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bwp@ Spezial AT-6 - Oktober 2024
Wirtschaftspädagogik in Österreich 2024
Beiträge zum 17. Österreichischen Wirtschaftspädagogik-Kongress
Hrsg.:
&EDITORIAL zur bwp@ Spezial-Ausgabe AT-6
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Editorial zur bwp@ Spezial-Ausgabe AT-6:
Beiträge zum 17. Österreichischen Wirtschaftspädagogik-Kongress
Zum nunmehr vierten Mal in Linz fand im April 2024 der 17. Österreichische Wirtschaftspädagogik-Kongress statt. Auf diesem Kongress präsentierte sich die österreichische Wirtschaftspädagogik als eine Gemeinschaft von Fachleuten aus Forschung, Bildungsverwaltung und Bildungspraxis. Vertreterinnen und Vertreter des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung und der regionalen Schulverwaltungen, Schulleiterinnen und Schulleiter, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und vor allem: die Wirtschaftspädagoginnen und Wirtschaftspädagogen aus den verschiedenen Schulen und Regionen, durch die die „Wipäd-Community“ lebt, trafen bei dem Kongress zusammen und traten in einen fruchtbaren Austausch.
In guter Tradition begann der Kongress mit Keynotes der vier Forschungsstandorte, gefolgt von 16 Beiträgen, die allesamt zu spannenden Diskussionen führten. Insgesamt besuchten ca. 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Kongress und traten zusammen in inspirierenden und interessanten Gesprächen und Begegnungen.
Die bwp@ Spezial-Ausgabe AT-6 versammelt Kongressbeiträge, die die vielfältigen Forschungsgebiete der österreichischen Wirtschaftspädagogik widerspiegeln. Die Beiträge sind breit gefächert und konzentrieren sich sowohl auf Studierende der Wirtschaftspädagogik, das Geschehen im Klassenzimmer, die Förderung von unternehmerischem Denken und Finanzbildung als auch auf spezifische Lehrmethoden und anlässlich des neuen HAK-Lehrplans auch auf den Prozess der Lehrplanerstellung. Nach dem Begleiten eines Single-blind-Peer-Review-Prozesses mit je zwei unabhängigen Gutachter:innen dürfen wir im Folgenden zehn Beiträge zu drei Schwerpunkten vorstellen.
In den ersten fünf Beiträgen liegt der Fokus auf Lernenden und Lehrmethoden. Heike Welte und Michael Thoma gehen in ihrem Beitrag der Frage nach, wie es um die epistemologischen Überzeugungen unserer Studierenden der Wirtschaftspädagogik steht. Sie verschriftlichen dafür Ergebnisse ihrer österreichweit angelegten Erhebung und plädieren dafür, Reflexionsprozesse zu Wissen über das eigene Wissen bei angehenden Lehrpersonen zu stärken. Daran schließen Annette Ostendorf und Petra Meyer in ihrem Beitrag an, um zu zeigen, wie es ging und gehen kann, in hochschulischer Lehre innovative pädagogische Praxis umzusetzen. Sie greifen dafür Design Thinking auf und widmen sich einerseits den theoretischen Hintergründen dieser Methode und illustrieren andererseits zwei konkrete Beispiele im Kontext der betriebswirtschaftlichen und wirtschaftspädagogischen Hochschullehre. Nach Design Thinking schließt sich David Luidolds und Peter Slepcevic-Zachs Beitrag an, der sich mit Design-based Research befasst. Vor dem Hintergrund, dass es bereits eine Vielzahl von Forschung zu Planspielen gibt, widmen sie sich der noch offenen Frage nach der kontextuellen Abhängigkeit der Anwendung von Planspielen. Sie stellen dafür ein Planspiel vor, welches entwickelt und dessen Entwicklung zugleich beforscht wurde, und leiten daraus nützliche Gestaltungsprinzipien für Planspielentwickler:innen und Spielleiter:innen ab. Ebenso relevant für multiple Disziplinen spricht Bettina Greimel-Fuhrmann in ihrem Beitrag warnende Worte aus. Nach einem systematischen Überblick über gängige Finanzbetrugsmaschen beleuchtet sie die Bedeutung und Effektivität von Finanzbildung, Wissen über Finanzbetrug und finanzielles Risiko, um präventiv und reaktiv Implikationen für Finanzbildungsangebote passend für Jugendliche und Erwachsene abzuleiten. Peter Krauskopf beschließt diesen Fokus auf Lernende und Lehrmethoden, indem er sich in seinem Beitrag dem aktuellen Thema der neuen Lehrpläne an Handelsakademien widmet, welche mit Herbst 2026 in Kraft treten werden. Darin arbeitet er anhand ausgewählter Beispiele aus dem Leitfach Betriebswirtschaft auf, wie systematisch und unter Einbindung einer Vielzahl von Stakeholdern – mehr als 20.000 Personen! – die Genese eines neuen Lehrplans zukunftsweisend verlaufen kann.
