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bwp@ Profil 10 - November 2024
Herausforderungen und Gestaltungsfragen für die berufliche Bildung
Profil 10: Digitale Festschrift für Susan Seeber
Hrsg.:
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Vorwort für bwp@ Profil 10: Digitale Festschrift für Susan Seeber
Anlass für diese Festschrift ist der 60. Geburtstag von Susan Seeber. Kaum zu glauben, aber dennoch ein sehr guter Grund, sie als Person und Wissenschaftlerin zu ehren.
Der erste wichtige Meilenstein in Susan Seebers wissenschaftlicher Laufbahn ist zweifellos ihr Studium der Wirtschaftspädagogik, das sie 1989 mit dem akademischen Grad der Diplomökonompädagogin an der renommierten Humboldt-Universität zu Berlin erfolgreich abschloss. Anschließend hat sie sich weiter für wissenschaftliche Fragen interessiert und von 1989 an ein „Promotionsstudium (Forschungsstudium)“– wiederum an der Humboldt-Universität – absolviert. Im Jahr 1992 konnte sie ihre Promotion zum Thema “Entwicklung von beruflicher Handlungskompetenz durch den Einsatz tätigkeitsorientierter Aufgaben komplexen Charakters in der beruflichen Erstausbildung von Industriekaufleuten” erfolgreich mit dem akademische Grad Dr. paed. abschließen. Insbesondere die Promotionszeit war von gravierenden politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen sowie personellen Veränderungen an der Humboldt-Universität geprägt. Trotz der großen damit verbundenen Unsicherheiten und Unwägbarkeiten ist es Susan Seeber gelungen, durch die „Zeitenwende“ zu navigieren und ihre wissenschaftliche Laufbahn erfolgreich fortzusetzen. Als einen wesentlichen Wegbegleiter in dieser Zeit kann man wohl Dieter Squarra hervorheben.
Nach ihrer Promotion hat sie die Universität temporär verlassen und von 1992 bis 1995 als Bereichsleiterin in der Gesellschaft für Soziale Unternehmensberatung mbH (gsub) Berlin gearbeitet. Die gsub mbH wurde 1991 im Auftrag des Landes Berlin gegründet mit dem Ziel, Programme zur Arbeitsmarktpolitik umzusetzen. Sie arbeitet im öffentlichen Auftrag und ist heute als Dienstleistungsunternehmen mit Schwerpunkten in der Beschäftigungs- und Arbeitsmarktpolitik, Inklusions- und Teilhabepolitik, Kinder- und Jugendpolitik und Bildungspolitik tätig (gsub o. D.). Nach dem außeruniversitären „Exkurs“ führt der Weg Susan Seeber zurück an die Humboldt-Universität, wo sie bis 2010 als wissenschaftliche Mitarbeiterin und wissenschaftliche Assistentin in der Abteilung für Wirtschaftspädagogik am Institut für Erziehungswissenschaften tätig war. Von 2008 bis 2010 war sie zusätzlich Koordinatorin des Nationalen Bildungsberichts am Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF, seit 2018 als Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation bekannt) in Frankfurt am Main und Berlin. Ihre Habilitation schloss Susan Seeber 2008 formal an der Universität Hamburg ab und erhielt die Venia legendi für allgemeine Erziehungswissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Berufs- und Wirtschaftspädagogik. Der Titel ihrer Habilitationsschrift lautet: „Analysen zur Effektivität beruflicher Bildung“. Wegbegleiter in dieser Qualifikationsphase waren an der Humboldt-Universität wiederum Dieter Squarra, weiterhin Jürgen van Buer, Steffi Badel und Rainer Lehmann, an der Universität Hamburg Tade Tramm, am DIPF Hermann Avenarius und Eckhard Klieme.
