Wirtschaftspädagogik in Österreich 2019

Standardisierte Testungen ökonomischen Wissens (vgl. z. B. Walstad/Rebeck/Butters 2013; Rumpold 2018b) weisen wiederholt auf eine starke Heterogenität im Verständnis von ökonomischen Sachver­halten der Bevölkerung hin. Wie Birke/Seeber (2011a) betonen, birgt diese Testung jedoch einen er­heblichen Nachteil: Sie lässt keinerlei Rückschlüsse auf Unterschiede im ökonomischen Denken oder unterschiedliche Vorstellungen zu. Genau diese Einblicke können aber wesentliche Impulse für die Verbesserung ökonomischer Bildung liefern.

Vorliegende Untersuchungen von Vorstellungen aus dem Bereich der ökonomischen Bildung (vgl. z. B. Davies/Lundholm 2012; Aprea 2015; Ignell/Davies/Lundholm 2017) haben gemein, dass zu­meist Vorstellungen von ausgewählten, komplexen ökonomischen Phänomenen untersucht wurden. Vorstellungen von grundlegenden Inhalten und Zusammenhängen waren bislang nur in geringerem Umfang Gegenstand der Forschung.

Um diese Forschungslücke zu adressieren, wurde eine qualitative Untersuchung am Beispiel der gymnasialen Oberstufe in Österreich durchgeführt. Durch die Ausgestaltung als phänomenographi­sche Untersuchung nach Marton/Booth (1997) wurden Interviews geführt und von Schüler/inne/n geäußerte Gesprächsinhalte kategorisiert und zu Konzepten verdichtet. Ziel dieses Beitrags ist es, einerseits das Potenzial der gewählten Vorgehensweise hervorzuheben. Andererseits wird basierend auf 45 Interviews ein Einblick in die Vorstellungswelt der heranwachsenden Generation gegeben. In der Auswahl der Ergebnisse werden insbesondere Rollenvorstellungen in Bezug auf wirtschaftliche Akteur/inn/e/n in den Blick genommen.