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bwp @ Spezial 5 | September 2011
Hochschultage Berufliche Bildung 2011
Herausgeber der bwp@ Spezial 5 sind Thomas Bals & Heike Hinrichs

WS09 - Nachhaltigkeit
Herausgeber: Stephan Stomporowski & Heinrich Meyer


Titel:
Lernmethoden und Lernmaterialien in ernährungsbezogenen Bereichen der beruflichen Vorbereitung und Ausbildung


Das Informationsportal „Ökolandbau.de“: Unterrichtsmaterialien für die berufliche Bildung

Beitrag von Wilfried HENKE (aid infodienst, Bonn)

Abstract

Der ökologische Landbau hat sich weltweit zu einer etablierten Form der Landbewirtschaftung entwickelt. Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher erhöhen durch ihre Kaufentscheidungen kontinuierlich die Nachfrage nach Bioprodukten. Daher wird es auch in Deutschland zunehmend wichtiger, in den Unterricht der beruflichen Schulen für ernährungswirtschaftliche, agrarwirtschaftliche Berufe und auch in den Unterricht der allgemein bildenden Schulen die Grundlagen, Prinzipien und Verfahren der ökologischen Lebensmittelproduktion zu integrieren Im Folgenden finden Sie einen groben Überblick über die vom aid im Auftrag des Bundesprogramms Ökologischer Landbau erstellten Unterrichtsmaterialien. Eine Vielzahl von Informationstexten zu den Grundlagen des ökologischen Anbaus und der Verarbeitung ökologischer Rohstoffe erleichtern die Wissensvermittlung, methodisch-didaktische Hinweise helfen dabei, Unterrichtseinheiten entsprechend den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Die fast zu jedem Thema verfügbaren Arbeitsblätter können zur Lernerfolgskontrolle eingesetzt werden, Lernwebs und Videomaterial sorgen für einen abwechslungsreichen Unterricht. Vorschläge zur Gestaltung von außerschulischen Lerneinheiten und Projekte runden das Angebot ab. Die Materialien werden seit mehreren Jahren sowohl in Berufs- und Fachschulen als auch in allgemein bildenden Schulen erfolgreich eingesetzt. Dafür sprechen die große Zahl von monatlich zirka 4.000 Downloads verschiedener Dateien und das Feedback der Lehrkräfte, das einen hohen Realitätsbezug, eine große Praxistauglichkeit und die notwendige Flexibilität für die Einbindung in den Schulalltag bescheinigt.

1 Kostenlose Materialsammlung im Internet für agrar- und ernährungswirtschaftliche Berufs- und Fachschulen

Wer auf der Suche nach Unterrichtsmaterialien und -ideen zum Thema Ökolandbau ist, findet unter http://schule.oekolandbau.de kostenlos umfangreiche Informationen für allgemein bildende Schulen sowie für agrarwirtschaftliche und ernährungswirtschaftliche Berufs- und Fachschulen (Abb. 1). Tabelle 1 zeigt, für welche Themenbereiche Unterrichtsmaterialien vorliegen. Der Zugang dazu kann sowohl über so genannte Module (Themenbereiche) als auch über die Auswahl der Materialart erfolgen. Methodisch-didaktische Hinweise, Hintergrundinformationen, Foliensätze, Präsentationen, Arbeitsblätter und Lösungen bieten ein breites Spektrum, um das Thema Ökolandbau in den Unterricht zu integrieren. Die herunterladbaren Dokumente stehen meist als pdf-Datei zur Verfügung.

