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bwp @ Spezial 5 | September 2011
Hochschultage Berufliche Bildung 2011
Herausgeber der bwp@ Spezial 5 sind Thomas Bals & Heike Hinrichs

FT03 - Bau, Holz, Farbe und Raumgestaltung
Herausgeber: Sabine Baabe-Meijer, Werner Kuhlmeier & Johannes Meyser

Titel:
Übergänge gestalten – Konzepte, Erfahrungen und Perspektiven in den Fachrichtungen Bautechnik, Holztechnik sowie Farbtechnik und Raumgestaltung


Dual und vollzeitschulisch ausgebildete Bauzeichner/innen beim Übergang von der Ausbildung in das Erwerbsleben – eine qualitative, regionale Übergangsstudie

Beitrag von Holger STEINMETZ (Technische Universität Berlin)

Abstract

An der Berliner Martin-Wagner-Schule, einem Oberstufenzentrum für Bautechnik, haben 77 Bauzeichner/innen im Juni 2010 ihre Ausbildung erfolgreich abschließen können. Davon wurden 22 im Dualen System und 55 vollzeitschulisch ausgebildet. Im Mittelpunkt der qualitativen Studie stehen die biografischen Erfahrungen der jungen Absolventen beim Übergang von der Berufsausbildung in das Erwerbsleben. Mit Hilfe problemzentrierter Interviews soll dabei insbesondere der Einfluss des Ausbildungsweges (Duales System/Berufsfachschule) auf den beruflichen Verbleib rekonstruiert werden.

1 Problemaufriss

Bis in die 90er Jahre hinein galt das Duale System der Berufsausbildung in vielen Beschäftigungsfeldern als „Königsweg“ (FELLER 2006, 284) der beruflichen Erstausbildung. Der einsetzende technologische, demografische und ökonomische Wandel erodiert seitdem jedoch diesen Ausbildungsbereich zunehmend. Noch 1990 nahm das Duale System 75% der 16- bis 19jährigen und 66,5% der 15- bis 30jährigen auf (vgl. GREINERT 2007, 1). Seitdem haben sich neben diesem System zwei weitere Sektoren im deutschen Berufsausbildungssystem herausgebildet: das Schulberufssystem und das sogenannte Übergangssystem (vgl. Abb. 1). Der Euphemismus „Übergangssystem“ bezeichnet dabei kein geordnetes System. Er wird in der Literatur als „beschönigende Verlegenheitsbezeichnung für den skandalösen Dschungel von Warteschleifen“ (GREINERT 2007, 2) oder als „Übergangslabyrinth“ (SCHELTEN 2009, 107) beschrieben (vgl. auch MÜNK 2008).

 

 

Abb. 1:   Verteilung der Neuzugänge auf die drei Sektoren des beruflichen Ausbildungssystems (2006). Quelle: Die berufsbildende Schule, April 2009 (Titelbild).

 

Auch in der Bauwirtschaft ist dieser Trend festzustellen. Die immer deutlicher werdenden kapazitären Einschränkungen schlagen sich im beruflichen Ausbildungsangebot nieder, sodass nicht alle ausbildungswilligen Jugendlichen die Chance erhalten, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Die Einrichtung vollzeitschulischer Bildungsgänge soll dem entgegenwirken und einem zukünftigen, durch den demografischen Wandel bedingten Fachkräftemangel vorbeugen. Die Martin-Wagner-Schule, ein Oberstufenzentrum für Bautechnik in Berlin-Weißensee, bietet auch aus diesem Grunde neben dem „dualen“ Einstiegspfad für Bauzeichner mit der Berufsfachschule einen gleichgestellten und vollqualifizierenden Ausbildungsweg mit abschließender Kammerprüfung an. Von den 68 Absolventen des Abschlussjahrgangs 2010 haben 41 die vollschulische und 27 die duale Ausbildung erfolgreich abschließen können (vgl. Tabelle 1).

 

Tabelle 1:    Bauzeichner-Ausbildung an der Martin-Wagner-Schule in Berlin.

