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bwp @ Spezial 5 | September 2011
Hochschultage Berufliche Bildung 2011
Herausgeber der bwp@ Spezial 5 sind Thomas Bals & Heike Hinrichs

Einzelbeiträge
Herausgeber: Thomas Bals & Heike Hinrichs


Gestaltung und Realisierung von Schülerpraktika im Rahmen des Innovationsprojekts InLab

Beitrag von Marc BEUTNER & Ricarda BADURA (Universität Paderborn & Paul-Spiegel-Berufskolleg, Dorsten)

Abstract

Der Artikel fokussiert die Ausgestaltung von Schülerpraktika, speziell Schülerbetriebspraktika. Es wird das Innovationsprojekt zur individuellen Förderung im Übergangssystem InLab und die zugehörigen drei Arbeitsbereiche des Projekts vorgestellt. Anschließend wird der Fokus auf den Arbeitsbereich 2: „Praxisphasen als Erfahrungs- und Entwicklungsraum“ gelegt. Dabei werden die drei Sichtweisen des Arbeitsbereichs 2 auf sein Hauptthema „Schülerbetriebspraktika“ vorgestellt, die sich mit den Schlagwörtern (a) Organisation, (b) Aufgabenerstellung und (c) Online-Betreuung umschrieben lassen. Daran anknüpfend werden zunächst in Kürze die Sichtweisen (a) und (b) dargelegt bevor abschließend der Hauptfokus auf die Online-Betreuung von Schülerbetriebspraktika mittels weblogs gelegt wird und die dort gemachten Projekterfah-rungen und -ergebnisse vorgestellt werden.

1 Das Innovationsprojekt InLab

Beim Projekt InLab handelt es sich um ein Innovationsprojekt, das durch den Europäischen Sozialfonds und das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert wird und im Bundesprogramm „XENOS – Integration und Vielfalt“ angesiedelt ist. Träger des Projekts ist das Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen. Das Akronym InLab steht für „Individuelle Förderung und selbstgesteuerte Kompetenzentwicklung für multikulturelle Lebens- und Arbeitswelten in der berufsschulischen Grundbildung“. Das Projekt begann am 15. Februar 2009 und befindet sich im letzten Jahr der Arbeits- und Entwicklungszeit, das im Februar 2012 endet. Der Arbeitsschwerpunkt in Inlab liegt in der Bildungsarbeit in Bildungsgängen des sogenannten Übergangssystems an Berufskollegs. Die dabei in InLab fokussierten Problemlagen beziehen sich auf drei wesentliche Bereiche:

„1. den Übergang von allgemeinbildende in berufliche Schulen und weiter in Ausbildung und Beschäftigung
2. die Berufliche Integration junger Erwachsener mit Migrationshintergrund sowie
3. die Ergründung und Nutzung der Potenziale der individuellen Förderung und selbstgesteuerte Kompetenzentwicklung für die Gestaltung des Übergangs in Ausbildung und Arbeit“ (FREHE/ KREMER/ZOYKE 2010, 1).

Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts erfolgt durch das Zentrum für Berufsbildungsforschung „centre for vocational education and training“ (cevet) der Universität Paderborn.

12 Berufskolleg aus NRW arbeiten derzeit im Projekt gemeinsam mit der wissenschaftlichen Begleitung daran prototypische Instrumente und Verfahren zur nachhaltigen individuellen Förderung und selbstgesteuerten Kompetenzentwicklung für multikulturelle Lebens- und Arbeitswelten in der berufsschulischen Grundbildung zu entwickeln. Die Arbeit erfolgt in drei Arbeitsbereichen, denen die Berufskollegs zugeordnet sind. Die drei Arbeitsbereiche

  1. „Übergang von Schule zu Berufskolleg“
  2. „Praxisphasen als Erfahrungs- und Entwicklungsraum“
  3. „Übergang in Berufsausbildung und Arbeit“

konzentrieren sich auf relevante Arbeitsbereiche in den berufsvorbereitenden Bildungsgängen der Berufskollegs. In diesen drei Arbeitsbereichen werden Lösungsansätze resp. Prototypen entwickelt und erprobt, die eine individuelle Kompetenzentwicklung der Jugendlichen ermöglichen (vgl. BEUTNER/ FREHE/ KREMER/ ZOYKE 2009).

Die Zielsetzung von InLab setzt beim Ansatz der individuellen Förderung an. Individuelle Förderung zielt darauf, den einzelnen Lernenden in den Mittelpunkt zu stellen und in den berufsvorbereitenden Bildungsgängen eine Stärkung der Eigenverantwortung und Selbstkompetenz zu erreichen Zudem geht es darum, den Lehrkräften sind geeignete Mittel in die Hand zu geben, dies zu erreichen. Im Projekt InLab sollen derartige abgesicherte Instrumente erarbeitet werden. Darauf aufbauend soll eine bedarfsgerechte Form der Lehrerweiterbildung zur individuellen Förderung im Kontext der Entwicklungs- und Innovationsarbeit etabliert werden (vgl. dazu auch KREMER/ ZOYKE 2008, 179).

Die im Folgenden vorgestellten Ergebnisse sind Resultat der Arbeit des Arbeitsbereiches 2, in dem die Autorin für das Paul-Spiegel-Berufskolleg in Dorsten und der Autor im Rahmen seiner Tätigkeit in der wissenschaftlichen Begleitung involviert sind. Der Fokus des Arbeitsbereiches 2, der nun in den Mittelpunkt gerückt werden soll, liegt auf der Ausgestaltung des Schülerbetriebspraktikums und dessen aktiver Begleitung durch Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen.

