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2. Der Wandel der Arbeitsgesellschaft: Die Fakten
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Jede Krise birgt auch Chancen. Wir alle spüren und merken
dies. Die Industriearbeit geht weitgehend aus. Sollten wir
das nicht eigentlich feiern, statt es zu bejammern? Endlich
ein Stück Befreiung vom Fluch der Fronarbeit, die wir
"im Schweiße unseres Angesichtes" zu tun gezwungen
sind. Endlich die Erfüllung jener alten Menschheitsutopie
vom besseren Leben? Und das böse Wort von der "Freisetzung".
Jenes Tarnwort für den Rausschmiss aus der Laufbahn bekäme
einen positiven guten Sinn: nämlich Befreiung der Menschen
zu sich selbst und zu den so wichtigen, sozialen und ökologischen
Diensten unserer Gesellschaft?
Vielleicht können wir lernen, mit der erzwungenen Erwerbslosigkeit,
die so viele Menschen kränkt, aus der Bahn wirft, ihnen
den Lebenssinn zu rauben scheint, besser umzugehen, wenn wir
unseren alteingesessenen Arbeitsbegriff kritisch hinterfragen.
So könnte auch den Erwerbslosen, die manche, so genannte
"Leistungsträger" im Managerberuf zynisch als
überflüssiges "Menschenmaterial", als
"Wohlstandsmüll", abtun, die Angst vor dem
Absturz genommen werden. Sie könnten wieder eine neue
Perspektive finden.
Das wird nicht leicht sein. Aber ohne Arbeit am bisherigen
Arbeitsverständnis werden wir die Veränderungsbereitschaft,
die notwendig ist, nicht wecken können.
Der Sozialexperte Ulf Fink hat die herrschende Denkweise auf
einen knappen Nenner gebracht: "Der bestimmende Faktor
unserer Gesellschaft ist Arbeit. Menschen schöpfen Selbstwertgefühl
und Wohlbefinden aus ihrer Arbeit. Durch Arbeit vollzieht
sich auch soziale Integration. Der Staat ist auf Arbeit hin
konzipiert. Unser Sozialsystem wird über Arbeit finanziert."
Die geläufige Einstellung zur Erwerbsarbeit zu verändern
und andere Verhaltensweisen zu ermöglichen, ist eine
große Aufgabe. Der so genannte "freie Markt",
der Götze der neoliberalen Konservativen, wird das nicht
leisten können. Er kann und will es ja auch gar nicht;
bei seinem strukturellen Defizit an Moral und sozialer Verantwortung.
Gefordert ist die ganze Gestaltungskraft von Politik und Gesellschaft.
Auf die ordnende "sichtbare Hand" des Staates kann
dabei nicht verzichtet werden. Das zu sagen, ist freilich
nicht populär, weil alle Welt die Forderung der Neoliberalen
nach weniger Staat, nach Deregulierung und Eigenverantwortung
im Munde führt. Aber wer denn sonst, wenn nicht die zur
Gestaltung des Gemeinwesens Berufenen, die Politiker und deren
organisatorisches Hilfsmittel Staat, könnte diese Ordnungsaufgabe
erfüllen? Freilich braucht es dafür einen anderen
Staat als bisher: nicht der bürokratische, alles bevormundende
und die Menschen entmündigende, gleichsam autoritäre
Staat ist zukunftsfähig, sondern der den Bürgerinnen
und Bürgern Chancen zur Selbstgestaltung eröffnende
und Voraussetzung dafür schaffende Staat. Das bedeutet,
dass die Politik Räume für die Entfaltung des so
genannten "Dritten Sektors" eröffnen muss.
Der Dritte Sektor, das ist neben dem ersten Sektor der Wirtschaft
und dem zweiten Sektor dem Staat der Bereich der Bürgergesellschaft,
der in Deutschland noch große und weite Entfaltungsmöglichkeiten
für neue Arbeit bietet. Einem entwickelnden Sozialstaat
kommt dabei immer noch und von neuem - jedoch auf andere Weise
als bisher - die wichtige Aufgabe des sozialen Ausgleichs
zu. Das Argument, dass der Sozialstaat "nicht mehr zu
bezahlen sein", ist fadenscheinig und interessengeleitet.
Dazu gäbe es viele Beispiele.