 

Duales System

Berufsfachschule

Voraussetzung

Abschluss eines Ausbildungsvertrages, z.B. mit einer Baufirma

Erweiterter Hauptschulabschluss

Ausbildung

Praktische Ausbildung im Betrieb, theoretische Ausbildung an ein bis zwei Schultagen an der MWS

Fachtheoretische und –praktische Ausbildung an der MWS (34 Unterrichtsstunden pro Woche)

Dauer

3 Jahre

Abschluss

IHK-Prüfung

Absolventen 2010

27

41

 

Auf den ersten Blick lassen diese Zahlen scheinbar den Schluss zu, dass sich die Berufsfachschule als eine gleichwertige Alternative, wenn nicht sogar als „kräftigeres Standbein“ der Bauzeichnerausbildung an der Martin-Wagner-Schule entwickelt hat. Doch dieser Schein trügt. Treten die Absolventen beider Bildungswege auf dem Arbeitsmarkt in Konkurrenz, wird es aus mehreren Gründen offensichtlich, dass die vollzeitschulisch ausgebildeten Bauzeichner (Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Text nur die männliche Schreibweise verwendet. Generell sind beide Geschlechter gleichermaßen angesprochen.) nur schwerlich eine ausbildungsadäquate Beschäftigung finden werden. Zum einen fragt die Berliner Bauwirtschaft über die Ausbildungsverträge lediglich 27 Bauzeichner in Berlin nach, so dass, den tatsächlichen Bedarf ignorierend, 41 zusätzliche Absolventen „am Markt vorbei“ angeboten werden. Der Bedarf aller Bundesländer zusammen liegt, um eine Vergleichsgröße zu nennen, z. Z. bei ca. 175 Bauzeichnern pro Jahr (vgl. GESELLSCHAFT ZUR FÖRDERUNG DES DEUTSCHEN BAUGEWERBES 2009, 68). Zum anderen sind die Absolventen der Berufsfachschule bei der Einmündung in den Arbeitsmarkt gegenüber ihren Mitbewerbern stark benachteiligt, denn die vollzeitschulische Ausbildung steht in der öffentlichen Wahrnehmung nach wie vor „im Schatten der dualen Berufsausbildung“ (AUTORENGRUPPE BILDUNGSBERICHTERSTATTUNG 2008, 104). Sie gilt als „praxisfremd und kostenträchtig“ (ebd.) und wird „…von den Arbeitgeberverbänden sowie von den Gewerkschaften aus interessenpolitischen Gründen ganz offen diskriminiert…“ und abgewertet (GREINERT 2007, 4). Aus diesen Vorurteilen resultiert für Abgänger der beruflichen Vollzeitschulen ein erschwerter Übergang an der „Zweiten Schwelle“ (zum Zweischwellenmodell und seiner kritischen Diskussion vgl. Abb. 2 und 3 sowie umfassend RUF 2007, 57ff.).

 

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Abb. 2:   Das klassische Zweischwellenmodell.

 

Befragt man Schüler der Berufsfachschulklassen an der Martin-Wagner-Schule zu ihrer Motivation, eine vollzeitschulische Lehrstelle zum Bauzeichner angetreten zu haben, so wird aus den eher ernüchternden Antworten offenbar, dass sie nur geringe Chancen zur Gestaltung ihrer eigenen Berufsbiografie wahrnehmen konnten. Nur eine geringe Minderheit gibt ein persönliches Interesse am Ausbildungsberuf an, die meisten kamen durch andere Umstände und mehr zufällig zum bautechnischen Fach (der Autor bezieht sich hier auf eigene, punktuelle Befragungen im Rahmen von Unterrichtsgesprächen in den Jahren 2005-2008). Oft war diese Lehrstelle nach vielen Bewerbungsabsagen der sprichwörtlich „letzte Strohhalm“, von dem sie über Geschwister oder Freunde erfahren haben, an den sie sich nun klammern und von dem sie sich bessere Vermittlungschancen am Grenzübergang zur Arbeitswelt erhoffen. Vielfach wurde ihnen von Lehrerseite auch Mut gemacht und ihre Entscheidung für den Besuch der Berufsfachschule befürwortet, da dies für ihr Selbstwertgefühl und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt schließlich nur förderlich wäre. Überhaupt eine Ausbildung zu machen, sei besser als keinen Arbeitsplatz zu haben.

Die „dualen“ Schüler haben hingegen bereits die „Erste Schwelle“ erfolgreich überschritten und einen Ausbildungsplatz bekommen. Im Vergleich zu den vollzeitschulischen Kollegen haben sie zudem, neben den i. d. R. höheren allgemeinbildenden Schulabschlüssen, als „Unternehmensinsider“ an der „Zweiten Schwelle“ eine sehr viel höhere Beschäftigungswahrscheinlichkeit (zum Insider-Outsider-Modell vgl. RUF 2007, 144f.). Bei vielen kann auch davon ausgegangen werden, dass die Ausbildung zur Vorbereitung eines Studiums dient, eine anschließende Erwerbsarbeit als Bauzeichner also gar nicht eingeplant ist. Für die Schüler des Dualen Systems lässt sich vermuten , dass sie ihren bisherigen erfolgreichen Bildungsverlauf gradlinig in eine überwiegend selbstgestaltete Berufsbiografie fortführen.