2 Das Schülerbetriebspraktikum in InLab

Den Erfahrungen in der betrieblichen Praxis wird immer wieder ein besonderer Stellenwert zugeschrieben. So zeigen etwa FÖRSTER/ KUHNKE/ SKROBANEK 2006 mit Blick auf benachteiligte Jugendliche auf, dass dem Betrieb als Förderort solcher Jugendlichen eine besondere Rolle zufällt (vgl. FÖRSTER/ KUHNKE/ SKROBANEK 2006, 239).

Auch die positiven Erfahrungen aus dem Programm ´Kompetenzen fördern – Berufliche Qualifizierung für Zielgruppen mit besonderem Förderbedarf´, dem sogenannten BQF-Programm (vgl. BUNDESMINISTERIUM FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG 2001) zeigen, dass betriebliche Praktika für die ‚Stabilisierung von benachteiligten Jugendlichen, deren Motivation und Lernleistung Beiträge zu leisten vermögen. Insbesondere beruflicher Orientierung, der im Projekt InLab eine außerordentliche Wichtigkeit zukommt, kann über die Vermittlung von beruflichen und sozialen Erfahrungen durch Schülerbetriebspraktika nachge­kommen werden. Lebens- und Zukunftsperspektiven können stärker in den Fokus gerückt werden und somit ggf. auch ein Beitrag zur Verbesserung der Ausbildungschancen der Praktikumsteilnehmer geleistet werden.

Im Rahmen des Projektes wird das Schülerbetriebspraktikum aus drei verschiedenen Sichtweisen betrachtet, nämlich hinsichtlich der organisatorischen Einbettung, der Aufgabenkonzeption und der Betreuung bzw. genauer der Möglichkeiten einer Online-Betreuung:

 

Abb. 1: Sichtweisen auf das Schülerbetriebspraktikum in InLab

2.1 Projekterfahrungen im Rahmen der Organisation und Einbettung von Schülerbe­triebspraktika

Bezüglich der Organisation und Einbettung von Schülerbetriebspraktika in das schulische Umfeld können sowohl die Praktikaformen als auch die verschiedenen Zeitmodelle der Praktikumseinbindung betrachtet werden.

Bei den Formen der Praktika variiert die Spannweite von Schülerbetriebspraktika von gelenkten bis offenen Varianten (vgl. z.B. BEINKE 1994, 5). In der schulischen Realität sind nach Erfahrungen aus dem Projekt und den beteiligten Berufskollegs mit sowohl gewerblich-technischen als auch kaufmännischen Bildungsgängen deutliche Abstufungen der Gelenkheits- bzw. Offenheitsgrade zwischen verschiedenen Schulen als auch innerhalb einzelner Schulen zwischen deren Bildungsgängen auszumachen. Dabei ist zwischen offenem und gelenktem Impuls zum Praktikum sowie einem offenen und gelenkten Prozess im Rahmen des Praktikums zu differenzieren.

 

Abb. 2:    Impuls- und Prozess Differenzierung nach Gelenktheit und Offenheit

Das solche Überlegungen einen besonderer Stellenwert zukommt, verdeutlicht etwa die folgende Aussage von ANGELA HAHN, die mit Hinweis auf die Steigerung der Qualität im Bildungssystem und den Berufsbildungsbericht 1999, Vollzeitschulen betrachtet und ausführt:

„Die Lenkung von Praktika sollte konzeptionell fundiert in ihren Umsetzungsvarianten erforscht und an die Diskussion neuer Lehr-Lemmethoden angebunden werden. Es stellt sich z. B. die Frage, inwieweit 'Erkundungsprojekte' und 'Leittexte' im Rahmen gelenkter Praktika eine zentrale didaktische Funktion übernehmen können.“ (HAHN 2000, 164)

Sofern der Fokus auf komplett gelenkte Schülerbetriebspraktika gerichtet wird, können gemäß den Erfahrungen aus InLab folgende Merkmale vorliegen:

  • Vorgegebene Themen- und Erfahrungsbereiche
  • Ermöglichen übergreifendes Feedback in der Nachbereitung durch einheitliche Kriterien
  • Unterlagen und Materialien stehen zur Verfügung
  • Schulische Vorbereitung intensiv
  • Schulische Nachbereitung intensiv
  • Instrumentenkatalog
  • Praktikumsplätze werden vorgegeben

Offene Schülerbetriebspraktika sind hingegen tendenziell eher durch folgende Merkmalsstruktur gekennzeichnet:

  • Schülerbezogene Themen- und Erfahrungsbereiche
  • schülerbezogenes Feedback in der Nachbereitung anhand der spezifischen Kriterien
  • Unterlagen und Materialien werden durch Schüler zusammengestellt
  • Vorbereitung durch Schüler
  • Nachbereitung begrenzt
  • Instrumente legen Schüler fest
  • Praktikumsplätze werden von Schülern gesucht.

Hierbei handelt es sich um Extrempunkte der Spannweite von Schülerbetriebspraktika, so dass sich in der Praxis durchaus Merkmalskombinationen oder -ergänzungen ausmachen lassen.

