bwp@ Spezial PH-AT2 - April 2023

Diversität in der Berufsbildung in Österreich, Deutschland und der Schweiz – Perspektiven aus Forschung, Entwicklung und Bildungspraxis

Hrsg.: Sabine Albert, Karin Heinrichs, Ingrid Hotarek & Sabine Zenz

Editorial

Beitrag von Sabine Albert, Karin Heinrichs, Ingrid Hotarek & Sabine Zenz

Editorial zur zweiten bwp@ Spezialausgabe PH-AT:
Diversität in der Berufsbildung in Österreich, Deutschland und der Schweiz – Perspektiven aus Forschung, Entwicklung und Bildungspraxis

Über 200 Forschende und auch Lehrkräfte und Vertreter*innen der Bildungspraxis aus der D-A-CH-Region trafen sich im Januar 2022 virtuell auf dem 2. Symposium „Diversität in der Berufsbildung – Forschung – Entwicklung – Praxis“. Das online-Format ermöglichte Einblicke und Austausch zu Ergebnissen der Berufsbildungsforschung, getragen durch ein geteiltes Interesse an Fragen, Theorien und empirischen Befunden zu heterogenen Lernausgangslagen in der Berufsbildung, zu systembedingten Exklusionsrisiken, zur didaktischen Gestaltung von inklusiven Lehr-Lern-Settings sowie zu Anforderungen der Lehrpersonen insbesondere mit Blick auf pädagogische Diagnostik, individuelle Förderung und Beratung. Die Impulse aus dem Zusammentreffen werden als zweite Ausgabe bwp@spezial PH-AT2 veröffentlicht. So wird es den Vortragenden des 2. Symposiums zu Diversität in der Berufsbildung 2022 – wie bereits den Vortragenden des 1. Symposiums 2019 – ermöglicht, ihre Tagungsbeiträge zu verschriftlichen und zugänglich zu machen. Es gilt ein herzlicher Dank den Herausgeber*innen der Zeitschrift bwp@ für die Unterstützung, eine solche Veröffentlichungstradition im Nachgang der Tagungen der Arbeitseinheit 5 zu etablieren.

Die Anforderungen bezüglich Diversität, Förderung der Individualität, Erkennen und Eingehen auf unterschiedliche Bedürfnisse und Begabungen sind heute sowohl in der Alltagsgesellschaft als auch in der beruflichen Bildung normativ festgelegt. Die Balance von beruflicher Teilhabe und Chancengleichheit sowie der Sicherung und Ausbildung von Fachkräften ist eine gesellschaftliche Herausforderung und in der Berufsbildung besonders präsent. So zeigt sich, dass es Personengruppen gibt, deren Berufs- und Bildungsbiografien verstärkt von Brüchen und Dropouts durchzogen sind und die in beruflichen Übergängen besonderer Unterstützung bedürfen, deren Teilhabe am Arbeitsmarkt über die Lebensspanne gefährdet ist und auch strukturelle Rahmenbedingungen zu Ungleichheiten und vor allem Ungerechtigkeiten führen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Frage nach dem angemessenen Umgang mit Diversität in der Bildungspraxis, -politik und -forschung im nationalen und internationalen Kontext intensiv diskutiert wird. Auch aus Sicht der Lehrkräfte stellen sich besondere didaktisch-methodische Herausforderungen im Umgang mit Lernenden unterschiedlicher individueller Lernvoraussetzungen und sozial-ökonomischer oder kultureller Hintergründe.

Organisiert wurde das 2. Symposium von der wissenschaftlichen Arbeitseinheit 5 zu Lernen und Lehren in der Berufsbildung unter dem Aspekt von Diversität. Die Arbeitseinheiten der Berufspädagogik wurden in Österreich etabliert, um insbesondere PH-übergreifende Kooperationen und Austausch zu verschiedenen Themen der Berufsbildungsforschung zu stärken. Die Berufsbildungsforschung in Österreich, insbesondere an den Pädagogischen Hochschulen, hat sich in den letzten Jahren sichtbar entwickelt und auch die internationale und nationale Vernetzung zugenommen.

Ziel der Herausgeberinnen dieser Ausgabe ist es deshalb auch, vielfältige Perspektiven und Beitragsformen zuzulassen: von differenzierten Analysen empirischer Daten oder Interventions- und Evaluationsstudien über curriculare und didaktische Neuerungen bis zur systematischen Reflexion ausgewählter Fallstudien oder der Entwicklung von Evaluations- und Messinstrumenten.

Die Autor*innen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz geben in den hier versammelten Beiträgen Einblicke in vielfältige Arbeiten der Berufsbildungsforschung, die verschiedene Ziele verfolgen und auch den unterschiedlichen Fortschritt der Forschung repräsentieren. In der Keynote reanalysierte Dr. Mario Steiner vom Institut für Höhere Studien (IHS) Daten des österreichischen Bildungssystems, insbesondere mit Blick auf Diversität und Homogenisierungstendenzen. Die weiteren Beiträge beschäftigen sich mit heterogenen (Lern-)Ausgangslagen und deren Bedeutung in der Bildungs- und Berufsbiografie (Teil 1), curricularen und didaktischen Antworten auf heterogene Ausgangslagen in der Berufsausbildung (Teil 2) sowie im Übergang Schule – Beruf (Teil 3) und mit Anforderungen an professionelles Handeln von Lehrpersonen im Umgang mit heterogenen Ausgangslagen in der Berufsbildung (Teil 4).

Wir danken an dieser Stelle herzlich allen Autor*innen für ihre Ausführungen und wünschen den Leser*innen eine interessante Lektüre und anregende Impulse.

Sabine Albert, Karin Heinrichs, Ingrid Hotarek und Sabine Zenz
(Herausgeberinnen des bwp@ Spezial PH-AT2)

 

Zitieren des Beitrags

Albert, S./Heinrichs, K./Hotarek, I./Zenz, S. (20203): Editorial zum bwp@ Spezial PH-AT2: Diversität in der Berufsbildung in Österreich, Deutschland und der Schweiz – Perspektiven aus Forschung, Entwicklung und Bildungspraxis, hrsg. v. Albert, S./Heinrichs, K./Hotarek, I./ Zenz, S., 1-2. Online:
https://www.bwpat.de/spezial-ph-at2/editorial_bwpat-ph-at2.pdf (19.04.2023).