Der berufliche Verbleib und damit verbundene Informationen sind für die bisherigen Absolventenjahrgänge der Bauzeichner beider Ausbildungswege nicht bekannt, wenn man von einigen wenigen Schülern absieht, die sich an der Martin-Wagner-Schule weiterbildenden bzw. die Prüfung wiederholen.

2 Stand der Forschung

Dem „klassischen“ Zweischwellenmodell (vgl. Abb. 2) liegt die anachronistische Vorstellung einer Normalerwerbsbiografie zugrunde. Mit dieser reduzierten Vorstellung kann die Vielfalt der möglichen Übergänge im heutigen Berufsbildungssystem nicht abgebildet werden (vgl. RUF 2007). Ein Bild von „Wegen durch ein Labyrinth“ käme der Realität schon seit langem näher (WESTHOFF 1991, 54). RUF hat dementsprechend ein modifiziertes Schwellenmodell vorgestellt (vgl. Abb. 3).

 

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Abb. 3:   Modifiziertes Schwellenmodell nach RUF. (Quelle: RUF 2007, 60.)

 

Die Bundesagentur für Arbeit, das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung haben Beiträge zur beruflichen Verbleibsforschung geliefert. Beispielsweise untersucht das BIBB den Verbleib von Absolventen des Dualen Systems (vgl. ERBE 2008). Das IAB hat ein Betriebspanel (vgl. BUNDESINSTITUT FÜR BERUFSBILDUNG 2009, 182f.) und eine Beschäftigtenstichprobe (ebd., 187f.) veröffentlicht. In diesen groß angelegten Studien liegt das Augenmerk jedoch selten auf einzelnen Personen im Übergang zur Erwerbsarbeit, sondern auf bereits Beschäftigten oder ganzen Betrieben. Die Forscher haben ihre Studien „…hauptsächlich aus den Disziplinen der Nationalökonomie und Soziologie entwickelt, in denen das Individuum als Person mit unterscheidbaren Eigenschaften nur eine untergeordnete Rolle spielt. Der Arbeitsmarkt- und Berufsforscher versteht sich eher als Strukturforscher“ (MÜLLER 2008, 17 in Anlehnung an BLASCHKE 1987), subjektive Perspektiven werden ausgeblendet. Die derzeit unbefriedigende Gesamtsituation in der beruflichen Bildungslandschaft erfordert es aber, die Sicht aus der handelnden Perspektive der Individuen einzunehmen. So stellt beispielsweise RUF „individualistische Erklärungsansätze“, die aus „…Akteursperspektive Verwertungsmöglichkeiten und -probleme im Handeln der Individuen…“ (RUF 2007, 201) erklären können, in den Mittelpunkt seiner Forschungsergebnisse. Auch KREHER unterstreicht, dass unter den heutigen Bedingungen der unübersichtlichen Berufsbildungslandschaft  insbesondere die subjektive Sicht der jungen Erwachsenen eingenommen werden muss: „Die Übergänge in Arbeit sind durch fehlende Arbeitsplätze sowie wenig transparente Übergangswege gekennzeichnet, weshalb die subjektive und biografische Dimension an Bedeutung gewinnt“ (KREHER 2007, 191).

In der aktuellen Debatte gibt es deshalb ein wachsendes Interesse an Forschungsprogrammen, die sich theoretisch, empirisch und praktisch mit den Chancen und Widerständen in individuellen Bildungsverläufen, biografischen Auswirkungen von diskontinuierlichen Bildungsverläufen sowie der Selbstverantwortung und berufsbiografischer Gestaltungskompetenz auseinandersetzen (vgl. BÜCHTER 2009).

Qualitative Untersuchungen zum Übergang in Arbeit aus der Perspektive von jungen Erwachsenen wurden beispielsweise von OEHME durchgeführt. Er kommt zu dem Schluss, dass von den Jugendlichen zwar erwartet wird, sich selbstständig um die eigene Berufsbiografie zu kümmern, sie aber „…die Gleise hin zur Arbeit und damit zu einem guten Teil hin zum Erwachsenwerden nicht selbst bahnen…“ (OEHME 2007, 168) können und „…der Stau an der zweiten Schwelle ein Indiz dafür ist, dass der Übergang in Arbeit inzwischen zu einer zentralen Herausforderung der Lebensphase Jugend und des jungen Erwachsenenalters geworden ist“ (ebd., 170).