In den letzten Jahrzehnten hat sich in Deutschland ein immenser
Reichtum gebildet. Einige Zahlen dazu: Die Sparguthaben in
Deutschland belaufen sich auf ca. 2,5 Mill. EUR. Es gibt 80
Milliardäre mit einem Gesamtvermögen von knapp 100
Mrd. EUR. Über die durch Steuerflucht mangelnde Kontrolle
und legale Abschreibungen gehen den öffentlichen Haushalten
jährlich ca. 150 Mrd. EUR verloren. Die Rede vom zu teueren
Sozialstaat (und auch vom massenhaften Sozialbetrug) erscheint
da vorsichtig ausgedrückt, nicht ganz redlich. Die Flucht
des Reichtums aus der gesellschaftlichen Verantwortung (Artikel
14 Grundgesetz: "Eigentum verpflichtet") hat erhebliche
Auswirkungen auf die Arbeitsgesellschaft. Wenn sich ein Teil
dieses Reichtums, ohne dass dadurch jemand ärmer würde,
der Allgemeinheit zur Verfügung stellte, könnte
viel neue Arbeit - nicht unbedingt nur Erwerbsarbeit - getan
und bezahlt werden. Nur, wie die Verhältnisse bei uns
sind, wird es nicht leicht sein, die Reichen und das Kapital
in die Pflicht zu nehmen oder anders ausgedrückt, politisch
nicht durchsetzbar ist dafür die Formel.
Die "Krise der Arbeitsgesellschaft" ist nicht eine
konjunkturelle Krise, eine Produktionskrise, eine Krise der
tatsächlich zu teueren Arbeit, sondern eine Krise der
Produktionsverhältnisse, der gesellschaftlichen Steuerung
des Marktes, eine Krise des bisherigen Gesellschaftsvertrages.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Es ist eine Krise des
Denkens, nämlich der gemeinsam getragenen Überzeugungen,
Werte und Normen über die verbindlichen Lebens- und Arbeitsformen.
Der Gesellschaftsvertrag der Nachkriegszeit ist sozusagen
ausgelaufen, seine Grundlagen haben ihre Geltung verloren.
Das traditionelle Wachstum und die Vollbeschäftigung
gibt es nicht mehr. Auch die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung,
sozusagen die Normalbiografie - der Mann arbeitet, die Frau
arbeitet nicht, sondern macht den Haushalt - eine wichtige
Voraussetzung für die frühere Vollbeschäftigung,
ist längst überholt. Im Gegenteil, wir können
es uns gar nicht erlauben, gut ausgebildete Frauen aus dem
Arbeitsmarkt auszugrenzen. Überdies gibt es auch die
national-staatlich souveräne Politik, ein wichtiges Element
des alten Gesellschaftsvertrages, nicht mehr so wie bisher.
Gibt es Alternativen dazu?
Es gibt viele neue Ansätze, viele Versuche, viele Modelle,
vieles ist in der Diskussion und in der Erprobung. Die Umsetzungsfrage
ist natürlich auch eine Machtfrage, denn wer vom jetzigen
System profitiert, hat kein Interesse es zu ändern. Deshalb
ist es wesentlich und wichtig, mit großer Beharrlichkeit
und Anstrengung öffentliche Diskurse einzuleiten und
fortzuführen und damit das einer offenen, demokratischen
Gesellschaft angemessene Mittel - politische Teilnahme anzuwenden,
das Bewusstsein zu schärfen und öffentlichen Druck
- auszuüben.
Nicht nur der Einzelne ist zur Deckung seiner Lebensbedürfnisse
auf Arbeit angewiesen, auch die Gemeinschaft der Menschen,
die nur durch eine feingliedrige Arbeitsteilung ihren kulturelle
Stand erhalten und verbessern kann, braucht den Beitrag der
Arbeit jedes seiner Glieder. So ist Arbeit Pflicht und Recht
zugleich.
Erwerbslosigkeit bedeutet so nicht nur für den Einzelnen
eine schwere Einbuße an materieller Sicherheit wie an
persönlicher Stellung in der Gesellschaft, sondern stellt
zugleich auch einen erheblichen Schaden für das Gemeinwohl
als Ganzes dar und zwar sowohl in materieller als auch in
geistiger Hinsicht.