1.1 Grundlagen

Leitgedanke im ökologischen Landbau ist das Wirtschaften im Einklang mit der Natur. Natürliche Lebensprozesse werden gefördert und Stoffkreisläufe weitgehend geschlossen. Der Landwirt koppelt Pflanzenbau und Tierhaltung. Durch den Anbau verschiedenster Kulturarten und die Anpassung der Tierhaltung und -zucht an Standort und Hofverhältnisse trägt er zu einem dynamischen Gleichgewicht im Ökosystem bei. Informationen zu den Kreislaufsystemen in der Natur liegen unter „Grundlagen zum Ökolandbau“ vor und lassen sich mit Arbeitsblättern erarbeiten. Über interaktive Tests können die Schülerinnen und Schüler ermitteln, wie nahe sie/ihr Be trieb dem Ökolandbau stehen/steht. Materialien zur Entwicklung des ökologischen Landbaus, zu Rechtsvorschriften und Richtlinien der Anbauverbände ermöglichen einen umfassenderen Überblick. Ein Lexikon mit Fachbegriffen rundet den Bereich Grundlagen des Ökolandbaus ab.

1.2 Betriebsbesichtigungen

Betriebsbesichtigungen sind eine wertvolle Ergänzung zum Unterricht an der Schule. Sie dienen nicht nur der Information der Schülerinnen und Schüler über den Ablauf der Produktion vor Ort, sondern ermöglichen zusätzlich eine Kontaktaufnahme und Kontaktpflege zwischen den beiden Lernorten Schule und Betrieb. Darüber hinaus können die Betriebsleiter wichtige Tipps zur Umstellung auf „Bio“ geben. Im Öko-Schul-Portal stehen Unterlagen zum Thema Betriebsbesichtigung kostenlos zum Herunterladen bereit. Der passende Bio-Betrieb in der Nähe lässt sich über Internetlinks und Adressen finden. Zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Besichtigungen stehen methodisch-didaktische Hinweise und Checklisten zur Verfügung. Ausgearbeitete Materialien sind im Internet zu folgenden Betrieben zu finden:

  • Bio-Metzgerei, Bio-Molkerei, ökologisch
  • arbeitende Mälzerei und Brauerei, ökologisch
  • arbeitender Fruchtsaftbetrieb,
  • ökologisch arbeitender Bäckereibetrieb,
  • ökologisch arbeitender Großverbraucherbetrieb,
  • Bio-Mühle, Öko-Weinbaubetrieb,
  • Öko-Landwirtschaftsbetrieb, ökologisch
  • wirtschaftender Obstbaubetrieb.

1.3 Tierhaltung

Der Umgang mit Tieren hat im ökologischen Landbau besondere Bedeutung im Hinblick auf artgerechte Haltungsformen, Fragen ökologisch geeigneter Zuchtverfahren, die Anwendung homöopathischer Mittel und Methoden zur Tiergesundheit sowie die Besonderheiten der Fütterung mit ökologisch erzeugten Futtermitteln. Ausgehend von den Richtlinien zur ökologischen Tierhaltung sowie der Herkunft und dem (natürlichen) Verhalten des Tieres, stellt das Portal praxisübliche Haltungssysteme im Bereich der ökologischen Rinder-, Schweine- und Hühnerhaltung vor und bewertet sie. Die Möglichkeiten zur Fütterung von Rindern, Schweinen und Hühnern im ökologischen Landbau nehmen einen breiten Raum ein. Außerdem behandeln die Unter lagen Fragen des Tiertransportes.

1.4 Pflanzenproduktion

Der Boden ist das Kernstück in jedem landwirtschaftlichen Betrieb. Da eine Vermehrung des Bodens nicht möglich ist, gilt es seine Fruchtbarkeit zu fördern und zu bewahren. Fruchtfolgegestaltung und organische Düngung nehmen hier eine dominierende Stellung ein. Die Maßnahmen des vorbeugenden Pflanzenschutzes sind vielfältig und werden in den Informationsmaterialien für verschiedene Kulturen vorgestellt. Sollte das Unkraut auf dem Acker trotz allem überhand nehmen, bietet die Bildergalerie im Öko-Schul-Portal eine Übersicht über mechanische Bekämpfungsmaßnahmen. Die Erläuterungen zur Wirkungs- und Funktionsweise der verschiedenen Geräte ermöglichen einen guten Vergleich. Präsentationen zu Krankheiten und Schädlingen im Gemüse- und Obstbau vervollständigen das Thema Pflanzenproduktion. Die Bestimmung von Schaderregern und eine Schadbildanalyse werden durch Arbeitsblätter ergänzt. Zur Übung oder zur Lernzielkontrolle kann ein Schadbildquiz dienen.