Die Schülerbetriebspraktika können dabei

  • Praktika mit Orientierungscharakter, im Sinne von Schnupperpraktika,
  • Erprobungspraktika, im Sinne der Prüfung einer Eignung für bestimmte Tätigkeiten,
  • Belastungspraktika, im Sinne der Belastbarkeitsprüfung der Teilnehmer, oder auch
  • Integrationspraktika, im Sinne des Ziels der Übernahme in Arbeits- und Ausbildungsver­hältnisse, sein. (Vgl. BEUTNER/ GOCKEL 2011, 2)

Hinsichtlich der organisatorischen Anknüpfung der Praktika stellt sich auch für Schulen die Frage auf welcher Ebene eine Koordination und Durchführung der Praktika erfolgt.

Die unterste und direkteste Ebene der Durchführung erleben dabei sicherlich die Schülerinnen und Schüler, die als Praktikanten sowohl die schulische Betreuung als auch den betrieblichen Alltag erleben. Daneben sind die Lehrkräfte ebenfalls in die Praktikumsdurchführung eingebunden, da sie durch Betreuung (vgl. BEUTNER/ GOCKEL 2010) und Besuche der Praktikumsstellen unmittelbaren Kontakt zu den Praktikanten haben. Zudem wirken sie koordinierend mit. Koordinative Möglichkeiten existieren aber auch auf Bildungsgangebene wo Bildungsgangleiter und Praktikumskoordinatoren, die Durchführung der Praktika unterstützen und  gemeinsame Regelungen und Materialien für alle Praktika im Bildungsgang strukturiert auf den Weg bringen können. Auch auf Schulebene ist eine Koordination durch einen Gesamtkoordinator denk- und umsetzbar, welcher dafür sorgt, dass nicht in jedem Bildungsgang die Grundlagen für Praktika immer wieder neu entwickelt werden müssen sondern auch ein bildungsgangübergreifender Austausch möglich wird.

 

Abb. 3:      Koordinations- und Durchführungsebenen für Schülerbetriebspraktika

Im Rahmen der schulischen bzw. der bildungsgangspezifischen Koordination ist auch die Festlegung eines zeitlichen Organisationsmodells für Schülerbetriebspraktika sinnvoll. Exemplarisch soll an dieser Stelle einmal ein Blockmodell und eine Teilzeitmodell vorgestellt werden, bei dem 40 Praktikumstage zu verplanen sind.

In einem Blockmodell sowie in einem Teilzeitmodell kann durchaus das gleiche Stundenvolumen für Schülerbetriebspraktika abgebildet werden. In beiden Varianten ist es zudem möglich sowohl Besuche der Lehrkräfte an den Praktikumsstandorten sowie eine webbasierte prozessbegleitende Betreuung zu organisieren.

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Abb. 4:  Organisationsbeispiel für Schülerbetriebspraktika nach dem Blockmodell

Jeweils gilt es die Zeiten zu organisieren, zu denen die Schülerinnen und Schüler sich in der Schule (etwa einem Berufskolleg = BK) oder im Betrieb befinden.

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Abb. 5:  Organisationsbeispiel für Schülerbetriebspraktika nach dem Teilzeitmodell

2.2 Projekterfahrungen im Rahmen der Aufgabenorganisation für Schülerbetriebsprak­tika

Hinsichtlich der Aufgabenkonzeption werden im Projekt InLab individualisierten Aufgabenstellungen für Schülerinnen und Schüler erarbeitet, die in Schülerpraktika eingesetzt werden. Dabei wird der Fokus insbesondere auf die mit den Aufgabenstellungen verbundenen Anforderung und ihr didaktische Einbindung gesetzt.

„Ziel ist die Integration von Aufgaben mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, um eine individuelle Anpassung und Abstimmung der Praktika anhand der Bedürfnisse, Potenziale und Möglichkeiten der Lernenden zu generieren.“ (BEUTNER/ GOCKEL 2011, 5)

Im Projekt InLab wird bei den Aufgabenstellungen, die in Schülerbetriebspraktika zum Einsatz kommen zwischen Dokumentationsaufgaben, Analyseaufgaben, Vergleichsaufgaben, Problemlöseaufgaben und Bewertungs- und Reflexionsaufgaben unterschieden, wobei ein zunehmender Schwierigkeitsgrad unterstellt wird.

 

Abb. 6:   Organisationsbeispiel für Schülerbetriebspraktika nach dem Teilzeitmodell

„Dokumentationsaufgaben sind durch einen rein beschreibenden Charakter gekennzeichnet“ (BEUTNER / GOCKEL 2011, S. 5). Im Rahmen solcher Aufgabenstellungen werden in Praktika in der Regel der Praktikumsbetrieb, die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz oder die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen beschrieben. Damit handelt es sich um deskriptive Aufgabenstellungen die unmittelbar an die Erfahrungen vor Ort anknüpfen. Daher ist auch die Schilderung der gewonnenen Eindrücke und Erfahrungen typisch für diese Aufgabenart.

Daneben haben Analyseaufgaben den Zweck, Tätigkeiten, Sachverhalte und damit verbundene Prozesse, etwa Arbeitsabläufe, in Teilaspekte zu zergliedern und deren Zusammenhänge zu erkennen (vgl. BEUTNER/ GOCKEL 2011, 5).

Mittels Vergleichsaufgaben wird der Versuch unternommen, den Lernenden dazu anzuhalten Abwägungen im Rahmen von Gegenüberstellungen vorzunehmen. Dabei können Kriterien zum Einsatz kommen. Anhand vorgegebener oder selbst zu wählender Kriterien sollen die Praktikanten einen Vergleich „von Abläufen, Arbeitsweisen, Zielsetzungen im Unternehmen vorzunehmen“ (BEUTNER/ GOCKEL 2011, 5). Dieser Aufgabentyp setzt daher Kenntnisse der Sachverhalte voraus und knüpft daran an.