Seit 2010 ist Susan Seeber als Professorin für Wirtschaftspädagogik und Personalentwicklung an der Universität Göttingen tätig. Sie hat die Nachfolge von Frank Achtenhagen angetreten, der Göttingen seit den 1970er Jahren zu einer der renommiertesten und zum damaligen Zeitpunkt eine der größten deutschen Ausbildungsstätten für angehende Wirtschaftspädagogen aufgebaut hatte. Dieses „Erbe“ hat sie – kaum angetreten – sehr erfolgreich entwickelt und mit ihrem eigenen Profil versehen – der Lehrerbildung und der Professionalisierung von betrieblichem Bildungspersonal. Seither verbindet sich mit Göttingen längst nicht mehr nur der Name „Achtenhagen“, sondern auch und sehr prominent der Name „Seeber“. Die Zeit in Göttingen hat dazu geführt, dass Susan Seeber sich - so jedenfalls unsere (möglicherweise verzerrte) Außensicht - niedersächsische Tugenden angeeignet hat. Sie ist demnach sturmfest und mit dieser Universität erdverwachsen (dies als Hinweis für alle, die Heino kennen). Mit einem kleinen Schmunzeln im Gesicht vermuten wir, dass sie sich daher auch nicht aus Göttingen fortlocken ließ, obwohl die Rufe von attraktiven und teils bereits sehr vertrauten Universitäten erschallten, hierunter 2010 der Ruf an die Universität Paderborn, 2013 an die Universität Bamberg und 2016 an die Humboldt-Universität zu Berlin.
Wenn auch nicht an der Universität, ist Susan Seeber doch dem Standort Berlin immer treu geblieben. Dort ist ihr privater Lebensmittelpunkt. Dies bringt mit sich, dass sie unermüdlich zwischen der pulsierenden Hauptstadt und dem beschaulichen Göttingen pendelt – ein eindrucksvolles Beispiel für ihre Fähigkeit, Distanzen zu überwinden und Vorteile aus unterschiedlichen Welten miteinander zu verknüpfen. Dies gilt auch dann, wenn das ein oder andere „DBakel“ ihr außerplanmäßige Übernachtungen in Zügen im Bahnhof Hannover oder Beschwernisse sonst irgendwo auf irgendeiner Strecke beschert. Die Herausforderung des Wandelns zwischen den Welten und der Überbrückung von Distanzen war Susan Seeber offenbar bereits in die akademische Wiege gelegt. Sie schaffte den Spagat zwischen Ost und West, zwischen Universität, Forschungsinstitut und Unternehmensberatung, zwischen Forschung, Praxis und Politik im Bereich der Berufsbildung und sie hat es vermocht, alles zu einer beeindruckenden Gesamtchoreografie zu verbinden. Dabei hat sie umfangreiche Erfahrung und Expertise erworben, die sie in ihre eigene Forschung und Lehre einbringt. Zudem qualifiziert sie dies zu einer geschätzten Ansprechpartnerin für verschiedenste „Stakeholder“.
Auch in ihrer Forschung gelingt es Susan Seeber, unterschiedliche zentrale Themen beruflicher Bildung zu prägen und miteinander zu verbinden. Im Mittelpunkt stehen Übergänge in Ausbildung und Arbeitsmarkt, soziale Disparitäten in der Teilhabe an beruflicher Aus- und Weiterbildung, Ausbildungsmonitoring, Kompetenzdiagnostik in der beruflichen Bildung und Professionalität des Lehr- und Ausbildungspersonals. Dabei werden immer wieder bedeutsame Herausforderungen, wie beispielsweise Transformationsprozesse im Kontext von Nachhaltigkeit oder Digitalisierung mit ins Auge gefasst. Mit ihrer vielfältigen Expertise ist sie nicht nur wegweisend für die wissenschaftliche, sondern auch die bildungspolitische Welt. Besonders hervorzuheben ist hierbei ihre Mitarbeit in der Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung zur Erstellung des Nationalen Bildungsberichts und des inzwischen eingestellten Ländermonitors berufliche Bildung, zwei Berichtsreihen, die nicht nur mediale Aufmerksamkeit erfahren, sondern auch eine zentrale Grundlage für die bildungspolitische Diskussion in Deutschland darstellen. Ein wichtiger Wegbegleiter war dabei Martin Baethge, der leider wenige Tage nach der Veröffentlichung des Ländermonitors berufliche Bildung 2017 verstorben ist, so dass Susan Seeber die Verantwortung für das Thema Berufliche Ausbildung im Nationalen Bildungsbericht vollständig übernommen hat. Ihr Engagement im Bildungsmonitoring, das sich in ihrer Mitarbeit in zahlreichen Gremien und Arbeitsgruppen widerspiegelt – darunter als Mitglied der Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung seit 2010, als gewähltes Mitglied der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz seit 2021 und als Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Bundeszentrale für politische Bildung seit September 2022 – unterstreicht ihre fachliche Expertise und ihr breites Engagement in diesen verschiedenen Welten.