1.5 Rohstoffe

Die Qualität der Rohstoffe ist in der biologischen Verarbeitung von Lebensmitteln besonders wichtig. Da das Thema Rohstoffe in den meisten Lehrbüchern bereits umfassend beschrieben ist und für Lehrkräfte aufbereitet zur Verfügung steht, gehen die Informationsmaterialien nur auf das Besondere von Bio-Produkten im Unterschied zu herkömmlichen Zutaten ein. Beispielsweise genehmigen die verschiedenen Ökoverbände nicht alle deklarationspflichtigen und kennzeichnungsfreien Zusatzstoffe bei der Verarbeitung. Die Materialien zeigen, welcher Ökoverband welche Zusatzstoffe erlaubt. Da zum Beispiel in der Wurstproduktion Nitritpökelsalz zur Verzögerung des Ranzigwerdens bei einigen Bio-Verbänden nicht erlaubt ist, setzt der ökologisch arbeitende Fleischer Rosmarinextrakt bei der Rohwurstherstellung ein.

1.6 Produktionstechnik

Bio-Betriebe haben durch die rechtlichen Vorgaben der EG-Öko-Verordnung eine Reihe von Vorschriften und Bestimmungen zu beachten. Gehören sie einem der anerkannten Bio-Anbauverbände an, kommen weitere Vorschriften hinzu. Bei Kontrollen in Mischbetrieben liegt das besondere Augenmerk unter anderem auf getrennten Produktionschargen, separater Lagerung der Rohstoffe, Vorsorge vor Kontamination mit nicht zugelassenen Stoffen beim Transport und Schädlingsbekämpfung. Im Gegensatz zum konventionellen Betrieb hat der Biobetrieb bei der Rezeptgestaltung keine vollkommene Freiheit. An diesem Punkt greifen ebenfalls die Bestimmungen der EG-Öko-Verordnung und der Bio-Anbauverbände. Bei der Herstellung von Bio-Orangensaft untersagen zum Beispiel die Bio-Anbauverbände Bioland und Demeter die Verwendung von Konzentraten.

1.7 Recht und Kontrolle

Wo „Öko“ drauf steht, ist auch „Öko“ drin! Damit dies zutrifft, muss eine Reihe von gesetzlichen Vorgaben erfüllt sein, die eigene Kontrollorgane überwachen. Am Ende der Prozesskette stehen Gütezeichen und Qualitätssicherungssysteme, auf die sich der Verbraucher verlassen kann. Das Portal informiert Schülerinnen und Schüler über System und Ablauf der Bio-Kontrollen. Themen sind gesetzliche und verbandsrechtliche Grundlagen, Mindestanforderungen, die Durchführung von Kontrollen und die Etikettierung. Mit Hilfe eines Lernwebs, einer interaktiven html-Anwendung, können die Schülerinnen und Schüler ihr Wissen zum Thema Kennzeichnung von Öko-Produkten selbst erarbeiten.

1.8 Betriebswirtschaft

Die Wirtschaftlichkeit des ökologischen Landbaus entscheidet über die Existenz- und Entwicklungsfähigkeit dieser Betriebsform. Systematische Buchführungsauswertungen geben Auskunft über Einkommensniveau und -entwicklung typischer Betriebe. Ausführliche Unterlagen beschäftigen sich mit Kalkulationsmethoden und -ergebnissen einer Vielzahl ökologischer Produktionsverfahren. Da Einzelergebnisse wegen der starken Vernetzung der Betriebsstrukturen im ökologischen Landbau nur begrenzt aussagefähig sind, wurden Rechenmodelle im Excel-Format für den gesamten Betrieb entwickelt.

