![FRANZ GRAMLINGER](bilder/spez104_fgramlinger_klein.jpg) |
FRANZ
GRAMLINGER (Universität Hamburg)
Vier
zentrale Fragen, die Arbeit und Ergebnisse des
Workshops zu Qualifizierungsnetzwerken
|
(617 kb)
print
|
Den Ausgangspunkt zu Workshop 1 bildeten die folgenden
vier zentralen Fragen, die in dieser Form auch bereits
einige Wochen vor der Fachtagung im Internet unter
http://www.culik.de/cft/themen/ws1.php
einzusehen waren:
1. Welche Faktoren, Bedingungen, Voraussetzungen
müssen auf jeden Fall vorliegen, damit ein
Qualifizierungsnetzwerk wie CULIK eine realistische
und nachhaltige Gelingens-Chance hat?
2. Wie viel Moderation ist notwendig - und wer leistet
die idealer- bzw. realistischer Weise?
3. Wollen Lehrerinnen und Lehrer sich überhaupt
selbst - miteinander - qualifizieren? Warum sollten
sie das wollen?
4. Wie kann eine Qualifizierung in Schulkollegien
organisiert werden - oder: Wie kann sie sich selbst
organisieren und wie kann sich die Sichtweise verändern:
Qualifizierung nicht als Bring-, sondern als Holschuld
zu betrachten?
Auf diese Fragen hin formulierte der als Experte
eingeladene Wissenschaftler Thesen als eine erste Annäherung
an eine gemeinsame Bearbeitung und Beantwortung der
Fragen, die dann auf dem Workshop selbst geleistet
werden sollte; die Thesen wurden ebenfalls online
gestellt - sie finden sich auch im nachfolgenden Beitrag
von Kremer wieder.
Für die beiden Workshoptage wurden die vier Fragen
thematisch in zwei Themenblöcke zusammengefasst:
I. Implementationsvoraussetzungen und Support von
Qualifizierungsnetzwerken (Fragen 1 und 2)
II. Nutzen und (Selbst-)Organisation von Lehrerqualifizierung
(unter der Hypothese, dass sich die Lehrerfortbildung
in der Zukunft ändern wird bzw. ändern
wird müssen) (Fragen 3 und 4)
Zu I. wurde am ersten Workshoptag in kleineren Gruppen
am gemeinsamen begrifflichen Verständnis gearbeitet,
Erfahrungen aus der Arbeit in Netzwerken wurden ausgetauscht
und die in Tabelle 1 zusammengefassten Punkte diskutiert.
Tabelle 1: Zur Implementation von Qualifizierungsnetzwerken
Erst im Anschluss an die Vorstellung und kurze Diskussion
kamen der Input von Kremer und die darauf und auf
die Ausgangsfragen bezogenen Statements aus den Modellversuchen
ANUBA (Strahler und Tiemeyer) und WISLOK (Dilger);
diese Beiträge von wissenschaftlicher Seite und
aus der Modellversuchsarbeit sind im Anschluss dargestellt.
Der zweite (Halb-)Tag war den Fragen zu Nutzen und
(Selbst-)Organisation der Lehrerqualifizierung gewidmet,
obwohl durchaus noch Diskussionsbedarf vom Vortag
bestanden hätte (so konnte die Frage nach der
Moderation in Netzwerken nicht ausreichend behandelt
werden und wird hier auch nicht weiter thematisiert).
Die Frage, ob sich denn Lehrer überhaupt miteinander
und in Selbstorganisation qualifizieren wollen, wurde
von allen Kleingruppen mit Ja beantwortet - mit dem
Zusatz, dass einerseits der Mehrwert erkennbar sein
müsse und andererseits die Organisation unterstützend
wirken bzw. sich zum Teil verändern müsse.
Neben dieser grundsätzlichen Bereitschaft wurde
mehrmals genannt, dass über veränderte Anforderungen
die Notwendigkeit zur Teamarbeit und zum ständigen
Weiterlernen mehr und mehr erkannt werden und dass
die gemeinsame und gegenseitige Qualifizierung ein
sinnvoller und für den Einzelnen bereichernder
Weg sein kann. Dafür sind aber Faktoren wie gutes
Klima, Vertrauen und Offenheit notwendig. Zur Frage,
wie Motivation zur Qualifikation entstehe, wurde Folgendes
besprochen:
· Anerkennung/ Feedback/ Anreizsysteme
· "Nutzen" einer Maßnahme
(für den einzelnen Kollegen oder das Team)
· Lehrer brauchen Teamentwicklung (Teamverträge)
· Beurteilung <-> Beratung (z.B. kollegiale
Supervision)
· Unterrichtsevaluation
· Konkurrenzdruck im Kollegium
Bereits bei der Frage "ob Lehrerqualifikation
selbstorganisiert geschehen könne", aber
auch schon bei der Behandlung der Qualifizierungsnetzwerke
spielten die Lehrerkollegien und v. a. auch die Schulleitungen
eine zentrale Rolle. Das zeigt sich nochmals verstärkt
bei dem Punkt, wie Qualifizierung im Schulkollegium
organisiert werden kann/ soll:
· Übertragung von Verantwortung an
Teams
· Selbstorganisation (Stundenpläne,
Budgets, ...)
· Schulmanagement ist entscheidend
· Transparenz bei Entscheidungen
· fachliche Weiterqualifizierung, wenn akut
notwendig; Organisation durch die Abteilungsleitungen;
Hinzuziehen externer oder interner Experten
· wenn gegenseitige Qualifizierung nur von
"oben" angeordnet wird - ohne Betreuung/
Anleitung - läuft nichts/ kaum/ nur scheinbar
· positive Förderung von Seiten der
Leitung (Beziehungsarbeit und Rahmenbedingung) muss
sein
· gemeinsame Erarbeitung von Unterrichtsmaterialien
(Aufgabenformat, Lernsituationen,
), Unterrichtsplanung,
Austausch von Materialien und Wissen kann auch in
selbstorganisierten Teams erfolgen
Als Ergebnis des Workshops wurde für das Plenum
die in Abbildung 1 dargestellte Matrix "Faktoren
und Bedingungen für Qualifizierungsnetzwerke"
entwickelt:
-
Auf der Ordinate finden sich die vier Gestaltungsdimensionen
aus der Präsentation von Dilger wieder;
-
horizontal sind die Prozessphasen, wie sie in
ANUBA für die Initiierung von Bildungsnetzwerken
entwickelt wurden, adaptiert;
-
schließlich finden sich in die einzelnen
Felder exemplarisch aus den Schlussfolgerungen
der Präsentation von Kremer Bedingungen und
Faktoren eingefügt - als Bestimmungs- und
Entwicklungsraster sind diese Punkte nur beispielhaft
zu verstehen; allerdings lässt sich die überwiegende
Anzahl der oben dargestellten Punkte aus der Arbeit
in den einzelnen Gruppen in dieses Raster einordnen.
Abb. 1: Faktoren und Bedingungen für Qualifizierungsnetzwerke
(mit beispielhaften Inhalten in den Feldern der Matrix)
|