Recht auf Arbeit als soziales Menschenrecht muss in Anbetracht
seiner besonderen Bedeutung für die Sicherung des Gemeinwohls
in einer allgemeinen Politik im Vergleich zu anderen Staatszielen
eine hohe Priorität genießen. Zum Aufbruch einer
so wichtigen Politik bedarf es freilich sowohl des Zusammenwirkens
aller sozialen Kräfte, der Verbände, der Parteien,
kurz der gesamten Politik als auch einer möglichst genauen
Kenntnis der die Unterbeschäftigung bewirkenden Faktoren.
Arbeitslosigkeitsstrukturen sind nämlich keineswegs immer
identisch und bedürfen jeweils einer genauen Analyse.
Gerade auch für die Randgruppen in unserer Gesellschaft
sind individuelle Maßnahmen zur Gewährleistung
des Rechts auf Arbeit vorzusehen. So müssen stützende
Maßnahmen, wie z. B. auch geschützte Werkstätten
oder durch eigens konzipierte Arbeitsplätze, deren Mehrkosten
dann durch öffentliche Mittel zu bestreiten sind, bei
individuellen Beeinträchtigungen der Arbeitsfähigkeit
die Arbeitsmöglichkeit für den Einzelnen sichern
helfen. Auch die Mittel für die berufliche Rehabilitation
behinderter Menschen dienen letzten Endes dazu, die Arbeitsfähigkeit
dieses Personenkreises zu erhalten bzw. wieder herzustellen.
Es ließen sich noch viele weitere Beispiele benennen.
Entscheidend ist jedoch, dass uns immer wieder bewusst ist,
unsere sozialen Sicherungssysteme beruhen im Wesentlichen
auf Arbeit. Die Stabilität und Verlässlichkeit der
sozialen Sicherungssysteme ist bedroht, wenn die Erwerbsarbeit,
so wie wir es zurzeit erleben, insgesamt zurückgeht und
große Teile der Gesellschaft durch steigende Erwerbslosigkeit
von ihr ausgeschlossen werden.
Je unproduktiver ein Mensch ist, um so weniger ist er noch
einer von uns. Das ist die Wahrheit unserer Art, "human"
zu sein. Sie legt die Grenzen unserer Solidarität fest.
Was soll man mit den unvermittelbaren Erwerbslosen, den unumkehrbar
Alten, den hoffnungslos Leistungsschwachen, den Behinderten
und den Lustlosen machen? Wir rücken sie an den Rand
unseres Solidaritätsspektrums, d. h. keineswegs, dass
wir ihnen jede Unterstützung versagen. Solange die Wirtschaft
nicht kollabiert, es nicht zu einer Neuauflage der "Ausgesteuerten"
kommt, und "human" nicht zu einem Massenphänomen
wird, solange wird auch das Prinzip der Basissolidarität
Wirkung entfalten. Doch das ändert nichts daran, dass
wir uns weigern, uns mit den Unproduktiven zu identifizieren,
ihre Schmach, Wut und Resignation als Teil eines Lebenszusammenhanges
zu begreifen, dem wir selbst angehören.
Entlang der Demarkationslinie von Leistung wird auf diese
Weise eine relativ neue Form der Ausgrenzung etabliert. Mitten
im Sozialstaat entstehen soziale Schichten für die gilt,
dass wir ohne weiteres zu ihnen gehören könnten,
wie im Falle des unspezifisch Erwerbslosen oder einer von
Geburt an, durch Krankheit oder Unfall erworbenen Behinderung
oder eines nicht allzu fernen Tages jedenfalls zu ihnen gehören
werden, wie im Falle der "unproduktiv Alten". Solange
wir aber noch nicht soweit sind, behandeln wir sie, als gehörten
sie nicht zu uns - den Leistungsstarken. Dass sie nicht, wie
"unsereiner" sind, zählt zu den Illusionen,
die das System nährt. Denn es benötigt unsere Selbstausbeutung,
unsere Geld- und Lebensgier, um - man weiß nicht zu
welchem Ende - die weltweite Konzentration von Macht und Reichtum
in immer weniger Hände zu ermöglichen.
Zuerst bleibt festzustellen, dass sich berufliche Rehabilitation
behinderter Jugendlicher und erwachsener Menschen auch vor
dem Hintergrund des bisher gesagten nicht nur bewährt
hat, sondern wesentlicher Teil unserer sozial-staatlichen
Ordnung ist. Berufliche Rehabilitation ist ein Paradebeispiel
für eine moderne, emanzipative Sozialpolitik. Berufliche
Rehabilitation verbindet Leistung mit Gegenleistung, eigene
Anstrengung mit Solidarität, fördern mit fordern.