1.9 Speisenzubereitung

Grundlegendes zum Einkauf, zum ökologischen Warenkorb und zu seinen regionalen Bezugsquellen sowie zur Nutzung von Saisonkalendern lassen sich im Bereich Hauswirtschaft/Ernährung erarbeiten. Zur Vorbereitung und Zubereitung von Biolebensmitteln sind Informationen nötig, die auf Öko-Kärtchen gesammelt werden. Bevorratungs- und Haltbarmachungsmöglichkeiten von Bio-Produkten werden ebenfalls vorgestellt, erprobt und beurteilt.

1.10 Marketing

Erfolgreiches Vermarkten setzt Marketing voraus. Die Definition und Marketinginstrumente erklären die Materialien ausführlich. Eine Übersicht hinsichtlich der Distributionspolitik (Vermarktungswege) und Hinweise zur Direktvermarktung (Auflistung der Rechtsvorschriften) geben Hilfestellungen zur konkreten Handlungsumsetzung. Die Präsentation des Bio-Sortimentes sollte das Konzept des eigenen Betriebs widerspiegeln. Dabei müssen Produktpräsentation, Warenplatzierung und Regalbestückung die Kunden direkt ansprechen. Verschiedene Modelle der Warenpräsentation sind in diesem Modul ebenfalls Thema.

1.11 Verkaufsargumentation

Die Verkaufsargumentation ist im Lebensmitteleinzelhandel besonders wichtig, da hier die individuelle Betreuung des Kunden im Vordergrund steht. Grundlage der Argumentation ist das Beherrschen der Fachsprache des ökologischen Landbaus. Wichtige Begriffe sollen die Schülerinnen und Schüler zunächst über eine Internetrecherche und andere Informationsquellen erarbeiten. Auch die wichtigsten Verkaufsargumente für Bio-Produkte müssen bekannt sein. Wie ein Verkaufsgespräch aussehen könnte, erfahren die Schülerinnen und Schüler in Videofallstudien in animierter Grafik. Anhand von Rollenspielen zur Beratung und zum Verkauf von Produkten aus ökologischem Landbau lernen sie kundengerechtes Verhalten. Dabei geht es auch um Gestik, Mimik, Körpersprache, bis hin zur Reklamationsbehandlung.

2 Kostenlose Materialsammlung im Internet für allgemein bildende Schulen (Sekundarstufe I und II)

Der aid infodienst hat im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau ebenso umfangreiche Informationsmaterialien zum Ökolandbau für allgemein bildende Schulen erstellt. Die Materialien umfassen mehr ca. 100 Lerneinheiten mit insgesamt ca. 700 Seiten als thematisch geordnete Arbeitsblätter und Lehrerhandreichungen für alle Schulstufen. Hinzu kommen Vorschläge für Projekte und außerschulische Lernorte, interaktive Online-Lerneinheiten, ein Online-Quiz und viele weitere nützliche und interessante Angebote. Die Themen der Projekte und Unterrichtseinheiten sind abwechslungsreich gestaltet und bieten Stoff für einen handlungsorientierten Unterricht.

2.1 Informationen für Konsumenten von Morgen

Als die mündigen und kritischen Konsumenten von morgen müssen Kinder und Jugendliche über Nahrungsmittel und ihre Erzeugung Bescheid wissen. Ernährung und Genuss beeinflussen Gesundheit, Natur und Umwelt, den Arbeitsmarkt und nicht zuletzt die Lebensgrundlagen der Menschheit. Die Kompetenzen für den Umgang mit diesem prägenden Aspekt unserer Lebensstile können am besten bereits in der Schule vermittelt werden.

