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abstract
Karin Büchter/Franz Gramlinger:
Meistens kommt es anders als man denkt -
Oder: Zur Diskrepanz von Anspruch und Realität
berufsschulischer Reformen aus mikropolitischer Sicht
Von Seiten der Berufsbildungspolitik und -praxis werden
die Berufsschulen derzeit mit einer Reihe an Innovationsvorschlägen
konfrontiert. Gleichzeitig liefert die akademische Zunft
der Berufs- und Wirtschaftspädagogik normative
Konzepte und Vorschläge zur Initiierung und Optimierung
von solchen Reformvorhaben. In der berufsschulischen
Praxis zeigt sich aber, dass Innovationsvorschläge
nicht, teilweise oder anders als geplant umgesetzt werden.
Neben der Formulierung von anwendungsorientierten und
normativen Programmatiken und Ansätzen müssten
in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik solche
theoretischen und methodologischen Überlegungen
intensiviert werden, die ein Instrumentarium liefern,
anhand dessen reflektiert und erforscht werden kann,
wann und warum Innovationskonzepte in der Praxis nicht
eins zu eins umgesetzt werden. In diesem Beitrag wollen
wir den organisationstheoretischen Ansatz der Mikropolitik
vorstellen. Wir sehen hierin einen weitreichenden Zugang
für die Rekonstruktion von binnenorganisationalen
Prozessen zwischen Akteuren, in denen normative Leitbilder
auf der Grundlage begrenzter Rationalität und mit
offenem Ergebnis kommuniziert und verhandelt werden.
Inwieweit Reformvorschläge in einer Berufsschule
umgesetzt werden, hängt nicht allein von der Ausgereiftheit
der Konzepte ab, sondern auch von mikropolitischen Prozessen
bei Umstrukturierungen.
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