„Problemlöseaufgaben stellen die Lernenden vor Herausforderungen, die sie im Rahmen ihres Praktikums zu bewältigen haben und die für sie ein Problem darstellen“ (BEUTNER/ GOCKEL 2011, 5). Ziel solcher Aufgaben ist es, dass die Lernenden die mit der Problem­stellung einhergehenden Herausforderungen im betrieblichen Umfeld lösen sollen. Zu diesem Zwecke gilt es Problemlösestrategien einsetzen und sich am Praktikumsstandort des Betriebes die notwendigen Informationen beschaffen.

Der fünfte Aufgabentyp, die Bewertungs- und Reflexionsaufgaben, legen den Schwerpunkt nicht nur auf die in Praktika regelmäßig eingeforderten Gesamteinschätzungen durch die Lernendenden, sondern fokussieren eigentlich im Sinne InLabs komplexe Sachverhalte und Problemstellungen. Gemeint ist daher eine Problemanalyse, verbunden mit der Suche nach Lösungen sowie die zusätzliche Beurteilung der Sachlage oder der eigenen Position des Lernenden zu einer Situation, einem Problem oder Sachverhalt (vgl. BEUTNER/ GOCKEL 2011, 5).

In der Zusammenschau der Aufgaben, die in InLab zum Einsatz kamen und entwickelt wurden sowie unter Hinzuziehung von frei zugänglichen Praktikumsaufgaben, die von Lehrkräften an berufsbildenden Schulen im Rahmen von Schülerbetriebspraktika gestellt wurden konnten  in InLab bislang 5 Merkmale ausgemacht werden, die im Prozess der Aufgabenerstellung einen Beitrag leisten können, um eine bewusste Schwierigkeitsdifferenzierung vornehmen zu können. Dies sind:

  1. die bewusste Berücksichtigung oder Umgehung von Redundanzen in Aufgabenstellungen,

  2. der Abstraktions- und Formalisierungsgrad in Aufgaben,

  3. die intendierten Ziele und Anforderungen,

  4. der Inhaltbereich der Aufgabenstellungen und der darin gewählte Grad der Nähe zur Lebens- und Erfahrungswelt sowie

  5. die in den Aufgabenstellungen thematisierten Prozesse und Handlungen.

2.3 Projekterfahrungen im Rahmen der Online-Betreuung von Schülerbetriebs­praktika

Der folgende Abschnitt berichtet über erste Erfahrungen mit der Online-Betreuung während der Betriebspraktika der Schüler im einjährigen Berufsgrundschuljahr Sozial- und Gesundheitswesen am Paul-Spiegel-Berufskolleg in Dorsten. Basis bildet das „Blended Mentoring Concept“, das den Notwendigkeiten einer intensiven Betreuung der benachteiligten Jugendlichen im Rahmen ihrer Betriebspraktika nachkommt. In diesem Konzept, das einen Ansatz zur Individualisierung und Intensivierung der schulischen Begleitung der Jugendlichen in der Vorbereitungs-, Durchführungs- und Nachbereitungsphase des betrieblichen Praktikums darstellt (vgl. auch KREMER/ GOCKEL 2009).

Von Besonderer Bedeutung bei der Gestaltung von Schülerbetriebspraktika ist nach KREMER eine Balance zwischen Selbst- und Fremdsteuerung (vgl. KREMER 2007).

Zu Beginn des Schuljahres 2010/2011 wurde in den Klassen der Berufsgrundschuljahre am Paul-Spiegel-Berufskolleg in Dorsten (Berufliche Ausrichtungen: Wirtschaft und Verwaltung, Hauswirtschaft und Ernährung und Sozial- und Gesundheitswesen) eine Schülerbefragung über die bisherige schulische Einbindung in bereits stattgefundene Schülerbetriebspraktika durchgeführt. Diese Befragung ergab, dass sich bereits ein großer Teil der abgebenden Schulen intensiv der Thematik und Problematik der Berufsorientierung widmen. Häufig erfolgt dies in separat angebotenen Arbeitsgemeinschaften und Differenzierungskursen (z.B. AG „Berufsorientierung). Bewerbungstrainings, Vorstellungsgespräche und Selbst- und Fremdeinschätzungen werden nach Angaben der Schüler aber auch in den anderen Unterricht integriert und gefördert. Besonders intensiv erfolge die Betreuung und Auseinandersetzung mit der Thematik in den Zeiträumen der Vor- und Nachbereitung um die Schülerbetriebspraktika. Es werden Stärken- und Schwächenanalysen durchgeführt und die Schüler erstellen zusammen mit den betreuenden Lehrkräften im Laufe der AG’s, Differenzierungskurse und sonstigen Unterrichtsangeboten ihr persönliches Portfolio, auf das die Lehrkräfte zur individuellen Lern- und Zukunftsplanung für ihre Schüler zurückgreifen. Damit signalisieren auch die Schulen ihr Interesse an innovativen Konzepten individualisierter Lernbegleitung und setzen es vielfach erfolgreich um. Jedoch scheint diese intensive Form der Begleitung doch sehr jäh unterbrochen zu werden, wenn die Durchführungsphase der Schülerbetriebspraktika beginnt. Die Einbindung der Lehrkräfte beschränke sich laut Befragung fast flächendeckend auf einen oder mehrere Anrufe im Betrieb und einen oder mehrere Besuche, die der Lehrer vor Ort abstattet.