Und das macht ihren eigentlichen und besonderen Wert aus.
Berufliche Rehabilitation ist das Ergebnis eigener Anstrengungen
und eigener Mühen.
Berufliche Rehabilitation hat sich nicht nur in Zeiten niedriger
Erwerbslosigkeit bewährt, sondern - und dies beweisen
die nach wie vor hohen Eingliederungsquoten - bewährt
sich auch vor dem Hintergrund eines schwierigen Arbeitsmarktes.
Berufliche Rehabilitation hat auch in schwierigen Zeiten Zukunft,
denn sie ist ein zentrales Tätigkeitsfeld in unserem
Sozialstaat. Daran ändert auch die seit langem anhaltende
Diskussion um Kosten und Effizienz nichts. Allerdings müssen
wir uns darüber im Klaren sein, dass berufliche Rehabilitation
nicht nur in einem luftleeren Raum stattfindet, sondern dass
wirtschaftliche, gesellschaftliche und sozialpolitische Einflüsse
Spuren in unserer Arbeit hinterlassen. Dies müssen wir
bei all unserem Tun berücksichtigen und uns immer wieder
darüber klar werden, dass das erste und wichtigste Ziel
die Eingliederung oder Wiedereingliederung in die Arbeit ist.
Die Unternehmen der beruflichen Rehabilitation haben sich
in den letzten Jahren von Einrichtungen zu sozialen Dienstleistungsunternehmen
weiterentwickelt. Diese Entwicklung ist eine fortwährende
(lernendes Unternehmen), da sich die Bedingungen unter denen
diese Aufgaben stattfinden, permanent verändern.
Die große Zahl von positiven Integrationsbemühungen
in die Arbeitswelt ist vor allem darauf zurückzuführen,
dass sich diese Unternehmen den Herausforderungen dieser Veränderungen
gestellt haben und dass die Rehabilitationsträger in
Deutschland, und dies wird durch das Sozialgesetzbuch IX politisch
stark gestützt, die Sinnhaftigkeit beruflicher Rehabilitation
als Voraussetzung für Integration in Arbeit nachhaltig
unterstützen.
Wichtige Voraussetzungen für eine auch zukünftig
erfolgreiche Rehabilitation wird von daher auf der einen Seite
die solidarische Einstellung unserer Gesellschaft zu diesem
Aufgabengebiet sein und andererseits die Bereitschaft der
Unternehmen der beruflichen Rehabilitation, nachhaltig neue
Wege zu beschreiten, Wege von der Prävention bis zur
Integration. Neue Wege bedeutet auch, Weggefährten zu
finden, mit denen wir in Kooperation vielfältige Angebote
und Hilfen entwickeln. Wege, auf denen wir uns auch als aktive
Partner der Wirtschaft verstehen. Berufliche Rehabilitation
ist keine Einzelleistung, sie ist im Erfolgsfall das Zusammenspiel
vieler Fähigkeiten, vieler Ressourcen, vieler Beteiligter.
Dieses Zusammenspiel zu optimieren und zu verbessern, ist
wesentliche Voraussetzung, um das wichtigste Ziel - die Integration
von Menschen mit Behinderung in Arbeit - zu erreichen.
Menschen schöpfen Selbstwertgefühl und Wohlbefinden
aus ihrer Arbeit und durch ihre Arbeit vollzieht sich auch
ihre soziale Integration. Dieser Grundsatz gilt für alle
Menschen, unabhängig davon, ob vollerwerbsfähig,
leistungsgewandelt, behindert oder alt. Wenn dieser Grundsatz
in unserer Gesellschaft gelebt wird, endet auch die Diskussion
und die Ausgrenzung von Randgruppen. Die Tatsache, dass in
unserem Land immer wieder Sonderprogramme für bestimmte
Gruppen aufgelegt werden müssen, zeigt, dass der hohe
Standard, den die Unternehmen der beruflichen Rehabilitation
erreichen und überwiegend erfolgreich auch umsetzen können,
nicht ausreicht, sondern wir uns verstärkt in die politischen
Diskussionen und Auseinandersetzungen einschalten und bei
der Umgestaltung des Sozialstaates aktiv beteiligen müssen.