Zum Problem der Akzeptanz vollzeitschulisch erworbener Berufsabschlüsse hat RUF theoretische und empirische Zugänge herausgearbeitet und konstatiert, dass die Qualität der in Vollzeitschulen vermittelten Berufsausbildung aktuell nicht zu beurteilen sei (vgl. RUF 2007, 201). NICKOLAUS stellt hierzu fest, dass bislang keine geeigneten Forschungsprogramme aufgelegt wurden, um mit Hilfe systematischer Forschungsergebnisse der vollzeitschulischen Ausbildung das „Etikett der zweiten Wahl“ (NICKOLAUS 2006, 76) abnehmen zu können.

Wie Absolventen aus ihrer subjektiven Perspektive vollzeitschulische Ausbildungen im Vergleich zu einer Ausbildung im Dualen System und danach den Einstieg in die Berufsarbeit erleben, hat durch die bislang dominierende Strukturforschung noch zu wenig Beachtung erfahren. Welche Akzeptanz oder Ressentiments und mit welchen Bewältigungsstrategien sie sich vor dem Hintergrund ihrer inneren Wahrnehmung den Weg durch das oben skizzierte Labyrinth bahnen, ist ebenfalls unzureichend untersucht worden.

3  Fragestellung und Zielsetzung

„Der Übertritt der jeweils nachwachsenden Generation von der Schule ins Berufsleben müsste, so sollte man meinen, im Prozess des Erwachsenwerdens der selbstverständlichste Vorgang der Welt sein; eine Statuspassage, die einfach zum Leben dazugehört. - Doch so einfach ist es leider nicht“ (LEHMKUHL 2009, 22).

Mit Hilfe einer Studie im Rahmen eines Promotionsvorhabens soll untersucht werden, warum das nicht so einfach ist und wie sich der Übergang in die Erwerbstätigkeit aus dem Blickwinkel der jungen Absolventen darstellt. Es ist das übergeordnete Ziel der Forschungsarbeit,

·      den Übergang der Bauzeichner in Abhängigkeit Ihres Ausbildungsweges (Berufsfachschule oder Duales System) an der Zweiten Schwelle nachzuvollziehen und

·      die Wahl unterschiedlicher Wege und Bewältigungsstrategien beim Übergang in den Beruf aus der Perspektive der jungen Absolventen zu verstehen.

Im Einzelnen sollen folgende Aspekte bzw. Forschungsfragen betrachtet werden:

·      Auf welchem Wege sind die Jugendlichen zur Ausbildung gekommen?

·      Wo verbleiben die Absolventen?

·      (Wie) werden Ressentiments erfahren („Etikett der 2. Wahl")?

·      Ist das Selbstwertgefühl der Absolventen durch die abgeschlossene Ausbildung gestiegen?

·      Wahrnehmung der beruflichen Identität als Bauzeichner/in

·      Welche Bewältigungsstrategien können an der „Zweiten Schwelle“ identifiziert werden?

·      Innere Logik der Verarbeitung von Erfahrungen sichtbar machen

·      Typische Verlaufsmuster erkennen (Fallstudien)

4 Untersuchungsdesign

Der Einsatz sich gegenseitig unterstützender sowie ergänzender qualitativer und quantitativer Forschungsinstrumente soll die Verfolgung der o. g. Zielsetzungen ermöglichen (vgl. Abb. 4).

 

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Abb. 4:   Untersuchungsdesign.

4.1 Flankierende quantitative Untersuchung

Der äußere Rahmen dieser Arbeit wird durch eine jährliche Online-Befragung der Absolventen des Jahrgangs 2010 gegeben, um neben sozialstatistischen Fragen vor allem den beruflichen Verbleib klären zu können. In Abhängigkeit der Ergebnisse des einleitenden Online-Fragebogens im November 2010 erfolgt im Frühjahr 2011 die Wahl der ersten Interviewpartner.