Auch die eingebundenen Lehrkräfte der genannten Klassen im Berufsgrundschuljahr wurden um eine Beurteilung des bestehenden Praktikumskonzeptes gebeten. Kritisch wurde vor allem betrachtet, dass die Lehrer kaum oder sogar gar keine Einblicke in die betrieblichen Abläufe haben und überhaupt nicht erkennen können, wie die Schüler in diese Abläufe eingebunden werden und wie sie ihre Aufgaben bewältigen. In Problemfällen kommt es sehr häufig erst zu einer verzögerten Kontaktaufnahme die schlichtweg durch die schlechte Erreichbarkeit von Lehrern im Schulalltag begründet sind. Kurz gesagt erscheint das momentan bestehende Konzept veraltet und neuen Gegebenheiten und medialen Möglichkeiten wenig angepasst.

Durch die Einbindung der Schule in das Innovationsprojekt InLab wurde im Berufsgrundschuljahr Sozial- und Gesundheitswesen eine Online-Betreuung der Schüler im Praktikum eingeführt, dem das vom Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik der Universität Paderborn entwickelte Blended-Mentoring Concepts (vgl. KREMER/ GOCKEL 2009) zugrunde gelegt wurde. Dieses an den Mentoringansatz angelehnte Betreuungsmodell soll eine kontinuierliche schulische Begleitung der Schüler in der Vor- und Nachbereitungsphase sowie in der Durchführungsphase des Schülerbetriebspraktikums ermöglichen (vgl. BEUTNER/ GOCKEL 2011).

Die Intention zur Erprobung der Online-Betreuung war insbesondere durch folgende erwartete Vorteile begründet:

  • Schnellere Kommunikationswege
  • Kontinuierlicher Kontakt
  • Orts- & Zeitunabhängigkeit
  • Möglichkeit der spontanen Reaktion für Hinweise und Anregungen
  • Erhöhte Transparenz der Arbeitsabläufe in den Betrieben
  • Stärkere Verzahnung der Arbeit in den Betrieben und den Schulen
  • Stärkung der Medienkompetenz
  • Stärkung der Reflexionsfähigkeit

Didaktisch wurde die Einführung des Konzepts in einen Differenzierungskurs zur Berufsorientierung integriert, der in einem zeitlichen Rahmen von einer Doppelstunde pro Woche angeboten wird und in dem sich die Schüler gezielt mit Zukunfts- und Berufswahlfragen auseinandersetzen.

Grundsätzlich stieß das Angebot einer Online-Betreuung und Kommunikation via Internet auf Interesse, da der Austausch über Emails, insbesondere in Chatrooms heutzutage Gang und Gebe unter den Schülern ist. Jedoch sollte der Blended-Mentoring-Ansatz mehr auf eine Online-Betreuung abzielen, in der jeder einzelne Schüler einen eigenen „Raum“ bekommt, indem er seine Aufzeichnungen zum Praktikum mit kommentierten Beiträgen der Lehrkräfte gebündelt und übersichtlich sammelt und darstellt. Für diesen Zweck bot sich die Einrichtung von sogenannten „weblogs“ an. Die Bezeichnung weblog setzt sich zusammen aus den Begriffen „web“ und „log“. Log kommt von Logbuch und meint eine journalartige Aufzeichnung von Ereignissen. Ein weblog ist eine Webseite, die so konzipiert ist, dass auch Computer-Laien sich relativ schnell mit der Nutzung vertraut machen können (vgl. z.B. BEUTNER/ GOCKEL 2011). Das bedeutet, dass besondere Medienaffinität nicht grundlegend gegeben sein muss, um einen Blog einzurichten und mit Informationen, den sogenannten „posts“ zu speisen, jedoch ist eine Voraussetzung, dass die Schüler flexiblen Zugang zum Internet besitzen. Diese Voraussetzung war jedoch leider nicht allen Schülern gegeben. Da sich die betrachtete Lerngruppe ihre Praktika in Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitswesens absolvieren (Kindertagesstätten, Seniorenzentren, Krankenhäuser, Arztpraxen,…), hatten einige Schüler keine Möglichkeiten einen PC-Arbeitsplatz zu nutzen. Zusätzlich erschwert wurde eine Online-Betreuung, wenn auch im Privathaushalt der Schüler kein PC zur Verfügung stand. Aus diesen Gründen und da es sich hier um eine erste Erprobung des Instruments in diesem Bildungs­gang handelte, konnten die Schüler freiwillig über ihre Teilnahme an der weblog-Gestaltung entscheiden. Alternativ wurde den Schülern in den ersten Durchläufen noch ange­boten, auf das bisherige Modell zurückzugreifen und einen schriftlichen Praktikumsbericht zu verfassen. Wie die folgenden Ausführungen jedoch verdeutlichen werden, zeigte sich dass das Potenzial von Praktikumsberichten keineswegs an das Potenzial der weblogs heranreicht. Die angebotene „Zweigleisigkeit“ erwies sich jedoch in der Organisation und Durchführung des Differenzierungsangebots als aufwendig, da einige Schüler (ca. 1/3) auf die weblog-Betreuung und andere mit Hilfe von anderen Medien auf das Praktikum vorbereitet werden mussten. Hinsichtlich der weblog-Nutzung ergaben sich Fragestellungen, die im Rahmen einiger Unterrichtseinheiten im Differenzierungskurs detailliert geklärt und angesprochen wurden. Die folgende Übersicht stellt die Aspekte schrittweise dar:

Arbeitsschritte /Unterrichtseinheiten

Inhalte

1.      Schritt:
Einrichten der weblogs

Technische Voraussetzungen & Vorüberlegungen, Potenziale der weblogs

2.      Schritt:
Autorenrechte/
Öffentlichkeit

Der betreuende Lehrer wurde von allen Schülern als „Autor“ eingeladen. Damit wurden ihm fast alle Rechte erteilt, die der Schüler selbst auch besitzt. (Bei unsachge­mäßem Umgang und Regelverstoß kann der Lehrer einen Blog sogar löschen). Die Blogs wurden als geschlossene Blogs eingerichtet und wurden somit nur für Autoren und ausgewählte Leser (z.B. Mitschüler) zugänglich gemacht. Die breite Öffentlichkeit wurde ausgeschlossen.

3.      Schritt:
Gestaltung der weblogs

Im Hinblick auf die Gestaltung gab es keine Vorgaben. Die Kreativität der Schüler war gefragt, sich mit den Design-Funktionen auseinanderzusetzen.

4.      Schritt:
Ausdrucksweise/Sprach­lichkeit/Schreibstil

Die Schüler sollen sich im Blog ernsthaft mit ihren Praxiserfahrungen auseinandersetzen und auch kritisch reflektieren. Eine angemessene Fachsprache in einer entsprechenden Ausdrucksweise ist daher wünschenswert. „Chatsprache“ ist zu vermeiden und unangebracht

5.      Schritt:
Häufigkeit/ Regelmäßigkeit der Einträge

Dem Instrument entsprechend sollte der Austausch zwischen dem Schüler und der Lehrerin regelmäßig (durchschnittlich alle 3-4 Tage) erfolgen.

6.      Schritt:
Tabus/ Persönlichkeits­rechte

Persönlichkeitsrechte dürfen nicht verletzt werden. Über eingestellte Videos und Fotos müssen Genehmigungen eingeholt werden (z.B. von den Vorgesetzten in den Einrichtungen)

Abb. 7:  Schrittweises Vorgehen bei der Weblog-Nutzung

Im Abschluss der Vorbereitungen zum Umgang mit den weblogs wurde ein gemeinsamer Vertrag zwischen den Schülern und der Lehrerin ausgehandelt, schriftlich verfasst und von allen Parteien unterschrieben, in dem die Einhaltung oben beschriebener Aspekte festgelegt wurde.

Eine anfängliche Unsicherheit bei den Schülern schlug schnell in rege Begeisterung für die Blogs um, als die Schüler (selbst die weniger medienaffinen) bereits bei der Anmeldung und Registrierung von der einfachen Handhabung der weblogs überzeugt wurden. Es existieren eine Menge Anbieter von Blogs, die teilweise jedoch kostenpflichtig sind. Für den hier beschriebenen Einsatz wurde zunächst ein kostenloser Anbieter gewählt, der auch vollkommen

unkompliziert anzuwenden und in seinen Designfunktionen übersichtlich ist. Diesbezüglich bewiesen die Schüler teilweise großes Geschick mit vielen guten Ideen und kreierten ihre Blogs so unterschiedlich, dass sich schnell ganz unterschiedliche und individuelle weblogs prä­sentieren ließen.

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Abb. 8:  Beispiel aus einem Schüler-Weblog

Im Hinblick auf die inhaltliche Gestaltung der Blogs haben die Schüler bereits noch während der Vorbereitungsphase erste Gedanken, Wünsche und Vorstellungen zum Praktikum gepostet. Alle Einträge werden chronologisch aufgelistet und es geht kein Eintrag verloren oder wird gelöscht, sodass am Ende des Praktikums nochmal auf den ersten Eintrag verwiesen werden konnte und die Schüler zu einem Abgleich der ersten Erwartungen an das Praktikum mit den gesammelten Erfahrungen angeregt werden konnten.