Jede Gesellschaft hat ihre eigenen Regeln, um mit Fragen
der sozialen Gleichheit umzugehen. Unbestritten dürfte
sein, dass unsere Gesellschaft sich einer Reihe von Regeln
verpflichtet fühlt, die den Aspekt der prinzipiellen
Gleichheit aller Menschen mit Gesichtspunkten der Leistung
einerseits und des Ausgleichs für unverschuldete Nachteile
andererseits in einen engen, normativen Zusammenhang bringt.
Zu sagen, dass alle Menschen gleich sind, bedeutet natürlich
erst dann etwas, wenn man bereit ist anzugeben, welche Unterschiede
keine Ungleichbehandlung rechtfertigen und welche Rechte für
den Einzelnen daraus folgen.
Die gegenwärtige politische Diskussion in Deutschland
und in Europa zeigt einerseits das Bemühen, die sozialstaatlichen
Probleme zu bewältigen, andererseits sind auch Tendenzen
erkennbar, dass ein wichtiges Prinzip unseres Sozialstaates
gefährdet ist - ich nenne es das Prinzip der Basissolidarität.
Gehen wir davon aus - was durchaus nicht realitätsfremd
ist - dass in unserer Gesellschaft die Prinzipien Gleichheit,
Chancengleichheit, Leistung und Basissolidarität normative
Kraft entfalten und institutionell wirksam sind, dann ist
es auch nicht falsch zu sagen, dass unsere Gesellschaft ein
hohes Maß an Gerechtigkeit und Humanität entwickelt
hat, ja so gerecht und human verfährt, wie noch keine
der großen anonymen Gesellschaften vor ihr.
Erkennbare Negativtrends sind Symptome einer tiefsitzenden
Krise oder wenn man will, Krankheit unserer Gesellschaft,
die bei hohem Gerechtigkeits- und Humanitätsniveau sehr
rasch wieder zur rabiaten Form der Ausgrenzung bestimmter
Personengruppen zurückfinden könnte. Der zentrale
Punkt ist - wie sollte es anders sein - ein ökonomischer.
Jede ökonomische Betrachtungsweise muss in erkennbarem
Zusammenhang mit Effizienz, mit erwünschten Effekten
und Ergebnissen stehen. Es scheint, als ob alle Macht von
Interessen sich gegenseitig blockieren und nichts auf schärfere
Ablehnung stößt als unkonventionelle Ideen. Man
könnte auch sagen ein Teufelskreis der Ängste und
immer die anderen sind schuld am Elend.
Resignation ist nicht die einzig mögliche Perspektive.
"Wir brauchen erst Visionen vom Leben, wenn wir Visionen
vom Arbeiten entwickeln sollen", sagte einmal der Industriepfarrer
Heinz Gerhard Koch. Visionen sind gewiss nicht alles, sie
müssen auch praktisch werden, aber ohne Visionen ist
alles nichts. Und überdies: Wir wissen nicht, ob die
Geschichte gut ausgeht, aber solange noch nichts sicher ist,
dass sie schlecht ausgeht, können wir das schlechte Ende
noch verhindern versuchen.
Arbeit produziert Güter, aber auch Persönlichkeit.
DETTLING, W. (1998): Wirtschaftskummerland? Wege aus der Globalisierungsfalle.
München.
EGGERER, R. (1992): 2,7 Mill. Arbeitslose - trotzdem berufliche
Rehabilitation Schwerkörperbehinderter? In: Rehabilitation
31.
GIARINI, O./ LIEDTKE, P.M. (1997): Wie wir arbeiten werden.
Der neue Bericht an den Club of Rome. München
HENGSBACH, F. (1998): Arbeit anders verteilen - eine ökonomische und gesellschaftspolitische kreative Idee. In: GLASER, H./
LINDEMANN, R. (Hrsg.): Arbeit in der Krise. Von der Notwendigkeit
des Umdenkens. Cadolzburg
SCHWANITZ, D. (2002): Bildung. Alles, was man wissen muss.
Eichborn
SPRENGER, R.K. (2000): Aufstand des Individuums. Warum wir
Führung komplett neu denken müssen. Frankfurt am
Main
WICKERT, U. (1995): Das Buch der Tugenden. Ausgewählte
Texte aus Philosophie, Literatur, Recht, Soziologie und Politik.
München