2.2 Einsatzfelder

In den Fächern Biologie, Geographie, Chemie, Sozialkunde, Hauswirtschaft und Deutsch sind die Informationen gut entweder komplett oder ausschnittsweise einsetzbar. Schülerinnen und Schüler der höheren Klassenstufen vertiefen das Grundwissen zum Ökolandbau durch chemische Experimente, Textanalysen, Interviews und Online-Recherchen. Ein Projekt für die Sekundarstufe I und eine Unterrichtseinheit für die Sekundarstufe II werden nachfolgend beispielhaft vorgestellt.

2.3 Die Mischung macht’s – Projektvorschlag für die Sekundarstufe I

Alkopops werden bei Jugendlichen immer attraktiver und verführen zu einer versteckten Aufnahme von Alkohol. Selbst entwickelte alkoholfreie Drinks stellen eine sinnvolle und gesunde Alternative dar und haben die Chance einen Kultstatus innerhalb der Jugendgruppe zu erreichen. Im Projekt „Die Mischung macht’s“ kreieren Schüler ihr eigenes „Kultgetränk“ mit gesunden Zutaten aus ökologischem Anbau. Mixgetränke selbst entwickeln Die Schüler entwickeln Mixgetränke aus verschiedenen Früchten und Kräutern der Saison, Gewürzen, Süßungsmitteln, Mineralwasser. Dabei sollen sie die Grundprinzipien der ökologischen Lebensmittelherstellung beachten. Beispielsweise dürfen keine künstlichen und naturidentischen Aromen oder Lebensmittelfarben enthalten sein. Die Zutaten für die Mixgetränke stammen möglichst aus ökologischer Erzeugung. An schließend bewerben die Schüler ihre Drinks und bieten sie in der Schule an.

Bezug zum Ökolandbau

Zur Vorbereitung auf das Projekt „Die Mischung macht’s“ empfiehlt sich eine kurze Einführung in die Besonderheiten des Ökolandbaus. Hierfür steht im Öko-Schul-Portal umfangreiches Material zum Grundwissen Ökolandbau zur Verfügung. Die Schüler lernen beispielsweise, warum beim Ökolandbau die Kreislaufwirtschaft so wichtig ist, wie die Öko-Lebensmittel verarbeitet, gekennzeichnet und kontrolliert werden und welche Verbote es bei der ökologischen Lebensmittelproduktion gibt.

Sinnesschulung und Förderung der Kreativität

In dem vorgestellten Projekt ergeben sich vielfältige Aufgabenbereiche mit unterschiedlichen Lernzielen. Vor allem die Kreativität lässt sich durch die Zusammenstellung eines eigenen Getränkes und des dazugehörigen Marketingkonzeptes fördern. Nach der Rezeptentwicklung müssen die Schüler die notwendigen Zutaten aus ökologischem Anbau einkaufen. Dabei lernen sie das saisonale Angebot verschiedener Lebensmittel sowie die Kennzeichnung von Öko-Produkten kennen. Spannend wird es bei der Herstellung der Mixgetränke. Hier gilt es verschiedene Zutaten so auszuwählen und zu kombinieren, dass ein visuell an sprechendes, gut schmeckendes Produkt entsteht. Die Schüler sollen zunächst durch Ausprobieren und Experimentieren ein Gefühl für Geruch, Geschmack und Aussehen der Grundstoffe entwickeln.

Zeitbedarf und Anbindung an andere Unterrichtseinheiten

Für die Durchführung dieses Projektes sollte man zwei Tage einplanen. Stehen mehr Tage zur Verfügung, wie zum Beispiel während einer Projektwoche, können weitere Unterrichtseinheiten aus dem Öko-Schul-Portal angebunden werden. Zum Thema passen die Unterrichtseinheiten „Ökologische Lebensmittelverarbeitung“, „Lebensmittelqualität im ökologischen Landbau“, „Öko-Lebensmittel auf kurzen Wegen“, „Unerwünschte Stoffe in Lebensmitteln“ oder „Vermarktung von Öko-Produkten“. Viele Ideen für einen spannenden Unterricht warten auf ihre originelle Umsetzung.