In den nächsten drei Beiträgen liegt der Fokus auf Unternehmertum. Susanne Kamsker, Jakob Stadler und Michaela Stock leiten mit ihrem Beitrag ein, in welchem sie sich unter Rückgriff auf das Erasmus+-Projekt SPINTeams der Herausforderung stellen, wie Forschung und Ideen in Unternehmer:innentum überführt werden können. Sie verorten dafür ein unterstützendes Lernangebot, welches durch die Synthese einerseits kohärenter Abstimmung von Lernzielen, Lehr- und Lernaktivitäten und Bewertungskriterien und andererseits Integration von Peer Learning und Mentoring zu einer nachhaltigeren Gründung von Start-ups und Spin-offs im universitären Umfeld beitragen können soll. Den Gedanken der Unternehmensgründung weitertragend adressieren Peter Slepcevic-Zach, Michaela Stock, Alexander Eduard Heidekum, Sabine Bergner und Martin Neubauer in ihrem Beitrag, wie unterschiedlich Gründungsabsichten bereits unter Jugendlichen sein können und mit welchen weiteren personellen Merkmalen diese kovariieren. Sie stellen dafür das Talentcenter der Wirtschaftskammer (WKO) Steiermark vor und präsentieren Ergebnisse einer ausgewählten Begleitstudie zur Frage, inwiefern berufliche Interessen von Jugendlichen mit deren Absicht einhergehen, unternehmerisch tätig werden zu wollen. Barbara Dunkl und Julia Rieß erweitern diese Sicht auf Gründungsneigung um die Perspektive der Neigung zur Verschuldung und beschließen mit ihrem Beitrag damit den Fokus auf Unternehmertum. Vor dem Hintergrund, dass die Theorie des geplanten Verhaltens (TPB) nach Ajzen in Studien in diesem Bereich präsent ist, hinterfragen sie, welches unterschiedliche Verständnis und welche unterschiedliche Operationalisierung von TPB Studien zugrunde liegen kann. Sie kontrastieren dafür zwei ausgewählte empirische Studien und arbeiten deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf.
In den finalen zwei Beiträgen liegt der Fokus auf dem Geschehen im Klassenzimmer. Zu diesem Thema geht Christiane Schopf in ihrem Beitrag der Frage nach, ob bzw. was Schüler:innen aus Lehrer:innenerklärungen – aufgebaut nach einer Beispiel-Regel-Struktur – tatsächlich lernen. Während sich positive Lernergebnisse für Schüler:innen bezüglich der konkreten Beispiele festhalten lassen, zeigen sich gleichzeitig Limitationen betreffend der zugrundeliegenden Konzepte und Prinzipien; insbesondere bleiben Transfereffekte auf andere Kontexte beschränkt. Die bwp@ Spezial-Ausgabe AT-6 zum 17. Österreichischen Wirtschaftspädagogik-Kongress schließt mit dem Beitrag von Alexandra Postlbauer, Sonja Lenz und Christoph Helm. Darin gehen die Autor:innen dem Umstand nach, dass häufig derselbe Unterricht ganz unterschiedlich wahrgenommen werden kann, vor allem wenn man die Lehrenden und die Lernenden gegenüberstellt. Sie beforschen dafür die Klassenzimmer der Sommerschule in Österreich, wo Lehramtsstudierende erstmals eigenverantwortlich eine heterogene Lerngruppe leiteten. Die Studie zeigt – im Gegensatz zu Lehrkräften, welche schon länger im Beruf stehen – ein hohes Maß der Übereinstimmung in der Wahrnehmung zentraler Aspekte von Unterrichtsqualität zwischen Lehrenden und Lernenden.
Georg Krammer & Abida Malik
Zitieren des Beitrags
Kammer, G. & Malik, A. (2024). Editorial zur bwp@ Spezial-Ausgabe AT-6: Beiträge zum 17. Österreichischen Wirtschaftspädagogik-Kongress. In G. Krammer & A. Malik (Hrsg.), bwp@ Spezial AT-6: Beiträge zum 17. Österreichischen Wirtschaftspädagogik-Kongress (S. 1–3). https://www.bwpat.de/wipaed-at6/editorial_wipaed-at_2024.pdf