In der ersten Phase der Durchführung des Praktikums wurden die Schüler in einem persönlichen Beitrag der Lehrerin zunächst gebeten, ihre Betriebe vorzustellen (Anzahl und Art der zu betreuenden Personen, Räumliche Gestaltung der Einrichtungen, Leitbilder, Mitarbeiter, ...) und sich mit den angebotenen Ausbildungsmöglichkeiten in den Betrieben inhaltlich genauer auseinanderzusetzen. Nachdem die Schüler diese Aufgaben bearbeitet und in ihren Blog gestellt haben, sollten sie im Anschluss ihre Tätigkeiten und Einsatzbereiche näher erläutern. Zu betonen ist, dass die Schüler im Unterschied zu den Schülern, die eine Praktikumsmappe anfertigten, im Vorfeld keine Auflistung an Aufgabenstellungen erhielten, sondern diese erst mit Beginn des Praktikums von den Lehrer nach und nach in Blogbeiträgen zugesandt wurden. Darin zeigte sich einer der größten Vorteile der zeitnahen Kommunikation: Die Lehrer konnten individuell auf die aktuellen Beiträge der Schüler eingehen. Die Einsatzorte, Geschehnisse und Erlebnisse der Schüler waren so verschieden, dass sich daraus auch sehr unterschiedliche Fragestellungen generieren ließen. Die Unterschiedlichkeit soll kurz an folgendem Beispiel verdeutlicht werden: Zunächst stellte ein Schüler seinen Betrieb (ein Seniorenwohnheim) detailliert und angereichert mit sehr anschaulichem Bildmaterial da und erwähnte, dass die Einrichtung über einen Demenzgarten verfüge. Eine andere Schülerin berichtete, dass sie bereits in den ersten Tagen im Praktikum bei einem Allgemeinmediziner Blutzuckerwerte gemessen hat. Während diese Informationen in einem nachträglich eingereichten Praktikumsbericht weitestgehend unkommentiert und zeitlich vollkommen losgelöst vom Zeitpunkt der gemachten Erfahrungen bleiben, bestand hier die Möglichkeit, auf die ersten gesammelten Eindrücke und Erfahrungen direkt einzugehen. Auch der Schwierigkeitsgrad der Aufgabenstellung konnte dadurch stärker gelenkt und an die individuellen Gegebenheiten und Kenntnisse des Schülers angepasst werden. In beiden Beispielen ergaben sich nun durch den Eintrag die Möglichkeiten, an die Informationen anzuknüpfen und im weiteren Verlauf die Aufgabenstellungen im Schwierigkeitsgrad I (Dokumentationsaufgaben) zu formulieren und z.B. nach dem Aufbau und der Gestaltung des Demenzgarten, bzw. nach den Blutzuckerwerten gesunder Menschen und den Messmethoden zu fragen. Da beide Schüler allerdings auch aus dem Unterricht im berufsbezogenen Lernbereich mehr Kenntnisse mitbrachten, konnte die anknüpfende Aufgabenformulierung bereits als Analyseaufgaben (Schwierigkeitsgrad II) formuliert werden. (z.B.: „Welche Vorteile ergeben sich aus der speziellen Gestaltung des Gartens für dementiell Erkrankte?“, bzw. „Warum müssen Diabetiker regelmäßig ihren Blutzuckergehalt messen?“ Diese sehr einfachen Beispiele sollen verdeutlichen, dass der Blog durch die regelmäßigen Rückmeldungen wesentlich mehr Chancen für den Schüler bietet, sich mit seinem Praktikum und den Tätigkeiten vor Ort auseinanderzusetzen, als es ein Praktikumsbericht leisten kann.

Die Schüler werden angeregt, die Tätigkeiten vor Ort als vollständige Handlungsprozesse zu erfassen, der mit einer Planung beginnt, mit einer anschließenden Durchführung fortgesetzt wird und mit einer abschließenden Reflexion als Grundlage für die nächste Planung endet. Zur Kompetenzförderung und -stärkung ergeben sich auch im Online-Austausch eine Fülle von Ansatzmöglichkeiten:


Kompetenzen/Fähigkeiten

Ansatzmöglichkeiten am Bsp. von Prak­tika in Einrich-tungen des Sozial- und Ge­sundheitswesens

Methodenkompetenzen

Anzuwendende Metho­den/Verfahren/Konzepte

Materialien/Vor- und Nachbereitung

Fachkompetenzen

Fachbegriffe

Detaillierte Ablaufbeschreibungen

Sozialkompetenzen

Umgang Kunden/Vorgesetzten/Mitarbeitern

Selbstreflexionsfähigkeit

Eigene Handlungsschritte kritisch reflek­tieren/ Stärken und Schwächen analy­sieren/Selbstbeurteilung

Abb. 9:  Möglichkeiten für Förderansätze durch die weblog-Nutzung

Und warum kann eine Tätigkeitsbeschreibung oder Vorstellung einer Einrichtung nicht z.B. auch auf Englisch erfolgen, so dass der Blog als fächerübergreifendes Instrument genutzt werden kann? Der Sportlehrer kann den Schüler, der für eine Gruppe von Kindern in einer Kindertagesstätte eine Turnstunde vorbereiten soll, sicherlich besser beraten, als der fachfremde Betreuer. In solchen Fällen kann der Autoren-, bzw. Leserkreis in einem Blog um weitere Personen, z.B. Fachlehrer oder Vorgesetzte und Arbeitskollegen aus dem Betrieb beliebig erweitert werden. Davon ist allerdings ggf. abzuraten, wenn Schüler den Blog nutzen, um dem Lehrer sehr persönliche Dinge mitzuteilen und diesbezüglich Rat erbeten. Somit erwiesen sich die Blogs für einige Schüler auch insofern als vorteilhaft, dass sie die entsprechenden Lehrer schneller kontaktieren konnten und diese wiederum jederzeit über das Wohlergehen der Schüler informiert waren und damit ebenso schneller handeln und wenn notwendig, einschreiten konnten.

