bwp@ Spezial 21 - September 2024

Trilaterales Doktorand:innen-Seminar der Wirtschaftspädagogik Köln, Paderborn und des BIBB - Einblicke in Forschungsarbeiten

Hrsg.: H.-Hugo Kremer & Nicole Naeve-Stoß

Editorial: Trilaterales Doktorand:innen-Seminar der Wirtschaftspädagogik Köln, Paderborn und des BIBB – Einblicke in Forschungsarbeiten

Beitrag von H.-Hugo Kremer & Nicole Naeve-Stoß

Editorial zu bwp@ Spezial 21:
Trilaterales Doktorand:innen-Seminar der Wirtschaftspädagogik Köln, Paderborn und des BIBB –
Einblicke in Forschungsarbeiten

Unter der Leitidee „eigene Gedanken zu explizieren, sich mit anderen auszutauschen, wissenschaftliche Diskurse zu führen sowie sich standortübergreifend zu vernetzen“ treffen sich seit nunmehr sechs Jahren die Wissenschaftler:innen der Wirtschaftspädagogik der Universität Paderborn, der Universität zu Köln und des Bundesinstituts für Berufsbildung (Bonn). Im Zentrum dieses jährlich stattfindenden standortübergreifenden Zusammenkommens stehen ganz bewusst die Jungwissenschaftler:innen mit den Forschungsfragen, die sie bewegen und mit den Projekten, in die sie eingebunden sind. Mit dem trilateralen Doktorand:innen-Seminar soll für diesen Personenkreis ein inspirierender Raum zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung zur Berufsbildungsforschung geschaffen werden und dies sowohl impulsgebend-initiierend als auch reflexiv-dokumentierend. Die Jungwissenschaftler:innen sind eingeladen, eigene Themen einzubringen und sich dabei kritisch-reflexiv mit den Perspektiven anderer Standorte und Forschungskulturen auseinanderzusetzen, um so eigene Ansätze, theoretische Bezugspunkte, Überzeugungen und Herangehensweisen mit denen anderer zu konfrontieren, zu hinterfragen und die eigene Position zu schärfen.

Das trilaterale Doktorand:innenseminar wird seit 2018 einmal jährlich durchgeführt und jeweils von Jungwissenschaftler:innen in einem standortübergreifenden Team inhaltlich und methodisch geplant und von den Vertreter:innen aus dem gastgebenden Standort organisatorisch vorbereitet. Dabei kommen auch Momente nicht zu kurz, die dazu beitragen, dass sich die Wissenschaftler:innen miteinander vernetzen, dass allgemeinere Fragestellungen identifiziert werden, die die Standorte übergreifend bewegen und dass sich so die drei Standorte enger miteinander verbindenden. Das fünfte trilaterale Doktorand:innen-Seminar, auf das sich auch die Beiträge in diesem bwp@-Spezial beziehen, konnte beispielsweise mit einer Podiumsdiskussion zu den „Wegen aus der Krise und Reaktion der Berufsbildung – Beiträge der Berufsbildungsforschung“ abgeschlossen werden.

Mit dieser Spezial-Ausgabe von bwp@ freuen wir uns nun auch stellvertretend für unsere Kolleg:innen aus den drei Standorten Beitragsangebote aus dem fünften trilateralen Doktorandenseminar zur Diskussion zu stellen, das an der Universität Paderborn im Jahr 2022 durchgeführt wurde. Insgesamt haben wir sieben Beiträge versammelt, die ein breites thematisches Spektrum aufweisen:

Desiree Daniel-Söltenfuß (Universität Paderborn) differenziert in ihrem Beitrag „Innovativer Transfer oder Transfer von Innovationen? Transfer im Kontext der Entwicklung von Berufsbildungsinnovationen am Beispiel des InnoVET-Programms“ mögliche Gestaltungsformen von Transfer aus und diskutiert auf dieser Basis bisherige Erkenntnisse im InnoVET-Programm. Im Anschluss daran stellt sie Überlegungen zu einer Weiterentwicklung der bestehenden Modelle vor, wobei sie insbesondere die Perspektive transfergebender Akteur:innen aufnimmt.

Nina-Madeleine Peitz und Hubert Ertl (Bundesinstitut für Berufsbildung) stellen in ihrem Beitrag „Begleitforschung ´mal anders – Transferorientierte Gestaltung von Innovationsprogrammen durch die integrative Vernetzung von Forschung und Praxis“ erste Ergebnisse aus der Begleitforschung zum InnoVET Programm dar. In dem Beitrag werden auf der Basis von Best-Practice-Beispielen aus der InnoVET-Forschung Merkmale berufsbildungspolitischer Förderprogramme und deren Auswirkungen auf die Forschungsarbeit betrachtet.

Der Beitrag „Digitale Validierung – Pandemielösung oder Potenzialformat?“ von Anja Schlöglmann und Katrin Rasch (Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk (FBH) an der Universität zu Köln) fokussiert auf eine forschungsmethodische Fragestellung, die aus der veränderten Vorgehensweise zur Datenerhebung während der Corona-Pandemie im InnoVET-Projekt LBT Forward resultierte. Die Autorinnen beschreiben und reflektieren auf der Basis einer Skizze des Projekts das gewählte Vorgehen zur Datenerhebung über Interviews und ihre Herangehensweise bei der kommunikativen Validierung.

