als Unterstützer genannt (unter zehn Prozent). Hierbei muss jedoch berücksichtigt werden, dass die beruflichen Schulen mit schulinternen Systemadministratoren und einer gesonderten technischen Unterstützung für berufliche Schulen in Frankfurt (IT-Werkstatt) bereits den Großteil der Unterstützung abdecken können. Bewertet wird die externe technische Unterstützung im Schnitt mit 3,4, die externe pädagogische mit 4,0.

5.4  Fortbildungen

Mehr als die Hälfte der Lehrkräfte gibt an, in den letzten 12 Monaten eine Fortbildung im Bereich der digitalen Medien besucht zu haben, wobei produktbezogene Softwareschulungen den größten Anteil ausmachen und schulinterne Fortbildungen gegenüber externen Angeboten vorgezogen werden. Bewertet werden die aktuellen Fortbildungsangebote von den Lehrkräften im Schnitt mit 3,2 für die schulinternen und 3,5 für die externen Angebote. Befragt zu Wünschen bezüglich zukünftiger Fortbildungen wollen die meisten Lehrkräfte Schulungen zu spezifischen Softwareprodukten sowie dem methodisch-didaktischem Einsatz digitaler Medien. Gewünscht werden von Lehrkräften, die ihre Kenntnisse als gering einschätzen, vorwiegend interne Schulungen. Experten wünschen sich dagegen stärker externe Angebote. Eine umfangreichere Unterstützung der Schulen bei der Organisierung und Durchführung ihrer schulinternen Fortbildungsangebote, wäre ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu einer umfassenden Integration der digitalen Medien in den (Fach-)Unterricht und den ihn umgebenden Schulalltag.

5.5  Verbesserung des Medieneinsatzes

Die Lehrkräfte konnten auf dem Fragebogen zusätzlich in einer offenen Frage noch angeben, was erforderlich wäre, um die Bedingungen für ihren unterrichtlichen Medieneinsatz zu verbessern. Die meisten Lehrkräfte wünschen sich daraufhin eine veränderte und flexiblere Ausstattung, insbesondere mit mehr Rechnern und mehr Peripheriegeräten (z.B. Beamer oder Drucker), sowie einen vereinfachten Zugang zu Rechnern und Rechnerräumen. Darüber hinaus äußern die Lehrkräfte auch einen verstärkten Bedarf an Support, insbesondere pädagogische Beratung bei der Auswahl der Software und dem Einsatz im Unterricht, gewünscht. Eine Verbesserung dieser Beratungsfunktion könnte hier, in Verbindung mit einer Vorauswahl und Empfehlungsliste für Software, den Lehrkräften helfen, die für ihren Unterricht sinnvolle Software zu identifizieren und sich gezielt für ihren Einsatz beraten zu lassen.

6.  Zusammenfassung

Ziel der vorliegenden empirischen Untersuchung war die Analyse der gegenwärtigen Nutzung digitaler Medien in beruflichen Schulen in Frankfurt sowie der Rahmenbedingungen und Verbesserungsmöglichkeiten aus Sicht der Lehrkräfte der beruflichen Schulen.

Von den Lehrkräften, die an der Befragung teilgenommen haben, nutzen 93 Prozent in beruflichen Schulen den Computer und das Internet für Unterrichtszwecke. Es liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei den Antwortenden um eine positive Selbstauswahl derjenigen Lehrkräfte handelt, die digitalen Medien eher aufgeschlossen gegenüber stehen. Um das Ergebnis verallgemeinern zu können bzw. Gründe für die Nicht-Teilnahme zu ermitteln, müssten weitere qualitative und quantitative Erhebungsmethoden, wie z.B. Stichproben einzelner Schulen mit 100% Beteiligung, kontrastive Gruppendiskussionen (Viel-/Nicht-Nutzer), teilnehmende Unterrichtsbeobachtungen oder Schülerbefragungen durchgeführt werden. Aus den bisherigen Ergebnissen lassen sich wertvolle Hinweise der aktiveren Mediennutzer unter der Lehrkräften ermitteln, aber es bleibt weitgehend eine kleine In-Group von Spezialisten.

Wir nehmen an, dass der Anteil der Lehrkräfte, die Medienarbeit als selbstverständlichen Bestandteil ihres Unterrichts und hier insbesondere beim Unterricht im allgemeinbildenden Bereich ansehen, steigen wird, wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen hierfür vorhanden sind. Das beginnt mit der adäquaten Ausstattung der Schulen mit neuen (mobilen) Endgeräten zusätzlich zu spezifischen Computerräumen, sowie mit Zugangsmöglichkeiten außerhalb des Unterrichts.

Die Existenz einer technischen Infrastruktur ist nur eine notwendige nicht aber hinreichende Bedingung für den integrierten Medieneinsatz. Die Lehrkräfte erwarten heute einen funktionierenden technischen und (medien-)pädagogischen Support zur Unterstützung ihrer Arbeit. Begleitende technische und pädagogische Unterstützungsangebote sind daher erforderlich, um den Lehrkräften ein Gefühl der Sicherheit und eine erste Anlaufstelle für technische Probleme und pädagogische Nachfragen zu geben.

Darüber hinaus sind Hilfestellungen erforderlich, die eine Einbindung der digitalen Medien in Prozesse der Qualitätssicherung und -entwicklung einschließlich der zu definierenden Standards vorantreiben. Solange Medienkompetenz und die zielgerichtete Nutzung von digitalen Medien in Kompetenztests oder Lernstandserhebungen keine Rolle spielen, so lange werden viele Lehrkräfte davon absehen, mit mediengestützten innovativen Lehr- und Lernprozessen zu experimentieren.

Die Schwerpunkte der Arbeit mit digitalen Medien im Unterricht liegen nach wie vor bei der Nutzung des Computers als Werkzeug und bei der Aneignung von instrumentellen Grundkompetenzen. Eine Fach- und Lebenswelt-bezogene Integration des Computers als Medium ist zurzeit nur von wenigen Lehrkräften leistbar. Eine nachhaltige Verankerung digitaler Medien im Unterricht kann nur dann erfolgreich sein, wenn es gelingt, sie als selbstverständliches Lehr- und Lernmittel über eine kleine Gruppe von Aktivisten hinaus im Schulalltag zu verstetigen.

Die Fortbildungswünsche verweisen immer noch auf Basisschulungen im Umgang mit Computer und Programmen und gehen aber zunehmend in Richtung methodisch-didaktischer Fragen des Medieneinsatzes im Unterricht.

Anhand der Ergebnisse der Untersuchungen muss in Frankfurt nun überlegt werden, wie die vorhandenen Unterstützungsmodelle weiterentwickelt werden können, um Lehrkräfte bei der Integration digitaler Medien nachhaltig zu unterstützen. Insbesondere sind die Fortbildungsangebote dem Bedarf weiter anzupassen und die pädagogischen Beratungs- und Unterstützungsangebote weiter auszubauen und bekannt zu machen.

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