Darüber hinaus konnten allerdings noch weitere interessante Veränderungen beobachtet werden. Die sehr freundliche Ansprache der Schüler, der Schreibstil und die offensichtlich großen Bemühungen um ein möglichst schönes und ansprechendes Design ließen vermuten, dass den Schülern das Schreiben der Beiträge und „Füttern“ der Weblogs offensichtlich Spaß bereitete. Sie nahmen ihre Aufgaben ernst, zeigten sich initiativ und große Bereitschaft und präsentierten sich in ihren Blogs sehr pflicht- und selbstbewusst. Von der Lehrkraft kann bei einer Gesamtbeurteilung von wblog-Betreuung somit nicht nur die Zeit- und Ortsunabhängigkeit herangezogen werden, die dafür spricht, dass das sehr praktikable und gut handhabbare Betreuungsinstrument großes Potenzial zur Praktikumsbetreuung birgt. Denn besonders positiv hervorzuheben ist, dass man als betreuende Lehrkraft wesentlich mehr von seinen Schülern in ihrer Rolle als Praktikanten und Erfahrungssammler mit all den damit verbundenen Eindrücken und Emotionen erfuhr als dies üblicher Weise der Fall ist. Durch den zeitnahen Austausch darüber wurde das eher distanzierte Schüler-Lehrer-Verhältnis etwas auf­gebrochen. Die Lehrkräfte waren selbst noch als „Laie“ im Blog unterwegs und konnte von den Schülern viel lernen, außerdem reagierten die Schüler sehr positiv auf wertschätzend formulierte Rückmeldungen der Lehrer. Betrachtet man einige Blogs. So könnte der Eindruck entstehen, dass die Rückmeldungen einen motivationalen Charakter oder auch „positiven Verstärker“ für die Schüler besitzen, fortzufahren, weiterzumachen und „dabei zu bleiben“. Wenn man rückblickend betrachtet, dass die Schülerinnen ihr Praktikum vor dem Projekt InLab weitestgehend kommentarlos und unreflektiert absolviert haben, zeigt sich auch hier wieder eine Stärke des Instruments. Wo sich jedoch Stärken zeigen, liegen auch Schwächen verborgen. Diese zeigten sich in der Zeit, die für Online-Betreuung aufgewendet wird. So wurde von Beginn an bereits deutlich, dass die Sprachlichkeit und Rechtschreibung bei einigen Schülern eine Schwachstelle war. Zu berücksichtigen sei hier, dass die Erfahrungen mit Praktikumsberichten teilweise allerdings ähnlich sind und auch hier Kontrollzeiten für die Berichte anfallen. Dieses Problem scheint also losgelöst davon, ob es sich um eine Online- oder Offline-Betreuung handelt. Eine weitere Schwachstelle ergab sich aus der Tatsache, dass einigen Schülern kein PC (weder im Betrieb, noch Privat) zur Verfügung stand, um das Angebot der Online-Betreuung ebenfalls wahrzunehmen. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Problem durch die Schnelligkeit, mit der moderne Medien zur Zeit die Haushalte erobern, gelöst wird, denn die Nutzung dieser Medien stößt bei den Schülern auf großes Interesse und dieses Potenzial sollte nicht verkannt werden.

3 Ausblicke

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Ansatzpunkt zur Schülerpraktikumsbetreuung, die im Projekt InLab konzipiert wurden auf reges Interesse und einen breiten Einsatz bei der Lehrerschaft stoßen. Inzwischen setzen auch verschiedene berufsbildende Schulen, die nicht an InLab beteiligt sind die organisatorischen, aufgabenstellungsbezogenen und vor allem die die Online-Betreuungs-Ansätze über das Blended-Mentoring ein.

Beim ersten Kontakt mit dem BMC kam es unter den Lehrkräften zunächst zu skeptischen Äußerungen und Einschätzungen hinsichtlich des Arbeitsaufwands und der Fähigkeiten der Zielgruppe. Jedoch stellte sich in allen Umsetzungen bislang heraus, dass die Schülerinnen und Schüler mit dem Medium weblog weit weniger Probleme haben, als die Lehrkräfte vermuten und zum Teil ihren Lehrern unterstützend zur Seite stehen.

Hinsichtlich der Anforderungen im Bereich der weblogs-Einbindung ist es sinnvoll die Transparenz weiter auszubauen und verstärkt den Personenkreis zu erweitern, Rückmeldungen zu den Weblogs geben können. So wäre es sinnvoll die Praktikumsbetriebe stärker einzubinden, so dass auch direkte Praxisrückmeldungen erleichtert werden. Dies geschieht an verschiedenen Standorten bereits und zeigt gute Erfolge. Damit kann eine bessere Verzahnung zwischen der Schule und dem Betrieb auch in vollzeitschulischen Bildungsgängen gelingt, was auch positive Effekte außerhalb des eigentlichen Praktikums hervorruft.

Ein weiterer Punkt der künftig eine Herausforderung darstellt, ist die Übertragung des Konzepts in andere Bildungsgänge der Schule und die Nutzung schulorganisatorischer Synergien durch gemeinsame Aufgabenpools, Betriebsdatenbanken und Basisdokumente.

Zudem wird durchaus darüber nachgedacht das Blended Mentoring Concept auch lösgelöst von Praxisphasen als individuelles Förderinstrument (z.B. als Grundlage für regelmäßige Förder- und Entwicklungsgespräche) in Bildungsgängen einzusetzen.

Zusammengefasst zeigt der Arbeitsbereich 2 des Projekts Inlab eine Fülle von Möglichkeiten auf, die eine Praktikumsgestaltung erleichtern und zeigt in der Praxis erfreulicher Erfolge.

Literatur

BEINKE, L. (1994): Aktivierende Lehrmethoden für einen Berufswahlunterricht im Schullandheim. Hamburg, Gießen.

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Online: http://groups.uni-pader­born.de/cevet/cevetblog/wp-content/uploads/2010/06/infolab-i_26_10_09_web1.pdf  (24.01.2011).


Zitieren dieses Beitrages

BEUTNER, M./ BADURA, R. (2011): Gestaltung und Realisierung von Schülerpraktika im Rahmen des Innovationsprojekts InLab. In: bwp@ Spezial 5 – Hochschultage Berufliche Bildung 2011, Einzelbeitrag aus Workshop 05, 1-17. Online: http://www.bwpat.de/ht2011/eb/beutner_badura_ws05-ht2011.pdf (26-09-2011).



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