2.4 Essen in der Risikogesellschaft – Unterrichtseinheit für die Sekundarstufe II

Von allen Bereichen der Nahrungsversorgung können bestimmte gesundheitliche Gefahren für den Menschen ausgehen. Diese entstehen auf direktem Wege durch die Nahrungsmittel selbst und auf indirektem Wege, zum Beispiel durch Emissionen, die aus der Landwirtschaft, der Lebensmittelverarbeitung, der Transporte oder der Abfallbeseitigung stammen. Zunehmend geht die Angst vor Risiken durch Zusatzstoffe, Schadstoffe oder Rückstände in Lebensmitteln um. Diese Angst wird auch durch die Medien geschürt.

Meldungen und Meinungen

Ein erster Zugang zu der komplexen Thematik kann über eine Zusammenstellung verschiedener Pressemitteilungen erfolgen. Die Schüler lesen die Kurzmitteilungen, formulieren in wenigen Stichworten ein eigenes Statement und tauschen sich darüber in kleinen Gruppen aus. Die Schüler werden so für Risiken und für die Kontrollmöglichkeiten im Bereich der Produktion von Lebensmitteln sensibilisiert.

Mindmapping

Der Ökolandbau bietet im Dschungel der Nahrungsversorgung eine Möglichkeit, gesundheitliche Risiken zu minimieren. Die Schüler lernen praktikable Handlungsalternativen als Beitrag zur Entwicklung eines bewussten Konsumentenverhaltens kennen. Mit Hilfe einer Mindmap lassen sich die Ideen, Gedanken und Sachverhalte zum Thema übersichtlich darstellen. Neben den kognitiven werden auch kreative, gestalterische Fähigkeiten genutzt und gefördert.

2.5 Online-Lerneinheiten

Die Online-Lerneinheiten stellen Fachmaterialien, Ressourcen, Aufgaben und Beschreibungen zu einem Themenkomplex zur Verfügung. Mit Hilfe des Internets sollen die Schülerinnen und Schüler zum jeweiligen Themenkomplex weiterführende Informationen recherchieren und bewerten. Ein Teil der Arbeitsaufträge ist für eine direkte Bearbeitung im Netz vorgesehen, weitere Aufgaben eignen sich zur Präsentation als Referat oder Facharbeit und können anschließend ins Internet gestellt werden. Die praktischen Aufgabenstellungen eignen sich gut für gruppenorientierte Projekt- beziehungsweise Kursarbeiten, die Ergebnisse und Befunde lassen sich via E-Mail mit anderen Schulen austauschen.

Lerneinheit 1: Gewässerschutz und Ökolandbau

Das Thema der Online-Lerneinheit soll Aufmerksamkeit wecken für die Zusammenhänge zwischen landwirtschaftlicher Nutzung, der Gefahr von Gewässerbelastungen und der Notwendigkeit des Wasserschutzes. Die Lerneinheit stellt hierzu Informationen bereit, mit besonderem Augenmerk auf die Bedeutung des ökologischen Landbaus beim Wasserschutz. Zusätzlich gibt sie Anregungen für die Durchführung von Fließgewässeruntersuchungen. Grundlagen für die Recherchen sind die Internetadressen des Bundesumweltministeriums, des Umweltbundesamtes sowie des Verbraucherministeriums. Fachtexte zur Problematik von Düngemitteln und die Belastung von Gewässern bieten weiteres Informationspotenzial.