4.2 Qualitative Untersuchung

Primäre Erhebungsgrundlage der Studie sind die problemzentrierten Interviews. Vorgesehen sind zwei Interviewreihen im Sommer 2011 und 2012 mit jeweils zehn Gesprächen. Optional und nach Forschungsfortschritt sind darüber hinaus auch ergänzende Interviews mit Arbeitgebern (zum Beispiel zum Thema Rekrutierungsstrategien), Lehrern, Bildungspolitikern, Gewerkschaftern, berufserfahrenen Bauzeichnern denkbar. Um den Untersuchungsgegenstand aus verschiedenen Perspektiven betrachten zu können, sind auch teilnehmende Beobachtungen vorgesehen (vgl. FRIEBERTSHÄUSER 2010, 175; zur Forschungsmethode der Triangulation vgl. auch FLICK 2008).

4.3  Feldzugang

In Informationsgesprächen in den einzelnen Schulklassen wurde die Studie im März 2010 vorgestellt und um die Teilnahme geworben. Auf postalischem Weg sowie über eine zu diesem Zweck eingerichtete Webseite haben sich daraufhin 77 von insgesamt 105 Schülern als Teilnehmer registriert (entspricht 73 %). Von diesen 77 Schülern haben 55 im Juni 2010 die Abschlussprüfung bestanden, sodass diese Gruppe die Grundgesamtheit dieser Studie bildet (ggf. können erfolgreiche Wiederholer in 2011 wieder mit aufgenommen werden). Ob es möglich ist, auch den Abschlussjahrgang 2011 in den Blick zu nehmen, wird in erster Linie durch die zeitlichen Ressourcen determiniert und derzeit geprüft.

Um die Zukunftsperspektiven der Schüler vor deren Ausbildungsende zu erfassen, wurden bereits bei der Kontaktaufnahme im März/April 2010 sechzehn narrative Interviews geführt.

5  Ergebnisse des ersten Online-Fragebogens

Aus den Antworten zum ersten Online-Fragebogen vom November 2010 ergibt sich u. a. folgendes, vorläufiges Bild über den beruflichen Verbleib der Absolventen: während nahezu alle ehemaligen Berufsschüler des Dualen Systems umgehend eine Beschäftigung fanden bzw. ein Studium aufnahmen, steht nur ein Abgänger der Berufsfachschule in einem - befristeten und geringfügigen - Beschäftigungsverhältnis (vgl. Tabelle 2).

 

Tabelle 2:   Ergebnisse des ersten Online-Fragebogens

 

Berufsschule (BS)

Berufsfachschule (BFS)

BS/BFS

Registrierte Absolventen/innen

25

30

55

Verbleib

 

 

 

Arbeit als Bauzeichner

11

0

11

Arbeit als Bauzeichner (befristet)

1

1

2

Arbeit als Bauzeichner mit begleitendem Studium

1

0

1

Studium

11

0

11

Arbeitslos

0

3

3

Jobben

0

2

2

Bundeswehr

0

1

1

Verbleib an der Schule: BFS+Fachoberschule

0

6

6

Verbleib an der Schule: Fachoberschule

1

13

14

Antworten gesamt

25

26

51

Antworten gesamt [%]

100 %

87 %

93 %

 

Aus den Antworten zum ersten Online-Fragebogen vom  November 2010 ergibt sich bereits zum jetzigen Zeitpunkt folgendes, vorläufiges Bild über den beruflichen Verbleib der Absolventen: während nahezu alle ehemaligen Berufsschüler des Dualen Systems umgehend eine Beschäftigung fanden bzw. ein Studium aufnahmen, steht nur ein Abgänger der Berufsfachschule in einem - befristeten und  geringfügigen - Beschäftigungsverhältnis (vgl. Tabelle 2). Die im Mittel mit 93 % hohen Rücklaufquoten beider Untersuchungsgruppen lassen auf eine weitere hohe Beteiligung an der Studie hoffen, sodass den Forschungsfragen in den geplanten Interviewreihen ab Herbst 2011 weiter nachgegangen werden kann.

Literatur

AUTORENGRUPPE BILDUNGSBERICHTERSTATTUNG (2008): Bildung in Deutschland. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Übergängen im Anschluss an den Sekundarbereich I. Bielefeld.

BLASCHKE, D. (1987): Soziale Qualifikationen im Erwerbsleben. Theoretisches Konzept und empirische Ergebnisse. Herausgegeben vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Nürnberg. (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (BeitrAB), 116).

BÜCHTER, K. (Hrsg.) (2009): Call for Papers für die Ausgabe 18 von bwp@: Individuelle Bildungsverläufe im Berufsbildungswesen. Online: http://www.bwpat.de/content/uploads/media/cfp_bwpat18.pdf  (03-12-2009).