Daniel Hagemeier (Universität Paderborn) thematisiert in seinem Beitrag „Governance im Berufsbildungssystem – Zur Gestaltung der Governance zwischen Kommunen und Akteuren beruflicher Bildung in kommunalen Bildungslandschaften“ die Fragestellung, wie und unter welchen Bedingungen die Governance im Berufsbildungssystem innerhalb einer kommunalen Bildungslandschaft zwischen einer Kommune als koordinierendem Akteur und den Akteuren der beruflichen Bildung gestaltet wird. Auf der Grundlage eines theoretischen Referenzrahmens wird eine Fallstudie in einem nordrhein-westfälischen Landkreis dargestellt, um darauf aufbauend Folgen für die Governance beruflicher Bildung zu diskutieren.

Laura Getz (Universität Paderborn & Bundesinstitut für Berufsbildung) nimmt mit dem Thema „Die Bedeutung sozialer Medien für die Praxis der Berufsbildungsforschung“ grundlegende Veränderungen in der Lebenswelt und Arbeitswelt von Berufsbildungsforscher:innen auf. Es wird dabei der Frage nachgegangen, inwieweit soziale Medien Bestandteil des wissenschaftlichen Alltags von Berufsbildungsforschenden sind. Die Autorin stellt ausgewählte Ergebnisse ihrer Feldforschung und Interviewstudie vor, die durch teilnehmende Beobachtung u. a. auf den Social-Media-Plattformen Twitter und ResearchGate und halbstrukturierte Interviews mit Berufsbildungsforschenden gewonnen wurden.

Unter dem Titel „Wieso, weshalb, warum – Fachkulturen und -praktiken mit der Unterstützung von studentischen Culture Fellows entdecken“ stellen Eileen Brandt und Sabrina Schmöckel (Universität Paderborn) einen innovativen Ansatz aus einem Forschungsprogramm zur Hochschulentwicklung vor. Der Ansatz der Culture Fellows zielt darauf ab, dass Studierende und Lehrende gemeinsam die impliziten Fachpraktiken und damit zusammenhängende Herausforderungen und Irritationsmomente beobachten und entdecken und auf dieser Basis die Interaktion und Kommunikation zwischen Lernenden und Lehrenden stärken und Hürden abbauen. Die beiden Autorinnen erläutern auf der Basis eines Überblicks über das Ausbildungsprogramm für Culture Fellows fachspezifische Einsatzmöglichkeiten in den Wirtschaftswissenschaften/Wirtschaftspädagogik und der Psychologie.

Im Zentrum des Beitrags „Weiterbildung als Co-Kreation – Kollegiale Interaktionsräume im Kontext eines Forschungs- und Entwicklungsprojektes zu Selbstinszenierung im Übergang Schule-Beruf“ von Heike Kundisch und Franziska Otto (Universität Paderborn) steht der Qualifizierungsbedarf des Bildungspersonals mit Fokus auf den Zugang über Selbstinszenierungspraktiken zu einer stärkenorientierten und auf Selbstbestimmung ausgerichteten Bildungsarbeit im Übergang von Schule-Beruf. Hierzu wird zunächst ein Rahmenkonzept zum Prozess der Rezeption und Produktion multimodaler Selbstinszenierungsformate vorgestellt und anschließend der Qualifizierungsbedarf im Rahmen einer Kollegialen Weiterbildung für Bildungsganggestalter:innen der Ausbildungsvorbereitung adressiert.

Die Beiträge lassen sehr eindrucksvoll die vielfältigen und unterschiedlichen Zugänge in den zugrundeliegenden Forschungs- und Entwicklungsarbeiten erkennen und verdeutlichen damit auch das Potenzial für einen anregenden und inspirierenden Austausch im Rahmen des trilateralen Doktorand:innen-Seminars.

Wir bedanken uns bei den Autor:innen für ihre Beiträge auf dem trilateralen Doktorand:innen-Seminar und die intensiven Diskussionen und dafür, dass sie ihre Beiträge für dieses bwp@-Spezial verschriftlich haben. Den Leser:innen wünschen wir eine interessante Lektüre mit wertvollen Einblicken in die Forschungsarbeiten.

H.-Hugo Kremer und Nicole Naeve-Stoß
(Herausgeber:innen des bwp@-Spezial 21)

 

 

Zitieren des Beitrags

Kremer, H.-H. & Naeve-Stoß, N. (2024). Editorial zum bwp@ Spezial 21. In H.-H. Kremer & N. Naeve-Stoß (Hrsg.), bwp@ Spezial 21: Trilaterales Doktorandenseminar der Wirtschaftspädagogik Köln, Paderborn und des BIBB – Einblicke in Forschungsarbeiten (S. 1–3). https://www.bwpat.de/spezial21/editorial_spezial21.pdf