Lerneinheit 2: Ökolandbau und Gentechnik

An Chancen und Risiken der Grünen Gentechnik scheiden sich die Geister. Die kommerzielle Nutzung schreitet weltweit voran. Verbraucher sollten sich deshalb der gesundheitlichen Gefahren bewusst sein. In dieser Lerneinheit gehen die Schüler der Grünen Gentechnik auf den Grund. Im Internet suchen sie Pro- und Kontra-Argumente, die sie anschließend tabellarisch zusammenfassen. Als Zeitungsreporter schreiben sie Artikel zur schleichenden gentechnischen Kontamination der Nahrungskette. Außerdem suchen sie Antworten, warum die Öko-Verbände Gentechnik ablehnen. Die aktuelle Problematik der Grünen Gentechnik kann in den Fächern Biologie, Ethik und Deutsch erarbeitet werden.

Lerneinheit 3: Ernährungsökologie

Das Vertrauen in die Sicherheit und Qualität unserer Lebensmittel wurde in den letzten Jahren durch die BSE-Krise, die Maul- und Klauenseuche, Hormone und Antibiotika im Fleisch sowie Salmonellen und Dioxine in Geflügelfleisch und Eiern beeinträchtigt. Die Schüler recherchieren anhand der angegebenen Internetadressen und Literatur die Aufgaben. Beispiel: Inwiefern kann der ökologische Landbau mit seinen Erzeugnissen zu einer nachhaltigen Ernährung beitragen? Die Ergebnisse tragen die Schüler in die zugehörigen Arbeitsblätter ein. Die zu entwickelnden Kompetenzbereiche umfassen das Selbststudium von Fachtexten, das Recherchieren von Informationen aus verschiedenen Medien, das Herausbilden einer eigenen Meinung und die Präsentation der Arbeitsergebnisse im Internet oder in der Schülerzeitung. Die Lehrkräfte können sich mit Hilfe von Lehrerhandreichungen auf diese Form der Unterrichtsgestaltung vorbereiten.

2.6 Online-Quiz

Nach dem Kennen lernen der Prinzipien und der Bedeutung des Ökolandbaus können die Schülerinnen und Schüler ihr erlerntes Wissen im Netz testen. In zwei Schwierigkeitsstufen geht es darum, die Welt zu retten. Der Comic bietet noch einmal die Möglichkeit, das Thema nachhaltige Ernährung Revue passieren zu lassen.

3 Zusammenfassung

Der Ökologische Landbau

… ist vor der Tür erlebbar (Sammeln von Primärerfahrungen durch Riechen, Sehen, Schmecken und Fühlen).

 … ist auf Aufgabenstellungen im Unterricht übertragbar.

 … stellt einen Bezug her zwischen der eigenen Alltagserfahrung,
dem neuen Wissen und der Handlungskompetenz.

 … fördert die Freude am Lernen.

 ... setzt den Ursprung von Lebensmitteln, ihre Verarbeitung und die eigene Ernährung in einen Kontext.

 … zeigt Wege zu reflektiertem Konsumbewusstsein auf.

 … erschließt Wirklichkeitszusammenhänge (ökologische Kreisläufe und nachhaltiges Handeln).

Die vorgestellten Materialien tragen im Wesentlichen dazu bei, das die Lehrerin/der Lehrer den Themenkomplex “Ökolandbau“ mit seinen vielschichtigen gesellschaftlichen Facetten sowohl einfach und als auch nachhaltig im Unterricht bei den Schülerinnen und Schülern verankern kann. Die Materialien sind für alle Schulformen geeignet und können unter der Internetadresse www.schule.oekolandbau.de kostenlos herunter geladen werden


Zitieren dieses Beitrages

HENKE, W. (2011): Das Informationsportal „Ökolandbau.de“: Unterrichtsmaterialien für die berufliche Bildung. In: bwp@ Spezial 5 – Hochschultage Berufliche Bildung 2011, Workshop 09, hrsg. v. STOMPOROWSKI, S./ MEYER, H., 1-9. Online: http://www.bwpat.de/ht2011/ws09/henke_ws09-ht2011.pdf (26-09-2011).



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