BUNDESINSTITUT FÜR BERUFSBILDUNG (BIBB) (Hrsg.) (2009): Datenreport des BIBB zum Berufsbildungsbericht. Online: http://datenreport.bibb.de/media2009/datenreport_bbb_090525_screen.pdf  (12-11-2009).

ERBE (2008): Zeitliche Definition des Übergangs an der Zweiten Schwelle. KiBB. Online: http://www.kibb.de/cps/uploads/556_2te-Schwelle_Antwort1.1216744195632.pdf  (23-10-2009).

FELLER, G. (2006): Ausbildung sichern – die Mühen der Länder. Länderumfrage zur Berufsausbildung an Schulen. In: Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, 102. Jg., H. 2, 283-291.

FLICK, U./ KARDORFF, E. von/ STEINKE, I. (2008): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. 6., durchges. und aktualisierte Aufl. Reinbek bei Hamburg.

FRIEBERTSHÄUSER, B./ LANGER, A./ PRENGEL, A./ BOLLER, H./ RICHTER, S. (2010): Handbuch qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. 3., vollst. überarb. Aufl. (Neuausg.). Weinheim.

GESELLSCHAFT ZUR FÖRDERUNG DES DEUTSCHEN BAUGEWERBES (Hrsg.) (2009): Personalentwicklung im Baugewerbe. Baubetriebswirtschaftliche Tagung 2009. Berlin.

GREINERT, W.-D. (2007): Kernschmelze – der drohende GAU unseres Berufsausbildungssystems. Unveröffentlichter Aufsatz.

KREHER, T. (2007): Heutzutage muss man kämpfen. Bewältigungsformen junger Männer angesichts entgrenzter Übergänge in Arbeit. Weinheim.

LEHMKUHL, K.(2009): Stockender Grenzverkehr zwischen Schule und Beruf. In: Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft Bau-Holz-Farbe (Hrsg.): BAG-Report Bau Holz Farbe. Berufliche Bildung im Übergangssystem, Ausgabe 03, 11. Jg., 22-25.

MÜLLER, K. (2008): Schlüsselkompetenzen und beruflicher Verbleib. Bonn.

MÜNK, D./ RÜTZEL, J./ SCHMIDT, C. (2008): Labyrinth Übergangssystem. Forschungserträge und Entwicklungsperspektiven der Benachteiligtenförderung zwischen Schule, Ausbildung, Arbeit und Beruf. Bonn.

Nickolaus, R. (2006): Duale vs. vollzeitschulische Berufsbildung. Effekte auf die Kompetenz- und Motivationsentwicklung. In: ZÖLLER, A. (Hrsg.): Vollzeitschulische Berufsausbildung - eine gleichwertige Partnerin des dualen Systems? Bielefeld, 76–90.

OEHME, A. (2007): Übergänge in Arbeit. Kompetenzentwicklung, Aneignung und Bewältigung in der entgrenzten Arbeitsgesellschaft. Baltmannsweiler.

RUF, M. (2007): Der Übergang von der vollzeitschulischen Berufsausbildung in das Beschäftigungssystem als Herausforderung für die Berufsbildungsforschung. Theoretische und empirische Zugänge zum Problem der Akzeptanz vollzeitschulisch erworbener Berufsabschlüsse.

SCHELTEN, A. (2009): Der Übergangssektor – ein großes strukturelles Problem. In: Die berufsbildende Schule, 107-108.

WESTHOFF, G. (1991): Schwelle oder Labyrinth? Berufsanfang, Berufswege und Weiterbildungsbedarf von Absolventinnen und Absolventen einer Ausbildung. In: WESTHOFF, G/ BOLDER, A. (Hrsg.): Entwarnung an der zweiten Schwelle? Übergänge von der Berufsausbildung ins Erwerbsleben, Berlin, 53-65.


Zitieren dieses Beitrages

STEINMETZ, H. (2011): Dual und vollzeitschulisch ausgebildete Bauzeichner/innen beim Übergang von der Ausbildung in das Erwerbsleben – eine qualitative, regionale Übergangsstudie. In: bwp@ Spezial 5 – Hochschultage Berufliche Bildung 2011, Fachtagung 03, hrsg. v. BAABE-MEIJER, S./ KUHLMEIER, W./ MEYSER, J., 1-11. Online: http://www.bwpat.de/ht2011/ft03/steinmetz_ft03-ht2011.pdf (26-09-2011).



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