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bwp @ Spezial 5 | September 2011
Hochschultage Berufliche Bildung 2011
Herausgeber der bwp@ Spezial 5 sind Thomas Bals & Heike Hinrichs

WS01 - Die erste Schwelle
Herausgeber: Tobias Brändle

Titel:
Übergänge im Bildungssytem - Brüche oder Brücken? Die Rolle der Berufsschule im Prozess des Lebenslangen Lernens


Editorial zu Workshop 01: Die erste Schwelle

Die Thematik der diesjährigen 16. Hochschultage Berufliche Bildung zielte auf eine Auseinandersetzung mit der Frage nach den Übergängen in der Berufsbildung ab. In diesem Kontext stand auch der Workshop 01 „Die erste Schwelle“, welcher von Martin Schmitz (Berufskolleg der Stadt Rheine) und mir geleitet wurde. Mit einer Gesamtzahl von zwölf ReferentInnen, die sich auf sieben Impulsreferate verteilten, wurde der Übergang an der ersten Schwelle, von der Schule in die Berufliche Bildung, aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, die im folgenden kurz umrissen werden und mehrheitlich auch im Spezial 5 der bwp@ publiziert sind.

Nach einer Begrüßung und Einführung durch die Workshopleiter, gaben Elisabeth M. Krekel und Daniela Rohrbach-Schmidt vom Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn den ersten Impuls in Form eines Referates. Die beiden Referentinnen fokussierten dabei die zur Beschreibung des Übergangs an der ersten Schwelle zur Verfügung stehenden Daten und zeigten das Potenzial amtlicher Statistiken und Daten des BIBB entlang verschiedener Fragestellungen auf. Besonders deutlich wurden auf diese Weise der Zusammenhang von Ausbildungs- und Beschäftigungssystem sowie die an der ersten Schwelle wirksamen Einflussfaktoren.

Im zweiten Impulsreferat „Chancen bildungsbenachteiligter Jugendlicher: Übergangsverläufe in der Schweiz und in Deutschland“ zeigten Nora Gaupp (DJI), Boris Geier (DJI) und Sandra Hupka-Brunner (TREE) aus international vergleichender Perspektive Ähnlichkeiten und Unterschiede in den Bildungsverläufen von benachteiligten Jugendlichen auf. Der Vergleich zwischen den beiden Ländern zeigt unter anderem auf, dass die Bewältigung der ersten Schwelle in Deutschland länger als in der Schweiz dauert und zudem von den regionalen Arbeitsmarktbedingungen abhängig ist, während in der Schweiz kein Einfluss der regionalen Jugendarbeitslosigkeit festgestellt werden konnte.

Mit dem dritten Referat „Berufsvorbereitende Bildungsgänge - Weiterqualifizierung oder Warteschleife?“ stellten Sylvia Müller (Universität Münster) und ich die Ergebnisse eines Forschungsprojekts vor, in welchem leitfadengestützte Interviews mit Schülerinnen und Schülern des Übergangssystems geführt wurden. Hier wurde hervorgehoben, dass die Jugendlichen die Bildungsgänge im Übergangssystem oftmals nicht gezielt auswählen und bei der Bewältigung der ersten Schwelle Praktika und soziale Netzwerke eine zentrale Rolle einnehmen.

Daran anschließend fokussierte Marc Thielen (Universität Frankfurt) in seinem Impulsreferat „Kurzfristige (Re-) Integration – Nachhaltige Wirkung? Eine Verbleibsuntersuchung zum ‚Gestreckten Berufsvorbereitungsjahr‘“ ein Bildungsangebot des Freistaats Sachsens, das durch die Verlängerung des Berufsvorbereitungsjahres die Übergangschancen benachteiligter Jugendlicher zu verbessern. Besonders deutlich wurde dabei, dass Übergangsrisiken trotz des zeitlichen Ausbaus der Berufsvorbereitung bestehen bleiben und einige Schülerinnen und Schüler nach dem Abschluss des Bildungsangebots nochmals eine ähnliche Maßnahme durchlaufen.

Zu Beginn des zweiten Workshoptages stellten Alena Berg und Stefan E. Hößl (Universität Gießen) erste Ergebnisse des DFG-Forschungsprojekts „Sozial benachteiligte Jugendliche in pädagogischen Fördermaßnahmen am Übergang Schule-Beruf“ vor. In diesem Referat wurden die Biografien der befragten Jugendlichen dargestellt und herausgearbeitet, welche Faktoren Einfluss auf den Erfolg an der ersten Schwelle haben.

Darauf fokussierte Martin Schmitz (Berufskolleg der Stadt Rheine) die schulische Praxis. Er zeigte entlang von Fallbeispielen, wie Jugendliche in die verschiedenen Bildungsangeboten gelangen, welche Steuerungsmöglichkeiten der Berufsschule zukommen und wie die unterschiedlichen Bildungsgänge ausgestaltet sind. Dabei wies er auch auf die Herausforderungen des Umgangs mit dem hohen Grad an Unterschieden zwischen den Schülerinnen und Schülern hin und verdeutlichte auf diese Weise auch die Anforderungen, mit die Lehrerinnen und Lehrer konfrontiert sind.

Zum Abschluss des Workshops stellte Markus Kiss (DIHK) „Potentiale nutzen – Übergänge verbessern“ aus einer überbetrieblichen Perspektive dar, wie verschiedene Maßnahmen seitens der Betriebe eingeschätzt werden. Dabei zeigte er entlang verschiedener statistischer Daten zunächst die Entwicklungen an der ersten Schwelle auf und wies am Ende des Vortrags auf verschiedene Lösungsansätze zur Sicherung des Fachkräftebedarfs, wie  beispielsweise die Erhöhung der Ausbildungsreife und die frühzeitige Rekrutierung von Nachwuchs, hin.

Der Workshop umfasste damit verschiedene Perspektiven, die sich wechselseitig ergänzten. Dies zeigte auch in den Diskussionen, die intensiv und unter reger Beteiligung des Publikums nach jedem Referat geführt wurden. Auf diese Weise konnten innerhalb der zwei Tage des Workshops nicht nur anregende Ideen gewonnen, sondern auch neue Netzwerke geknüpft werden.

Voraussetzung für diesen rundum gelungenen Workshop waren nicht nur die einzelnen Beiträge der ReferentInnen, sondern auch eine herausragend organisierte Gesamtveranstaltung, für die an dieser Stelle nochmals dem gesamten Organisationsteam, insbesondere Heike Hinrichs, gedankt werden soll. 


Hochschultage Berufliche Bildung 2011 - Web page

http://www.hochschultage-2011.de/