Lebenslanges Lernen wird im Wesentlichen selbstorganisiertes Lernen sein müssen, wobei die Selbstorganisation des Lernens spezifische Kompetenzen voraussetzt, die wiederum in Prozessen der Organisation des eigenen Lernens erworben und ausgebildet werden müssen. In welchem Maße jedoch ist es Lernenden möglich, über Ziele und Inhalte von Lernprozessen eigenverantwortlich zu entscheiden, wenn sich ihnen diese doch erst über die Lernprozesse selbst erschließen sollen. Daran anknüpfend wäre zu fragen, wie eine Strategie sukzessiver Beteiligung an curricularen Planungsprozessen jenseits eines letztlich idealistisch-kontrafaktischen Konzepts „vorgeschossener Mündigkeit“ (Habermas) aussehen kann?
Dieser Beitrag setzt sich analytisch mit dem Begriff des selbstständigen Handelns auseinander und versucht in diesem Zusammenhang zu verdeutlichen, dass Selbstständigkeit – sowohl im Handeln als auch im Lernen – eine Fähigkeit ist, die bei den Lernenden nicht vorausgesetzt werden kann, sondern deren Entwicklung systematisch über die Gestaltung von komplexen Lehr-Lern-Arrangements gefördert werden sollte. Bezug nehmend hierauf wird die didaktische Herausforderung für Lehrende entfaltet, komplexe Problemsituationen so zu modellieren und zu sequenzieren, dass die Lernenden die Gelegenheit erhalten, sich mit herausfordernden Lernaufgaben intensiv auseinanderzusetzen, um dadurch die Fähigkeiten des selbstbestimmten Handelns und der Selbstorganisation des Lernens zu erwerben.
Lifelong learning will have to be self-organised learning, for the most part, and self-organised learning requires specific competences which need to be gained and extended in the process of the organisation of one's own learning. However, the question arises of the extent to which it is possible for learners to decide independently about the aims and content of learning processes, when these only become accessible to them through the learning processes themselves. A further question which leads on from that is what a strategy for successive participation in curricular planning processes could look like, beyond an idealistic and counter-factual concept of ‘early maturity' (Habermas).
This paper examines and analyses the concept of independent action and aims to clarify that independence – in both action and in learning – is an ability which cannot be assumed to be present in the learners, but rather that their development should be supported systematically through the design of complex teaching and learning arrangements. The didactic challenge for the teachers is also presented, in terms of modelling and sequencing complex problem situations in such a way that the learners have the opportunity to engage intensively with challenging learning tasks, in order thereby to gain the ability to determine their own action and the self-organisation of their learning.