Selbstverständnis der Disziplin Berufs- und Wirtschaftspädagogik
Berufs- und Wirtschaftspädagogik ist eine erziehungswissenschaftliche Disziplin, zu deren Aufgabe die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Voraussetzungen und Bedingungen, Zielen, Möglichkeiten, Realitäten und Wirkungen vorberuflicher Bildung, beruflicher Aus- und Weiterbildung gehören, ebenso wie die Professionalisierung für wissenschaftliche und praktische Tätigkeiten in der beruflichen Bildung.
Zu den Aufgaben wissenschaftlicher Disziplinen gehört es auch, disziplinäre Selbstreflexion zu betreiben, um sich der eigenen wissenschaftstheoretischen Selbstentwürfe, ihrer institutionellen Entwicklung und ihrer disziplinären Identität bewusst zu bleiben. Wissenschaftsforschung, die die Wissenschaft und ihre Institutionen zum Gegenstand hat, lässt sich einerseits als Wissenschaftstheorie bzw. -philosophie und andererseits als Wissenschaftssoziologie sowie in der jeweiligen historischen Perspektive als Wissenschaftsgeschichte betreiben. Damit sind zwei basale Perspektiven der Wissenschaftsforschung gegenübergestellt, ein wissenschaftstheoretischer sowie ideengeschichtlicher Zugang einerseits und ein empirisch-sozialwissenschaftlicher sowie sozialgeschichtlicher Zugriff andererseits.
In der Erforschung der Berufs- und Wirtschaftspädagogik als wissenschaftliche Disziplin lassen sich für beide Zugänge deutliche Defizite lokalisieren.
Zur dominierenden Form der disziplinären Selbstvergewisserung gehört es, die wissenschaftstheoretischen Selbstentwürfe einer Disziplin unter Rückgriff theoriegeschichtlicher und philosophischer Analysen zu bilanzieren. Dieser Aufgabe wurde in der Vergangenheit in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik nur vereinzelt, wenig systematisch und nicht kontinuierlich nachgekommen. So wird die Verflachung des Problembewusstseins in der Disziplin seit vielen Jahren bemängelt.
Gleichzeitig ist von einer disziplinären Krisenanfälligkeit, von Identitätsproblemen und Unsicherheiten im Selbstverständnis der Berufs- und Wirtschaftspädagogik die Rede.
Dies sind Gründe genug, den wissenschaftstheoretischen Diskurs in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik anzustoßen.
Dass hierfür Anlass besteht, wird vor allem auch in den aktuellen Auseinandersetzungen über die Fragwürdigkeit des Berufskonzepts deutlich. Ob mit neu aufkommenden Begriffen wie Employability und Kompetenz die ehemals disziplin- und identitätsbildenden Kategorien Arbeit, Beruf und Bildung an Bedeutung verlieren und ob es überhaupt noch so etwas wie eine Berufsbildungstheorie gäbe bzw. nötig sei, sind Fragen, die an den wissenschaftstheoretischen Grundmauern der Disziplin rütteln. Zudem führt die Konsolidierung außeruniversitärer Berufsbildungsforschung zu Überlegungen, mit welchem wissenschaftstheoretischen und methodologischen Verständnis sich die Disziplin nach außen hin abgrenzt und profiliert. Insbesondere die Modellversuchsforschung in der beruflichen Bildung und die Übernahme wissenschaftlicher Begleitungen durch Vertreter der Disziplin hat unlängst zu dem Vorwurf geführt, die Auftragsforschung gehe auf Kosten der Grundlagenforschung und die Berufs- und Wirtschaftspädagogik degradiere sich zu einer normativen Disziplin.
Mit dieser Ausgabe von bwp@ „Selbstverständnis der Disziplin Berufs- und Wirtschaftspädagogik“ möchten wir die Diskussion um die Identität der Disziplin anstoßen und bereichern.
Wir laden zu Beiträgen ein, die sich mit
- der historischen Entwicklung der Disziplin und ihrem Selbstverständnis,
- wissenschaftstheoretischen und methodologischen Grundlegungen,
- ihren theoretischen und empirischen Gegenständen und Schwerpunkten,
- ihrer Einbindung in die Erziehungswissenschaft und ihrem Verhältnis zu Nachbardisziplinen,
- ihrem Verhältnis zur außeruniversitären Berufsbildungsforschung
- sowie ihrer Zukunft auseinandersetzen.
Interessenten bitten wir, uns spätestens bis zum
30. Januar 2009
ein maximal halbseitiges Abstract (bitte nicht mehr als 200 Wörter!) an ausgabe16 (at) bwpat.de zuzusenden. Bitte verwenden Sie dafür die unter Vorschau ( www.bwpat.de/vorschau ) vorgesehene Vorlage, der wir nicht nur den Titel und die inhaltliche Ausrichtung des geplanten Beitrags entnehmen können, sondern auch Informationen zum/r Autor/in bzw. zu den Autoren.
Wir informieren Sie bis spätestens 16. Februar 2009, ob wir Ihren Beitrag aufnehmen können und wie das weitere Procedere ablaufen wird; die Beiträge selbst erbitten wir bis spätestens 9. April 2009 (ausschließlich unter Verwendung der dafür vorgesehenen Formatvorlage).
Karin Büchter, Martin Kipp & Jens Klusmeyer
(Inhaltlich verantwortliche Herausgeber von bwp@ Nr. 16)
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