Susan Seeber ist jedoch nicht nur eine herausragende Wissenschaftlerin und Hochschullehrerin, sondern auch eine verlässliche und geschätzte Kollegin, Mentorin und Freundin. Und oft verbindet sich alles miteinander. Susan Seeber ist eine produktive und im besten Sinne akribische Hochschullehrerin und Forscherin. Sie bereitet Projekte umfangreich und detailgenau vor. Gleiches gilt für ihre außeruniversitären Lehrveranstaltungen und Seminare. „Schwellenforschung“ und „Schwellendidaktik“ sind für sie Fremdworte. Bereits seit den ersten Lehrveranstaltungen in Berlin gelingt es ihr in beeindruckender Weise, ihre Veranstaltungen auf höchstem Niveau sowohl hinsichtlich deren didaktisch-theoretischen Basierung als auch hinsichtlich von Zielsetzung, Bedürfnisorientierung und Kontextsensibilität zu realisieren.
Darüber hinaus wird Susan Seeber als herausragende Kollegin geschätzt, mit der die Zusammenarbeit stets vertrauensvoll und konstruktiv ist. Sie besitzt die Fähigkeit, in schwierigen Situationen den „Karren aus dem Dreck zu ziehen“ und die richtigen Lösungen zu finden. Auf Konferenzen bringt sie stets spannende Beiträge ein, findet aber auch Zeit für Sightseeing und den ein oder anderen Shoppingtrip - gerne in Begleitung von einem Teil der Herausgeber:innen dieses Beitrags.
Diese Festschrift setzt mit 15 Beiträgen an das facettenreiche Bild von Susan Seeber an. Viele ihrer Wegbegleiter:innen äußern sich hierbei aus unterschiedlichen Positionen zu Themengebieten, die eng mit den Forschungsbereichen von Susan Seeber verbunden sind. Die Autor:innen beleuchten in ihren Beiträgen unterschiedliche Themen der Bildungsforschung und -gestaltung in der beruflichen Bildung, Herausforderungen in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik, der Kompetenzmessung sowie der Lehrkräftebildung und -professionalisierung.
An dieser Stelle möchten wir allen Autorinnen und Autoren herzlichst danken, die auf diesem Weg ihre Verbundenheit mit Susan Seeber ausgedrückt und zum Gelingen der Festschrift beigetragen haben. Wir gratulieren Susan Seeber herzlich zum 60. Geburtstag und freuen uns auf die weitere gemeinsame Arbeit, auf anregende Kooperationen, spannende gemeinsame Konferenzbesuche, viele Gesprächsgelegenheiten und auf die Gelegenheit, auf ihren Geburtstag anzustoßen.
Bärbel Fürstenau, Eveline Wuttke, Christian Michaelis und Robin Busse
(Herausgeber:innen von Profil 10)
November 2024
Literatur
gsub. (o. D.): Über uns: Wir bringen Projekte zum Laufen. Online: https://www.gsub.de/ueber-uns (01.10.2024).
Zitieren des Beitrags
Fürstenau, B./Wuttke, E./Michaelis, C./Busse, R. (2024): Vorwort für bwp@ Profil 10: Digitale Festschrift für Susan Seeber. In: bwp@ Profil 10: Herausforderungen und Gestaltungsfragen für die berufliche Bildung. Digitale Festschrift für Susan Seeber zum 60. Geburtstag, hrsg. v. Michaelis, C./Busse, R./Wuttke, E./Fürstenau, B., 1-5. Online: https://www.bwpat.de/profil10_seeber/vorwort_profil10.pdf (24.11.2024).